Profilbild von Nancy0705

Nancy0705

Lesejury Star
offline

Nancy0705 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nancy0705 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2025

solide

Der Nachbar
0

Als ich den Klappentext zum neuen Thriller "Der Nachbar" von Sebastian Fitzek gelesen habe, war ich von der Grundidee sofort eingenommen und wollte das Buch unbedingt lesen:
Sarah Wolff, eine Strafverteidigerin, ...

Als ich den Klappentext zum neuen Thriller "Der Nachbar" von Sebastian Fitzek gelesen habe, war ich von der Grundidee sofort eingenommen und wollte das Buch unbedingt lesen:
Sarah Wolff, eine Strafverteidigerin, zieht mit ihrer Tochter an den Stadtrand von Berlin, um neu anzufangen. Sie kämpft mit ihrer Monophobie – der tiefen Angst, allein zu sein – und hofft, in ihrer neuen Nachbarschaft Ruhe und Sicherheit zu finden. Doch bald merkt sie, dass etwas nicht stimmt: Jemand kümmert sich um sie, mischt sich heimlich in ihr Leben ein, füllt ihren Kühlschrank und installiert ein Nachtlicht in ihrem Zimmer, obwohl sie sich nicht daran erinnert, das bestellt zu haben. Dieser „Nachbar“ bleibt lange unsichtbar, doch sein Einfluss wird immer bedrohlicher...

Fitzeks Schreibstil ist gewohnt schnell, klar und leicht zugänglich. Ich mag das treibende Tempo seiner kurzen Kapitel, auch wenn ich mir manchmal ein bisschen mehr Raum gewünscht hätte, um emotional tiefer einzutauchen.
Gerade zu Beginn erzeugt er eine leise, kaum greifbare Beklemmung, die ich sehr gelungen fand. Genau diese stillen, unterschwelligen Momente, das leichte Frösteln, weil „irgendetwas“ nicht stimmt, ohne dass Sarah es sofort merkt, sind für mich die stärksten im Buch. Umso bedauerlicher fand ich, dass dieser Ton nur sehr kurz anhält. Das Buch nimmt extrem schnell Fahrt auf und wird früh dramatisch, sodass die subtilen Irritationen, die im Klappentext so stark angedeutet werden, kaum Zeit haben, sich wirklich zu entfalten. Ich persönlich hätte mir gewünscht, länger in dieser Phase zu bleiben, in der das Unheimliche noch leise ist und Sarah selbst nicht ahnt, wie nah jemand ihr kommt.

Mit den Figuren hatte ich größtenteils ein gutes, wenn auch nicht immer perfektes Leseerlebnis. Sarah wirkt authentisch, verletzlich und zugleich entschlossen genug, um mich emotional mitzunehmen. Ihre Monophobie gibt der Handlung einen psychologischen Kern. Ich hätte mir jedoch an einigen Stellen gewünscht, dass diese innere Dimension noch tiefer ausgearbeitet wird.
Die Nebenfiguren bleiben teilweise etwas schemenhaft - nicht unbedingt störend, aber spürbar –, während der unsichtbare „Nachbar“ als Konzept hervorragend funktioniert und genau die richtige Mischung aus Rätselhaftigkeit und unerträglicher Nähe mitbringt.

Die Handlung selbst fand ich spannend und gut konstruiert, auch wenn manche Wendungen für meinen Geschmack ein wenig zu sehr auf Effekt gesetzt sind. Sie haben mich nicht verloren, aber manchmal kurz innehalten lassen. Besonders im letzten Drittel wird der Thriller schneller, lauter und actionreicher, wodurch die psychologische Feinheit des Anfangs etwas in den Hintergrund tritt. Dennoch blieb ich bis zum Schluss neugierig, weil Fitzek es gut versteht, kleine Hinweise zu streuen, die erst später Bedeutung bekommen. Das Ende empfand ich als solide und atmosphärisch passend.

Fazit

Insgesamt hat mir "Der Nachbar" von Sebastian Fitzek wirklich gut gefallen, wenn auch mit ein paar Abstrichen. Die Grundidee ist stark, der Anfang atmosphärisch dicht und das Gefühl von Bedrohung wunderbar subtil, bevor das Tempo sehr früh anzieht. Gleichzeitig hätte das Buch an einigen Stellen mehr Ruhe, mehr Tiefgang und ein bisschen weniger Konstruktion vertragen.
Dennoch habe ich mich wieder einmal sehr gut unterhalten gefühlt. Für mich ist es kein herausragender, aber ein typisch spannender Fitzek – schnell, unheimlich und mit einer Protagonistin, die man ernst nimmt und deren Angst man spürt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2025

ganz nett

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code (Die Mordclub-Serie 5)
0

In dem neuen Roman von Richard Osman „Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code“ erleben wir Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron in einer für sie zunächst eher privaten Situation: Es steht die Hochzeit ...

In dem neuen Roman von Richard Osman „Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code“ erleben wir Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron in einer für sie zunächst eher privaten Situation: Es steht die Hochzeit von Joyces Tochter an. Doch sehr schnell wird daraus mehr als ein charmantes Familienfest: Einer der Trauzeugen ist in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, eine Geschäftspartnerin wird ermordet, und im Zentrum steht ein verschlüsselter Code – angeblich „unlösbar“ –, für den einige skrupellose Zeitgenossen scheinbar vor nichts zurückschrecken. Also mischt sich der Donnerstagsmordclub ein und versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen und den Code zu knacken.

Ehrlicherweise war das mein erstes Buch des Autors und ich dachte mir: „Was soll’s schon schaden, den Rest nicht zu kennen. Bei den meisten Büchern kommt man ja dennoch gut rein.“ Doch hier war das leider nicht der Fall. Es ist mir extrem schwergefallen, in die Handlung und vor allem in die Charaktere reinzufinden. Ich habe bis zum Ende nicht so genau verstanden, wie alle Figuren zueinander stehen, also wer mit wem verwandt ist, wer welche Vorgeschichte hat, und wie einzelne Stränge miteinander verbunden sind. Ich glaube, da fehlt mir für einen vollständigen Durchblick wirklich die Kenntnis der Vorgängerbände.

Auch der häufige Switch zwischen den Figuren, die vielen Perspektiven und Nebenhandlungen, waren mir schlicht zu viel. Es traten zahlreiche Personen zu Wort, und der Wechsel war so häufig und abrupt, dass ich den Überblick verlor. Gleichzeitig hat jedoch genau diese Vielzahl von Figuren dem Buch aber auch etwas Lebendiges verliehen: Man „lernt“ quasi jede Person und ihre Gefühlswelt näher kennen, was eigentlich schön ist.

Der Stil von Richard Osman gefällt mir insgesamt gut: Er verwendet kurze Kapitel, wechselt Perspektiven, lässt Tagebucheinträge und Reflexionen einfließen, was das Buch angenehm lebhaft macht. Der britische Humor kommt durch, die Dialoge sind charmant, und die Atmosphäre ist erfrischend.

Und auch die Figurenchemie ist insgesamt stark – wenngleich für mich etwas erschwert zugänglich, weil viele Vorgeschichten vorausgesetzt werden. Aber das mindert nicht meine Sympathie für die meisten der Figuren.

Die eigentliche Handlung bereitet durchaus Spannungsmomente, sodass man miträtselt.
Allerdings - und das ist mein größter Kritikpunkt; unabhängig davon, dass ich die anderen Bände nicht kenne: Für meinen Geschmack hat mir das gewisse Etwas gefehlt, das einen Krimi (auch einen humorvollen) richtig mitreißt. Die Handlung wirkt für mich mitunter überfrachtet: Viel Persönliches, viele Nebenschauplätze, wodurch der eigentliche Mordfall oder der Code-Rätsel-Faden eher etwas in den Hintergrund rückt.
Das Ende, die Aufklärung des Falls, war dann für meinen Geschmack eher banal und unspektakulär. Ich hatte mehr erwartet: einen stärkeren Twist, ein größeres Aha-Erlebnis.

Fazit

Alles in allem ein wirklich guter, ansprechender Schreibstil, charmante Atmosphäre, sympathische Charaktere, aber für mich nicht ganz geglückt, weil die Handlung mich nicht völlig abgeholt hat und ich – ohne die vorherigen Bände – Schwierigkeiten hatte, den Überblick zu behalten. Wer bereits die Vorgänger kennt, wird vermutlich mehr Freude haben und die Figuren und ihre Beziehungen klarer einordnen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2025

cozy Herbst Rom-Com

The Pumpkin Spice Latte Disaster
0

„The Pumpkin Spice Latte Disaster“ von Kyra Groh hat mich von Anfang an mit seiner herbstlichen Wohlfühlstimmung, dem charmanten Kleinstadtsetting und der Idee eines humorvollen Liebesromans in einem kleinen ...

„The Pumpkin Spice Latte Disaster“ von Kyra Groh hat mich von Anfang an mit seiner herbstlichen Wohlfühlstimmung, dem charmanten Kleinstadtsetting und der Idee eines humorvollen Liebesromans in einem kleinen Café angesprochen.
Die Geschichte dreht sich um Jude, die nur widerwillig in ihre Heimatstadt Lower Whilby zurückkehrt, um der Hochzeit ihrer Schwester beizuwohnen. Dort trifft sie auf James, den mürrischen, aber attraktiven Besitzer eines kleinen Cafés, der eigentlich keine Lust auf Gesellschaft hat und erst recht nicht auf eine solche impulsive Person wie sie, die nicht auf den Mund gefallen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine typische „von Hass zu Liebe“-Dynamik: Schlagabtausche, unerwartete Nähe, Rückschläge und wachsende Gefühle – gepaart mit viel Witz und Ironie.

Was mir beim Lesen sofort auffiel, war der gewohnt angenehme, flüssige und humorvolle Schreibstil von Kyra Groh. Ihre Sprache ist leicht, modern und lebendig und sie schafft es immer wieder, Dialoge so zu gestalten, dass sie sich wie echte Gespräche anfühlen. Ich mochte den Witz in den Wortgefechten zwischen Jude und James, die vielen ironischen Bemerkungen und das Tempo, das dadurch entsteht. Gleichzeitig hatte ich jedoch das Gefühl, dass der Humor an manchen Stellen etwas zu sehr bemüht wirkte. Dadurch ging mir manchmal etwas von der Authentizität verloren. Als wolle der Text ständig beweisen, wie schlagfertig und clever die Figuren sind.

Sehr deutlich ist auch der Einfluss der „Gilmore Girls“ zu spüren, und zwar so stark, dass ich stellenweise fast meinte, Lorelai und Luke in britischer Umgebung wiederzuerkennen. Jude erinnert in ihrer Art zu sprechen, ihrer Kaffeeleidenschaft, ihrer komplizierten Familiengeschichte und ihrem sprunghaften Wesen stark an Lorelai Gilmore. Einerseits fand ich diesen „Gilmore-Girls-Vibe“ richtig schön, weil er ein warmes, humorvolles und leicht nostalgisches Gefühl vermittelt. Andererseits war es mir zu nah am Original, fast ein bisschen abgeschrieben. Ich hätte mir gewünscht, dass Jude bei aller Ähnlichkeit noch stärker eine eigene Identität bekommt. Gleiches trifft leider auch auf James und seine Parallelen zu Luke zu.
Die Nebencharaktere waren insgesamt sehr sympathisch, auch wenn einige meiner Meinung nach noch eher blass blieben. Da es jedoch noch weitere Bände gibt, hoffe ich sehr darauf, dass man die Charaktere noch besser kennenlernt.

Die Haupthandlung rundum Jude, die zurückkehrt, James trifft, in dessen Café arbeitet und die Annäherung der beiden, funktioniert und macht Spaß. Mir gefiel das Setting und die Idee. Leider aber war mir die Handlung außerhalb der Beziehung zwischen Jude und James etwas zu wenig: Viele Nebenstränge werden angedeutet – das schwierige Verhältnis zu Judes Eltern und Schwester, unausgesprochene Konflikte in der Familie, alte Verletzungen –, doch diese bleiben weitgehend unbearbeitet. Es gibt kaum Aussprache und keine wirkliche Aufarbeitung der Konflikte. Am Ende blieb für mich leider das Gefühl, dass diese Themen einfach „erledigt“ sind, ohne dass sie wirklich verarbeitet wurden. Das fand ich schade, weil genau das der Geschichte mehr emotionale Tiefe und Glaubwürdigkeit gegeben hätte.

Trotz dieser Kritikpunkte hatte ich jedoch nicht das Gefühl, meine Zeit mit dem Buch zu verschwenden. Im Gegenteil, es liest sich unglaublich schnell, unterhält gut und erzeugt dieses typische Herbstgefühl, das man mit einer heißen Tasse Kakao (oder doch lieber Pumpkin Spice Latte? 😉) auf dem Sofa genießen möchte. Kyra Groh schafft es, Wärme und Leichtigkeit zu vermitteln, auch wenn nicht alles perfekt durchdacht wirkt.

Fazit

Insgesamt würde ich „The Pumpkin Spice Latte Disaster“ als unterhaltsame, charmante und warmherzige Liebesgeschichte bezeichnen, die mit Witz, Atmosphäre und einem klaren Wohlfühlfaktor punktet, allerdings erzählerisch nicht ganz ihr Potenzial ausschöpft, sodass wenn man Tiefe oder echte Entwicklung erhofft, eventuell ein kleiner Beigeschmack von Unerfülltheit bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2025

Cozy Katzenroman

Werecat Café
0

„Werecat Café“ von Lea Melcher beginnt in dem charmanten Hexendorf Snickerford, wo Dorothy Murphy als magische Tierärztin und stets im Schatten ihrer Drillingsschwestern und mit dem Wunsch, endlich ihren ...

„Werecat Café“ von Lea Melcher beginnt in dem charmanten Hexendorf Snickerford, wo Dorothy Murphy als magische Tierärztin und stets im Schatten ihrer Drillingsschwestern und mit dem Wunsch, endlich ihren eigenen Weg zu gehen, lebt. Als sie in Canterbury in einem unscheinbaren Katzencafé landet und dort auf den grummeligen Cafébesitzer Elliot trifft, scheint sich ihr Leben schlagartig zu verändern. Eine verfluchte Katze, ein uralter Werkatzenzauber und zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das sind die Zutaten, aus denen Melcher eine herbstlich-magische Romantasy spinnt, die irgendwo zwischen cozy, humorvoll und melancholisch pendelt.

Was mich von Anfang an am Buch angesprochen hat, war der Schreibstil. Lea Melcher schreibt flüssig, bildhaft und mit einem sicheren Gespür für Stimmungen. Sie schafft es, den Geruch von Kaffee, den Klang von Katzenpfoten und den Zauber kleiner Momente einzufangen.

Die Atmosphäre, die dadurch entsteht, ist ohne Zweifel für mich eine der größten Stärken des Romans. Das Café mit seinen schnurrenden Bewohnern, die engen Gassen Canterburys, der Hauch von Magie, der über allem liegt. All das wirkt so liebevoll ausgestaltet, dass ich mich beim Lesen tatsächlich fühlte, als säße ich selbst zwischen Kaffeetassen und Katzenkörbchen. Es ist diese „Cozy“-Stimmung, die das Buch trägt: eine Welt, die klein, überschaubar, aber tröstlich ist. Auch das Magiesystem hat mir gefallen, gerade weil es unaufdringlich bleibt. Es geht weniger um spektakuläre Zauberei als um den Zauber alltäglicher Dinge, um Beziehungen, Fürsorge und Vertrauen.

Auch die Figuren funktionieren auf den ersten Blick gut. Dorothy als Protagonistin ist keine makellose Heldin, sondern eine liebenswerte, manchmal unsichere Frau mit einer sympathischen Prise Selbstironie. Allerdings war sie mir stellenweise etwas zu naiv und zu unsicher.
Auch Elliot, der mürrische Cafébesitzer mit seinem weichen Kern, ist ein eher vertrauter Typus, aber Melcher schafft es, ihm Authentizität zu verleihen.
Die Chemie zwischen beiden ist insgesamt süß, aber etwas vorhersehbar.
Und auch einige Nebenfiguren bleiben etwas blass. Es gibt viele liebevolle Einfälle wie Dorothys Schwestern, die Café-Stammgäste, die magischen Tiere und doch wirken manche für mich eher wie angedeutete Farbkleckse, die nicht vollständig ausgemalt wurden. Allerdings habe ich erst später gesehen, dass es zu diesem Buch-Universum noch einen weiteren Band gibt. Vielleicht sollen auch noch weitere folgen und die Figuren sind daher eher offener gehalten worden.

Der größte Kritikpunkt an diesem Buch war für mich jedoch das Ende. Nach einem gemächlich erzählten Mittelteil, der sich viel Zeit für Atmosphäre und Interaktion nimmt, wirkt die Auflösung plötzlich überhastet. Die Konflikte, die zuvor behutsam angedeutet wurden, werden im letzten Viertel in kürzester Zeit abgewickelt, als müsse die Geschichte nun unbedingt zum Schluss kommen. Der eigentliche Höhepunkt – die Lösung des Fluchs und die emotionale Klärung zwischen Dorothy und Elliot – kommt zu plötzlich, zu glatt, fast wie eine Pflichterfüllung. Ich hatte das Gefühl, dass das Buch an dem Punkt, an dem es hätte richtig emotional werden können, einfach in Richtung Sicherheit, statt Risiko, abbiegt. Ich hätte mir gewünscht, dass die Figuren in den entscheidenden Momenten stärker gefordert werden, dass Konflikte nicht nur gelöst, sondern auch emotional durchlebt werden. So blieb bei mir am Ende ein leicht unbefriedigtes Gefühl zurück. Nicht, weil das Ende schlecht war, sondern weil es zu abrupt kam und der emotionalen Dichte der Geschichte nicht ganz standhielt.

Fazit

Alles in allem ist „Werecat Café“ für mich eine liebevoll geschriebene, charmante und atmosphärisch dichte Geschichte – perfekt für alle, die gemütliche Fantasy mit Herz suchen. Es ist ein Buch, das man mit einer Tasse Tee und einer Katze auf dem Schoß lesen möchte, und das einem das Gefühl gibt, ein kleines Stück Geborgenheit gefunden zu haben. Nur das Ende, das etwas zu hastig kam, hat mich nicht ganz so erfüllt, wie ich es mir gewünscht hätte und ließ mich so mit einem zwiegespaltenen Gefühl zum Buch zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2025

solide, mit einigen Schwächen

Bite the Bride (Darkthorn Archives 1)
0

„Bite the Bride“ von Penny Juniper beginnt mit einer interessanten Ausgangssituation: Katherine Campbell, eine junge Frau, die eigentlich ein ruhiges Leben führen möchte, findet sich plötzlich in einem ...

„Bite the Bride“ von Penny Juniper beginnt mit einer interessanten Ausgangssituation: Katherine Campbell, eine junge Frau, die eigentlich ein ruhiges Leben führen möchte, findet sich plötzlich in einem übernatürlichen Chaos wieder: ein uralter Fluch, ein widerwilliger Vampir und eine arrangierte, scheinbare Ehe, die beide in eine emotionale Achterbahnfahrt zwingt. Zwischen düsteren Geheimnissen, romantischen Momenten und skurrilen Nebenfiguren entspinnt sich eine Geschichte, die irgendwo zwischen Romantikkomödie und Fantasy-Abenteuer angesiedelt ist.

Ich habe das Buch mit einer gewissen Vorfreude begonnen, weil mir das Konzept einer vampirischen Fake-Ehe und die Mischung aus RomCom und Paranormal Romance grundsätzlich zusagt. Und tatsächlich: Penny Juniper versteht es, Stimmungen zu erzeugen. Besonders zu Beginn mochte ich die leicht geheimnisvolle, aber gleichzeitig humorvolle Atmosphäre, die mich sofort in die Welt der Geschichte gezogen hat. Es gibt Passagen, in denen sich die Kulisse fast filmisch entfaltet – verwinkelte Anwesen, funkelnde Abende, ein Hauch von Gefahr in der Luft. Das Setting trägt viel zur Lesbarkeit bei, und Juniper gelingt es, dieses Gleichgewicht zwischen romantischem Flair und fantastischer Spannung meist gut zu halten.

Der Schreibstil von Penny Juniper ist passend dazu insgesamt flüssig und leicht zugänglich. Sie schreibt mit Humor, einem Sinn für Tempo und einer gewissen Leichtigkeit, die das Lesen angenehm macht. Gleichzeitig habe ich mir an manchen Stellen mehr sprachliche Raffinesse gewünscht. Die Dialoge sind zwar lebendig, wirken aber oft übertrieben dramatisch oder wiederholen sich in ihrer Struktur. Manchmal hatte ich das Gefühl, Juniper versuche, Spannung künstlich durch Schlagabtausch zu erzeugen, anstatt sie organisch aus den Situationen wachsen zu lassen. Trotzdem gibt es immer wieder Sätze und Beschreibungen, die mir gefallen haben – besonders, wenn sie atmosphärisch und bildhaft werden, etwa wenn die Autorin Licht, Geräusche oder kleine Gesten in Szene setzt. In diesen Momenten blitzt ihr Talent auf, Stimmung zu malen.

Allerdings verlor die Geschichte für mich mit der Zeit an Reiz. Die Handlung folgt zu oft den bekannten Mustern, und viele Entwicklungen waren vorhersehbar. Es gibt einige Momente, die als überraschende Wendungen angelegt sind, aber ich hatte das Gefühl, sie schon Kapitel im Voraus zu erahnen. Auch das Ende kam für mich ohne echten Knalleffekt. Es war eher eine Bestätigung dessen, was sich ohnehin abzeichnete. Dadurch fehlte mir das Gefühl, wirklich mit den Figuren mitzufiebern oder überrascht zu werden.
Zusätzlich mochte ich den Ausgang rundum Lilly irgendwie nicht. Mir hat da leider etwas gefehlt und ich hoffe, dass in Band 2 diesbezüglich noch etwas geschieht (oder vielleicht sogar zu ihr noch ein eigenständiger Band?).

Ein großer Kritikpunkt für mich war zudem die Kommunikation zwischen den Charakteren. Zu oft basierten Konflikte auf Missverständnissen, halben Wahrheiten oder schlicht darauf, dass niemand offen miteinander redet. Es gab etliche Szenen, in denen ich mir dachte: Ein einfaches Gespräch hätte dieses ganze Drama verhindert. Stattdessen entscheiden sich die Figuren immer wieder dafür, Dinge zu verschweigen, sich gegenseitig anzulügen oder absichtlich das Gegenteil dessen zu tun, was sie vorher versprochen haben. Das führte dazu, dass die Handlung stellenweise unnötig in die Länge gezogen wirkte. Hätten die Charaktere ehrlicher oder zumindest konsequenter miteinander gesprochen, wäre die Geschichte vermutlich nur halb so lang gewesen – und deutlich glaubwürdiger.

Auch die Dynamik zwischen Katherine und Ethan hat mich nicht ganz überzeugt. Zwar gibt es einige charmante und witzige Szenen, und die Anziehung zwischen den beiden ist spürbar, aber insgesamt fehlte mir Tiefe. Vieles wirkte wie eine Abfolge aus typischen RomCom-Momenten, ohne dass sich eine echte emotionale Entwicklung vollzieht.

Die Charaktere selbst waren für mich zum Großteil solide, aber auch hier gab es Schwächen.
Katherine als Protagonistin war mich einerseits sympathisch, weil sie mit einer gewissen Bodenständigkeit und Ironie in diese bizarre Situation hineingezogen wird. Sie ist klug, mutig und versucht, sich zu behaupten. Andererseits blieb sie mir emotional zu oft unzugänglich. Ihre Reaktionen wirken manchmal sprunghaft oder widersprüchlich.
Ethan wiederum ist der klassische romantische Vampirtypus: geheimnisvoll, gutaussehend, von einer dunklen Vergangenheit gezeichnet und ständig hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Verlangen.
Die Nebenfiguren (vor allem die menschlichen) waren für mich sehr erfrischend und haben der Story gutgetan.

Fazit

Insgesamt hat „Bite the Bride“ für mich Licht und Schatten. Ich mochte den Einstieg, das Setting und einige charmante Szenen, aber die Handlung war mir zu erwartbar, die Konflikte zu konstruiert, und die Figuren zu oft in ihrem eigenen Kommunikationschaos gefangen. Der Schreibstil ist angenehm und atmosphärisch stark.
Am Ende blieb bei mir jedoch das Gefühl, dass das Buch zwar unterhält, aber wenig wirklich Neues bietet. Eine nette Lektüre für zwischendurch, wenn man Lust auf eine humorvolle Vampir-Romanze hat, aber kein Titel, der mich nachhaltig beeindruckt oder überrascht hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere