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Veröffentlicht am 28.12.2022

Zusammenhalt in schwierigen Zeiten

Die Köchinnen von Fenley
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Die Handlung des Buches spielt im Jahr 1942. Die Bewohner des kleinen Örtchens Fenley leiden alle unter den Lebensmittelrationierungen. Um die Moral im Land zu stärken, wird in der Sendung von Radio BBC ...

Die Handlung des Buches spielt im Jahr 1942. Die Bewohner des kleinen Örtchens Fenley leiden alle unter den Lebensmittelrationierungen. Um die Moral im Land zu stärken, wird in der Sendung von Radio BBC ‚In the Kitchen-Front‘ ein Kochwettbewerb veranstaltet. Die Gewinnerin soll die erste weibliche Co-Moderatorin dieser Sendung werden. Die Kandidatinnen sollen die besten Rezepte in diesen Kriegszeiten aus den rationierten Lebensmitteln kreieren. Dieser Wettbewerb verlieh den beteiligten Frauen ein Stück Hoffnung auf ein neues besseres Leben.

Jennifer Ryan lässt diese wunderbare Geschichte aus der Perspektive von vier unterschiedlichen Frauen erzählen. Da wäre die Witwe Audrey Landon, die seit dem Tod ihres Mannes rund um die Uhr arbeitet, um ihre drei hungrigen Söhne durchzubringen. Die junge Nell Brown arbeitet als Küchenmädchen und möchte der Knechtschaft entkommen. Lady Gwendoline will die Chance nutzen, sich von ihrem brutalen Ehemann zu trennen. Zelda Dupont kocht in der Fenley Pie Factory als Küchenchefin und sieht eine Möglichkeit sich vor den männlichen Kollegen zu profilieren.

Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven erhält man einen interessanten Blick auf den Alltag der Frauen während der Kriegszeit. Die Charaktere wirken sehr lebendig, so dass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Für mich war dieses fabelhafte Buch ein regelrechter Pageturner und man erfährt nicht nur vor welchen Problemen die Frauen durch die Lebensmittelknappheit standen, sondern zeigt den Zusammenhalt der Frauen auch in schwierigen Zeiten, die trotz der Umstände ihre Zuversicht behalten haben und zu Freundinnen werden.

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Ausflug in die Glasgow-Kunst

Glasgow Girls
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Olivia kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Durch den frühen Tod ihres Vaters ist das Geld knapp und sie muss gleich nach der Schule arbeiten, so dass für ihre künstlerische Begabung kein Raum mehr bleibt. ...

Olivia kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Durch den frühen Tod ihres Vaters ist das Geld knapp und sie muss gleich nach der Schule arbeiten, so dass für ihre künstlerische Begabung kein Raum mehr bleibt. Eigentlich soll Olivia in einer Weberei anfangen, doch alles sträubt sich in ihr dagegen. Ihr Freund Allie hat ihr von einer Schule erzählt, in der man malen, zeichnen und stricken lernen konnte. Hier erhielten schon früh Frauen Gestaltungsmöglichkeiten, das war im Jahr 1892 nicht selbstverständlich. Die Glasgower School of Art hatte einen Ruf, der über die Grenzen Schottlands hinaus ging. Gegen den Willen ihrer Mutter nimmt Olivia eine Stelle in einem Teesalon an und konnte ihr Glück kaum fassen, als die Inhaberin sie fördert, so dass es ihr möglich ist, die Schule neben ihrer Arbeit zu besuchen. Doch die Freude währt nicht lange, denn jemand versucht sie arglistig zu täuschen. Auch die Liebe zu dem Künstler Gabriel steht auf wackligen Beinen, denn er hat ein Geheimnis.

Susanne Goga hat mich auf eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert mitgenommen. Hier lernte ich etwas über die berühmten Glasgow Girls, die mir bisher nicht bekannt waren. Der Einstieg in die Geschichte ist mir leicht gefallen, dieses wurde noch unterstützt durch den flüssigen Schreibstil, so dass die Seiten nur so dahin flogen. Gespannt habe ich Olivia auf ihren Wegen begleitet, die sehr lebendig und anschaulich beschrieben waren, so dass ich mich in die damalige Zeit versetzt fühlte.

Mir hat dieser Ausflug in die Glasgow-Kunst sehr gefallen und wunderbare Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Sarah mischt sich ein

Die Uhrmacherin − Schicksalsstunden
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Sarah hat für ihre Uhrmacherinnenlehre alles auf eine Karte gesetzt und wurde nicht enttäuscht. Ihre Ausbildung hat sie bei Lehrmeister Flury begonnen und bei Rosa eine Unterkunft erhalten. In der Uhrenstadt ...

Sarah hat für ihre Uhrmacherinnenlehre alles auf eine Karte gesetzt und wurde nicht enttäuscht. Ihre Ausbildung hat sie bei Lehrmeister Flury begonnen und bei Rosa eine Unterkunft erhalten. In der Uhrenstadt Grenchen fühlt sie sich wohl. Auf den Kirchhof werden Neuigkeiten ausgetauscht und so erfährt Sarah, dass aus dem Internat Breidenstein ein Junge verschwunden ist. Als ein Erpresserschreiben auftaucht, wird klar, dass der Junge entführt wurde. Der Landjäger Gideon Ringgenberg startet mit den Ermittlungen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen beginnt Sarah sich auch in dem Fall einzumischen. Kann sie die Tat aufklären ohne ihre Lehre zu vernachlässigen?

Dieses ist der zweite Band der Schweizer Uhrensaga, die 1874 spielt. Die Uhrenkunst nimmt in diesem Roman nur einen geringen Stellenwert ein, aber mit jeder Seite ist die Begeisterung für Uhren bei Sarah spürbar. Es ist nicht nur ein historischer Roman in dem eine kleine Liebesgeschichte eingebettet ist, sondern ist streckenweise spannend wie ein Krimi, wenn das Geheimnis um die Entführung des Jungen gelöst wird.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Neben der Geschichte um Sarah habe ich einiges über die Schweiz gelernt, die Uhrenindustrie in Grenchen und die Konfessionskriege, die sich dort abgespielt haben. Durch die Erzählweise wird der Zeitausschnitt in seiner Entwicklung nachvollziehbar. Historische und fiktive Personen spielen ausgezeichnet zusammen und bereichern das Geschehen. Hilfreich sind das Personenregister am Ende des Buches und allgemeine Schweizer Ausdrücke sowie einige Begriffe aus der Uhrenindustrie.

Mich hat dieser historische Roman schnell in seinen Bann gezogen. Er bot mir unterhaltsame Lesestunden und nun freue ich mich bereits auf die Fortsetzung der Uhrensaga, da noch ein Geheimnis gelöst werden muss.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Zwischen den Fronten

Kinder des Aufbruchs
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In dem neuen Buch von Claire Winter begebe ich mich an die Zeit der Zwillinge Emma und Alice nach Westberlin. Emma arbeitet als Dolmetscherin und ist mit Julius verheiratet. Ihre Schwester Alice schreibt ...

In dem neuen Buch von Claire Winter begebe ich mich an die Zeit der Zwillinge Emma und Alice nach Westberlin. Emma arbeitet als Dolmetscherin und ist mit Julius verheiratet. Ihre Schwester Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung in Berlin und steht mit einer Fluchthilfe Organisation in Verbindung. Bei einem Empfang trifft Emma auf die Sängerin Irma Assmann, die bei einem Konzertauftritt in den Westen geflohen war. Die Sängerin verwechselt sie mir ihrer Zwillingsschwester Alice. Als Emma ihrer Schwester von dem Zusammentreffen erzählt, reagiert diese beunruhigt, denn sie traut Irma nicht. Plötzlich kommt die Sängerin unter mysteriösen Umständen ums Leben. Emma und Alice stellen Nachforschungen an, dabei geraten sie zwischen die Fronten der Geheimdienste.

Die Handlung spielt in der Zeit von Juni 1967 bis Dezember 1968. Die Studentenbewegung ist auf dem Höhepunkt. Es finden Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg sowie den Schah-Besuch statt, Benno Ohnesorg wird getötet und Rudi Dutschke angeschossen. Im Hintergrund ziehen die Geheimdienste an undurchsichtigen Fäden. Die Autorin lässt für mich Geschichte wieder lebendig werden.

Die verschiedenen Charaktere sind sehr facettenreich gezeichnet. Durch den flüssigen und informativen Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin. Die unterschiedlichen Situationen sind sehr anschaulich beschrieben, dadurch wirkt die Handlung sehr authentisch. Gekonnt sind Wahrheit und Fiktion verwoben, so dass mich das Geschehen von Beginn an gefesselt hat.

Für mich sind die Bücher von Claire Winter eine Garantie für spannende und gut recherchierte Geschichten. Mit ihrem Buch „Kinder des Aufbruchs“ konnte sie mich wieder überzeugen.

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Veröffentlicht am 02.12.2022

Spannende historische Geschichte

Die Töchter der Ärztin
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Nach dem mich bereits die Reihe um die Ärztin Ricarda Thomasius begeistert hat, war ich nun gespannt auf die Töchter, die beide grundverschieden sind. Henny, die Ältere, baut sich in Berlin eine Praxis ...

Nach dem mich bereits die Reihe um die Ärztin Ricarda Thomasius begeistert hat, war ich nun gespannt auf die Töchter, die beide grundverschieden sind. Henny, die Ältere, baut sich in Berlin eine Praxis für Onkologie auf, während Antonia das Fernweh von ihrem Vater geerbt hat. Sie sollte in der Praxis von Henny mit arbeiten, aber sie hatte andere Pläne. Antonia hatte eine Zusage als Assistenzärztin für das Krankenhaus von Daressalam erhalten. Um sich die teure Überfahrt leisten zu können, nimmt Antonia eine Stelle als Krankenschwester an Bord des Passagierdampfers an. Hier trifft sie auf den geheimnisvollen Ben, in den sie sich verliebt.

Ich war sehr gespannt auf die neue Reihe und wurde nicht enttäuscht. Das Buch umfasst die Zeit von 1927 bis Juli 1929 in der ich die Töchter Henny und Antonia begleite. Die unterschiedlichen Charaktere haben ihre Stärken und Schwächen, so dass sie sehr authentisch wirken. Durch den ständigen Wechsel zwischen den Familienmitgliedern wird immer wieder Spannung aufgebaut, so dass es nie langweilig wird.

Gekonnt vermittelt das Autorenduro die medizinischen sowie gesellschaftlichen Probleme der damaligen Zeit. Sehr bewusst wird auf die Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts hingewiesen. Schnell findet man Zugang zu den Töchtern, da sie beide eine sympathische Ausstrahlung haben. Der Schreibstil ist flüssig. Durch die bildhaften Beschreibungen sah ich nicht nur Berlin und Freystetten vor mir, sondern reiste auch mit nach Ostafrika. Die jeweilige Atmosphäre wurde glänzend vermittelt.

Zur Orientierung gibt es im Buch einen Stadtplan aus dem Jahr 1928 von Berlin, eine Karte von Ostafrika, ein Register mit den wichtigsten Personen und am Ende noch einen Stammbaum der Familien Thomasius und Freystetten. Für mich hat sich das Buch wieder zum Pageturner entwickelt, der mich von Beginn an gefesselt hat. Ich durfte wunderbare Lesestunden mit den Töchtern der Ärztin verbringen und freue mich schon auf eine Fortsetzung.

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