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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2019

Individuelle Realitäten

Das Echo der Wahrheit
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Joshua Fleischer leidet an Leukämie im Endstadium. Vor seinem Tod möchte er zusammen mit dem auf Hypnose spezialisierten Psychiater James Cobb herausfinden, was vor vielen Jahren in einem Pariser Hotelzimmer ...

Joshua Fleischer leidet an Leukämie im Endstadium. Vor seinem Tod möchte er zusammen mit dem auf Hypnose spezialisierten Psychiater James Cobb herausfinden, was vor vielen Jahren in einem Pariser Hotelzimmer geschehen ist und ob er selbst an einem Mord beteiligt war.

Chirovici schafft es, den Leser sofort in den Bann des Buches zu ziehen. Man möchte unweigerlich wissen, was damals geschehen ist, was die genauen Hintergründe sind und so macht man sich zusammen mit den Protagonisten auf die Suche nach der Wahrkeit. Wie schon in “Das Buch der Spiegel” spielt Eugene Chirovici wieder mit der Erinnerung der Menschen, die nicht immer der Realität entspricht. Nur ganz langsam wird das Puzzle zusammen gesetzt. In gewisser Weise ähneln sich die beiden Bücher sehr. Beide Male bekommt jemand ein kleines Stückchen Information, bevor der andere verstirbt und soll dann mit Hilfe der oft falschen Erinnerungen von Personen aus dem Umfeld die damaligen Ereignisse rekonstruieren.

Im Erzählstrang sind erneut Zeitsprünge enthalten und der Autor bleibt seinem Erzählstil insgesamt treu. Allerdings gibt es keine so massiven Einschnitte wie im Buch der Spiegel, war mir persönlich besser gefällt.

Dies ist ein Buch, an dem man wirklich dran bleiben muss, um den Überblick behalten und Spaß daran haben zu können. Ansonsten können die verschachtelten Informationen und verfälschten Erinnerungsfetzen verwirrend sein. Insgesamt aber durchaus empfehlenswert.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Ein anderer Ansatz

Der Welt nicht mehr verbunden
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Johann Hari leidet jahrelang an Depressionen. Trotz der Behandlung mit Antidepressiva gibt es immer wieder Phasen, in denen es ihm schlecht geht, und er beginnt die Therapie zu hinterfragen.

Aus meiner ...

Johann Hari leidet jahrelang an Depressionen. Trotz der Behandlung mit Antidepressiva gibt es immer wieder Phasen, in denen es ihm schlecht geht, und er beginnt die Therapie zu hinterfragen.

Aus meiner Sicht ist es dem Autoren gelungen, ein unheimlich interessantes Buch zu schreiben, das sowohl Erfahrungsbericht als auch echte sachliche Aufarbeitung des Themas ist. Ich bin selbst nicht von Depressionen betroffen, daher war für mich vieles neu, aber umso interessanter. Die Zahlen gerade aus Deutschland haben mich gleich zu Beginn schockiert und es scheint in der Tat notwendig zu sein, dass wir etwas Grundlegendes ändern. Betonen möchte ich, dass Johann Hari es schafft, obwohl er selbst Betroffener ist, genügend Abstand zum Thema aufzubauen, um sich diesem wieder neutral zu nähern. Er beginnt das Buch mit seinen Erfahrungen, geht dann der Ursache von Depressionen abseits gängiger Erklärungsversuche auf den Grund und bietet im letzten Teil Lösungsvorschläge.

Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass der Untertitel den Eindruck vermitteln könnte, dass das Buch jedem Betroffenen helfen kann und es jeder selbst in der Hand hat, sich zu helfen. Die Absolutheit der Aussage (wahre Ursachen, unerwartete Lösungen) finde ich nicht optimal.

Ich für mich habe in diesem Buch einiges gelernt, Denkanstöße erhalten und fand es wie erwähnt interessant und gut zu lesen.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Warmherzig und schön

Für immer ist die längste Zeit
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Madeline, Brady und Eve sind eine ganz normale Familie. Brady arbeitet viel, um für den Wohlstand der Familie zu sorgen, Maddy kümmert sich aufopferungsvoll um Mann und Kind und Eve ist ein typischer Teenager. ...

Madeline, Brady und Eve sind eine ganz normale Familie. Brady arbeitet viel, um für den Wohlstand der Familie zu sorgen, Maddy kümmert sich aufopferungsvoll um Mann und Kind und Eve ist ein typischer Teenager. Doch nun ist Maddy tot. Sie ist für die Familie völlig unverständlich von einem Dach gesprungen.

Die ganze Geschichte wird abwechselnd aus Sicht der drei Protagonisten erzählt, wobei in jedem Kapitel alle drei zu Wort kommen. Maddy hängt dabei in einer Art Zwischenstadium, beobachtet ihre Familie und greift auch aktiv in das Geschehen ein, indem sie deren Gedanken beeinflusst, bzw. ihnen bestimmte Dinge einsagt. So eine Handlung schreckt mich normalerweise eher ab und kann leicht ins Alberne oder Obskure abdriften. Das ist hier an wirklich keiner einzigen Stelle der Fall. Madeline möchte nur das Beste für ihre Familie und versucht alles zum Guten zu wenden, indem sie einige Stricke zieht und Rory als Helfer in der Not rekrutiert. Ich habe mich in diesem Buch sehr wohl gefühlt. Es war nicht traurig, was man aufgrund der Geschichte vermuten könnte, sondern voller Herz und Wärme. Brady und Eve kämpfen natürlich mit ihrer Trauer und versuchen zu verstehen, was Madeline zu diesem Schritt getrieben hat. Dabei eintwickeln sie sich aber weiter und werden selbst zu besseren Menschen.

Dieses Buch kann ich bedingungslos weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Netter Unterhaltungsroman

Solange wir uns haben
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Jessica ist berufstätig, alleinerziehend und merkt nicht, dass sie sich viel zu viel zumutet. Die plötzlich auftretenden Panikattacken versucht sie zunächst zu ignorieren. Ihre Tochter Miriam meint, sie ...

Jessica ist berufstätig, alleinerziehend und merkt nicht, dass sie sich viel zu viel zumutet. Die plötzlich auftretenden Panikattacken versucht sie zunächst zu ignorieren. Ihre Tochter Miriam meint, sie solle sich einfach zusammenreißen. Wie gut, dass die etwas eigenwillige Nachbarin Hildegard eine starke Schulter anbietet.

Aus meiner Sicht sind Jessicas Panikattacken, ihre Gedanken und Gefühle sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Wie sie versucht, einfach weiterzumachen wie bisher, sich selbst nicht versteht, die Symptome ignorieren möchte. Auch Miriam wirkt mit ihren Reaktionen wie ein echter Teenager. An mancher Stelle kam mir die Handlung um die Angststörung etwas zu konstruiert vor. Gleichzeitig bleibt die Geschichte eher an der Oberfläche, hätte durch das Thema aber das Potential zu mehr gehabt. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil, die Nebencharaktere und die Reise kann das Buch trotzdem gut unterhalten.

Fazit: Nach „Überleben ist ein guter Anfang“ hat Andrea Ulmer hier wieder einen soliden Roman vorgelegt, der nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt, aber durchaus lesenswert ist.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Hat mich nicht erreicht

Ich komme mit
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Vita und Lazy wohnen im gleichen Haus. Sie sind sich bereits vor vielen Jahren begegnet, entwickeln aber erst jetzt ein echtes Verhältnis zueinander. Lazys Leben hat sich durch eine Leukämie-Erkrankung ...

Vita und Lazy wohnen im gleichen Haus. Sie sind sich bereits vor vielen Jahren begegnet, entwickeln aber erst jetzt ein echtes Verhältnis zueinander. Lazys Leben hat sich durch eine Leukämie-Erkrankung innerhalb kürzester Zeit von einem unbeschwerten Studentenleben mit Schmetterlingen im Bauch in einen Kampf ums Überleben gewandelt. Bei Vita dagegen passiert kaum noch etwas und sie ist des Lebens überdrüssig.

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Alt und jung begegnen sich am Ende des Lebens. Mit der Umsetzung hatte ich jedoch massive Schwierigkeiten. Die Geschichte hat mich anfangs so wenig erreicht und blieb so wenig im Kopf hängen, dass ich nach jeder Leseunterbrechung zurückblättern musste, um mich zu erinnern, was zuvor geschehen ist. Durch den durchaus interessanten Schreibstil kam bei mir kein vernünftiger Lesefluss zustande und ich habe mich durch die nur 200 Seiten gemüht. In Lazy konnte ich mich hineinversetzen, Vita dagegen habe ich zwar deutlich vor mir gesehen, sie war mir aber in keiner Weise nahe oder sympathisch. Vielleicht ist dies so gewollt. Lazy tritt als Ich-Erzähler auf, Vitas Kapitel werden jedoch von außen neutral erzählt. Was ich gar nicht nachvollziehen konnte, war Vitas Wunsch zu sterben. Sie ist verwitwet, Anfang 70, mit den üblichen Altersbeschwerden. Ihr Sohn wohnt weit weg und kümmert sich nicht um sie. Das ist für mich aber einfach kein nachvollziehbarer Grund. In ihrem Alter könnte sie das Leben in die Hand nehmen und noch etwas Sinnvolles damit machen. Diese Kritikpunkte werden für mich auch durch die schönen, eingestreuten Gedanken nicht aufgewogen. Mich persönlich hat das Buch einfach nicht erreicht.