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Veröffentlicht am 09.10.2025

Cozy Romance mit Kürbisduft, der an Tiefe vermissen lässt

Sweeter Than Pumpkin Spice
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Sweeter Than Pumpkin Spice ist ein Roman, der mit viel herbstlichem Charme und einer angenehmen Wohlfühlatmosphäre daherkommt. Isabelle Popp entführt ihre Leser:innen in eine Kleinstadt, die nach Kürbis, ...

Sweeter Than Pumpkin Spice ist ein Roman, der mit viel herbstlichem Charme und einer angenehmen Wohlfühlatmosphäre daherkommt. Isabelle Popp entführt ihre Leser:innen in eine Kleinstadt, die nach Kürbis, Zimt und einem Hauch von Nostalgie duftet – und schafft es, dieses Setting mit einem leichten, flüssigen Schreibstil zum Leben zu erwecken. Man spürt sofort, dass sie weiß, wie man stimmungsvolle Bilder zeichnet und eine gemütliche Lesestimmung erzeugt.

Im Mittelpunkt steht Sadie, die nach Jahren in ihre Heimat zurückkehrt und nicht nur mit der Kleinstadt, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Ihre Versuche, wieder Fuß zu fassen und die Beziehung zu ihrem Vater zu reparieren, sind einfühlsam beschrieben und geben der Geschichte eine emotionale Grundlage. Auch das Zusammenspiel mit Josh bringt süße, warme Momente, die wunderbar in das herbstliche Setting passen.

Trotzdem konnte mich das Buch emotional nicht durchgehend erreichen. Viele Themen, die Popp anschneidet – familiäre Erwartungen, Selbstwertgefühl, psychische Belastungen – hätten noch mehr Tiefe vertragen. Gerade die Beziehung zwischen Sadie und ihrem Vater hätte Potenzial für intensivere Auseinandersetzungen geboten, bleibt aber eher an der Oberfläche. Auch Josh wirkt sympathisch, aber etwas blass; sein Charakter hätte mehr eigene Konflikte oder Ecken und Kanten vertragen, um wirklich in Erinnerung zu bleiben.

Zudem schwankt der Spannungsbogen: Einige Kapitel fangen stark an, verlieren aber zwischendurch an Tempo. Das Ende kam mir etwas abrupt vor, und bestimmte Entwicklungen wurden zu schnell abgehandelt. Die Spice-Szenen waren zwar gut geschrieben, haben aber stellenweise den Cozy-Vibe überlagert, der durch Titel und Cover versprochen wird.

Insgesamt ist Sweeter Than Pumpkin Spice eine charmante, leicht zu lesende Herbstromanze, die mit Atmosphäre und sympathischen Figuren punktet, aber erzählerisch nicht ganz die Tiefe erreicht, die sie verspricht. Wer Lust auf eine süße, gemütliche Geschichte mit Kürbisfeldern, Latte-Art und sanfter Romantik hat, wird hier gut unterhalten – wer mehr emotionale Komplexität erwartet, bleibt womöglich etwas unbefriedigt zurück

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Veröffentlicht am 09.10.2025

Zwischen Emotion und Oberflächlichkeit – mein Eindruck zu Falling for No. 89

Falling for No. 89
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Alicia Sommer überzeugt auch in Falling for No. 89 wieder mit einem richtig angenehmen, flüssigen Schreibstil, der einen schnell in die Geschichte hineinzieht. Ich mochte die Atmosphäre und das Gefühl, ...

Alicia Sommer überzeugt auch in Falling for No. 89 wieder mit einem richtig angenehmen, flüssigen Schreibstil, der einen schnell in die Geschichte hineinzieht. Ich mochte die Atmosphäre und das Gefühl, in die Welt von Shy und Kayce einzutauchen, sehr. Trotzdem konnte mich dieser zweite Band nicht ganz so stark fesseln wie der erste Teil – da war für mich einfach mehr Tiefe und Emotion spürbar.

Einige Erzählstränge blieben mir leider etwas zu oberflächlich, insbesondere die Handlung rund um Shys Großvater, die viel Potenzial hatte, aber letztlich zu wenig Raum bekam. Auch der medizinische Aspekt hat mich nicht ganz überzeugt. Ich hatte mir einen realistischeren und spannenderen Einblick in die Arbeit eines Sportmediziners erhofft, wurde aber eher enttäuscht – die Darstellung von Shys „Wunderhänden“ bzw. dem beinahe magischen Heilvermögen wirkte auf mich eher wie Scharlatanerie.

Schwierig fand ich auch, dass Kayces schlechtes Verhalten Shy gegenüber zwar thematisiert, aber nie wirklich aufgearbeitet wird. Natürlich hat er seine eigenen Traumata, doch das entschuldigt nicht, wie er mit ihr umgeht – hier hätte ich mir mehr Reflexion und Konsequenz gewünscht.

Optisch ist das Buch ein Hingucker – das Cover ist zwar ziemlich tacky, aber der Farbschnitt ist wirklich schön gelungen und macht sich toll im Regal.

Insgesamt ein solides Buch mit schönen Momenten und gutem Schreibstil, das aber inhaltlich für mich nicht ganz an den Vorgänger heranreicht.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Zwischen Nähe und Widerspruch – ein facettenreicher Blick, aber nicht ganz rund

Schöne Scham
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Schöne Scham von Bianca Nawrath bietet eine spannende Ausgangslage: Zwei Paare und eine Single‑Freundin verbringen ein Wochenende an der Ostsee – ein Szenario, das zugleich idyllisch und spröde sein kann. ...

Schöne Scham von Bianca Nawrath bietet eine spannende Ausgangslage: Zwei Paare und eine Single‑Freundin verbringen ein Wochenende an der Ostsee – ein Szenario, das zugleich idyllisch und spröde sein kann. Schnell offenbaren sich unter der Oberfläche Spannungen, unausgesprochene Wahrheiten, Machtverhältnisse und Schamgefühle. Besonders gelungen finde ich, wie Nawrath das Thema weibliche Solidarität mit den Grauzonen zwischen Freundschaft, Begehren und gesellschaftlichen Erwartungen verknüpft. Die Dialoge sind oft scharf, die Beobachtungen treffend, und es ergibt sich eine Psychologie des Alltäglichen, die nachhallt.

Auch positiv: Der Schreibstil ist zugänglich und klar, die Kapitel kurz genug, um Spannung zu halten, und dennoch gibt es Momente, in denen sich Figuren ambivalent verhalten – das macht sie glaubwürdig. Relationen wie Schuld und Mitschuld, aktives Wegschauen versus Verantwortung werden subtil thematisiert, was zeigt, dass das Buch mehr sein will als nur Drama unter Freunden.

Auf der anderen Seite gibt es Elemente, die mich gestört haben: Manche Perspektivwechsel und Dialoge wirken etwas konstruiert, fast so, als wolle das Buch zu vielen Themen gleichzeitig gerecht werden, was aber nicht in allen Fällen gelingt. Es bleibt gelegentlich oberflächlich, wenn es darum geht, tiefer in die psychologischen oder gesellschaftlichen Dynamiken einzusteigen. Auch verblassen manche Nebenfiguren, sodass ihr Verhalten oft stereotyp erscheint oder wenig Eigenes bekommt. Zudem war das Tempo nicht durchweg gleich ausgeprägt – gegen Ende hin hätte ich mir mehr Zuspitzung gewünscht.
Schöne Scham ist ein lohnenswertes Buch für Leser*innen, die gern in Beziehungsgeflechte eintauchen, sich mit Themen wie Scham, Solidarität und Machtverhältnissen auseinandersetzen – besonders im Kontext moderner Freundschaft. Nicht perfekt, aber mit starkem Potenzial und einigen beeindruckenden Passagen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Solide Feel-Good-Romance mit wissenschaftlichem Twist

Glück aus heiterem Himmel
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„Glück aus heiterem Himmel“ von Nelly Berlin erinnert in seiner Grundidee stark an die Romane von Ali Hazelwood: eine weibliche Hauptfigur mit wissenschaftlichem Hintergrund, ein forschungsnahes Setting ...

„Glück aus heiterem Himmel“ von Nelly Berlin erinnert in seiner Grundidee stark an die Romane von Ali Hazelwood: eine weibliche Hauptfigur mit wissenschaftlichem Hintergrund, ein forschungsnahes Setting und eine Liebesgeschichte, die sich langsam – aber intensiv – entfaltet. Leider reicht die Umsetzung in diesem Fall nicht ganz an das Niveau von Hazelwoods Romanen heran.
Elsie, ambitionierte Biologin mit gescheiterten Karriereplänen, kehrt zurück nach Berlin und landet unverhofft in einem wissenschaftlichen Umfeld – allerdings unter falscher Identität, da sie für ihre Zwillingsschwester einspringt. Der dabei entstehende Wirbel im Labor, gepaart mit einem schüchtern-intelligenten Biochemiker namens Bo, bildet das Herzstück der Geschichte.
Was überzeugt:
Die Idee, Wissenschaft und Romantik zu verbinden, ist nach wie vor erfrischend – gerade weil das Genre meist andere Settings bevorzugt. Elsie ist eine sympathisch-chaotische Figur, die man trotz (oder wegen) ihrer Fehltritte ins Herz schließt. Der Schreibstil ist locker und humorvoll, das Setting liebevoll ausgestaltet, und die Dynamik zwischen Elsie und Bo ist charmant – wenn auch nicht immer mitreißend.
Was schwächer war:
Im direkten Vergleich zu Ali Hazelwood fehlt es Glück aus heiterem Himmel etwas an Tiefgang – sowohl bei der Figurenentwicklung als auch in der emotionalen Intensität. Einige Entwicklungen sind sehr vorhersehbar, und Nebenfiguren bleiben eher oberflächlich. Außerdem: Das Cover wirkt trashig und überladen, was schade ist – denn es wird der Geschichte und dem Setting nicht gerecht.
Fazit:
Eine unterhaltsame und charmante Geschichte für Fans von Wissenschafts-Romanzen im Stil von Ali Hazelwood – allerdings mit kleinerem emotionalem Impact und weniger Raffinesse. Für alle, die leichte, smarte Romantik mit wissenschaftlichem Unterbau mögen, durchaus empfehlenswert. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 13.07.2025

Blick hinter die Kulissen des Klinikalltags

Emotional Female
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Als Ärztin in der Chirurgie hat mich dieses Buch tief bewegt – nicht nur, weil ich vieles von dem, was Yumiko Kadota beschreibt, nachvollziehen kann, sondern weil es auf eine Weise ehrlich ist, wie man ...

Als Ärztin in der Chirurgie hat mich dieses Buch tief bewegt – nicht nur, weil ich vieles von dem, was Yumiko Kadota beschreibt, nachvollziehen kann, sondern weil es auf eine Weise ehrlich ist, wie man sie selten findet. Emotional Female ist kein larmoyanter Bericht, sondern ein kraftvolles Zeugnis dessen, was passiert, wenn junge, idealistische Medizinerinnen an ein System stoßen, das viel verlangt – aber wenig zurückgibt.

Yumikos Erlebnisse spielen in Australien, doch die Themen sind universell: Überlastung, toxische Hierarchien, sexistische Strukturen, mangelnde Unterstützung – vieles davon begegnet auch uns hier in Deutschland. Ich bin froh sagen zu können, dass sich in unserem Gesundheitssystem in den letzten Jahren durchaus Schritte in die richtige Richtung zeigen: Die Arbeitszeitregelungen sind strenger geworden, es gibt mehr Bewusstsein für Themen wie Work-Life-Balance oder psychische Gesundheit. Und dennoch: Vieles, was sie beschreibt – gerade im Hinblick auf den Leistungsdruck, das ständige Gefühl, sich als Frau extra beweisen zu müssen – ist auch hier noch Realität.

Was mir besonders gefallen hat, ist Yumikos Wunsch, den Begriff „emotional“ neu zu besetzen. In der Chirurgie – einem Fach, das oft mit Kälte und Härte assoziiert wird – gilt Empathie schnell als Schwäche. Dabei sind genau diese menschlichen Eigenschaften so wertvoll. Yumiko zeigt, dass emotional zu sein nichts mit Unprofessionalität zu tun hat, sondern mit Integrität.

Ja, einige medizinische Details waren für Laien vielleicht etwas viel, und manchmal hätte ich mir noch mehr Einordnung in einen größeren Kontext gewünscht. Aber das ändert nichts daran, wie wichtig und stark dieses Buch ist. Es macht Mut, über Dinge zu sprechen, die oft verschwiegen werden – und es zeigt auch: Wir sind nicht allein.

Trotz aller Herausforderungen liebe ich meinen Beruf. Chirurgin zu sein ist unglaublich erfüllend, sinnstiftend und faszinierend. Aber Bücher wie dieses helfen, die Strukturen weiter zu hinterfragen und zu verbessern – für kommende Generationen, für Patient:innen und für alle, die im System arbeiten.

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