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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2023

Sprache ist das Fundament für alle Lebensbereiche

Sprachbildung für alle!
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Ohne größere Erwartungshaltung habe ich mich der Streitschrift ‚Sprachbildung für alle!‘ gewidmet und blieb leider etwas ratlos zurück. Denn für mich ist eine Streitschrift ein Text der aufwühlen sollte, ...

Ohne größere Erwartungshaltung habe ich mich der Streitschrift ‚Sprachbildung für alle!‘ gewidmet und blieb leider etwas ratlos zurück. Denn für mich ist eine Streitschrift ein Text der aufwühlen sollte, ein Text der uns aus unserer Komfortzone zieht und eine radikal andere Richtung einschlägt als das althergebrachte. Also, doch eine Erwartung gehabt, die nicht erfüllt wurde.
Was die 60 Seiten aber wirklich für mich taten, ist eine Ordnung der gegenwärtigen Sprachdebatte. Es ist aus meiner Sicht eher ein Essay über die aktuelle Situation, eine Einordnung und eine richtungsweisende Schrift, was sich ändern sollte. Was mir zum Schluss fehlte, war deine richtungsweisende Idee, die uns weiterbringt.
Juliana Goschler hat hier einen eher nüchternen Fachtext geschrieben und sich nicht zu reißerischen Äußerungen verleiten lassen, was dem Ganzen entsprechend weniger Dynamik, dafür mehr Seriosität verleiht. Immer wieder mit Beispielen durchzogen, macht sie ihre Standpunkte deutlich und untermauert faktisch.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Zeitgeistroman?

Zwischen Welten
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Es hieß ein „moderner Briefroman“, sprich ein Buch voller Emails und Textnachrichten, die sich die beiden Protagonisten hin und her schreiben. Oder sollte ich eher schreiben „durch den Äther an den Kopf ...

Es hieß ein „moderner Briefroman“, sprich ein Buch voller Emails und Textnachrichten, die sich die beiden Protagonisten hin und her schreiben. Oder sollte ich eher schreiben „durch den Äther an den Kopf werfen“? Das sind Stefan und Theresa, einst kennen und schätzen gelernt haben die beiden sich in ihrem Germanistikstudium. Nun mit Anfang 40 nehmen sie ihren Diskutierfaden wieder auf, aber Theresa ist mittlerweile Michbäuerin auf dem Brandenburger Land und Stefan leitet das Kulturresort einer Hamburger Zeitung. Gegensätzlicher könnten die Alltage nicht aussehen. Stefan in der städtischen elitären Blase und Theresa zum Teil in Existenznot auf dem Land.
Dieses Buch hat mich einiges an Kraft gekostet und hat mich persönlich leider weniger begeistert als ich erhofft habe. Ich bin ein großer Fan von Juli Zeh, war es immer und bleibe es auch, aber diese Streitschrift war nicht das, was ich mir erhofft hatte von einer fiktionalen Auseinandersetzung zur aktuellen Unkultur des Debattierens.
Es hat mich regelrecht angestrengt, die vielen Diskurse nochmals zu Durchleben, die wir ohnehin schon auf unsägliche Art im Alltag der letzten 2 Jahre durchmachten. Klar alles wichtig, aber sehr repetitiv, dass nun noch mal in teils sehr unschönen Mails/Testnachrichten herumgeschleudert zu lesen. Alle gesellschaftlichen Themen sind drin, ein Zeitgeist vorhanden, aber kein Mehrwert aus meiner Sicht, wenn Klimapolitik Rassismus, der Ukrainekrieg und alle anderen beherrschenden Themen wiedergekäut werden.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Der Kleinste kann auch der Größte werden!

Jan der kleine Maler
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‚Jan der kleine Maler‘ ist zunächst gar kein Maler, sondern der kleinste von vielen Lehrjungen eines Malers. Aber Jan möchte auch Maler werden und beobachtet die Handgriffe aller anderen genau und malt ...

‚Jan der kleine Maler‘ ist zunächst gar kein Maler, sondern der kleinste von vielen Lehrjungen eines Malers. Aber Jan möchte auch Maler werden und beobachtet die Handgriffe aller anderen genau und malt in seinem Zimmer des Nachts. Eines Tages kommen ein Graf und seine Frau und sie wollen sich malen lassen, die Dame in einem blauen Kleid. Oh Schreck, es ist kaum Blau da und der Maler schickt alle Lehrlinge außer Jan los. Jan muss dafür alle anderen Tätigkeiten machen und Farben anmischen und Pinsel spitzen. Er macht seine Sache sehr gut und der Maler ist überrascht. Auch löst er das Problem mit der fehlenden blauen Farbe, aber das lest selbst!
Der Belgier Jean-Luc Englebert hat dieses nette Bilderbuch im Original im französischen geschrieben („Jan, le petit peintre“) und damit aus meiner Sicht ein wenig auf Jan van Eyck angespielt, ein flämischer Maler des Spätmittelalters. Denn nicht nur der Name ist passend, sondern auch die Farbanmischung und die doch sehr prägenden Häuser, die im Buch zu sehen sind.
Ohnehin ist das Buch sehr schön illustriert. Es ist warm koloriert und läd auch gleich zum Selbstmalen ein. Ein ruhiges Bilderbuch, dass sich schon früh zum Vorlesen eignet, denn die Geschichte ist überschaubar, die Bilder absorbierbar und das Malen kennen Kinder früh! Auch lernt man etwas über die Anfänge der Malerei. Rundherum gelungen.

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Veröffentlicht am 04.03.2023

Im Kopf von Salomé

Salomés Zorn
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Wie ist es als einzige schwarze Kind unter vielen weißen Niederländer:innen aufzuwachsen? Wie ist es toleriert zu werden aber nicht gemocht? Die Protagonistin Salomé, die mit ihren Eltern aus dem Kamerun ...

Wie ist es als einzige schwarze Kind unter vielen weißen Niederländer:innen aufzuwachsen? Wie ist es toleriert zu werden aber nicht gemocht? Die Protagonistin Salomé, die mit ihren Eltern aus dem Kamerun als kleines Kind in die Niederlande kam und nun als Jugendliche auf das örtliche Gymnasium geht, ist fortwährend Rassismus, Xenophobie und Diskriminierungen ausgesetzt. Sie ist eine starke junge Frau, die sehr gebildet ist, aber eine tiefe Wut in sich trägt.
Es geht so weit, dass eine Situation eskaliert und Salomé für 6 Monate in der Jungendhaftanstalt landet. Hier ist sie gezwungen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und ihrer Wut auf den Grund zu gehen. Helfen soll ihr dabei Frits, ein Therapeut. Auch hier wieder die Verwebung vom bekundeten Anti-Rassist, aber im Grunde ist er sich seiner rassistischen Bewertungen nicht bewusst.
Das Debüt der jungen Niederländerin Simone Atangana Bekono ist aus Sicht von Salomé geschrieben und man muss sich ein wenig einfuchsen in den Text. Eintauchen und ihren Gedanken folgen, ihrer Reflektionen den nötigen Raum geben.
‚Salomés Zorn‘ hat einen eindringlichen Rhythmus im Text, klingt ab und an fast lyrisch, aber erzählt auch sehr plastisch und gut vorstellbar. Ein gelungenes Debüt aus meiner Sicht. Ich kann es allen ans Herz legen, die das Thema Fremdenfeindlichkeit umtreibt.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Asiatische Zeitreise

Knochensuppe (Band 1)
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Wir schreiben zu Beginn der Geschichte das Jahr 2064 in Buhsan, Südkorea. Lee Uhwan, der im Laufe des Romans nur noch Uhwan genannt wird, ist ein armer Schlucker. Aufgewachsen im Waisenhaus und danach ...

Wir schreiben zu Beginn der Geschichte das Jahr 2064 in Buhsan, Südkorea. Lee Uhwan, der im Laufe des Romans nur noch Uhwan genannt wird, ist ein armer Schlucker. Aufgewachsen im Waisenhaus und danach immer als Küchenhilfe arbeitend, soll er nun für seinen Boss in die Vergangenheit reisen und das Rezept einer Knochensuppe ausfindig machen mit den dazugehörigen Beinscheiben. Denn echtes Fleisch wie wir es kennen, gibt es dann nicht mehr.
Uhwan überlebt die Reise in die Vergangenheit in das Jahr 2019 und macht sich auf die Suche nach dem Rezept. Nun, dass ist nur ein Teilstrang der erzählten Geschichte. Es gibt auch noch einen kuriosen Mord und dieser hängt wiederum mit dem Sohn des Suppenküchenbesitzer zusammen wo Uhwan landet.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Der Roman ist zwar eine Mischung aus Sci-Fi, Krimi und Thriller, aber es wird doch ganz leise, typisch koreanisch, erzählt. Manches Mal ist der Satzbau etwas behäbig und von konstruierter Stärke, aber ich finde das auch reizvoll. Kim Young-Tak hat hier ein zweiteiliges Debüt vorgelegt, denn dieses Buch ‚Der Mörder aus der Zukunft‘ erzählt „nur“ die Suche nach der Suppe und wie Uhwan seine elternlose Kindheit zum ersten Mal so recht reflektiert. Mit dem zweiten Teil wird die Geschichte dann hoffentlich vervollständigt, das wäre dann ‚Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden‘.

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