wie Licht und Schatten, wobei das Licht überwiegt
Someone NewDiese Rezension enthält SPOILER!
Ich finde es schwer dem Buch eine Bewertung zu geben, einerseits finde ich das Thema wichtig, es hat mich bewegt und mich auch sehr berührt und interessiert,
auf der ...
Diese Rezension enthält SPOILER!
Ich finde es schwer dem Buch eine Bewertung zu geben, einerseits finde ich das Thema wichtig, es hat mich bewegt und mich auch sehr berührt und interessiert,
auf der anderen Seite haben mich auch ein paar Punkte in dem Buch gestört.
Ich fange mal mit den nach meiner Meinung negativen Punkten an und arbeite mich dann zu denen, die ich geliebt habe vor und die dieses Buch für mich auch so gut gemacht haben.
Ein Punkt und der mich wirklich massiv gestört hat, waren die verschiedenen Klischees, die dann trotz der Diversität in der Geschichte, vorhanden waren.
Micahs Eltern sind Anwälte und fast immer, wenn sie sich Intolerant oder unangemessen verhalten haben, sei es nun im Bezug auf Micahs Wünsche und ihr Leben, Adrians Sexualität, oder nicht reichen Menschen im Allgemeinen wurde ihr Beruf erwähnt. Das Klischee, Anwälte waren einfach kalte Menschen und nur auf Geld bedacht, ist einfach nur alt und es steckt Leute in Schubladen.
Als nächste Adrian, Laura Kneidels Charakter sind im Allgemeinen wirklich toll, vielseitig und man kann sich gut in sieh hineinversetzen, doch bei Adrian ging es mir nicht so, ganz im Gegenteil.
Adrian wurde unfreiwillig geoutet, vor seinen Eltern und diese zeigten ihm nichts als Ablehnung und Verachtung, weshalb er von Zuhause weggegangen ist. Dass ist noch vollkommen verständlich, doch dass er auch seine Zwillingsschwester einfach ohne ein Wort verlassen hat, war einfach nicht nachvollziehbar. Es hat auch nicht zu der Darstellung gepasst, dass die beiden sich ihr ganzes Leben so nah waren, alles gemeinsam unternommen haben und sogar ihre Zukunft an der Universität zusammen geplant hatten.
Dass er im späteren Verlauf der Geschichte, als er sich dann doch dazu bereiterklärt, Micah zu treffen, ihre Gefühle herunterspielt fand ich wirklich schade und Micah wurde dadurch wieder in einen Zwiespalt gedrängt. Auf der einen Seite liebt sie ihren Bruder, will ihn zurück und wieder in ihrem Leben haben, auf der anderen Seite merkt sie im Laufe der Geschichte, wie egoistisch ihr Bruder ist und dass sie sich immer zurückgenommen hat. Durch das schnelle Abtun ihrer Gefühle und der einfachen Aussprache mit Adrian, der ich eine wirklich dürftige Begründung gibt, warum er sich nicht bei ihr gemeldet hat, nimmt sie und Ihre Gefühle wieder zurück.
Dass er nicht wusste, ob Micah wie ihre Eltern reagiert, finde ich wirklich gemein von ihm. Es wirkt, als würde er seine Schwester gar nicht wirklich kennen.
Das Letzte und auch dass, was ich am meisten zu bemängeln habe, ist, dass das Buch, wenn man es liest in zwei Teile geteilt ist.
Im ersten Teil geht es viel um Micah, ihren Umzug, der Start in einen neuen Lebensabschnitt und um ihre neuen und alten Freundschaften.
Sie lernt Alice kenne, Cassi und Auri und stellt fest, dass Julian ihr Nachbar ist.
Laura Kneidel geht viel auf die Nebencharaktere ein und ihr Alltag wird oft beschrieben, wodurch sich Situationen ähneln oder gleich sind, wodurch sich das Buch zieht. Die Beziehung zwischen Julian und Micah baut sich langsam auf, was ich durchaus angenehm und realistisch finde. Die Handlungen der beiden waren auch gut verständlich, nachvollziehbar und nicht irrational, doch dadurch gab es auch uninteressante Passagen und das Buch konnte nicht wirklich an Fahrt aufnehmen. Ich hatte manchmal das Gefühl, dass durch die langsame Erzählweise Spannung erzeugt werden sollte, doch das hat nicht wirklich funktioniert, meine Gedanken sind dadurch abgeschweift.
Im zweiten Teil geht dann alles etwas flotter, was endlich Spannung gebracht hat und mich persönlich auch viel stärker gefesselt hat.
Leider wurde dem zweiten Teil auch etwas Raum und Zeit gestohlen, da der erste Teil länger und etwas zähflüssiger war, was dem Buch nicht unbedingt gutgetan hat, da für mich der zweite Teil, der weitaus bedeutender und bewegender war.
Obwohl mich die vielen ausführlich behandelten Nebencharaktere ein wenig gestört haben, war es zugleich auch etwas Positives. Die Liebe, die in die Charakterentwicklung gesteckt wurde und die Diversität, die es unter den verschiedensten Personen gab war großartig.
Alle Charaktere werden super in die Geschichte eingeflochten und sind auch wirklich wichtig für das Buch, man lernt sie lieben und ich habe mich sehr gefreut, dass Cassi und Auri ein eigenes Buch bekommen, da einem die Beiden schnell ans Herz wachsen.
Viele Szenen haben unglaublich viel Humor oder ein Augenzwinkern wodurch ich oft schmunzeln musste. Auch keine Stelle im Buch hat mich wirklich massiv gestört, sodass ich mich daran aufgehängt hätte. Natürlich haben mich Micahs Eltern sehr geärgert und auch Adrian hat mir ab und an ein Stirnrunzeln abverlangt, aber im Großen und Ganzen hab es keine Stelle, die problematisch für mich war.
Die Liebesgeschichte von Julian und Micah hat mir sehr gefallen, doch leider wurde ihr nicht so viel Raum gegeben wie sie verdient hätte.
Durch den langen ersten Teil wurde dem wichtigen Teil der Geschichte Raum genommen, den er dringen gebraucht hätte.
Das Julian Trans ist, habe ich bis zuletzt nicht geahnt, selbst bei der Szene in Idaho war mir das noch nicht wirklich klar. Ich war einfach nur verwirrt und dadurch war das eindeutig der Höhepunkt der Geschichte zumindest für mich.
Dass Julian Micah sein Geheimnis nicht verraten hat, konnte ich sehr gut verstehen. Obwohl sie ihm von ihrem Bruder erzählt hat, stell ich mir das unglaublich schwer vor, sich zu „outen“.
Wie Micah reagiert hat war einfach toll und es hat gut zu ihr gepasst. Sie war verletzt, dass er nicht früher etwas gesagt hat, doch sie hat ihm keine Vorwürfe gemacht, sondern ruhig mit ihm geredet, ihm gehalten und ihm gezeigt, dass man auch Zuspruch und Liebe bekommen kann, nicht nur Ablehnung, so wie bei seiner Mutter.
Das Buch war leider so gut wie zu Ende, als es dann um das Thema Trans ging und ich hätte mir gewünscht, dass das ganze etwas ausführlicher gewesen wäre.
Es wurde nur kurz angeschnitten, wie eine solche Geschlechtsumwandlung funktioniert, dabei hätte mich das sehr interessiert und auch Julian kam an dieser Stelle irgendwie zu kurz.
Laura Kneidel hat zwar erklärt, warum sie nicht aus Julians Sicht geschrieben hat, da sie das selbst nicht erlebt, aber dennoch wurde das Thema zu kurz angesprochen, dafür dass es genau darum in diesem Buch eigentlich ging.
Die Szene in Idaho war schrecklich und bewegend zugleich. Es war ein wunderbarer Gegensatz. Julians grausame Mutter, die ihren Sohn von sich gestoßen hat, nur weil er nicht mehr im falschen Körper bleiben wollte. Auf der anderen Seite Micah, die ohne mit der Wimper zu zucken auf Julians Seite war und ihn gestützt hat.
Dasselbe hätte ich mir auch bei den Eltern der beiden gewünscht.
Sowohl Julians als auch Micahs Eltern haben negativ auf Julians Trans sein als auch auf Adrians Homosexualität reagiert.
Ein positives Beispiel wäre sicher ein schönes und ermutigendes Signal gewesen.
Um das ganze abzuschleifen sage ich noch ein Paar Worte zu dem Text vor der Danksagung.
Diese hat mir gut gefallen und hat das Buch perfekt abgeschlossen.
Selbst nach meiner Rezension weis ich noch nicht wirklich, wie ich „Someone Nwe“ bewerten soll.
Das Buch war für mich nicht so flüssig zu lesen wie die anderen Bücher von Laura Kneidel und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, haben mich mehr Sachen gestört als ich gedacht hatte.
Auf der Anderen Seite habe ich mich sehr gefreut, dass eine so populäre Autorin ein solches Thema aufgreift und so positiv und romantisch rüberbringt.
Schlussendlich werde ich dem Buch wohl 3,75 bis 4 Sterne geben, da der Zweite Teil des Buches mich für den etwas langatmigen ersten Teil entschädigt hat.