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Veröffentlicht am 05.12.2021

Den Honigpanschern auf der Spur

Goldenes Gift
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Nun ermitteln sie wieder: Xavier Kieffer, seines Zeichen ehemaliger Sternekoch, und Valérie Gabin, die mehr oder weniger beschäftigungslose Verlagserbin des Guide Gabin. Autor Tom Hillenbrand hat mit Goldenes ...

Nun ermitteln sie wieder: Xavier Kieffer, seines Zeichen ehemaliger Sternekoch, und Valérie Gabin, die mehr oder weniger beschäftigungslose Verlagserbin des Guide Gabin. Autor Tom Hillenbrand hat mit Goldenes Gift den 7. Band seiner kulinarischen Krimis vorgelegt, und hier geht es actionreich mit einem aktuellen Thema zur Sache.

Der Luxemburger Stadtimker Pol Schneider beliefert nicht nur Kieffers Restaurant Deux Èglise mit seinem Honig, sein scheinbar einträgliches Geschäft mit dem Bienengold macht ihn in der ganzen Stadt bekannt. Als Schneider eines Tages auf dem Dach eines Hochhauses tot aufgefunden wird beginnt nicht nur Kommissarin Lobato zu ermitteln, auch Xavier und Valérie geben alles, um den Fall aufzuklären.

Tom Hillenbrand hat sich in seinem neuen Krimi gleich mehreren aktuellen Themen gewidmet: Honig, Lebensmittelfälschung und auch Genmanipulation werden in Goldenes Gift behandelt. Bücher, in denen es um Bienen geht, sind derzeit sehr im Trend. Hillenbrand allerdings romantisiert nicht und es wird auch nichts beschönigt. Der Handel mit dem Lebensmittel Honig ist dem Profit genauso untergeordnet, wie es in anderen Bereichen üblich ist. Daran können leider auch die vielen Neu-Hobbyimker der letzten Jahre nichts ändern.

Als Leser:in des Krimis wird man mit reichlich Hintergrundwissen versorgt und Hillenbrandt nimmt tatsächlich jede Illusion, die man im Zusammenhang mit Honigproduktion noch hatte. Der Koch und die Journalistin sind ein super Team, was die Ermittlungen angeht. Mir war es an der einer oder anderen Stelle allerdings zu actionreich und auch zu sehr konstruiert. Auch die Ausführungen zu den Möglichkeiten der Genmanipulationen waren mir tatsächlich zu langatmig.

Zum Glück darf man zwischendurch immer mal wieder in Kieffers gemütliches Restaurant in der Luxemburger Altstadt einkehren. Dort finden für mich die Situationen statt, die Hillenbrands kulinarische Krimis bisher den Reiz gegeben haben. Hier geht es international, luxemburgisch und deftig zu. Im nächsten Band von "Xavier Kieffer ermittelt" darf es davon gern wieder mehr sein.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Abgründe an der Nordsee

Die Frau aus der Nordsee
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Ein Neugeborenes in der Babyklappe, eine Frauenleiche in der Nordsee: Inselkommissarin Lena Lorenzen muss sich in ihrem achten Fall mit dem Tod der jungen Maren Witte von der Insel Pellworm auseinandersetzen, ...

Ein Neugeborenes in der Babyklappe, eine Frauenleiche in der Nordsee: Inselkommissarin Lena Lorenzen muss sich in ihrem achten Fall mit dem Tod der jungen Maren Witte von der Insel Pellworm auseinandersetzen, die Opfer einer Gewalttat wurde. Traurige Tatsache zudem ist, dass das Opfer zwei Wochen vor ihrem Tod ein Kind geboren hat und dieses in einer anonymen Babyklappe abgelegt hat. Was hat die junge Frau zu dieser verzweifelten Tat getrieben und wer hat ihrem Leben ein Ende gesetzt?

Autorin Anna Johannsen entwickelt in Die Frau aus der Nordsee einen Regionalkrimi, der zuweilen durch die kleinteilig dargestellte Ermittlungsarbeit langatmig wirkt. Als Leser:in wird man von Befragung zu Befragung "mitgeschleppt", echte Spannung stellt sich erst im letzten Drittel des Buches ein. Und dann wird meiner Meinung nach zu viel Action auf einmal geboten. Der Fall wird am Ende zufriedenstellend und plausibel gelöst, aber im Prinzip hätte man das Ganze auch abkürzen können. Der Funke ist leider bei diesem Buch nicht auf mich übergesprungen, allerdings würde ich durchaus erneut zu einem Krimi von Anna Johannsen greifen, da mir die Schauplätze gut gefallen haben.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Das Geheimnis der Isdal-Frau

Das letzte Bild
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Im November 1970 wurde im norwegischen Isdal die verbrannte Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Umstände, die zum Tod der Frau geführt haben, konnten nie geklärt werden. Zwar hat die norwegische Polizei ...

Im November 1970 wurde im norwegischen Isdal die verbrannte Leiche einer jungen Frau gefunden. Die Umstände, die zum Tod der Frau geführt haben, konnten nie geklärt werden. Zwar hat die norwegische Polizei den Fall 2016 wieder aufgerollt, und neue ermittlungstechnische Verfahren konnten neue Hinweise geben, doch die genauen Umstände des Todes und die Identität der Frau sind bis heute rätselhaft geblieben. Anja Jonuleit hat sich in Das letzte Bild der Geschichte der namenlosen Frau angenommen und ihr auf überaus spannende Art und Weise ein Leben und letztendlich eine Heimat gegeben.

Die zwei Hauptfiguren des Buches sind Eva und Marguerite. Marguerite verliert als kleines Mädchen in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ihre Familie und wird zeitlebens eine Suchende sein. In den Jahren der Nachkriegszeit versucht sie den Spuren ihrer Herkunft nachzuspüren und nach vielen Jahren der Hoffnungslosigkeit ergibt sich eine Reise nach Norwegen, von der sich Marguerite sehr viel verspricht. In Begleitung eines Mannes begibt sie sich in eine Gesellschaft, die sie vermutlich am Ende das Leben kostet.
Eva lebt als Autorin in München und wird eines Tages auf schmerzhafte Weise mit der Vergangenheit hier Familie konfrontiert. Eine Tageszeitung veröffentlich das Foto der Frau aus dem Eistal. Die norwegische Polizei hat die Ermittlungen zu dem 50 Jahre alten Fall wieder aufgenommen und nun ist auch Eva ein Teil der Geschichte. Denn die Ähnlichkeit zwischen ihr und der unbekannten Frau ist so groß, dass Eva schnell aufdeckt, dass es sich hier um eine Verwandte handelt. Und so reist sie nach Norwegen, um Licht ins Dunkel der Angelegenheiten ihrer Familie zu bringen.
Anja Jonuleit beweist große Stärke darin die zwei Erzählstränge miteinander zu verweben. Wie sie die Geschichten von Eva und Marguerite aus unterschiedlichen Zeitebenen aufeinander zu erzählt, bekommt von Kapitel zu Kapitel mehr Tiefe und Spannung. Jonuleit hat umfassend zum Fall der Isdal-Frau recherchiert, wie sie im Anhang des Buches darlegt. Viele lose Enden um den Aufenthalt der Frau in Norwegen haben schon die Polizei vor Rätsel gestellt und die Presse zum Spekulieren veranlasst. Das Verdienst, das sich die Schriftstellerin erworben hat, liegt nun im Konstruieren einer Geschichte, die weit in die deutsche und norwegische Geschichte zurückreicht und somit auch einem Menschen eine Geschichte gegeben hat, die sich so ereignet haben könnte. Und damit ist ihr die Aufmerksamkeit der Leser:innen bis zur letzten Seite gewiss.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Buch für die Lebenden

Was bleibt, wenn wir sterben
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Die deutsch-britische Journalistin Louise Brown berichtet in Ihrem Buch Was Bleibt, wenn wir sterben auf sehr persönliche Art und Weise über Ihre Erfahrungen und Reflexionen als Trauerrednerin.
Neben ...

Die deutsch-britische Journalistin Louise Brown berichtet in Ihrem Buch Was Bleibt, wenn wir sterben auf sehr persönliche Art und Weise über Ihre Erfahrungen und Reflexionen als Trauerrednerin.
Neben der Geburt ist der Tod wohl für alle Menschen das Ereignis, worüber niemand logischerweise aus eigener Sicht berichten kann. Dass uns allen irgendwann der Tod bevorsteht, ist unstrittig. Und der eigene Tod wird für alle Hinterbliebenen, ob nun Freunde oder Familienangehörige ein einschneidendes Erlebnis werden. Wie aber soll nun der Umgang mit dem Tod bzw. Versterben gelingen, und gibt es etwas, das uns darauf vorbereiten kann? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Brown, die durch den kurz aufeinander folgenden Tod beider Elternteile mit diesem Thema konfrontiert wurde. Sie hatte damals realisiert, dass sie zwar viel über die Welt wusste, aber über ein großes Thema des Lebens, denn der Tod gehört zum Leben, nichts wusste. Durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer hat sie zum Beruf der Trauerrednerin gefunden, aus dem sie für Ihr Buch schöpfen konnte.
In den kurzen Kapiteln des Buches berichtet sie nicht nur von den vielen Begegnungen, die sie mit den hinterbliebenen Trauernden führen konnte, sondern auch davon, was eine gute Trauerbewältigung ausmachen kann.
Louise Brown hat ein sehr persönliches, bewegendes Buch geschrieben. Ich denke, es kann eine gute Vorbereitung auf den Umgang mit Trauer und Tod im eigenen Leben sein. Auf die Frage, was bleibt, wenn wir sterben, kann natürlich auch die Autorin keine abschliessenden Antworten geben. Aber immerhin auf sehr kluge und warmherzige Weise zum selber Denken anregen.
Ein Buch, welches aus meiner Sicht gut als Lektüre für die kommenden Herbstmonate geeignet ist und die Leser:innen sicherlich nicht enttäuschen wird.

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Veröffentlicht am 06.09.2021

Packend bis zum Ende

Tod in der Schorfheide
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In den stillen Wäldern Brandenburgs offenbaren sich menschliche Abgründe. Ein Verbrechen aus der Vergangenheit lässt die Opfer nicht zur Ruhe kommen. Eine Herausforderung nicht nur für das Ermittlerteam.

Als ...

In den stillen Wäldern Brandenburgs offenbaren sich menschliche Abgründe. Ein Verbrechen aus der Vergangenheit lässt die Opfer nicht zur Ruhe kommen. Eine Herausforderung nicht nur für das Ermittlerteam.

Als Kriminalkommissarin Carla Stach zum abgebrannten Forsthaus in die Schorfheide gerufen wird, ist das Ausmaß des Verbrechens, welches hier zu Grunde liegt, für sie und ihr Team noch nicht absehbar. Als dann noch ein junges Mädchen verschwindet und klar wird, dass die beiden Fälle zusammenhängen, beginnt für Carla ein Wettlauf mit der Zeit. Immer tiefer muss sie während der Ermittlungsarbeit in die Vergangenheit des Opfers eintauchen und kommt dabei selbst an ihre Grenzen.

Richard Brandes hat mit Tod in der Schorfheide einen spannungsreichen Krimi geschrieben, der mit Hintergründen aus der Psychologie angereichert ist. Auch der Ort der Handlung ist gut gewählt. Düstere Wälder und einsam gelegene Dörfer lassen eine mystische Stimmung entstehen. Alle Zutaten für einen fesselnden Kriminalroman sind stimmig kombiniert. Besonders gut gefallen haben mir die sehr unterschiedlichen aber authentisch inszenierten Ermittlercharaktere. Man hat es hier mit Polizisten zu tun, die lebensnah und echt in ihrem Umfeld wirken. Tod in der Schorfheide hat mich bis zuletzt in Atem gehalten. Ich freu mich schon riesig auf den neuen Fall, der hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt. Brandenburg-Krimis von Richard Brandes: Ein Muss für jede/jeden Liebhaber/in des Genres Regional-Krimi.

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