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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2023

Da ist noch Luft nach oben ...

Schwarzvogel
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Inhalt: Hilflos beobachtet die 85-jährige Gun bei einem Spaziergang, wie eine junge Frau panisch aus dem Wald gerannt kommt, auf das noch zu dünne Eis des Sees läuft und einbricht. Jede Rettung kommt zu ...

Inhalt: Hilflos beobachtet die 85-jährige Gun bei einem Spaziergang, wie eine junge Frau panisch aus dem Wald gerannt kommt, auf das noch zu dünne Eis des Sees läuft und einbricht. Jede Rettung kommt zu spät …
Die junge Ermittlerin Fredrika Storm, die gerade erst aus Kopenhagen in ihren Heimatort Harlösa zurückgekehrt ist, übernimmt zusammen mit ihrem neuen Kollegen Henry Calment den Fall, der zunächst wie ein Unfall aussieht. Zufällig ist die Augenzeugin Gun Fredrikas Großmutter und auch viele andere Bewohner des kleinen Ortes, die sie im Laufe der Ermittlungen befragen muss, sind ihr gut bekannt. Bald stellt sich ihr sogar die Frage, ob sie gegen ihre eigene Familie ermitteln muss.

Meine Meinung: Der Prolog bietet sofort einen spannenden Einstieg in das Buch und auf den folgenden Seiten lernen wir Fredrika und ihre neuen Kollegen und Kolleginnen kennen. Das Team besteht aus sehr unterschiedlichen Charakteren und besonders Henry sticht dabei heraus. Henry ist reich, kultiviert und gebildet, doch er wirkt keineswegs eingebildet. Er arbeitet sehr gerne bei der Polizei, weil ihn seine Aufgaben dort ausfüllen. Er ist zwar etwas speziell, aber ich mochte ihn sofort. Auch Fredrika war mir von Anfang an sympathisch. Für mich hätten die gemeinsamen Ermittlungen und die Dialoge der beiden so unterschiedlichen Menschen gerne noch mehr Raum einnehmen dürfen, denn die Dynamik zwischen den beiden hat mir gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie sich ihr Verhältnis in den nachfolgenden Krimis weiterentwickelt.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich flüssig lesen, die Kapitel sind relativ kurz und die Perspektiven wechseln häufiger, so dass man viele Einblicke bekommt. Obwohl es einige Längen gibt, kommt man mit dem Lesen schnell voran. Nicht so gut gefallen hat mir, dass Fredrikas recht große Familie einen ziemlich großen Teil der Ermittlungsarbeit eingenommen hat und die Zusammenhänge auch etwas konstruiert wirkten. Für Fredrika ist es schwer, die Grenze zwischen ihrer Familie und ihrem Job als Polizistin zu ziehen, was ihr auch nicht immer gelingt und ihr ein schlechtes Gewissen bereitet. Eigentlich hätte sie wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen werden müssen.
Leider kommt erst gegen Ende des Buches Spannung auf, bis dahin plätschern die Ermittlungen etwas vor sich hin. Allerdings konnte ich die Zusammenhänge bis zum Schluss nicht durchschauen, habe mitgerätselt und war sehr gespannt auf die Auflösung.

Fazit: Ein solider erster Fall für Fredrika Storm und Henry Calmont. Zwar noch etwas schwach, aber ich werde die Reihe sicher im Auge behalten.

Veröffentlicht am 28.08.2023

Konnte mich nicht überzeugen

Verlogen
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„Verlogen“ ist bereits der 2. Teil der "Mörderisches-Island" Reihe, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist. (Ich kenne den Vorgänger „Verschwiegen“ auch nicht).
Elma ...

„Verlogen“ ist bereits der 2. Teil der "Mörderisches-Island" Reihe, aber problemlos ohne Vorwissen zu lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist. (Ich kenne den Vorgänger „Verschwiegen“ auch nicht).
Elma und ihren Kollegen Sævar mochte ich von Anfang an sehr gerne. Besonders Elma lernt man im Lauf der Geschichte gut kennen und erfährt zudem einiges aus ihren Privatleben. Auch ihr Vorgesetzter Hördur war mir sehr sympathisch. Dagegen fand ich die weiteren Charaktere, die mit dem Fall zu tun hatten, eigentlich alle eher unsympathisch.
Der Schreibstil von Eva Björg Ægisdottir lässt sich angenehm und flüssig lesen. Doch die polizeilichen Ermittlunge ziehen sich ziemlich in die Länge, ohne das es neue Erkenntnisse gibt. Die Ermittler kommen einfach nicht weiter. In einem weiteren Handlungsstrang wird die Geschichte einer jungen Mutter erzählt, von der Geburt ihrer Tochter bis zur Gegenwart. Leider konnten auch diese Kapitel mich nicht wirklich fesseln. Erst nach etwas über 200 Seiten kommt mehr Tempo und Spannung in die Handlung. Bis kurz vor dem Ende konnte ich die Zusammenhänge nicht erahnen und war schließlich von der Auflösung überrascht.
Der Krimi ist - bis auf den Mord - unblutig und bedient sich eher psychologischer Spannung.

Fazit: Trotz der wirklich sympathischen Ermittler konnte mich „Verlogen“ nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 23.08.2023

Die Weyward Frauen

Die Unbändigen
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Das tolle Cover hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht. Es ist verspielt, aber auch etwas unheimlich und verspricht zusammen mit dem Klappentext eine magische Geschichte - und genau die habe ich ...

Das tolle Cover hat mich sofort auf das Buch aufmerksam gemacht. Es ist verspielt, aber auch etwas unheimlich und verspricht zusammen mit dem Klappentext eine magische Geschichte - und genau die habe ich auch bekommen.
„Die Unbändigen“ ist Emilia Harts Debütroman und sie erzählt die Geschichte aus den Perpektiven von drei Frauen auf drei verschiedenen Zeitebenen. Dieser oft schnelle Zeitenwechsel sorgt für Dynamik und hat mir besonders gut gefallen.

Kate (2019) flieht vor ihrem gewalttätigen Freund Simon. Sie versteckt sich in einem kleinen Haus - dem Weyward Cottage - im Norden Englands, das sie von ihrer Großtante Violet geerbt hat und von dem Simon nichts weiß. Dort stößt sie bald auf alte Aufzeichnungen, die sie tief in ihre Familiengeschichte führen - bis in die Zeit der Hexenprozesse.
Violet (1942) ist 16 Jahre alt und lebt relativ isoliert von der Außenwelt mit ihrem jüngeren Bruder und ihrem lieblosen Vater in dessen großem Herrenhaus. Sie liebt die Natur, klettert gerne auf Bäume und fühlt sich eng verbunden mit den Tieren. Doch eines Tages verändert ein schicksalhaftes Ereignis ihr ganzes Leben.
Altha (1619) ist, wie schon ihre Mutter, eine Heilerin. Doch nach dem tragischen Tod eines jungen Mannes wird sie der Hexerei angeklagt.

Die Geschichte der drei Frauen hat mich von Anfang an gefesselt und durch die meist nur kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivwechsel bin ich sehr schnell mit dem Lesen vorangekommen. Der Schreibstil der Autorin ist lebhaft und mitreißend und ihre bildhaften Naturbeschreibungen haben mir besonders gut gefallen. Die Atmosphäre ist stellenweise bedrohlich, mal unheimlich und manchmal auch magisch. Alle drei Frauen haben mit gewalttätigen Männern zu tun. Insgesamt kommen die Männer - bis auf wenige Ausnahmen - in diesem Buch schlecht weg, was viele Leser vielleicht stören wird. Ich sehe es aber als gemeinsames Schicksal der drei Frauen und Teil ihrer Geschichte. Alle drei haben eine tiefe Verbundenheit zur Natur und sind in der Lage, mit Tieren zu kommunizieren. Noch weitere Gemeinsamkeiten werden nach und nach deutlich und ihre Geschichten verweben sich immer mehr.
Ich mochte alle drei Frauen sehr gerne, doch die Kapitel von Kate habe ich am liebsten gelesen. Vielleicht, weil ihre Geschichte (fast) in der Gegenwart spielt.

Obwohl mir persönlich das Buch gut gefallen hat, möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen:
Es geht um körperliche Gewalt gegen Frauen,
sexuelle Übergriffe,
Unterdrückung von Frauen
und um selbst ausgeführte Schwangerschaftsabbrüche.

Fazit: Eine dunkle und fast märchenhafte Geschichte auf drei Zeitebenen über drei ganz besondere Frauen.

Veröffentlicht am 01.08.2023

Spannender Schweden-Krimi

Puppenblut
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„Puppenblut“ ist nach „Leichenschilf“ und „Witwenwald“ bereits der 3. Fall für Kristoffer Bark und sein Team. Natürlich lässt sich dieser Krimi auch ohne Vorkenntnisse lesen, doch es ist empfehlenswert ...

„Puppenblut“ ist nach „Leichenschilf“ und „Witwenwald“ bereits der 3. Fall für Kristoffer Bark und sein Team. Natürlich lässt sich dieser Krimi auch ohne Vorkenntnisse lesen, doch es ist empfehlenswert und interessant, auch die private Entwicklung der Protagonisten von Anfang an zu verfolgen.
Barks Team besteht aus sehr unterschiedlichen und zum Teil etwas speziellen Charakteren, die intern versetzt wurden und dann im Turmzimmer untergebracht wurden - weit weg von den anderen Kollegen. Hier sollen sie an alten ungeklärten Fällen arbeiten. Trotz ihrer Eigenheiten sind aber alle fähige Ermittler. Besonders Alex mit seiner unbekümmerten und oft ungestümen Art lockert die Krimi-Handlung einige Male auf. Bark selbst mag ich auch sehr gern, er wirkt in diesem Teil etwas weniger mürrisch als sonst, hat aber gesundheitliche und auch private Probleme.
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Der Schreibstil von Anna Jansson lässt sich absolut flüssig lesen und eine gewisse Grundspannung ist von Anfang an da. Der Fall ist komplexer, als ich zuerst angenommen hatte und erst gegen Ende zeigen sich Zusammenhänge zu dem Tod von Mary im Jahr 1967, mit denen ich nicht gerechnet hätte.
Rückblicke in Marys Leben gibt es durch ihre Tagebuchaufzeichnungen, die Eva zufällig findet. Ihre Berichte aus der Nervenheilanstalt Västra Mark sind erschreckend. Aber auch die Kapitel aus den Perspektiven von Eva und ihrer Tochter Linn habe ich mit Spannung verfolgt.

Fazit: „Puppenblut“ ist ein gelungener Schweden Krimi mit sympathischen Protagonisten, den ich sehr gerne gelesen habe, auch wenn ich ihn etwas schwächer fand als „Witwenwald“. Der 4. Teil „Mädchenfeuer“ erscheint im Februar 2024 und ich freue mich jetzt schon darauf.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Julle ist verliebt

Das Summen unter der Haut
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Inhalt: Sommer in Hamburg 1977. Julle ist 14 Jahre alt. Seit seinem 11 Lebensjahr weiß er, dass er schwul ist. Eingeweiht hat er nur seine ältere Schwester, aber seine Mutter ahnt es wahrscheinlich auch.
Als ...

Inhalt: Sommer in Hamburg 1977. Julle ist 14 Jahre alt. Seit seinem 11 Lebensjahr weiß er, dass er schwul ist. Eingeweiht hat er nur seine ältere Schwester, aber seine Mutter ahnt es wahrscheinlich auch.
Als kurz vor den Sommerferien Alex neu in seine Klasse kommt, verliebt sich Julle sofort in ihn. Sie werden gute Freunde und verbringen viel Zeit miteinander. Doch nach nur wenigen Wochen ist Alex ganz plötzlich wieder verschwunden. Für Julle aber bleibt dieser Sommer unvergessen …

Meine Meinung: Der Einstieg in dieses Buch fiel mir etwas schwer, denn an den Erzählstil mit den kurzen Sätzen, den vielen Beschreibungen von Alltäglichkeiten, sowie Julles teilweise etwas konfuse Gedanken, musste ich mich erst gewöhnen. Doch genau auf diese Weise kommen wir Julle näher, denn Stephan Lohse beschreibt seinen Protagonisten Julle so liebevoll, lebendig und mit viel Witz, dass man Julle einfach ins Herz schließen muss. Trotz seiner Homosexualität und eines versehentlichen Outings bekommt er weder Häme, noch blöde Kommentare oder andere negative Konsequenzen zu spüren, was ich für die 70er Jahre sehr ungewöhnlich finde. Auch seine Eltern gehen locker damit um.
Es hat Spaß gemacht, Julle und auch seine Freunde eine kurze Zeit lang zu begleiten und manchmal fühlte ich mich selbst in die 70er Jahre und in die Sommer im Freibad und dem Anstehen am Kiosk, den ersten gemeinsame Feten und das erste Verliebtsein, zurückversetzt. Auch die Dynamik unter den Jugendlichen hat mir gut gefallen, und im Großen und Ganzen haben sich alle gut verstanden.
Auf den nur 176 Seiten werden noch andere wichtige Themen angeschnitten, wie z.B. der Tod von Axels Mutter, aber wegen der Kürze des Buches kommt dann einiges zu kurz. Auch das Ende fand ich zu abrupt.

Fazit: „Das Summen unter der Haut" ist ein warmherziger Roman über das Erwachsenwerden, über Selbstfindung, einen unvergesslichen Sommer und die erste Liebe. Ein schöner Sommerroman ohne Kitsch. Für Leser ab 14 Jahren, aber ohne Altersbegrenzung nach oben … .