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Veröffentlicht am 06.05.2025

nicht nur eine Familiengeschichte

Wir Ostpreußen
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Dieses Buch ist weniger eine Familiengeschichte als vielmehr eine Beschreibung der Geschichte eines ehemaligen Teils Deutschlands – Ostpreußen. Dabei beweist der Autor, dass er sich nicht nur mit der Heimat ...

Dieses Buch ist weniger eine Familiengeschichte als vielmehr eine Beschreibung der Geschichte eines ehemaligen Teils Deutschlands – Ostpreußen. Dabei beweist der Autor, dass er sich nicht nur mit der Heimat seiner Oma Else und deren Flucht bei Einmarsch der russischen Armee in Ostpreußen befasst hat. Nein, der Leser erhält auch viele Informationen über den geschichtlichen Wandel Ostpreußens, der durch Ritterorden seinen Anfang nahm und in dem auch die Hohenzollern eine entscheidende Rolle eingenommen haben. Gleichzeitig gibt Jochen Buchsteiner auch Einblicke in bekannte Dichter, Denker und Kritiker aus der damaligen Zeit.
Die Kapitel wechseln immer wieder zwischen Erinnerung und Aufzeichnung der Großmutter, mit Daten und Fakten zur Geschichte Ostpreußens. So ist diese Familiengeschichte auch nicht zu tiefst emotional geschrieben. Viel mehr kam es mir vor, als wenn ein Außenstehender, Unbeteiligter hier das Leben von Else Buchsteiner erzählt.
Eine Frage hat mich nachdenklich gemacht. Der Autor hat sie offengelassen. Und sie lautet, warum es in den letzten Jahren so still um Ostpreußen geworden ist, ob Scham, Stolz oder Schmerz dahinterstecken. Das muss jeder für sich beantworten. Das gilt ebenso für die Frage, ob Kaliningrad jetzt in Hinsicht auf die aktuelle Aggressionspolitik Russlands wieder in ein neues Machtgerangel gerät. Mich haben die Ausführungen des Autors zu den aktuellen Entwicklungen um Kaliningrad jedenfalls sehr nachdenklich gemacht.
In meinen Augen hat der Autor gewissenhaft, kleinteilig und historisch sehr gut recherchiert hier ein sehr lesenswertes Buch, das die Verbundenheit der Menschen mit Ostpreußen wie auch der Geschichte Ostpreußens beinhaltet, geschaffen. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 06.05.2025

Der Druck auf die 3 Familien wächst – spannend, kurzweilig, empfehlenswert

Die Stunde des Widerstands
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Die Familien auf Gut Falkenbach kommen nicht zur Ruhe. Zwei ihrer Kinder, Gustav und Leopold, sind an der Front und haben lange nichts von sich hören lassen. Es ist mir unter die Haut gegangen, wie traumatisch ...

Die Familien auf Gut Falkenbach kommen nicht zur Ruhe. Zwei ihrer Kinder, Gustav und Leopold, sind an der Front und haben lange nichts von sich hören lassen. Es ist mir unter die Haut gegangen, wie traumatisch für Gustav der Einsatz an der Front ist. Er, der empathische Arzt, muss Soldaten mit wenig Überlebenschancen aussortieren und sie damit dem sicheren Tod ausliefern.
Und auf dem Gut selbst, erhärtet sich der Verdacht, dass sie bespitzelt werden. Also heißt es nicht nur vorsichtig mit seinen wahren Ansichten zu sein, dringend muss der Verräter auch entlarvt werden. Dazu schmieden Ferdinand und Johannes einen Plan um ihn zu enttarnen. Es bleibt also spannend auf dem Gut. Außerdem plant Paul-Friedrich noch immer die heimliche Ausreise aller Bewohner des Guts in ein Land in dem die Nazis keine Macht haben. Doch noch immer hat er nicht alle Schritte und Eventualitäten geplant und die Risiken bewertet. Wilhelmine gerät durch ihre Mitarbeit in der Widerstandsgruppe Weiße Rose in den Focus der Gestapo, was zusätzliche umgehende Maßnahmen erfordert.
Mein Argwohn gegenüber dem neuen Lagerleiter, Viktor Sander, hat sich noch immer nicht beruhigt. Auch wenn er Wilhelmine angeblich liebt und sie beide eine heimliche Beziehung haben, traue ich ihm nicht. Liebe schön und gut, aber schließlich ist er SS-Hauptsturmführer und das wird man ja auch nicht ohne weiteres.
Ich fand diese Fortsetzung jedenfalls wieder unheimlich aufregend und spannend. Auf der einen Seite sind mir die Bewohner von Gut Falkenbach, bis auf wenige Ausnahmen, ans Herz gewachsen, so dass ich mit ihnen bange. Auf der anderen Seite sind es aber gerade die, ich nenne sie mal die Zwielichtigen, die Intriganten, die ihre eigenen Ziele verfolgen, die Spannung in die Familiengeschichte bringen. Von mir gibt’s eine 100%ige Lese-Empfehlung und natürlich 5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 03.05.2025

Konnte mich mit der Hauptfigur nicht anfreunden

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende!
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Lilli Ziegler ist geschieden, arbeitet als Lektorin in einem Verlag und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in einem Haus, das ihr und ihrem Exmann Daniel gehört. So weit ist sie mit ihrem Leben zufrieden. ...

Lilli Ziegler ist geschieden, arbeitet als Lektorin in einem Verlag und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter in einem Haus, das ihr und ihrem Exmann Daniel gehört. So weit ist sie mit ihrem Leben zufrieden. Bis sie dann Kapitel aus einem Drehbuchskript erhält. Aber nicht per Post. Nein, der Täter dringt unbemerkt in ihre Wohnung ein ohne Spuren zu hinterlassen. In den Texten sind sehr intime Details von ihr und ihren Kindern eingearbeitet, Dinge die zwar wahr sind, aber niemals an die Öffentlichkeit kommen sollten. Während Lilli sich mit den ersten beiden Kapiteln an die Polizei wendet, einmal weil sie sich in ihrem Haus nicht mehr sicher fühlt und auch Drohungen in den Texten enthalten sind, beschließt sie beim dritten Kapitel den Texter selbst zu entlarven.
Was mir am Anfang noch etwas Spannung beim Lesen gebracht hat war als Lilli sich als Detektivin, Einbrecherin und Analystin versucht. Doch das wurde dann zunehmend langatmig geschildert. Ihre Spekulationen waren so verwirrend, ihre Suche kam mir so sinnlos vor, dass ich sie als Hauptfigur absolut nicht überzeugend fand. Ihre Gedankengänge zu möglichen Verdächtigen werden ausgebreitet, verworfen und neu definiert und dann wieder von vorn. Zum Weiterlesen musste ich mich zwingen. Mein Glück, das ich durchgehalten habe, denn am Ende hat mich dieser Thriller seiner Auflösung doch noch überraschen können. Nur leider hat sich mein Gesamteindruck dadurch nur unwesentlich verbessert. Ich gebe 3 Lese-Sterne, da es mir insgesamt an Spannung gefehlt hat.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

aktuelles Thema, bei Spannung noch Luft nach oben

Riot Girl
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Ermittlerin Obalski ist Quereinsteigerin. Nach dem Gender-Studium wurde sie beim BKA zur Forensikerin und Kriminologin ausgebildet. Was sie aber im Besonderen auszeichnet ist, dass sie die Menschen lesen ...

Ermittlerin Obalski ist Quereinsteigerin. Nach dem Gender-Studium wurde sie beim BKA zur Forensikerin und Kriminologin ausgebildet. Was sie aber im Besonderen auszeichnet ist, dass sie die Menschen lesen kann. Das hat die Autorin gleich am Anfang des Buches sehr gut vermittelt. Wie Obalski anhand von Falten am Körper auf Schlafgewohnheiten und bei Füsse trippeln auf Bluthochdruck schließt, hat mich schon beeindruckt. Auf der anderen Seite wurde Obalski aber als selbstzweifelnd dargestellt als sie ihren Job als VE (Verdeckte Ermittlerin) beim Jugendamt antritt. Ja es war ihr erster Job als VE, aber es passte irgendwie nicht zu ihrem Auftritt gegenüber ihren Kollegen bei der Polizei.
Auf jeden Fall kann man sie als sehr engagiert beschreiben. Ich empfand die ihr gestellte Aufgabe, durch ihren Job beim Jugendamt Kontakt und Vertrauen zu den aggressiven Mädchengruppen im Netz aufzubauen und die Drahtzieher zu ermitteln als Herausforderung. Die beschriebenen Challenges sind echt krass, aber durchaus vorstellbar. Vor allem die Sogwirkung, die sie innerhalb der jungen Menschen auslösen. Obalski prüft alle ihr zugängigen Informationen, hört auf ihr Bauchgefühl und findet so einige entscheidende Hinweise für die polizeilichen Ermittlungen. Doch eines wird ihr dabei klar, es sind nicht gewaltbereite Jugendliche, es sind Opfer von Gewalt. Opfer, denen bisher nicht geglaubt und geholfen wurde. Weder durch die Familie, die Polizei oder andere Behörden.
Was mich beim Lesen gestört hat, waren die vielen Abkürzungen. Die Autorin hat im Nachwort erklärt, dass sie die wegen der Authentizität des Buchs hat einfließen lassen und sie wurden auch immer einmal erklärt. Aber es waren zu viele, um sich alle zu merken. Da hätte ich mir eine Gesamtübersicht zum Nachschlagen gewünscht. Insgesamt gebe ich 3 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Stolz und Schuld – gelungene Familiengeschichte

Wo wir uns treffen
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Die Familie Brooke trifft sich auf dem riesigen Anwesen von Philip Brook anlässlich seiner Beerdigung. Das Anwesen der Brookes befindet sich seit 240 Jahren in Familienbesitz. Es wurde gegründet von Oliver ...

Die Familie Brooke trifft sich auf dem riesigen Anwesen von Philip Brook anlässlich seiner Beerdigung. Das Anwesen der Brookes befindet sich seit 240 Jahren in Familienbesitz. Es wurde gegründet von Oliver Brook. Zu Lebzeiten war der Umgang mit dem Philip kein leichtes Unterfangen. Seine Ehefrau Grace, mit der er drei Kinder hat, musste jahrelang ohne ihn zurechtkommen, während er bei seiner Geliebten in New York war. Grace nimmt es klaglos hin, auch wenn sie mit ihrem Leben nicht zufrieden ist und sich in Philips riesigen Haus nie richtig zu Hause gefühlt hat.
Ich tue mich ein wenig schwer mit der Beurteilung der Handlung. Viel lieber würde ich mit der Autorin oder anderen Lesern darüber diskutieren. Auf jeden Fall sind die Beschreibungen zur Natur und der Rückkehr zur ursprünglichen Bewaldung sehr anschaulich. So ist es auch Ned, der bereits seit 50 Jahren auf einer Lichtung im alten ausgedienten Bus lebt, für mich die interessanteste Figur. Er lebt mir der Natur im Einklang, hat für jedes Wehwehchen ein natürliches Mittel bereit. Er selbst bezeichnet sich als lebenslanger Lehrling des Waldes. Auf mich hat er den Eindruck hinterlassen in sich selbst zu ruhen. Ich denke, das empfinden Philips und Grace Kinder Frannie, Milo und Isa auch so. Denn wann immer sie Probleme oder Zweifel haben, suchen sie seine Nähe und seinen Rat. Bis heute. Man erfährt, wie unterschiedlich die 3 Kinder mit dem despotischen Verhalten des Vaters umgehen. Ohne Spuren bleibt das bei keinem. Doch dann kommt die Tochter von Philips amerikanischer Geliebten zur Beisetzung. Sie ist es, die ein völlig neues Bild der Familiengeschichte der Brooks zeichnet. Nicht allem, was sie ans Licht bringt, würde ich vorbehaltlos zustimmen.
Für mich waren die Naturbeschreibungen an einigen Stellen zu ausgedehnt. Das ging zu Lasten der Beschreibungen der einzelnen Charaktere. Ich hätte mir mehr Einblicke in die Gedanken der drei Kinder gewünscht. Insgesamt ist das ein sehr einfühlsamer Familienroman, dem ich 3,5 Lese-Sterne gebe.

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