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Veröffentlicht am 13.11.2025

Raffiniert geplottet

Die Tiefe: Versunken
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Bei einem Tauchgang stoßen Hobbytaucher auf ein gesunkenes Segelboot – an Bord die Leichen einer ganzen Familie. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt übernimmt die Ermittlungen, und schon bald ist klar: ...

Bei einem Tauchgang stoßen Hobbytaucher auf ein gesunkenes Segelboot – an Bord die Leichen einer ganzen Familie. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt übernimmt die Ermittlungen, und schon bald ist klar: Dies ist erst der Anfang einer unheilvollen Mordserie.

Mit „Die Tiefe – Versunken“ startet Karen Sander die dritte Trilogie ihrer fesselnden und komplexen Krimireihe rund um Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und die Kryptologin Mascha Krieger. Nach „Der Strand“ und „Der Sturm“ ist dies nun der Auftakt zu „Die Tiefe“ – und er beginnt genauso spannend wie bei den Vorgängern. Für ein umfassendes Verständnis der Hintergründe und vor allem der persönlichen Entwicklung von Mascha und Tom empfiehlt es sich, die Reihe unbedingt in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Viele Verbindungen, Konflikte und Entwicklungen entfalten ihre Wirkung erst durch den Gesamtzusammenhang.

Auch in diesem Band startet die Handlung mit einem Mordfall, den Tom gemeinsam mit seinem Team untersucht. Mascha hingegen wird ausgerechnet dem Team ihres ungeliebten Stiefbruders zugeteilt und arbeitet so an einem ganz anderen Fall. Schnell wird klar: Die Mordserie ist noch nicht beendet. Während nur einer der Fälle tatsächlich aufgeklärt werden kann, bleibt vieles andere offen – und genau darin liegt der Reiz. Sander versteht es meisterhaft, die Leser mit Andeutungen, falschen Fährten und einem nervenaufreibenden Cliffhanger gebannt zurückzulassen.

Die Mischung aus spannenden Ermittlungen, vielschichtigen Charakteren und einem raffiniert aufgebauten Handlungsbogen macht auch diesen siebten Band zu einem echten Pageturner. Wer Krimis mit Tiefgang, sympathischen Protagonisten und clever konstruierten Rätseln liebt, kommt an dieser Reihe nicht vorbei.

Fazit: Ein packender Auftakt zur neuen Trilogie, der große Lust auf mehr macht. Unbedingt lesen – am besten von Beginn an!

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Spannend, clever konstruiert, coole Atmosphäre

Knochenkälte
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Eigentlich ist Dr. Hunter beruflich nach Carlisle unterwegs, verfährt sich aber in einem Unwettter so stark, dass er in dem kleinen, abgelegenen Örtchen Edendale landet. Nach einem sehr unerfreulichen ...

Eigentlich ist Dr. Hunter beruflich nach Carlisle unterwegs, verfährt sich aber in einem Unwettter so stark, dass er in dem kleinen, abgelegenen Örtchen Edendale landet. Nach einem sehr unerfreulichen Empfang findet er zumindest für die Nacht Unterschlupf. Doch auch am nächsten Tag ist keine Weiterfahrt möglich. Die einzige Zufahrtsstraße ist dem Unwetter zum Opfer gefallen und hat direkt Strom und Internet mit zerstört. Auf der Suche nach Handynetz stößt Hunter auf ein Skelett und bringt damit eine über 20 Jahre alte Geschichte wieder ins Rollen.

Zitat S. 97:
"Und für Sie ist es noch viel schlimmer. Sie können nicht mal Bescheid sagen, dass Sie hier feststecken, oder? Was ist mit der Polizeiermittlung in Carlisle, an der Sie teilnehmen sollen?»
«Die müssen wahrscheinlich ohne mich anfangen», sagte ich mit einer Unbekümmertheit, die ich nicht fühlte. Zuerst würde man auf mein Nichterscheinen verärgert reagieren. Vielleicht würde man versuchen, mich zu erreichen, oder ungehaltene E-Mails schreiben, um herauszufinden, wo ich steckte, aber so schnell würde man keinen Suchtrupp losschicken. Und selbst wenn, ich war meilenweit vom Weg abgekommen. Hier würde mich niemand vermuten.

Ich hatte so lange auf dieses Buch gewartet und wurde nicht enttäuscht. Von der ersten Seite an zieht Beckett einen in die Story. Man hat das Gefühl, selbst auf dem Beifahrersitz von Dr. Hunter zu sitzen. Ich habe ohnehin ein Faible für Geschichten an abgelegenen Orten, und die düstere und bedrohliche Atmosphäre dieses Ortes hier wurde sehr gut vermittelt.

Die Figuren wurden interessant beschrieben und die umliegenden Berge und dunklen Fichtenwälder trugen dazu bei, dass einem Gänsehaut den Nacken hochkrabbelte.

Die persönliche Geschichte von Hunter wurde ebenfalls angerissen, aber nicht zu sehr vertieft, was ich als eher angenehm empfand. Der Fokus lag hier klar auf der Story an sich. Es gab einige spannende Szenen und letztlich auch gute Wendungen.

Jetzt bin ich traurig, bereits mit dem Buch fertig zu sein, und hoffe, dass wir nicht wieder so lange auf den nächsten Teil warten müssen.

Fazit: Langersehnte Fortsetzung mit spannender Story - perfekt für den gemütlichen Feierabend.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Düsteres und bittersüßes Highlight

Nocticadia
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Nocticadia ist wie ein geflüstertes Geheimnis aus der Dunkelheit: verführerisch, unheimlich und unmöglich zu ignorieren. Kaum hat man die ersten Seiten aufgeschlagen, steht man schon Seite an Seite mit ...

Nocticadia ist wie ein geflüstertes Geheimnis aus der Dunkelheit: verführerisch, unheimlich und unmöglich zu ignorieren. Kaum hat man die ersten Seiten aufgeschlagen, steht man schon Seite an Seite mit Lilia Vespertine, deren Wissensdurst und unerschütterlicher Wille sie an einen Ort führt, der nach Antworten duftet – und nach Tod. Die abgeschiedene Dracadia Universität erhebt sich zwischen Nebelschwaden und alten Mauern wie ein Grab aus Wissen, das sich nur jenen öffnet, die bereit sind, den Preis zu zahlen.

Keri Lake erschafft eine packende Atmosphäre, die einem im Nacken sitzt: Kerzenlicht im Labor, merkwürdige Krankheitssymptome, Gerüchte über Menschen, die einfach verschwinden – und dazwischen eine Studentin, die genau dorthin sticht, wo niemand will, dass man sticht. Denn dort lehrt der Mann, dessen Name in ehrfürchtigem Flüstern fällt: Devryck Bramwell, »Doctor Death«, Experte für alles, was im Verborgenen kriecht und sich vermehrt.

Zwischen dem undurchschaubaren Professor und der beharrlichen Studentin knistert es gefährlich – eine Spannung, die sich in jedem ihrer Wortduelle auflädt wie ein Sturm, der nicht zögert zuzuschlagen. Während sich die beiden tiefer in ein Geflecht aus parasitären Rätseln, verschleierten Wahrheiten und unheiligen Entdeckungen wagen, verschwimmen die Grenzen zwischen Wissenschaft und Wahnsinn – und zwischen Pflicht und Verlangen. Je näher Lilia der Wahrheit kommt, desto weniger kann sie dem Mann misstrauen, der sie am meisten anzieht … und der am meisten zu verbergen scheint.

Was Nocticadia so unvergesslich macht, ist diese perfekte Symbiose aus Dark Academia, Gothic-Horror und bittersüßer Romantik. Es ist zugleich verstörend und wunderschön, abstoßend und anziehend, brutal und doch voller Herzschlag. Die Spannung baut sich langsam auf, bis sie in einem Finale explodiert, das einem noch lange nach dem Umblättern der letzten Seite in den Knochen steckt. Wahnsinn!

Fazit: Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen – und es hat mich von innen heraus aufgefressen. Wer düstere Geschichten liebt, die nicht nur gelesen, sondern erlebt werden wollen, sollte sich unbedingt in die Schatten von Dracadia wagen. Ein Highlight!

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Meisterhaftes Psychospiel über Liebe, Schuld und Masken

The Final Wife
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Ein Sturm zieht auf – nicht draußen in den nebligen Hügeln der Cotswolds, sondern zwischen den Seiten dieses Thrillers. Als Detective Rebecca Dance in jener eisigen Nacht eintritt, spürt man sofort, dass ...

Ein Sturm zieht auf – nicht draußen in den nebligen Hügeln der Cotswolds, sondern zwischen den Seiten dieses Thrillers. Als Detective Rebecca Dance in jener eisigen Nacht eintritt, spürt man sofort, dass hier mehr in der Luft liegt als nur der metallische Geruch von Blut. Was wie ein klarer Fall aussieht, entwickelt sich unter Blackhursts Feder zu einem raffinierten Spiel aus Wahrheit, Täuschung und verdrängter Erinnerung.

Besonders faszinierend ist, wie die Autorin ihre Geschichte in mehreren Stimmen erklingen lässt. Durch Anna, die sich selbst im Zentrum des Albtraums wiederfindet, und Rose, Lukes erste Frau, entfaltet sich ein vielschichtiges Psychogramm weiblicher Stärke, Verletzlichkeit – und Rache. Beide öffnen dem Leser Türen in ihre Vergangenheit, in Zeiten, als Liebe noch Erlösung versprach, bevor sie zur Falle wurde. Dazwischen steht Rebecca, die unermüdliche Ermittlerin, die mit messerscharfem Verstand versucht, aus einem Chaos aus Emotionen, Lügen und Schweigen ein Muster zu erkennen.

Ich habe jede dieser Frauen auf ihre Weise ins Herz geschlossen – vielleicht, weil sie alle so erschreckend menschlich sind. Ihre Gedanken, ihre Ängste, ihre kleinen Selbsttäuschungen sind so greifbar, dass man glaubt, selbst mitten in diesem emotionalen Minenfeld zu stehen. Mein Kopfkino lief unaufhörlich – jede neue Enthüllung, jeder Rückblick fügte ein weiteres, düsteres Puzzleteil hinzu.

Blackhurst schreibt mit einer Wucht, die einen atemlos zurücklässt. Ihre Bilder sind so klar, dass man die Schatten in den Ecken spürt und das Knistern von Geheimnissen hört. Schon der Prolog schlägt zu wie ein Donnerschlag – und danach wird es nur noch intensiver. Immer wieder glaubt man, die Wahrheit zu kennen, nur um auf der nächsten Seite eines Besseren belehrt zu werden. Und dann dieses Ende! Ein herber Schlag in die Magengrube, der alles bisher Gelesene in ein neues Licht taucht – gefolgt von einem Epilog, der noch einmal alles über den Haufen wirft. Wahnsinn!

Fazit: Dieser Thriller ist ein meisterhaftes Psychospiel über Liebe, Schuld und die Masken, die wir tragen. Hier ist wirklich nichts, wie es scheint – und niemand, dem man trauen sollte. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Kalt, schleichend - mit einem abrupten Ende

Der Nachbar
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Sarah Wolff, brillante Strafverteidigerin mit brüchiger Seele, glaubt, endlich neu anfangen zu können. Ein Haus am Rand von Berlin, ihre Tochter Ruby an ihrer Seite, das alte Leben hinter sich gelassen ...

Sarah Wolff, brillante Strafverteidigerin mit brüchiger Seele, glaubt, endlich neu anfangen zu können. Ein Haus am Rand von Berlin, ihre Tochter Ruby an ihrer Seite, das alte Leben hinter sich gelassen – es könnte endlich so etwas wie Ruhe einkehren. Sarahs Monophobie ist dabei nicht nur ein Charakterzug, sondern der Motor der gesamten Handlung. Ihre Sehnsucht nach Nähe macht sie verletzlich – und genau das nutzt ihr unsichtbarer Begleiter aus. Und während Sarah verzweifelt versucht, ihre Angst vor dem Alleinsein in den Griff zu bekommen, ist sie in Wahrheit nie allein.

Die Geschichte spielt meisterhaft mit der stillen Panik, dass jemand die Grenze zwischen „Nähe“ und „Übergriff“ längst überschritten hat. Wenn plötzlich Dinge im Haus erledigt sind, bevor man sie selbst anfasst. Wenn beispielsweise der Einkauf, über den man nur nachgedacht hat, schon vor der Tür steht. Fitzek entfaltet hier keinen klassischen Stalker-Thriller, sondern eine psychologische Belagerung – schleichend, unheimlich, fast zärtlich in ihrer Bedrohlichkeit.

Der Erzählrhythmus ist typisch Fitzek – atemlos, mit kurzen Kapiteln, präzise gesetzten Cliffhangern und einem Wechselspiel der Perspektiven, das einem kaum Zeit lässt, die eigene Nervosität zu sortieren. Doch so clever durchdacht Fitzek den Spannungsbogen aufbaut, so überraschend bricht er ihn am Ende ab. Das Finale kommt mit der Wucht eines Pistolenschusses – schnell, laut, aber ohne die Zeit, die Rauchwolke sich setzen zu lassen. Einige Fäden bleiben lose, manche Wendung wirkt eher konstruiert als konsequent entwickelt. Man hat das Gefühl, als hätte Fitzek die Tür einen Spalt zu früh zugeschlagen – genau in dem Moment, in dem man endlich begreifen wollte, was wirklich hinter all dem steckt. Doch vielleicht liegt darin auch Kalkül: Das Unvollständige, das Unlogische, das uns zurücklässt mit der Frage, ob die Geschichte tatsächlich zu Ende ist – oder ob sie nur in einem anderen Kopf weitergeht.

Fazit: Der Nachbar ist kein lauter Thriller, sondern ein kalter, schleichender – einer, der nach dem Zuklappen des Buches noch nachhallt wie ein Schritt im Flur. Fitzek versteht es, den Horror dorthin zu verlegen, wo wir uns am sichersten fühlen sollten: nach Hause.

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