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Veröffentlicht am 18.10.2025

Anspruchsvoller, abgründiger Psychothriller

Je tiefer der Wald
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Manche Albträume beginnen leise – in diesem Fall mit einem Spaziergang im oberbergischen Wald, bei dem die dreijährige Leni spurlos verschwindet. Was bleibt, ist ein klaffendes Loch im Leben ihrer Eltern, ...

Manche Albträume beginnen leise – in diesem Fall mit einem Spaziergang im oberbergischen Wald, bei dem die dreijährige Leni spurlos verschwindet. Was bleibt, ist ein klaffendes Loch im Leben ihrer Eltern, Julia und Sebastian. Ein Jahrzehnt gefüllt mit unerträglicher Trauer, schwelenden Schuldzuweisungen und der einen quälenden Frage: Wo ist unsere Tochter?

Genau dieser Abgrund ist die Grundlage für Kohlhaas’ psychologisch geniales Meisterwerk. Denn nach zehn Jahren der quälenden Ungewissheit taucht in einer Nacht wie aus dem Nichts ein junges Mädchen auf. Ihr einziges gesprochenes Wort ist ihr eigener Name: Leni.

Mit dem Auftauchen des Mädchens beginnt für Julia und Sebastian ein Ritt auf Messers Schneide, denn die Hoffnung, die eigene Tochter endlich in die Arme schließen zu können, kämpft sofort gegen ein beklemmendes, tief sitzendes Unbehagen. Das Mädchen ist verändert, schweigsam und umgeben von einer undurchdringlichen Aura des Geheimnisses.

Hier tritt Dr. Vinzenz Reker auf den Plan, ein erfahrener Kinder- und Jugendpsychologe, der Leni betreut. Durch seine Augen – die eine der beiden zentralen Perspektiven bilden – erleben wir die hochsensiblen, fast schmerzhaften Therapiegespräche. Dr. Reker liebt seinen Beruf, doch dieser Fall geht ihm emotional außergewöhnlich nahe. Er setzt alles daran, das schweigende Mädchen zu verstehen und die Leere zu füllen, die es umgibt.

Der Autor führt uns meisterhaft durch diese doppelte Erzählstruktur. Während wir Dr. Reker bei seinem behutsamen Vordringen in Lenis Trauma begleiten, blicken wir durch die Augen von Julia, der Mutter. Julia ist eine faszinierende, wenn auch verschlossene Protagonistin. Sie kämpft damit, Gefühle offen zu zeigen, doch man spürt in jeder ihrer Reaktionen, wie sehr sie das verschwundene Kind vermisst und wie sehr sie diese neue Leni verunsichert. Sie rekapituliert die Geschehnisse der Vergangenheit und konfrontiert sich mit der erschreckenden Gegenwart.

Kohlhaas’ Schreibstil ist einnehmend, eindringlich und zutiefst emotional. Er erzählt in angenehm kurzen Kapiteln, was der Geschichte eine atemlose Dynamik verleiht und den konstanten Spannungsbogen hält. Dieses Buch ist eine herzzerreißende Familienchronik, verwoben mit einer Welt voller Lügen und dunkler Geheimnisse.

Die beklemmende Atmosphäre, die der Autor durch die sorgfältige Auswahl seiner Charaktere und die düstere Szenerie des oberbergischen Waldes schafft, ist allgegenwärtig. Man spürt die Verzweiflung, die Trauer und die unterschwellige Angst, die alle Beteiligten lähmt. Und mich als stille Beobachterin gleich mit!

Besonders der Schlussteil des Thrillers ist von einer erschütternden Wucht. Als Dr. Reker nach und nach die ungeheure Wahrheit aus Leni entlockt und alle Geheimnisse ans Licht kommen, spürt man als Leser förmlich den Kloß im Hals. Die Auflösung ist so abgründig und schockierend, dass sie einen auch lange nach Beendigung der Lektüre nicht mehr loslässt.

Fazit: Ein psychologisch genialer und außergewöhnlich intensiver Thriller. Dieses Buch ist düster, emotional und von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Kohlhaas erzählt seine erschütternde Geschichte mit solcher Dringlichkeit und Tiefe, dass sie direkt ins Herz trifft und beweist, dass die größte Dunkelheit oft im Schweigen liegt. Ein absolutes Muss für alle Liebhaber des anspruchsvollen, abgründigen Psychothrillers. Sofort lesen!

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Provokant, sexy, witzig!

Lights Out
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„Lights Out“ ist kein Buch für schwache Nerven, sondern ein Chili Mule für alle, die ihren Dark-Romance-Drink extra scharf mögen.

Im Zentrum steht Aly, eine überlastete Krankenschwester der Trauma-Abteilung, ...

„Lights Out“ ist kein Buch für schwache Nerven, sondern ein Chili Mule für alle, die ihren Dark-Romance-Drink extra scharf mögen.

Im Zentrum steht Aly, eine überlastete Krankenschwester der Trauma-Abteilung, deren Ventil für den stressigen Alltag in der Online-Welt liegt. Genauer gesagt: in den höllisch-verruchten Videos auf Social Media. Ein Account hat es ihr besonders angetan – perfekte Choreographien, heiße Musik und ein Typ, der mit seinem Messer-Accessoire eine obsessive Anziehungskraft ausübt. Aly lebt ihre dunkelsten Fantasien in verführerischen Kommentaren aus und ahnt nicht, dass der Typ hinter der Maske – Josh – ihre Worte als Einladung liest.

Was dann folgt, ist die Verwirklichung einer verbotenen Fantasie: Leichtes Stalking trifft auf glühende Anziehung. Josh, der selbst seine Gründe hat, ein verborgenes Leben zu führen, beschließt, Aly die Realität zu geben, die sie sich erträumt hat.

Die Chemie zwischen Aly und Josh ist sofort elektrisierend. Die Wortgefechte sind scharfzüngig, urkomisch und unglaublich zärtlich zugleich – ein wunderbarer, schräger Kontrast zur düsteren Thematik. Wer hätte gedacht, dass ein moralisch fragwürdiger Stalker und sein Faible für Masken so unwiderstehlich sein können?

Doch die obsessive Anziehung der beiden erregt unweigerlich die Aufmerksamkeit von jemandem, dessen Fantasien weit finsterer und gefährlicher sind. Die Geschichte eskaliert schnell in eine viel größere, atemlose Jagd. Und ich war mittendrin, yay!

Die Autorin Navessa Allen brilliert in der perfekten Balance zwischen Humor und Abgrund. Szenen, in denen man lauthals lachen muss, stehen direkt neben Momenten, die für absolute Gänsehaut sorgen. Genau dieser Kontrast macht „Lights Out“ so einzigartig und unvergesslich. Das Motto des Buches lautet: „Das Paar, das zusammen tötet, bleibt zusammen.“ Wenn das nicht verrät, dass die Nebenhandlung rund um Leichenbeseitigung und herzzerreißende Offenbarungen die beiden moralisch fragwürdigen, aber füreinander bestimmten Hauptfiguren nur noch enger zusammenschweißt, dann weiß ich auch nicht.

Fazit: Ein Thriller, der provoziert, knistert und ziemlich sexy ist. Wer Dark Romance liebt, mit den Trigger-Warnungen kein Problem hat, schrillen Humor feiert und keine Angst vor dunklen Kanten hat, findet in „Lights Out“ ein echtes Highlight. Dieses Buch lässt einen so schnell nicht wieder los.

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Zwangsehe, intensive E2L-Beziehung und 20er-Jahre-Vibes

Bite the Bride (Darkthorn Archives 1)
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Was passiert, wenn der Hass auf Vampire dich direkt in die Arme (und Zähne) deines größten Feindes treibt? „Bite the Bride“ ist der atemberaubende Auftakt, der uns genau diese hochbrisante Frage stellt ...

Was passiert, wenn der Hass auf Vampire dich direkt in die Arme (und Zähne) deines größten Feindes treibt? „Bite the Bride“ ist der atemberaubende Auftakt, der uns genau diese hochbrisante Frage stellt und uns mit Haut und Haaren in die düster-elegante Welt der Darkthorn University zieht.

Die Studentin Katherine Campbell (Kat) hegt eine tief sitzende Abneigung gegen alles, was bleich und unsterblich ist ... und beißt. Entsprechend genial ist ihr Plan: Sie bricht in die geheime Universitätsbibliothek ein, um ein mächtiges Zauberbuch zu stehlen. Was als Akt der Rebellion beginnt, endet in einer Katastrophe, denn Kat löst unabsichtlich einen uralten Fluch aus.
Ihre Rettung kommt ausgerechnet von der dunkelsten Ecke des Campus: Ethan Hawthorn, seines Zeichens der äußerst mächtige Vampir, chronisch miesgelaunter Chef-Bibliothekar und zweifellos Kats größter Feind. Unnatürlich attraktiv und gefährlich unnahbar, ist Ethan nun der Einzige, der den entfesselten Fluch in Schach halten kann. Der Haken? Um Kat am Leben zu halten und den Fluch zu kontrollieren, muss ihr Retter sie regelmäßig beißen. Ein Akt, der in dieser Welt seit dem Jahr 1899 absolut illegal ist und mit schweren Konsequenzen belegt wird. Hier greift das schicksalhafte Schlupfloch: Um das Gesetz zu umgehen und ihre dunkle Notwendigkeit zu tarnen, wird aus der erbitterten Feindschaft eine erzwungene Ehe. Von einem Moment auf den nächsten heißt es für die beiden Rivalen „Fake Love“ in einer hochkarätigen Intrige. Ethan, dessen perfekt geregeltes unsterbliches Leben gerade im Chaos zu versinken droht, muss von nun an alles mit Kat teilen. Auch sein Bett.

Katherine ist eine wunderbare Protagonistin. Willensstark und mutig stellt sie sich nicht nur dem Fluch, sondern auch Ethans fiesem Plan – und sie verschont ihn nicht mit ihrer messerscharfen Spitzzüngigkeit. Es ist herrlich mitzuverfolgen, wie diese temperamentvolle Frau die mühsam errichtete Selbstbeherrschung des Vampirs Tag für Tag infrage stellt. Ethan Hawthorn hat sich mit Kat das reinste Chaos in seine stilvolle Existenz geholt.

Obwohl die Enemies-to-Lovers-Dynamik absehbar ist, verfolgt man die Fake-Lovestory mit fieberhafter Neugier. Die Anziehungskraft zwischen den beiden ist von der ersten gemeinsamen Szene an deutlich greifbar und die gefährliche, prickelnde Dynamik zwischen Macht, Verlangen und streng gehüteten Geheimnissen ist der Motor der Geschichte. Dabei spielt es keine Rolle, wer sonst noch Interesse an Kat und ihrem Fluch zeigt – Ethan hat seine Frau, ob Fake oder nicht, und er ist entschlossen, sie um jeden Preis zu beschützen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht zugänglich und vermittelt die spannungsgeladene Atmosphäre der 1920er Jahre perfekt. Dieses Retro-Feeling von Jazz-Ära und dunkler Akademie harmoniert hervorragend mit der Storyline. Das Gänsehaut-Feeling ist von der ersten bis zur letzten Seite präsent, ebenso wie die konstant hohe Spannung zwischen den Protagonisten, die sich von Feinden zu einem unerwartet starken Team entwickeln.

Ein besonderes Lob gebührt der stimmlichen Umsetzung durch die Hörbuch-Sprecherin Yesim Meisheit. Was auf dem Papier schon fesselnd ist, wird durch ihre Performance zum akustischen Genuss! Sie leistet hier einen absolut großartigen Job; man spürt förmlich, wie sie mit jeder Betonung und jeder Nuance die Spannung und das Drama der Geschichte in die Ohren des Zuhörers transportiert. Ihre Intonationen und die Fähigkeit, den Charakteren Leben einzuhauchen, erlauben es, perfekt ins Geschehen einzutauchen und jede einzelne Sekunde zu genießen. Wer auf Hörbücher mit intensiver Atmosphäre steht, findet in ihrer Stimme eine perfekte Begleitung – sie ist ein Garant dafür, dass man gerne und immer wieder zu ihren eingesprochenen Werken greift.

Fazit: Dieser Auftakt zur Darkthorn-Archives-Reihe ist ein absolutes Highlight und macht definitiv Lust auf mehr! Die geniale Grundidee der Zwangsehe, die intensive Enemies-to-Lovers-Beziehung und die stimmungsvolle 1920er-Jahre-Atmosphäre ergeben einen fesselnden Romantasy-Knaller. Unbedingt ins Regal stellen, lesen und/oder anhören!

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Zwischen Blutsbanden und Blaulicht

Die weiße Krähe
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Philomena McCarthy – allein dieser Name trägt das Gewicht einer komplexen Geschichte in sich. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch dieser Beruf ist für sie weit mehr als eine Berufung; er ist ein ...

Philomena McCarthy – allein dieser Name trägt das Gewicht einer komplexen Geschichte in sich. Sie ist mit Leib und Seele Polizistin, doch dieser Beruf ist für sie weit mehr als eine Berufung; er ist ein hart erkämpfter Schutzwall gegen ihre eigene Herkunft. Denn Phil ist die Tochter eines Kriminellen, ein Umstand, der sie zwingt, sich in den Reihen der Polizei doppelt zu beweisen. Ein Kampf, den sie mit Bravour aufnimmt, getrieben von dem unerschütterlichen Wunsch, Karriere zu machen und ihr eigenes, sauberes Leben zu führen.

Doch eines Nachts reißt die Realität die Mauern, die sie mühsam errichtet hat, auf brutale Weise ein. Während einer routinemäßigen Streife kreuzt ein kleines, allein irrendes Mädchen ihren Weg. Ein kurzer Stopp, eine kurze Geste der Fürsorge, und Phil beschließt, das Kind nach Hause zu bringen. Dort erwartet sie jedoch kein harmloses Familienglück, sondern ein Schock, der die gesamte Ermittlungsmaschinerie in Gang setzt: Die Mutter des Mädchens sitzt tot in der Küche, auf grausame Weise an einen Stuhl gefesselt.

Fast zeitgleich wird ganz in der Nähe ein brutaler Überfall verübt, dessen Opfer der Ehemann der Toten ist, ein Juwelier. Er wird entführt und gezwungen, den Räubern Zugang zu seinem Geschäft zu verschaffen – ein doppelter Albtraum, der von Anfang an in Verbindung zu stehen scheint.

Für Philomena beginnt die Jagd. Sie hängt sich voll in die Ermittlungen hinein, doch die Schlinge zieht sich schneller zu, als ihr lieb ist. Denn ausgerechnet ihr Vater, dessen kriminelle Machenschaften sie so verzweifelt hinter sich lassen wollte (und die in ihrer Struktur unweigerlich an eine moderne, britische Version der Soprano-Familie erinnern), gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen.

Die Geschichte, die uns Robotham hier auftischt, ist nicht nur ein nervenzerreißender Kriminalfall, sondern auch ein tiefgründiges Porträt einer Frau im Konflikt. Die Machenschaften ihres Vaters und ihrer Onkel haben ihren Wunsch, Polizistin zu werden, von Anfang an mit jeder Menge Ärger befrachtet. Doch Philomena hat sich nicht nur abgegrenzt, sie hat sich durchgesetzt. Dennoch ist die Ironie des Schicksals, dass der Name McCarthy stets zu den ersten Verdächtigen gehört, so bitter wie die Kaltblütigkeit der Verbrechen, die sie aufklären muss.

Robothams Schreibstil ist lebhaft, direkt und durchweg spannungsgeladen. Schon nach den ersten paar Seiten ist man vollständig an die Handlung gefesselt und fühlt sich unmittelbar ins Geschehen katapultiert. Die Storyline ist mega interessant, und der Leser findet sich unweigerlich dabei wieder, ordentlich mitzufiebern und eigene Spekulationen anzustellen. Der konstant hohe Spannungsbogen peitscht einen förmlich durch die nicht gerade wenigen Seiten, und die unterschiedlichen Blickwinkel bieten Abwechslung und jene tiefen Einblicke, die einen guten Thriller auszeichnen.

Fazit: Ein durchweg spannender und intensiv-psychologischer Thriller, der nicht nur durch einen verzwickten Fall überzeugt, sondern vor allem mit einer wunderbar komplexen Protagonistin punktet, deren Loyalitätskonflikt zwischen Blutsbanden und Blaulicht das Herzstück dieser packenden Geschichte bildet. Absolut fesselnd!

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Veröffentlicht am 18.10.2025

Mitreißende Atmosphäre, einzigartiges Unterwelt-Setting

Der Onyxpalast - Wo die Toten tanzen
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Die Dunkelheit hat einen Namen, und er ist faszinierend: "Der Onyxpalast – Wo die Toten tanzen" ist weit mehr als ein Buch – es ist ein Sog. Von der allerersten Seite an zieht dieser Romantasy-Roman den ...

Die Dunkelheit hat einen Namen, und er ist faszinierend: "Der Onyxpalast – Wo die Toten tanzen" ist weit mehr als ein Buch – es ist ein Sog. Von der allerersten Seite an zieht dieser Romantasy-Roman den Leser in eine Welt, die so schmerzhaft schön wie tödlich ist.

Im Zentrum dieses Sturms aus Schmerz und Magie steht Gwen, deren Welt durch den völlig unerwarteten Tod ihres geliebten Bruders Vander jäh zerbricht. Doch anstatt in stummer Trauer zu verharren, trifft Gwen eine verzweifelte, waghalsige Entscheidung. Die Legenden besagen, dass die Grenzen zwischen den Reichen in Cardiff besonders durchlässig sind. Ein Schlupfloch, das sie nutzen will, um das Undenkbare zu wagen – ihren Bruder zurückzuholen!

Dieser unerschütterliche Entschluss führt sie direkt in das Herz der walisischen Unterwelt, genannt Annwyn, und hinein in den sagenumwobenen Onyxpalast. Und hier, wo die Toten ihre eigene rauschende Existenz führen, entfaltet die Geschichte ihre volle, berauschende Pracht. Anstatt auf modrige Gruften trifft Gwen auf einen Totenball von schwindelerregender Opulenz, eine Szenerie, in der sich Verstorbene und Götter der Unterwelt in einem Tanz aus Vergnügen und Gefahr amüsieren. Das Setting, diese geheimnisvolle Welt zwischen Leben und Tod, ist so lebendig, so detailreich und atmosphärisch dicht beschrieben, dass man meinen könnte, das Reich Annwyn selbst atme als eine eigene, schillernde Hauptfigur auf jeder Seite.

Die Autorin erschafft mit einem geradezu grandiosen Worldbuilding und eindrucksvollen Bildern einen Kosmos, der von Schönheit, Dunkelheit und politischen Intrigen durchzogen ist. Gwen, als Protagonistin, brilliert: Sie ist keine naive Heldin, sondern eine starke, mutige Frau, die trotz ihrer Angst und tiefen Zweifel ihren gefährlichen Weg unbeirrt fortsetzt.

Doch was wäre eine Reise in die Unterwelt ohne einen Gott? Mitten in diesem Wirbelsturm des Todes begegnet Gwen Aran, dem charismatischen, aber undurchsichtigen Herrscher der walisischen Unterwelt. Diese Begegnung ist der Funke, der die düstere Atmosphäre elektrisiert. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Beziehung von atemberaubender Intensität und Brisanz. Aran lässt Gwens noch schlagendes Herz bald höher schlagen – eine brandgefährliche Entwicklung, denn er darf auf keinen Fall wissen, dass es überhaupt noch schlägt. Zwischen Machtgefüge, Verlangen und dem lebensgefährlichen Geheimnis der Heldin entsteht eine prickelnde, gefährliche Dynamik, die dem Leser mehr als einmal den Atem stocken lässt.

Abgerundet wird das Leseerlebnis durch komplexe Nebenfiguren, die undurchsichtigen politischen Ränke im Palast der Toten und die ständige, unterschwellige Bedrohung, enttarnt zu werden. Der Schreibstil ist bildhaft, tief emotional und besitzt zugleich eine überraschende Prise Witz, die die dunkle Thematik auf ganz besondere Weise balanciert.

Fazit: "Der Onyxpalast" ist ein absolut fesselnder Romantasy-Roman, der durch seine mitreißende Atmosphäre, seine intensiven Gefühle und das einzigartige Unterwelt-Setting begeistert. Düster, magisch, hochromantisch und unglaublich spannend – ein echtes Lese-Highlight, das noch lange nach der letzten Seite nachhallt und ungeduldig auf die Fortsetzung warten lässt!

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