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Veröffentlicht am 21.02.2023

Begeisterungsfähige Fantasy-Romance

Dead Romantics
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Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters reist Florence heimwärts und trifft im Beerdigungsinstitut ihrer Familie (der Wortwitz kommt leider nur im Englischen gut rüber – dort heißt es Days Gone Funeral Home) ...

Nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters reist Florence heimwärts und trifft im Beerdigungsinstitut ihrer Familie (der Wortwitz kommt leider nur im Englischen gut rüber – dort heißt es Days Gone Funeral Home) ihren Lektor Ben. Den sie sehen kann, obwohl er tot ist – eine Begabung, die in ihrer Familie liegt. Denn Florence ist (haha) Ghostwriterin, die Deadline für ein zu schreibendes Happy End rückt immer näher, aber wie soll sie eine Liebesgeschichte produzieren, wenn sie selbst nicht an die wahre Liebe glaubt?

Und zack steht der Plot.

Florence ist eine wirklich liebenswerte Protagonistin, wenn auch manchmal naiv. Durch die Gabe, die sie mit ihrem verstorbenen Vater teilte, fühlte sie sich als Kind oft eingeengt. Sie kann Tote sehen, die noch eine letzte Aufgabe erfüllen müssen, bevor sie ins Jenseits übertreten können. Als Erwachsene kann sie inzwischen besser damit umgehen. Ihr Weg zur Ghostwriterin war steinig, ihr Schmerz greifbar. Ich habe stellenweise mit ihr gelitten, war ein Teil ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, wie eine beste Freundin.

Obwohl das Thema Trauer großen Raum in der Geschichte einnimmt, dreht es sich doch um das Leben und die schönen Seiten daran. Der Tod als Teil des Lebens kommt jedoch nicht zu kurz - wie könnte das auch sein, wenn sich in der Familie Day alles darum dreht. Das Buch steckt voller Witz, ohne makaber zu sein. Ashley Postons Schreibstil ist erfrischend anders und trotzdem irgendwie bodenständig.

Fazit: Fantasy-Romance war ein neues Genre für mich. Florence konnte meine anfängliche Skepsis aber schnell in Begeisterung umwandeln. Eine große Empfehlung für alle, die den Tod auch mal von der anderen Seite sehen wollen.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Düstere, solide Adaption

Frau Holles Labyrinth
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Der Einstieg war relativ ruhig, sogar vielleicht ein wenig zu ruhig für mich. Mary und die anderen Nebencharaktere werden vorgestellt. Mary ist das ungeliebte Mädchen innerhalb der Familie gewesen - und ...

Der Einstieg war relativ ruhig, sogar vielleicht ein wenig zu ruhig für mich. Mary und die anderen Nebencharaktere werden vorgestellt. Mary ist das ungeliebte Mädchen innerhalb der Familie gewesen - und ist es immer noch. Sie bleibt ein zurückgezogener Charakter. Innerhalb der Geschichte jedoch gewinnt sie an Stärke und kommt mehr und mehr aus sich heraus. Sie kämpft ums Überleben und zeigt großen Mut. Sie kam sehr authentisch und sympathisch rüber, weshalb sie zu meinem Lieblingscharakter wurde. Allgemein waren die Protagonisten sehr gut ausgearbeitet, obwohl unsere Antagonistin Holle in der Mitte des Buches ein wenig an Faszination verloren hat. Sie wirkte zu stark in den Hintergrund gedrängt und ist weniger aufgetreten als noch zuvor.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Locker, flüssig, daher leicht lesbar. Eine Möglichkeit, unsere Welt für eine kurze Zeit zu vergessen und in diese brutale, düstere Geschichte einzutauchen. Die Autorin konnte detailliert und anschaulich beschreiben. Mir ist nicht nur einmal der Schauer über den Rücken gelaufen.

Die Geschichte selbst hat nichts mehr mit dem klassischen Märchen Frau Holle zu tun. Das Grundkonzept ist ähnlich aufgebaut, doch es steckt etwas völlig anderes dahinter. Frau Holles Magie hat mich schon immer fasziniert; sie nun als ein böses Wesen zu sehen, fiel mir tatsächlich etwas schwerer. Ich fand es jedoch interessant, mal eine andere Seite von ihr zu sehen. Ich wurde in diese düstere Geschichte reingesaugt und habe mitgefiebert. Es tauchten Fragen über Fragen auf und es blieb kaum Zeit zum Luftholen. Zwischendurch gab es ruhigere Szenen, in denen man nachdenken konnte, doch die Auflösung zum Ende hin machte mich einfach sprachlos.

Fazit: Für mich ist dies ein großartiges Buch, auch wenn das Böse selbst noch besser hätte herausgearbeitet werden können. Dennoch gab es tolle und auch überraschende Wendungen, die mich begeistern konnten. Ich empfehle das Buch gern den Dark Fantasy-Fans unter euch weiter, doch ich denke, dass auch Krimi/Thriller-Leser auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 26.01.2023

Detailliert, spannend, uff!

Stigma (Milosevic und Frey ermitteln 1)
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Manchmal fände ich Selbstjustiz gerechtfertigt, da unser Rechtssystem häufig versagt. Einige Prozesse dauern so unheimlich lang und sind dann beinahe schon wieder verjährt, weil die Gerichte zum Beispiel ...

Manchmal fände ich Selbstjustiz gerechtfertigt, da unser Rechtssystem häufig versagt. Einige Prozesse dauern so unheimlich lang und sind dann beinahe schon wieder verjährt, weil die Gerichte zum Beispiel keinen Termin frei haben.

Das, was der Mörder hier in diesem Buch tut, würde ich Selbstjustiz nennen. Er tötet die, die Dreck am Stecken haben. Nicht ein „Opfer“ ist unbescholten, keiner von ihnen wurde je zur Rechenschaft gezogen. Alle sind sie mit den Verbrechen an Frauen davongekommen.

Das Buch beginnt direkt heftig mit einer sehr detailgetreuen Vergewaltigung einer jungen Frau. Die Details und die genauen Beschreibungen ziehen sich durchs ganze Buch, sodass ich nicht nur einmal schlucken musste. Ich kann froh sein, dass ich so etwas selbst noch nicht erleben musste, und habe Mitleid mit all den Frauen innerhalb und außerhalb des Buches. So etwas würde ich meiner ärgsten Feindin niemals wünschen.

Der Schreibstil ist sehr gut, flüssig und locker. Das Autorinnenduo kann gut beschreiben und geht detailliert auf vieles ein, wie eben schon erwähnt.

Hauptsächlich wird aus der Sicht von Milo, der weiblichen Polizistin, berichtet. Dadurch lernen wir sie und ihren Charakter besser kennen. Milo ist Serbin, bereits früh nach Deutschland gekommen und hat sich gut integriert. Besser als ihre Familie zumindest. Sie ist aus dem härtesten Viertel Hamburgs entkommen und hat es weit gebracht bisher. Milo ist allgemein sehr verschlossen, auch gegenüber ihren Kollegen. Sie taut nur langsam auf und wirkt daher häufig ein wenig forsch und unfreundlich.

Vince ist der Partner von Milo und eigentlich das totale Gegenteil. Deswegen vertraut er ihr mehr als sie ihm. Vince ist ein Sonnenschein, bei allen beliebt und allgemein ein sehr offener Mensch. Er trägt das Herz auf der Zunge und weiß genau, wie er was angehen muss. Daher ergänzen sie sich als Partner eigentlich sehr gut.

Die Charaktere sind sehr vielfältig gestaltet worden, es gibt viele ethnische Unterschiede, ein jeder ist anders und auch besonders. Manchmal war mir das zu viel, doch Hamburg ist eben multikulturell. Es wirkte häufig gezwungen, so als wolle das Autorinnenduo diese Vielfalt in den Fokus rücken. Es kommt dann nicht mehr authentisch rüber und wirkt klischeebehaftet.

Die Geschichte fand ich total spannend. Sie hat mich bis zum Ende fesseln können. Ich habe meine Vermutungen immer wieder durcheinanderwerfen müssen, bis kurz vorm Schluss nur wage Vermutungen gehabt und wurde dann mit der Auflösung überrascht.

Fazit: Authentische Charaktere und eine spannende Story, in denen ausnahmsweise mal die Männer das Opfer waren, über deren Ausgang man sicherlich streiten könnte. Ich empfehle das Buch gern Thriller-Fans weiter.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Verschiedene Genres kombiniert und eine spezielle Protagonistin

Anatomy
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Mich hat das Cover direkt angesprochen. Erst beim zweiten Hinschauen habe ich bemerkt, dass das Kleid in die Form eines Herzens gepresst worden ist. Es ist auffällig, mal etwas anderes und es sticht hervor. ...

Mich hat das Cover direkt angesprochen. Erst beim zweiten Hinschauen habe ich bemerkt, dass das Kleid in die Form eines Herzens gepresst worden ist. Es ist auffällig, mal etwas anderes und es sticht hervor. Es passt unheimlich gut zu dem Buch und auch zur Darstellerin Hazel.

Sie ist, für dieses Jahrhundert (1817), eine sehr starke und eigenwillige Frau und möchte unbedingt Chirurgin werden - ein Beruf, der in der Männerwelt nicht sehr angesehen ist. Chirurgen galten damals als Metzger. Arzt sollte man werden, doch bitte kein Chirurg. Der Großteil der damaligen Menschheit stand Neuem nicht sehr aufgeschlossen gegenüber. Und eine Frau, die einen solchen Wunsch hegte? Erst recht nicht. Dazu kommt, dass Hazel aus gutem Hause stammt und bereits so gut wie verheiratet ist. Daher setzt sie sich über alle Missstände hinweg, übt im Heimlichen den Beruf der Chirurgin und wird besser und besser. Sie übt an Leichen, die ihr Jack beschafft.
Jack ist unser männlicher Hauptprotagonist. Er kann Hazel zuerst nicht gut einschätzen, bemitleidet sie sogar ein wenig und unterschätzt ihre starke Persönlichkeit. Nach und nach lernen sich die beiden kennen und ein wenig auch lieben. Doch die größte Liebe wird Hazel immer für ihre Chirurgie empfinden. Und sie ist wirklich gut in dem, was sie tut.

Dank des großartigen Schreibstils bin ich sehr schnell ins Buch reingekommen. Die Sichten wechseln sich zwischen Jack und Hazel mehr oder weniger ab. So lernen wir beide Charaktere näher kennen. Auch die Geschichte hat mir gefallen, auch wenn ich tatsächlich den zwischenmenschlichen Part ein wenig verpasst habe. Vielleicht kommt das in den nachfolgenden Bänden noch?

Hier tatsächlich geht es hauptsächlich um Hazels Leidenschaft, die sie zur Chirurgie hinzieht. Ein wenig Mystery und Krimi ergänzen das Ganze - und auch die eine oder andere blutige Szene konnte mich überraschen. Hin und wieder ist das Buch sehr ruhig, die Autorin folgt einem leichten Nebenplot. Doch gestört hat mich das hier überhaupt nicht. Man konnte sich so ein wenig ausruhen, bevor die Hauptgeschichte wieder angezogen und mit einer weiteren plötzlichen Wendung aufgewartet hat.

Fazit: Ein toller Reihenauftakt mit nur minimalen Mängeln. Ich hoffe, dass die Autorin diese in den nächsten Bänden noch ausgleichen wird. Hazel ist ein sehr spezieller und ungewöhnlicher Charakter, den man einfach kennenlernen muss. Es ist eben ein historisches Jugendbuch, angehaucht mit den Genres Romance, Krimi und Mystery. Ich empfehle es daher gern an junge Erwachsene, aber auch an Alles-Leser weiter.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Kurzweilig und unterhaltsam

Das Gemälde von Ashton Manor
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Habt ihr schon einmal vom sogenannten Silberblick gehört? Wenn der Blick eines auf einem Portraits dargestellten Menschen jede Bewegung zu verfolgen scheint, liegt das daran, dass die dargestellte Person ...

Habt ihr schon einmal vom sogenannten Silberblick gehört? Wenn der Blick eines auf einem Portraits dargestellten Menschen jede Bewegung zu verfolgen scheint, liegt das daran, dass die dargestellte Person gar nichts anderes macht, als einfach nur ganz genau geradeaus zu schauen. Schon verfolgen die Augen jeden eurer Schritte, egal ob nach links oder rechts.

Oder aber dem Gemälde haftet etwas Böses an...

Ian fühlt sich auf Ashton Manor nicht sehr wohl. Sein Großvater hat ein Gemälde, das einen jungen Mann in einem eleganten Reitermantel zeigt, und irgendwie scheinen dessen Augen ihn ständig zu beobachten. Er spürt, dass dieses Bild ein dunkles Geheimnis verbirgt. Zudem scheint es seinem Großvater gesundheitlich immer schlechter zu gehen. Als er die Verbindung erkennt, ist es bereits zu spät.

Erzählt wird die Geschichte aus Ians Sicht. Dabei beginnt die Autorin ihre dunkle Novelle im Jahr 1878, als Celice - die kleine Schwester von Ian - spurlos verschwindet. Fortgeführt werden die Handlungen zehn Jahre später. Der rote Faden ist dabei stets deutlich erkennbar, sodass man dem Plot mühelos folgen kann. Selina Schuster verlässt den Pfad der primären Storyline hin und wieder, um weitere Figuren und Ereignisse einzubringen. Lediglich bei einem - nennen wir es "Umstand" - war ich am Grübeln, weswegen dieser eingebaut wurde. Er hatte an sich nichts mit der Story zu tun und trug nichts Wesentliches zu dieser bei. Unter uns gesagt empfand ich ihn sogar etwas als störend, da dabei die sonst so herrlich-schaurige und Unheil verkündende Grundstimmung angekratzt wurde.

Wohingegen die Auflösung ziemlich gelungen ist. Ich habe erst auf den letzten Seiten erahnen können, was passieren würde, und hielt dann trotzdem noch den Atem an. Dieser Twist böte sogar Potenzial für einen zweiten Teil.

Fazit: Eine kurzweilige und oftmals gruselige Geschichte, die den Leser gut unterhält. Perfekt für die kühlen Tage!

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