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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2019

Etwas enttäuschend

Die Zeit des Lichts
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"Dieser Roman funkelt auf jeder Seite" steht auf dem Cover. Man sollte sich aber nicht von jedem Funkeln verleiten lassen. Da es schon so viele sehr gute Bewertungen gab, hatte ich eine recht hohe Erwartungshaltung ...

"Dieser Roman funkelt auf jeder Seite" steht auf dem Cover. Man sollte sich aber nicht von jedem Funkeln verleiten lassen. Da es schon so viele sehr gute Bewertungen gab, hatte ich eine recht hohe Erwartungshaltung an das Buch.

Die ersten Seiten waren auch noch sehr gut, doch dann wurde es immer zäher. Ich hatte erwartet, dass man gerade die spannenden und interessanten Jahre von Lee Miller näher betrachtet - die als Kriegsreporterin. Doch leider wurden diese nur mit wenigen Seiten abgehandelt. Als hätte die Autorin von dieser Zeit kein Material gefunden, was ich stark bezweifeln möchte. Dafür wurde sehr ausführlich die Beziehung zu Man Ray auseinander genommen und beschrieben. Mich hatten diese vielen kleinen Minidetails nicht so wirklich einfangen und begeistern können. Es wirkte oberflächlich und man wartete immer wieder auf die spannenden Momente.

Wer ein großer Fan von Man Ray und Lee Miller ist, sowie die Fotografie und die Künstlerwelt liebt, wird an diesem Buch seine Freude haben. Für Leser wie mich, die gehofft haben, dass der zweite Weltkrieg, die Erlebnisse als Kriegsreporterin und deren Auswirkungen einen größeren Part erhalten würden, könnte es etwas zäh werden und zum Teil enttäuschend, da der interessanteste Teil aus Lee Millers Leben kaum Beachtung findet.

Veröffentlicht am 11.10.2019

Van Veeteren und Barbarotti in einem Fall

Der Verein der Linkshänder
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Hakan Nesser ist nicht ohne Grund einer der besten schwedischen Krimiautoren.

Klug gestrickte Geschichten, die der Psychologie und der Philosophie einen großen Raum lassen und trotzdem (oder gerade ...

Hakan Nesser ist nicht ohne Grund einer der besten schwedischen Krimiautoren.

Klug gestrickte Geschichten, die der Psychologie und der Philosophie einen großen Raum lassen und trotzdem (oder gerade deshalb) spannend und interessant sind. Seine Hauptcharaktere duften sich stets über Jahre weiterentwickeln.

Van Veeteren ist nun schon 75 Jahre und schon lange in Krimirente, doch nun darf er noch mal ran. Eine ganz alte Geschichte, die ihn nicht loslässt. Und Barbarotti, der auch nicht mehr so junge Inspektor aus einer anderen Nesser-Reihe wird in diesem Buch ebenfalls seinen Einsatz haben. Ein Traum für Nesser-Fans, dass er seine zwei Ermittler in eine Geschichte packt.

Van Veeteren muss in diesem Fall feststellen, dass er den falschen Mörder, vor vielen Jahren, ermittelt hat, denn der Mörder wurde nun gefunden. Als Leiche. Doch auch diese liegt genauso lang schon in der Erde wie die anderen vier Toten. Wer hat den Verein der Linkshänder ausgelöscht? Und warum stirbt jetzt nach vielen Jahren ein weiterer Mensch? Während Van Veeteren den Drang hat, dass Rätsel zu lösen, um seinen Fehler von damals zu beseitigen, muss Inspektor Barbarotti den aktuellen Fall lösen.

Die Krimis sind eher ruhig und langsam. Sie entwickeln sich über viele Seiten und durch viele kleine unvorhersehbare Wendungen schafft Nesser die Spannung zu halten. Wilde Schießereien und Gemetzel wird man nicht finden, dafür kluge Herleitungen und interessante Charaktere, die die Geschichte und das Leben der beiden Ermittler beeinflussen.

Dietmar Bär liest die Geschichte sehr gut und mit seiner warmen und tiefen Stimme passt er gut zu der Geschichte.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Es lohnt sich immer einen Roman von Poschenrieder zu lesen

Der unsichtbare Roman
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Christoph Poschenrieders Bücher zu lesen, macht einfach Spaß, da sie gut geschrieben sind. Man fliegt durch die Seiten und die Geschichte wächst und wächst. Es ist immer ein Augenzwinkern dabei und dieser ...

Christoph Poschenrieders Bücher zu lesen, macht einfach Spaß, da sie gut geschrieben sind. Man fliegt durch die Seiten und die Geschichte wächst und wächst. Es ist immer ein Augenzwinkern dabei und dieser feine leise Humor schafft es, dass man selbst schwere Thema leichter erträgt. In diesem Buch erzählt er die Geschichte von Gustav Meyrink und der Diskussion, wer am ersten Weltkrieg Schuld war bzw. wem man diese Schuld zuschieben kann. Meyrink weiß zunächst nicht so richtig, was er von diesem Angebot, welches vom Auswärtigen Amt kam, halten soll. Doch das Honorar war einfach zu gut, um es nicht doch anzunehmen. Jedoch hat Meyrink seinen eigenen Widerwillen gegen diese Auftragsarbeit unterschätzt und vertrödelt seine Zeit, verprasst seinen Vorschuss und hält das Auswärtige Amt mit fadenscheinigen Antworten auf Abstand. Die Geschichte wird immer wieder mit Recherchenotizen und Archivbelegen von Christoph Poschrieder untermauert und weitererzählt. Über Meyrinks Vorgehen und seine Gedankengänge musste ich ab und an schmunzeln, wie er sich windet, um seinen Auftrag, den Freimaurern die Schuld zuzuschieben, nicht aufschreiben zu müssen. Denn bewiesen ist nichts und die Angst seinen Ruf zu schädigen ist groß. Es ist eine wahre Geschichte, die der Autor, in einen anschaulichen und unterhaltsamen Roman verpackt hat. Das Thema ist interessant und man erhält Einblicke in die damalige Politik und deren Vorgehen und Denkweise

Veröffentlicht am 06.10.2019

Gefährliches Volksfest

Geisterfahrt
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Das Thema des Thrillers, der in meinen Augen eher ein Krimi ist, ist sehr aktuell und aufgrund des Themas auch emotionsgeladen. Der Autor schreibt fast schon einen minütlichen Ablauf, wie die Polizei versucht ...

Das Thema des Thrillers, der in meinen Augen eher ein Krimi ist, ist sehr aktuell und aufgrund des Themas auch emotionsgeladen. Der Autor schreibt fast schon einen minütlichen Ablauf, wie die Polizei versucht einen Gefährder und einen damit verbundenen Terrorakt auf einem vollen Volksfest dingfest zu machen. Hinzu kommt noch ein Kind, dass in diesem ganzen Trubel verloren gegangen ist.

Es gibt mehrere Handlungsstränge und der Autor hüpft häufig zwischen diesen Handlungen hin und her. Von einer Teenagerliebe mit Drogen zu einem Obdachlosen, der das kleine Mädchen sehr mag zu den Polizisten, die teilweise hektisch und planlos agieren. Gut fand ich, dass der Autor die Polizisten menschlich dargestellt hat. Es sind keine Übermenschen und Superhelden, wie häufig in den amerikanischen Krimis beschrieben, sondern Männer und Frauen, die ebenfalls Ängste vor dem Unbekannten haben, die Familienprobleme mit sich herumtragen und dadurch auch abgelenkt sind. Die Fehlentscheidungen sind teilweise erschreckend, aber durchaus realistisch. Es steht am Ende immer ein Mensch.

Trotz der Aktualität und des interessanten Themas konnte mich das Buch nur begrenzt einfangen. Für mich waren die Sprünge zwischen den Handlungen (die alle am Ende zusammenführen) nicht gelungen. Phasenweise wirkte es recht abgehackt und langatmig. Auch hat mir der Schreibstil des Autors nicht so gut gefallen, aber das ist Geschmackssache.

Insgesamt ein interessanter und aktueller Krimi, der durchaus einige spannende Elemente hat, aber mich leider nicht ganz überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Eine Geschichte, die den Leser nicht loslässt

Das Versprechen des Bienenhüters
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Die Geschichte hat mich nachdenklich und teilweise auch traurig zurückgelassen. Sie lässt einen nicht so einfach los. Es geht um eines der vielen Schicksale des Syrienkrieges und deren langer mühseliger ...

Die Geschichte hat mich nachdenklich und teilweise auch traurig zurückgelassen. Sie lässt einen nicht so einfach los. Es geht um eines der vielen Schicksale des Syrienkrieges und deren langer mühseliger und entbehrungsreicher Weg in ein Land ohne Krieg und Todesangst.

Die Geschichte beschreibt das Leben, die Flucht und die Ängste eines Paares, die ihren Sohn im Krieg verloren haben und nun flüchten müssen, wenn der Mann nicht selbst in den Krieg ziehen soll. Die Frau ist erblindet und weigert sich das Land zu verlassen. Für sie bedeutet es auch den toten Sohn und die Erinnerungen zurückzulassen. Erst als der Druck zu groß wird, gibt sie nach und begibt sich mit ihrem Mann auf die gefährliche Reise.

Es wird von den teilweise katastrophalen Unterkünften und der schlechten (ärztlichen) Versorgung erzählt, von den Strapazen und den Mangel an Hygiene. Die wenigen Informationen, die ins Auffanglager kommen und die Angst wieder zurückgeschickt zu werden, zerren an den Nerven der Geflüchteten. Es wird ganz deutlich, dass nur Menschen mit Geldreserven wirklich eine Chance haben nach Mitteleuropa zu kommen. Auch Nuri und seine Frau Afra kämpfen, um zu den Verwandten nach England zu kommen.


Die Geschichte berührt, da die Autorin es schafft ohne Rührseligkeit zu schreiben. Sie will kein Mitleid für ihre Charaktere, sondern Verständnis und Menschlichkeit wecken. Man merkt ihrer Geschichte an, dass sie viel Kontakt mit Flüchtlingen hatte und so auch von vielen Schicksalen und Geschichten erfahren hat.

Es ist keine leichte und schnell wegzulesende Geschichte, sondern eine Geschichte, die nachdenklich stimmt, die Augen öffnen soll und zum Hinterfragen anregt.