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Veröffentlicht am 03.10.2019

Magisches Prag

Melmoth
2

Ich war sehr gespannt auf „Melmoth“, hatte mir doch „Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry als sehr ungewöhnliches Buch herausragend gefallen.

Tatsächlich findet sich in beiden Büchern die gleiche sprachliche, ...

Ich war sehr gespannt auf „Melmoth“, hatte mir doch „Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry als sehr ungewöhnliches Buch herausragend gefallen.

Tatsächlich findet sich in beiden Büchern die gleiche sprachliche, nahezu poetische Brillanz. Dennoch hat mich „Melmoth“ etwas weniger begeistert als sein Vorgänger.

Zu fesseln wusste mich der atmösphärische, düstere Auftakt, in dem der in Prag lebende, deutschstämmige J.A. Hoffmann dem Gelehrten Dr.Karel Prazan von einer absonderlichen Gestalt berichtet, die ihn zu verfolgen scheint, doch stets in den Schatten bleibt. Hier wurden wunderbare Anklänge zur schwarzen Romantik und an die englische gothic novel sichtbar. Auch Hoffmann heißt sicherlich nicht zufällig so wie der berühmte Autor des „Sandmann“.

Als Hoffmann auf mysteriöse Weise verstirbt, scheint sich die titelgebende Schattengestalt Melmoth zunächst an Karels, dann an die Fersen seiner Bekannten, der Historikerin Helen zu heften. Helen ist die Hauptprotagonistin des Romans und selbst von einem Geheimnis ihrer Vergangenheit umschattet. Ist es das, was Melmoth zu ihr zieht?

Die Erzählung entfaltet sich unter anderem auch in schriftlichen Berichten der Vergangenheit unterschiedlichster Herkunft, was mir normalerweise gut gefällt. Hier scheinen sie jedoch zum Teil unvermutet quasi aus aller Herren Länder aufzutauchen, was mir ein etwas zerfaserndes Bild lieferte und den Lesefluss in Stocken geraten ließ.  Achtung Spoiler: Zudem machte die Autorin völlig unvermittelt das Grauen der NS-Zeit, anderweitigen Völkermord und die Situation heutiger Geflüchteter zum Thema. Bewegende Themen, auf die mich im Klappentext jedoch nichts vorbereitet hatte. Zufällig lese ich gerade ein anderes Buch über die Aufarbeitung des düsteren Kapitels der deutschen Geschichte. Bei letztgenanntem Buch wusste ich aber von Beginn an, worauf ich mich einlasse. Bei „Melmoth“ habe ich mich daher leider etwas hinters Licht geführt gefühlt, denn ich hatte mich auf ein in ganz anderer Hinsicht schauriges Lesevergnügen gefreut. In dem „Melmoth“ einen Bogen von früheren Greueltaten zur aktuellen Geflüchteten-Debatte schlägt, will die Autorin sehr viel erreichen. Für mich persönlich ist sie dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Wer den Hintergrund der „Melmoth the wanderer“-Legende oder des Ahasverus-Mythos nicht wie ich beinahe sein Leben lang kennt, mag ohne Erwartungen an den Roman herangehen, die dann auch nicht enttäuscht werden können. Den unvergleichlichen Charme der „Schlange von Essex“ konnte Sarah Perry mit „Melmoth“ für mich nicht wiederholen. Mit Helen und ihren Bekannten hat sie zwar ähnlich ungewöhnliche, sperrige Protagonisten erschaffen, die für mich jedoch teilweise blasser blieben. Das gilt insbesondere für Helen. Trotzdem war der Roman sprachlich erneut schön wie ein Gemälde, so dass ich nicht bereue, ihn gelesen zu haben. Auch Prag wurde märchenhaft dargestellt. Und der Buchumschlag ist absolut zauberhaft.

 



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Veröffentlicht am 02.10.2019

Grüne Hausapotheke

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
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Mit GU-Ratgebern habe ich noch nie falschgelegen. Auch dieser ist sehr übersichtlich gestaltet und mit aussagekräftigen, schönen Farbfotos bebildert. Die Familie Storl habe ich vor einiger Zeit auf Facebook ...

Mit GU-Ratgebern habe ich noch nie falschgelegen. Auch dieser ist sehr übersichtlich gestaltet und mit aussagekräftigen, schönen Farbfotos bebildert. Die Familie Storl habe ich vor einiger Zeit auf Facebook entdeckt, da ich seit langem viel von der Phytotherapie, also dem Heilen mit Pflanzen, halte. Natürlich gibt es Krankheitssituationen, in denen man damit an seine Grenzen kommt. Es gibt aber auch vieles, wogegen im wahrsten Sinne des Wortes ein Kraut gewachsen ist. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl führt zunächst in die Thematik ein, bevor seine Frau in zwei Teilen dann das Heilen mit Kräutern und nachfolgend Heilmittel aus der Küche vorstellt.  Jede Heilpflanze wird sehr persönlich eingeführt, mit Schilderungen, in denen die Storls es schon persönlich erfolgreich zur Heilung benutzt haben. Zur Illustration dienen auch persönliche Fotos der Familie Storl, vorwiegend auf ihrem Einödhof aufgenommen.

Rezepte zur Zubereitung des Heilmittels fehlen auch nicht, wobei sie nie den Rahmen sprengen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden, da das Buch so nicht zu einer bloßen Auflistung wird, sondern sich ein gewisser Lesefluss entwickelt. Ein Erfolgserlebnis war für mich, dass mir die meisten Pflanzen bekannt waren und ich auch einige durchaus ohne weiteres in der freien Natur erkenne.

Schließlich wird auch nicht ausgespart, dass sich viele Kräuter auch durchaus zum Räuchern eignen.

Schon das Durchblättern des Buches hat durch die beruhigenden Grüntöne einen entspannenden Effekt. Auch nach dem Lesen werde ich es bestimmt immer mal wieder zur Hand nehmen, um etwas nachzulesen. Ziel erreicht!

 

Veröffentlicht am 29.09.2019

Geister, Drachen und Dämonen

Der Untergang der Könige
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Als lebenslanger Fantasy-Fan bin ich immer auf der Suche nach Büchern, die es noch schaffen, sich vom üblichen Strickmuster abzuheben und noch elektrisieren können. Mit dem ersten Teil der Drachengesänge ...

Als lebenslanger Fantasy-Fan bin ich immer auf der Suche nach Büchern, die es noch schaffen, sich vom üblichen Strickmuster abzuheben und noch elektrisieren können. Mit dem ersten Teil der Drachengesänge ist das der Autorin tatsächlich gelungen. Dabei muss sie sich nicht einmal von einem der üblichen Ausgangspunkte, einem jungen Mann ungewisser Herkunft, verabschieden. Was sie dann zaubert, ist in der Tat ungewöhnlich und faszinierend.

Khirin sitzt im Gefängnis. Vor seinem Kerker kauert Klaue, ein gestaltwandelndes Ungeheuer, das ihn nötigt, seine Geschichte zu erzählen. Doch Klaue ist damit noch nicht zufrieden, denn Khirin beginnt nicht früh genug, so dass sie selbst zu erzählen beginnt. So entfalten sich Khirins Erlebnisse auf zwei Zeitebenen. Und wir müssen uns fragen, ist Khirin, der bei Pflegeeltern aufwuchs, in Wirklichkeit ein Prinz oder selbst ein Ungeheuer?

Da beide Handlungsstränge nicht all zu weit auseinanderliegen, erfordert das Lesen, vor allem, wenn man nur sporadisch dazu kommt, wirkliche Konzentration. Mit der komplexen Welt, komplizierten Familienverhältnissen und mehrfachem Körpertausch, untermalt von Fußnoten eines Chronisten, ist es nicht immer leicht, die Übersicht zu behalten. Die farbenprächtige Erzählweise und Dialoge mit witzigem Schlagabtausch machen das aber mehr als wett und lassen ungeduldig auf den nächsten Teil warten.

Veröffentlicht am 20.09.2019

14 Hexen

Green Witch
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Schon das märchenhafte Cover mit der blauhaarigen Hexe, die ausgesprochen gut zum Inhalt passt, hat mich verzaubert. Auch die Geschichte hat mir einfach nur Spaß gemacht. Elisabeth stammt aus ...

Schon das märchenhafte Cover mit der blauhaarigen Hexe, die ausgesprochen gut zum Inhalt passt, hat mich verzaubert. Auch die Geschichte hat mir einfach nur Spaß gemacht. Elisabeth stammt aus einer Hexenfamilie, was ihre beste Freundin Stine nicht wissen darf. Zu Elisabeths 12. Geburtstag soll sich nun entscheiden, zu wem sie in die Ausbildung gegeben wird. Vielleicht zu einer Lichthexe, wie ihre Mutter eine ist, oder gar zu einer Schattenhexe? Als plötzlich 14 Hexen zur Feier erscheinen, ahnen wie schon auf Grund unserer Erfahrung aus der Lektüre von Märchen, dass das nichts Gutes bedeutet. Elisabeth aber ist fasziniert von der zu spät aufkreuzenden Wasserhexe Ava und würde am liebsten von ihr ausgebildet werden. Doch der Hexenrat teilt Elisabeth der Kräuterhexe Camilla zu. Mit Kräutern kann Elisabeth gar nichts anfangen, Freundin Stine dafür umso mehr.

Glücklicherweise darf Stine Elisabeth zu Camilla begleiten, was jedoch die Geheimhaltung von Elisabeths Status als Hexe in Ausbildung nicht gerade vereinfacht. Auf den Anwesen von Camillas Gärtnerei erleben die Freundinnen gemeinsam mit dem Gestaltwandler Tim schon bald ein fantastisches Abenteuer. Ganz nebenbei und ohne erhobenen Zeigefinger wird vermittelt, wie wichtig Freundschaft, Zusammenarbeit, Kreativität und das regelmäßige Überprüfen alt hergebrachter Verfahrensweisen sind. Zudem ist die ganze Geschichte mit äußerst fantasievollen Details ausgestattet, so zum Beispiel Elisabeths intelligente Hexen-Spinne und ihre Kuscheldecke.

Eigentlich mag ich ja Einzelbände. Ich fand das Buch aber so zauberhaft, dass ich trotzdem hoffe, Elisabeths Erlebnisse werden zu einer Serie.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Dämonenrauch

Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
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Mit ihrer Idee um den Dämonenrauch hat mich die Autorin wirklich begeistert. Es handelt sich hier um den ersten Teil einer Serie. Ich hoffe wirklich, dass die Folgebände auch auf Deutsch erscheinen und ...

Mit ihrer Idee um den Dämonenrauch hat mich die Autorin wirklich begeistert. Es handelt sich hier um den ersten Teil einer Serie. Ich hoffe wirklich, dass die Folgebände auch auf Deutsch erscheinen und es Kingdom of Smoke nicht ergeht wie der hervorragenden Half Bad-Serie, ebenfalls von Sally Green. Denn hier erschien bisher nur der erste Teil auf Deutsch, etwas, was sich Verlage wirklich einmal abgewöhnen sollten!

Brigant, Calidor und Pitoria sind drei Reiche, die zum Teil im Zwist miteinander liegen. Eine Ehe zwischen Catherine von Brigant und Print Tzsayn von Pitoria soll nun Frieden stiften. Für Catherine könnte diese Ehe durchaus Vorteile bieten, denn in Pitoria führen Frauen ein viel freieres Leben. Wäre da nicht ihre Zuneigung zu ihrem Leibgardisten Ambrose, die dieser durchaus erwidert. Weitere Protagonisten sind Tash, eine junge Dämonenjägerin, sowie Edyon, ein Dieb rätselhafter Herkunft, und March, letzter Abkömmling eines ausgerotteten Volkes. Sie alle verfolgen ihre eigenen Motive und werden nach und nach in eine wirklich gewaltige Verschwörung verwickelt, in der der Dämonenrauch eine große Rolle spielt. Tash spielt den Lockvogel, um die gefährlichen Dämonen zu erlegen. Ihre entweichende Seele lässt sich wegen der berauschenden Wirkung teuer verkaufen. Doch dieser Rauch kann insgeheim noch viel mehr...

Vor allem über die Dämonen hätte ich gern noch viel mehr gelesen, daher warte ich nun ungeduldig auf den zweiten Teil. Erst ziemlich gegen Ende des Buches vereinen sich die Handlungsstränge der Protagonisten, von denen mich jeder zu fesseln vermochte. Auch die ganze Ausstattung des Buches hat mir hervorragend gefallen.