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Veröffentlicht am 05.06.2022

Die schönen Momente dazwischen

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale ist auf der Flucht vor ihrem alten Leben. Wovor eigentlich genau? Das erfahren wir erst nach und nach. Sie strandet auf einem Campingplatz, hilft dem alten Eigentümer Gustav, freundet sich mit den ...

Lale ist auf der Flucht vor ihrem alten Leben. Wovor eigentlich genau? Das erfahren wir erst nach und nach. Sie strandet auf einem Campingplatz, hilft dem alten Eigentümer Gustav, freundet sich mit den Nachbarn an. Als Christophe, der erste Feriengast der Saison, erscheint, beginnt eine Sommerromanze. Aber eigentlich haben alle Protagonisten Lasten im Gepäck, die die eine oder andere Überraschung bereit halten...

Der Roman findet immer dann zu Stärke, wenn er in die Tiefe geht. Dies hätte ruhig häufiger geschehen können. Er lebt auch von seinen Nebenfiguren wie dem Nachbarsjungen Flo und Althippie James, einem Freund Gustavs. Lale gegenüber habe ich leider immer eine leichte Distanz empfunden. Die Kritik an ihrem eigentlichen langjährigen Partner, an dem ihr im Grunde gar nichts zu gefallen scheint, nicht einmal die Frisur, macht nicht unbedingt sympathisch, zumal ihr dieser auch noch teilweise mit der Geduld eines Heiligen begegnet. Dennoch ein Roman, der immer wieder auch zu Herzen geht, wenn er die schönen Momente zwischen den tragischen sucht, und sich daher lohnt. Nur über die Stilblüte gleich zu Beginn, die sich auch noch auf dem Buchrücken findet, habe ich mich gewundert. "Das Floß schwankte unter deinem Gewicht, wackelte." "Aussagekräftiger ohne Doppelgemoppel", hat mir mal eine Lektorin an so eine Stelle in einem meiner Texte vermerkt. Zu recht!

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Leiser Krimi mit viel Lokalkolorit

Tiefes, dunkles Blau
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Das tiefe, dunkle Blau des Zürichsees ist Seepolizistin Rosa Zamprano lieber als menschliche Abgründe. Bei dem Fall, mit dem sie es in diesem ersten Zürich-Krimi der Autorin zu tun bekommt, lässt sich ...

Das tiefe, dunkle Blau des Zürichsees ist Seepolizistin Rosa Zamprano lieber als menschliche Abgründe. Bei dem Fall, mit dem sie es in diesem ersten Zürich-Krimi der Autorin zu tun bekommt, lässt sich beides aber kaum trennen. Ausgerechnet Dr. Jansen, den Rosa gerade selbst in seiner Kinderwunschklinik aufgesucht hat, wird ermordet im See gefunden. Motive und mögliche Täter gibt es so einige. War Jansen doch nicht nur Miteigentümer eines ebenso umstrittenen wie innovativen Biotech-Unternehmens, hatte anscheinend zudem Kontakte ins Rotlichtmilieu und war drauf und dran, sich von seiner Familie zu trennen.

Trotz der Themenvielfalt ist es ein ruhiger Krimi, der sich viel Zeit nimmt, Ermittlerin Rosa, ihr Umfeld sowie ihre Sorgen und Vorlieben einzuführen. Gemeinsam mit der Züricher Altstadt als Rahmen scheint sich hier der Auftakt einer neuen Serie abzuzeichnen, der ich sicher weiter folgen werde. Ich bin hier schließlich nicht nur auf einen Krimi zum Wohlfühlen gestoßen, sondern auch auf eine Story, die mich über verschiedene Themen zum Nachdenken angeregt hat.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Komplexer Überblick

Anleitung für dein Leben
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Wer sich noch wenig mit sich selbst und psychologischen Ratgebern beschäftigt hat, wird hier tatsächlich eine Fülle von Erläuterungen finden, warum wir und alle anderen Muster entwickelt haben, die uns ...

Wer sich noch wenig mit sich selbst und psychologischen Ratgebern beschäftigt hat, wird hier tatsächlich eine Fülle von Erläuterungen finden, warum wir und alle anderen Muster entwickelt haben, die uns reagieren lassen, wie wir es gewöhnlich tun, warum wir so empfinden und wie wir das vielleicht beeinflussen können.

Obwohl die Autorin wohltuenderweise vom Fach ist, schreibt sie wie eine gute Freundin, was es erleichtert, das Gelesene anzunehmen. Das Buch ist sehr komplex, was mir einerseits sehr gut gefällt. Andererseits kann so vieles wirklich nur angerissen werden und in einigen der Themen finde ich mich gar nicht wieder. Der Übungsteil bietet für mich persönlich wenig Neues, auch wenn er durchdacht aufgebaut wurde. Den plakativen Titel finde ich tatsächlich sehr hochgegriffen. Wie soll ein Buch so etwas leisten können? Dennoch für Einsteiger auf dem Gebiet sicher ein sehr informativer, gut geschriebener Überblick.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Für spezielle Situationen

Kopf über Wasser im Alltagschaos
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"Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt", wirbt das Buch im Titel. Trotz der direkten Ansprache habe ich mich im Buch aber nicht wiedergefunden.

Das Buch ist eigentlich auch nicht ...

"Wie du mit deinem Haushalt und dir selbst Frieden schließt", wirbt das Buch im Titel. Trotz der direkten Ansprache habe ich mich im Buch aber nicht wiedergefunden.

Das Buch ist eigentlich auch nicht für jedermann gedacht. Die Autorin hat eine Drogensucht und Wochenbettdepressionen überwunden und leidet unter ADHS. In ihrem Leben gab es Situationen, wo sie selbst das Geschirr und die Körperpflege überforderten. Gleichzeitig gibt sie zu, so priviligiert zu sein, dass sie einen normalen Berufsalltag mit seinen zusätzlichen Erfordernissen gar nicht kennt. Für Menschen wie mich, Vollzeit berufstätig, mit sehr langer Fahrzeit und zahlreichen weiteren Verpflichtungen, die sich Tipps erhoffen, wie man einen gesunden Mittelweg findet, bei dem man selbst nicht auf der Strecke bleibt, ist das Buch eher nicht geeignet. Das Buch ist nicht so aufgebaut, dass die Tipps in meiner Situation weiterführen würden. Menschen, die aufgrund von Traumatisierungen oder Krankheiten große Mühe haben, einen durchschnittlichen Alltag zu bewältigen, könnten hier wahrscheinlich hilfreiche Hinweise mitnehmen,

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Freunde wie diese

Freunde. Für immer.
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Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein ...

Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein dunkles Geheimnis verbunden, dass sie nun, zehn Jahre später, ausgerechnet zur Feier von Jonathans Junggesellenabschied wieder einzuholen droht. Zwei der Freunde verschwinden spurlos, einer davon wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt tot aufgefunden. Und auch die Ermittlerin, Detective Scutt, hat einst jemand verloren. Hat sie den Verlust nicht verwunden, oder gibt es tatsächlich mehr Verbindungen als den Ort Catskill Mountains zwischen den Fällen?

Die abgründige Vergangenheit wird allzu bald und äußerst knäpplich offenbart, was ich ein wenig enttäuschend fand. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich, sicher auch bedingt durch die Vielzahl an Perspektiven, noch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen können. Leider blieben deren Konturen bis zum Ende recht vage. An dieser Stelle wäre definitiv mehr drin gewesen. Dennoch blieb die Erzählung spannend, bot einige, von mir nur zu einem Teil vorhergesehene Wendungen und hat mich gefesselt. Denn Details, die ich zunächst für etwas plump hielt, offenbarten sich immer wieder als raffiniert konstruiert, wenn sie endlich richtig gedeutet wurden. Daher würde ich von Kimberly McCreight auch weitere Thriller gern lesen.

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