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Veröffentlicht am 10.04.2020

Magisches Paris

Die Magier von Paris
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Dass auch Paris einige Zaubererclans zu bieten hat, erfahren Kinder ab 10 Jahren in diesem hübsch illustrierten Buch.
Mit rätselhaften Familiengeheimnissen müssen Claire Delune und Rafael Belleson sich ...

Dass auch Paris einige Zaubererclans zu bieten hat, erfahren Kinder ab 10 Jahren in diesem hübsch illustrierten Buch.
Mit rätselhaften Familiengeheimnissen müssen Claire Delune und Rafael Belleson sich auseinandersetzen. Dabei sind auch die beiden, aus verfeindeten Zaubererclans stammenden Kinder zunächst alles anderes als Freunde. Doch geheimnisvolle Vorgänge, allen voran der Raub der berühmten Mona Lisa, schweißen sie schnell zusammen.
Die Geschichte weist viele putzige Details aus, wie den kleinen blauen Geist Gabriel, ein schnell beleidigtes, unterfordertes Zauberbuch und Rafaels Siebenschläfer mit winziger Baskenmütze. Seltsam nur, dass ausschließlich der Siebenschläfer mit französischem Akzent spricht, obwohl doch die Geschichte in Frankreich spielt. Ich liebe es, wenn auch Kinderbücher ohne Logikfehler sind. Auch Rafael und Claire könnten durchaus mehr Charakterisierung und Tiefgang vertragen. So sind sie mir nicht ganz so ans Herz gewachsen wie die Protagonisten manch anderer Kinderbücher.

Dennoch weiß die Geschichte durchaus mit witzigen Einfällen zu punkten und bietet mit Pariser Flair auch viel Abwechslung, so dass sie insgesamt einen gelungenen Spaß für Jung und Alt darstellt.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Samenmord

Totenleuchten
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Wie hat mich dieser Roman lange Zeit begeistert! Samische Kultur, über die ich bisher noch überhaupt nichts wusste, eine Gesangstradition namens Joiken, die ich mir unbedingt einmal anhören muss. Das zauberhaft ...

Wie hat mich dieser Roman lange Zeit begeistert! Samische Kultur, über die ich bisher noch überhaupt nichts wusste, eine Gesangstradition namens Joiken, die ich mir unbedingt einmal anhören muss. Das zauberhaft verschneite Jokkmokk in Nordschweden am Polarkreis, das mir mitten im Sommer unbändige Lust auf Winter gemacht hat. Am liebsten wäre ich wie die Autorin dorthin ausgewandert! Der Roman ist äußerst originell und atmosphärisch sehr dicht gestaltet. Der Untertitel lautet "Ein Lappland-Krimi", also das ist mir Vielleserin bisher nicht untergekommen. Wer steckt hinter den Morden an jungen Männern in Jokkmokk? Das fragen sich nicht nur die Bewohner, sondern auch die Reporterin Julla, die eigenlich nur über die samische Kultur schreiben sollte, und gleich drei Ermittler. Und hier fangen auch leider meine kleinen Kritikpunkte an. Zu Anfang war ich überzeugt: Das werden garantiert volle fünf Sterne! Leider hat es insgesamt dann doch nur für vier gereicht. Die Polizistin Magareta, ihr Kollege Bengt, dann noch die Hauptkommissarin Linda Lundin, gänzlich neu in der Gegend, die viele viele Kapitel braucht, ehe sie überhaupt vor Ort eintrifft... Das war mir persönlich etwas zuviel des Guten. Auch flogen die kurzen, dialoglastigen Kapitel nur so dahin. Manches hätte für meinen Geschmack ruhig viel mehr in Tiefe gehen dürfen. Ich wäre gern noch viel länger in Jokkmokk geblieben. Der Kriminalfall weiß zu fesseln, und ausnahmsweise war ich dem Mörder, der hier natürlich nicht verraten werden soll, nicht sehr schnell auf der Spur. Ich werde defintiv wenigstens auf dem Papier wieder nach Lappland reisen, wenn die Autorin dazu einlädt. Und jetzt höre ich mir das Joiken an!

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Sprachkunst trifft Fantasy

Die Silbermeer-Saga (Band 1) - Der König der Krähen
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Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. ...

Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. Nein, hier stimmte für mich einfach alles: die wunderschöne Aufmachung, der bildgewaltige Sprachstil, der Einfallreichtum der Autorin, die teils düstere Atmosphäre und die plastischen Charaktere.

Die Findelkinder Edda und Tobin leben in einem kleiner Fischerdorf, aus dem regelmäßig Kinder verschwinden. Als es Eddas kleinen Bruder Tobin trifft, sieht Edda nur einen geflügelten Schatten. Zurück bleibt eine geheimnisvolle Feder. Eine Hexe prohezeit Edda, ihr Bruder befände sich auf fernen Inseln. Auch Eddas Freund Teofin kann Edda nicht aufhalten. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Fremden Brand macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Ein aufregendes farbenprächtiges Märchen beginnt...

Hier findet sich Fantasy fern aller Klischees. Mit Edda hat die Autorin eine starke Identifikationsfigur geschaffen und mit Brand einen Antagonisten, der so ambivalent und geheimnisvoll erscheint, dass es eine wahre Freude ist. Schade nur, dass es nun heißt, ein Jahr auf die Fortsetzung zu warten. Ich habe aber keinen Zweifel, dass mir die Geschichte bis dahin im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Ungewöhnlich gut

The Doll Factory
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Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der ...

Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.

London zur Zeit der erstenWeltausstellung 1851. Es ist ein authentisches, schmutziges London, in dem Iris und ihre Schwester Rose darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherinnen zu verdienen. Durch ihr ungewöhnliches Aussehen fällt Iris den Malern der Präraffaelitischen Bruderschaft auf, jedoch ebenso dem verwirrten Tierpräparator Silas. Während Iris sich bald entscheiden muss, ob sie es wagt, ihren Ruf zu verlieren, wenn sie Modell steht und ihren Traum verfolgt, selbst zu malen, ahnt sie nicht, welchen immer größeren Raum sie in Silas' Gedanken einnimmt. Und auf welchen gefährlichen Pfaden diese Gedanken entlag irren...

Geradezu meisterlich versteht es die Autorin, plastische Charaktere zu schaffen, mit denen man mitfiebert und -leidet, so zum Beispiel den Straßenjungen Albie, aber auch Iris selbst. Außerordentlich ist auch Macneals Fähigkeit, sich in Silas' abstruse Welt einzufühlen und diese dem Leser zu schildern. Ihr bildhafter Stil hat mich besonders begeistert ("Erversucht die Spinnweben des Grolls von sich abzustreifen..."..."Hier saß sie jahrelang fest wie eine Spinne in einem Bernsteintropfen.").
Lediglich das Ende hätte ich mir etwas ausführlicher dargestellt gewünscht. Inhaltlich hat es mich aber völlig überzeugt.

Der Debütroman einer Autorin, deren Namen ich mir merken werde!

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Innovativ mit Löchern

Die Traumdiebe
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Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, ...

Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, Indianer, die ständig auf der Flucht sind und sich selbst kaum mehr an die Magie ihrer Ahnen erinnern können. Auch der junge Frenchie irrt, getrennt von seiner Familie, durch die Gegend, bis er auf eine Gruppe trifft, die noch ist wie er. Doch es gilt, sich vor den Anwerbern zu verbergen, die für Institutionen, die sie euphemistisch "Schulen" nennen, auf der Jagd sind, um sich die Fähigkeit zu träumen wieder anzueignen, von denen, die sie noch besitzen.

Obwohl man zunächst verloren durch die Geschichte irrt, hat sie einen schnell am Haken. Erst nach und nach gewährt die Autorin Einblicke in diese neue Welt. Leider bleibt sie dabei oft extrem vage und es entsteht der Eindruck, dass das nicht nur Taktik ist, sondern sie es selbst nicht so genau weiß. Dies betrifft zum Beispiel das Vorgehen in den Schulen, aber auch die Hauptcharaktere, in deren Geschichten Löcher klaffen. Auch deren Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar. So läuft beispielsweise Rose, ein Mädchen, in das sich Frenchie verliebt hat, eines Tages einfach los, um die Gruppe, die ihr Sicherheit gibt, zu verlassen. Dabei gilt es gerade eigentlich gemeindsam eine Freundin aus den Fängen der Anwerber zu retten. Auch das Lektorat hat manchmal durchgeschlafen Als erstes fällt Frenchie zum Beispiel auf, wie hell Roses Augen sind, nur um dann später wiederholt ihre dunklen Augen zu bewundern.

Ein Buch mit unglaublichem Potential und erschreckender Aktualität. Gelegentlich gelingen der Autorin Sätze von fast poetischer Schönheit, nur um dann plötzlich wieder oberflächlich und wie im Zeitraffer durch die Geschichte zu rasen. Hätte sie sich nur mehr Zeit genommen, es hätte brilliant werden können. Trotz seiner Schwächen hat mir das Buch mit dem wunderschönen Umschlag aber gut gefallen. Ich hoffe, dass die geplante Fortsetzung das Potential der Geschichte noch besser nutzen wird.




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