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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2025

Authentisch, tiefgreifend, still, kraftvoll

Kokoro
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Mit „Kokoro“ hat Beth Kempton ein inspirierendes und zugleich tiefgründiges Buch geschrieben, das sich mit der Suche nach innerer Ruhe, Sinnhaftigkeit und Balance im modernen Leben beschäftigt – durch ...

Mit „Kokoro“ hat Beth Kempton ein inspirierendes und zugleich tiefgründiges Buch geschrieben, das sich mit der Suche nach innerer Ruhe, Sinnhaftigkeit und Balance im modernen Leben beschäftigt – durch die Linse japanischer Kultur und Lebensphilosophie.

Nach einer persönlichen Krise begibt sich Kempton auf eine Pilgerreise durch das ländliche Japan. Was zunächst wie eine individuelle spirituelle Reise beginnt, entfaltet sich bald zu einer vielschichtigen Reflexion über zentrale Lebensfragen: Wie finden wir Schönheit im Chaos? Wie können wir loslassen und zugleich vertrauen?

Die Autorin nimmt die Leser:innen mit zu abgelegenen Orten, in die Berge, in kleine Cafés und zu den Menschen, die dort leben. Ihre Begegnungen mit Taxifahrern, Poeten, Mönchen oder Kaffeehausbesitzern wirken nicht nur authentisch, sondern auch tief bewegend. Jedes Gespräch, jede Beobachtung bringt neue Einsichten über das Leben, das Vergehen der Zeit und die Kunst, im Hier und Jetzt zu leben.

Das Herzstück des Buches ist das Konzept von „Kokoro“ – dem achtsamen Herzen. Es beschreibt einen Zustand, in dem Körper, Geist und Gefühl im Einklang stehen. Kempton verbindet persönliche Erlebnisse mit kulturellen Einsichten auf eine Art, die weder belehrend noch esoterisch wirkt, sondern sanft anregt und beruhigt.

Stilistisch ist das Buch ruhig und poetisch geschrieben, was wunderbar zur Thematik passt. Die Sprache wirkt entschleunigend und lädt dazu ein, das Buch nicht einfach durchzulesen, sondern es in kleinen Portionen zu genießen – fast wie eine Meditation.

„Kokoro“ ist kein klassisches Ratgeberbuch, sondern eine Einladung zur Selbstreflexion und Achtsamkeit. Wer sich für japanische Philosophie interessiert oder nach einem ruhigen, lebensnahen Buch sucht, das Kraft und Trost spendet, wird hier fündig. Ein stiller, schöner Begleiter für alle, die sich in einer hektischen Welt nach Tiefe und Einklang sehnen.

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Veröffentlicht am 29.05.2025

Gut gelungenes Debüt

Killer Potential
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„Killer Potential“ von Hannah Deitch ist ein fesselnder Debütroman, der Thriller-Elemente mit gesellschaftskritischer Tiefe und einer queeren Liebesgeschichte verbindet. Die Geschichte folgt Evie Gordon, ...

„Killer Potential“ von Hannah Deitch ist ein fesselnder Debütroman, der Thriller-Elemente mit gesellschaftskritischer Tiefe und einer queeren Liebesgeschichte verbindet. Die Geschichte folgt Evie Gordon, einer ehemaligen Musterschülerin, die nach ihrem Abschluss an einer Eliteuniversität in Schulden versinkt und als Nachhilfelehrerin für die Kinder der Superreichen in Los Angeles arbeitet. Ihr Leben nimmt eine drastische Wendung, als sie eines Tages das Anwesen der Familie Victor betritt und die ermordeten Eltern sowie eine gefesselte Frau vorfindet. In Panik flieht Evie mit der befreiten Frau, Jae, und wird zur meistgesuchten Person des Landes.
Deitchs Erzählweise ist temporeich und pointiert, wobei sie Evies Innenleben mit scharfsinnigen Beobachtungen über Klassenunterschiede und gesellschaftliche Erwartungen durchdringt. Die Dynamik zwischen Evie und der zunächst stummen Jae entwickelt sich von gegenseitigem Misstrauen zu einer intensiven Verbindung, die sowohl von Überlebensinstinkt als auch von aufkeimender Liebe geprägt ist. Diese Beziehung verleiht dem Roman eine emotionale Tiefe, die über das reine Thriller-Genre hinausgeht.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Kritik an der amerikanischen Vorstellung von Meritokratie und sozialem Aufstieg. Evies Erfahrungen spiegeln die Enttäuschung vieler junger Menschen wider, die trotz harter Arbeit und Bildung nicht die versprochenen Erfolge erzielen. Deitch nutzt Evies Geschichte, um die dunklen Seiten des Kapitalismus und die Illusion des „amerikanischen Traums“ zu beleuchten.
Obwohl ich diesen Roman als überwiegend sehr gut gelungen beurteilen würde, sehe ich auch hier und da kritische Elemente. Es gibt Handlungselemente die ich als wenig glaubwürdig erachte und ich hätte mir auch eine tiefere Ausarbeitung von Jaes Hintergrundgeschichte gewünscht.
Insgesamt ist „Killer Potential“ ein beeindruckendes Debüt, das Spannung, gesellschaftliche Relevanz und emotionale Komplexität vereint. Für Leser, die Thriller mit Tiefgang und einer starken Protagonistin schätzen, ist dieser Roman eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Gewohnt respektvoll schonungslos

True Crime Spanien
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Mit „True Crime Spanien“ legt Adrian Langenscheid den 17. Band seiner erfolgreichen True-Crime-Reihe vor und entführt die Leser:innen in die düsteren Abgründe Spaniens. In 14 authentisch recherchierten ...

Mit „True Crime Spanien“ legt Adrian Langenscheid den 17. Band seiner erfolgreichen True-Crime-Reihe vor und entführt die Leser:innen in die düsteren Abgründe Spaniens. In 14 authentisch recherchierten Fällen beleuchtet er die Schattenseiten eines Landes, das vielen vor allem für Sonne, Strand und Lebensfreude bekannt ist. Das Buch ist seit dem 24. April 2025 als Taschenbuch erhältlich und umfasst 236 Seiten. Für Hörbuchliebhaber:innen gibt es zudem eine ungekürzte Version mit einer Laufzeit von über sieben Stunden. 
Die Bandbreite der Fälle reicht von skrupellosen Serienmördern über tragische Familiendramen bis hin zu mysteriösen Entführungen. Langenscheid bleibt ein mal mehr seinem bewährten Stil treu: nüchtern, sachlich und ohne Sensationsgier erzählt er die Geschichten, wodurch die Schwere der Verbrechen umso eindringlicher wirkt. Diese Herangehensweise ermöglicht es den Leser:innen, sich ein eigenes Bild zu machen und die menschlichen Abgründe hinter den Taten zu erkennen.
Die Auswahl der Fälle ist vielfältig und deckt unterschiedliche Regionen und Zeiträume Spaniens ab, was einen umfassenden Einblick in die Kriminalgeschichte des Landes bietet. Besonders hervorzuheben ist die sorgfältige Recherche, die jedem Kapitel zugrunde liegt und die Authentizität der Erzählungen unterstreicht.
Ich war erneut eine der Glücklichen, die bereits vorab einen Einblick erhalten durften und erfreue mich jedes Mal aufs Neue über die eindringliche, schonungslose und zugleich respektvolle Umsetzung dieser Thematik.
„True Crime Spanien“ ist ein weiterer gelungener Band in Adrian Langenscheids Reihe, der durch seine sachliche Erzählweise und die sorgfältige Auswahl der Fälle besticht. Für True-Crime-Enthusiast:innen, die sich für internationale Kriminalfälle interessieren, ist dieses Buch eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Zwischen Mauern und Moral – Ein atmosphärischer Krimi aus dem alten London

Der Tote in der Crown Row
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„Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith ist ein gelungener Auftakt einer historischen Krimireihe, die im London des Jahres 1901 spielt. Die Autorin, selbst erfahrene Anwältin im Temple-Bezirk, nutzt ...

„Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith ist ein gelungener Auftakt einer historischen Krimireihe, die im London des Jahres 1901 spielt. Die Autorin, selbst erfahrene Anwältin im Temple-Bezirk, nutzt ihre Insiderkenntnisse, um ein authentisches und atmosphärisch dichtes Setting zu schaffen.
Im Zentrum der Handlung steht Sir Gabriel Ward, ein eigenwilliger Kronanwalt, der widerwillig die Ermittlungen im Mordfall des obersten Richters übernimmt. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Constable Maurice Wright. Die Dynamik zwischen den beiden Charakteren, geprägt von unterschiedlichen sozialen Hintergründen und Herangehensweisen, verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe. 
Die Erzählweise ist ruhig und detailreich, was den Leser tief in die Welt des Temple-Bezirks eintauchen lässt. Besonders hervorzuheben ist die sorgfältige Darstellung der damaligen gesellschaftlichen Strukturen und Hierarchien, die den Krimi nicht nur spannend, sondern auch lehrreich machen. 
Einige Leserinnen und Leser empfinden den Schreibstil als etwas langatmig, insbesondere aufgrund der ausführlichen Beschreibungen und der langsamen Entwicklung der Handlung. Dennoch überzeugt der Roman durch seine authentische Atmosphäre und die komplexe Charakterzeichnung.
Insgesamt ist „Der Tote in der Crown Row“ ein empfehlenswerter historischer Krimi, der durch seine authentische Darstellung des frühen 20. Jahrhunderts und die interessante Ermittlerfigur besticht. Für Fans von klassischen Detektivgeschichten mit historischem Flair ist dieses Buch eine lohnenswerte Lektüre.

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Leise bewegend

Für Polina
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Takis Würger gelingt mit „Für Polina“ ein stilles, aber eindrucksvolles literarisches Werk, das sich mit komplexen Themen wie Liebe, Verrat, Schuld und moralischer Verantwortung in einem autoritären System ...

Takis Würger gelingt mit „Für Polina“ ein stilles, aber eindrucksvolles literarisches Werk, das sich mit komplexen Themen wie Liebe, Verrat, Schuld und moralischer Verantwortung in einem autoritären System auseinandersetzt. Die Geschichte, angesiedelt im Kalten Krieg, wirkt durch ihre Reduktion auf das Wesentliche umso intensiver. Würger schreibt mit knapper, klarer Sprache, die eine große emotionale Tiefe entfaltet, ohne je kitschig oder überladen zu wirken. Der Ich-Erzähler bleibt in seiner Zurückhaltung glaubwürdig, seine Entwicklung vom naiven Idealisten zum selbstkritischen Menschen ist authentisch und bewegend. Die Figur Polina bleibt geheimnisvoll und ambivalent – gerade das macht ihre Wirkung stark. Ihre Beziehung ist nicht idealisiert, sondern geprägt von Unsicherheit, Machtverhältnissen und echter menschlicher Nähe. Sprachlich bleibt der Roman konsequent nüchtern und präzise. Diese Zurückhaltung erzeugt eine eindringliche Atmosphäre, in der jedes Wort Gewicht hat. Die Handlung schreitet ruhig voran, verliert aber nie an Spannung – weil es Würger gelingt, innere Konflikte sichtbar zu machen, ohne sie auszusprechen. Insgesamt ist „Für Polina“ ein leises, kluges und emotional tiefgehendes Buch, das den Leser auch nach dem letzten Satz nicht loslässt. Es regt zum Nachdenken an – über politische Systeme, individuelle Entscheidungen und die Zerbrechlichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen.

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