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Veröffentlicht am 10.07.2020

Reich bebilderter Informationsschatz

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze
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Das in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz herausgegebene Buch über die Wildkatze in Deutschland ist ein wahrlich reich bebilderter Informationsschatz. In der ersten Hälfte sind die ...

Das in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz herausgegebene Buch über die Wildkatze in Deutschland ist ein wahrlich reich bebilderter Informationsschatz. In der ersten Hälfte sind die Informationen über das scheue Wesen in einer Geschichte über eine Wildkatzenfamilie verpackt, die eine neue Bleibe sucht. In der zweiten Hälfte, dem Sachbuchteil, finden sich Details zu allen möglichen Aspekten des Lebens der Wildkatze und ihrer Situation in Deutschland.

Da unsere Stubentiger der Wildkatze äußerlich sehr ähnlich sind, war bei uns das Interesse an dem Buch besonders groß. Interessant fanden wir daher auch insbesondere, was die Wildkatze denn nun von unseren Hauskatzen unterscheidet, aber auch worin sie sich ähneln – was im Buch ausführlich behandelt wird.

In der Geschichte am Anfang wird wirklich geschickt verpackt, wie das Leben einer Wildkatze aussieht, wie sie sich verhält und wie die kleinen Wildkatzenkinder aufwachsen. Dabei wird auch auf die Schwierigkeiten eingegangen, die sich ergeben, wenn die Wildkatze ein neues Revier finden muss und dabei von Menschen besiedelte Gebiete durchqueren muss. Die Geschichte ist in einzelne Kapitel unterteilt, so dass man sie den Kleineren auch gut vorlesen kann, und enthält immer wieder Zeichnungen, so dass man sich die Wildkatzen noch besser vorstellen kann.

Der Sachbuchteil ist wirklich toll gestaltet: Viele wunderschöne Fotos, Schaubilder, Boxen mit Extrawissen und interessante Fragen und Antworten. Hier wird man, denke ich, immer wieder neue Infos entdecken – und je nach Alter des Kindes kann man weiter in die Details gehen. Interessant fand ich persönlich auch, was für den Schutz der Wildkatze in Deutschland unternommen wird.

Fazit: Bei uns sind sowohl die Großen als auch die Kleinen sehr begeistert von dem Buch und ich kann es daher uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 18.06.2020

Unheimlich lebendige Erzählung

Als der Wolf den Wald verließ
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Das Buch handelt von Flink, einem Wolf, der Teil eines Rudels ist, das in den Bergen angesiedelt ist, und beschreibt die Geschichte seiner ersten Lebensjahre, einschließlich einer unfreiwilligen langen ...

Das Buch handelt von Flink, einem Wolf, der Teil eines Rudels ist, das in den Bergen angesiedelt ist, und beschreibt die Geschichte seiner ersten Lebensjahre, einschließlich einer unfreiwilligen langen Wanderung durch mehrere US-Bundesstaaten.

Spätestens seit ich im Studium Jack London lesen durfte, finde ich Wölfe im Speziellen und Geschichten wilder Tiere im Allgemeinen sehr faszinierend. Daher habe ich mich sehr gefreut, mit diesem Buch auch meiner Tochter eine solche Geschichte näher bringen zu können. Die Sorge, dass ihr die Beschreibung diverser Szenen eventuell Angst einjagt, war glücklicherweise unbegründet – obwohl wir, wie ich gestehen muss, weit unter der Altersempfehlung liegen.

Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, jedoch ohne dass es sich jemals so anfühlt, als würde Flink von einem Ereignis zum nächsten stolpern. Die Erzählung fühlt sich unheimlich lebendig an, da man sämtliche Ereignisse und die Umgebung aus der Sicht des Wolfes, das heißt anhand seiner Sinnesempfindungen, erfährt. Der Hintergrund, also warum Flink die Berge und sein Rudel verlässt, ist natürlich erwartungsgemäß etwas traurig, aber gleichzeitig bleibt er doch insgesamt optimistisch, rappelt sich wieder auf und schaut nach vorne, was insgesamt doch eine positive Grundstimmung vermittelt.

Das Buch hat mich selbst, als ich es vorab allein gelesen habe, bereits sehr gut unterhalten, ist – meines Erachtens – aber auch gut zum Vorlesen geeignet. Die wunderschönen Zeichnungen und auch die ausführlichen und wirklich interessanten Hintergrundinformationen am Ende des Buches kamen bei meiner Tochter außerdem sehr gut an und laden dazu ein, noch einmal über die Geschichte zu sprechen. Bei diesem Teil handelt es sich offensichtlich auch nicht um eine „bloße“ Übersetzung, sondern es wird auch explizit auf Wölfe in Europa bzw. Deutschland eingegangen.

Insgesamt war die Geschichte für mich definitiv ein Highlight des aktuellen Jahres und bekommt deshalb von mir auch eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2020

Ein Palast und seine Bewohnerinnen

Das Haus der Frauen
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Solène hat im Leben fast alles erreicht und fühlt sich doch verloren. Auf Anraten ihres Therapeuten versucht sie nach einem Burnout ihrem Leben wieder mehr Sinn zu geben, indem Sie sich für einen guten ...

Solène hat im Leben fast alles erreicht und fühlt sich doch verloren. Auf Anraten ihres Therapeuten versucht sie nach einem Burnout ihrem Leben wieder mehr Sinn zu geben, indem Sie sich für einen guten Zweck engagiert. Im Zuge dessen landet sie im „Palast der Frau“ in Paris, in dem sehr viele verschiedene Schicksale aufeinandertreffen.

Bevor ich auf den Inhalt gehe, möchte ich ausnahmsweise doch kurz etwas zum Äußeren des Buches sagen: Die gebundene Ausgabe von „Das Haus der Frauen“ ist wirklich ein Schmuckstück. Ich möchte sogar behaupten, es ist das schönste deutsche Buch in meinem Bücherregal. Das ist ja nicht für alle Menschen relevant, aber sicherlich für den einen oder anderen.

Besonders toll ist aber, dass auch der Inhalt ein Schmuckstück ist, wie ich finde. Nach dem Lesen einiger nicht so guter Rezensionen hatte ich einige Vorbehalte, aber diese waren innerhalb kürzester Zeit ausgeräumt.

Die Geschichte liest sich leicht, ist aber alles andere als oberflächlich. Natürlich bekommt man – ob der Kürze des Buches – immer nur einen kurzen Einblick in die verschiedenen Schicksale der Frauen (Solène und die Begründerin Blanche Peyron ausgenommen), aber genau das hat meines Erachtens die Begegnungen so intensiv gemacht. Es werden viele Probleme und Themen angerissen, was einem den intensiven Eindruck vermittelt, mit was für einem Berg an Hindernissen die Sozialarbeiter in diesem Umfeld zu kämpfen haben.

Ich mochte aber auch Solène als Person und die Entwicklung, die sie durchlebt. Ihre Situation ist eine ganz andere als die der Bewohner des Palastes und trotzdem ist sie stimmig in die Geschichte eingeflochten und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.

Kritikpunkte habe ich überraschenderweise gar keine. Aus diesem Grund gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 07.05.2020

Fantasy für Jung und Alt

Die Dunkelheit der Drachen
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Flick, ein ehemaliger Pfeiferschüler, landet im Kerker, weil er auf seiner Flöte ein verbotenes Lied gespielt hat. Doch als Drachen die Burg angreifen, unter der sich der Kerker befindet, sucht er das ...

Flick, ein ehemaliger Pfeiferschüler, landet im Kerker, weil er auf seiner Flöte ein verbotenes Lied gespielt hat. Doch als Drachen die Burg angreifen, unter der sich der Kerker befindet, sucht er das Weite – zusammen mit einer Ratte, die gar keine ist, und einem Drachengreif, der vorübergehend flugunfähig ist. Jeder der illustren Truppe hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, aber schon bald überschlagen sich die Ereignisse und die drei werden in Abenteuer eines unerwarteten Ausmaßes verwickelt …

Ich lese gerne Fantasy in jeglicher Variation und bin dafür auch gerne bereit, mich in neue Welten mit ihren jeweiligen Gegebenheiten „einzulesen“. Das war hier aber gar nicht nötig. Der Leser wird hier, wie ich finde, geschickt – weil sozusagen nebenbei – in die Welt der Pfeifer, Drachen & Co. eingeführt, und ich habe mich sofort sehr wohlgefühlt.

Das lag vermutlich auch an den Charakteren, die einem auf Anhieb sympathisch sind, ohne dass sie zu blass oder zu perfekt geschrieben wären. Auch das Zusammenspiel innerhalb der Gruppe fand ich sehr unterhaltsam – unterschiedlicher hätten die drei ja kaum sein können. Aber auch die Reise selbst ist sehr abwechslungsreich und hält immer wieder Überraschungen parat.

Was Patrick hier meisterlich geschafft hat, ist, dass es sich um Fantasy für junge Leser handelt, die auch Erwachsenen sehr viel Spaß macht. Für mich gab es keine Längen und das Buch hat mich bis zum Schluss gefesselt – ohne dass ich auch nur gemerkt habe, dass ich alterstechnisch weit über der eigentlichen Zielgruppe bin.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Patrick bald die Fortsetzung schreibt/veröffentlicht, denn ich freue mich sehr darauf, in diese Welt zurückzukehren, und bin wahnsinnig gespannt, wie es mit Flick und seinen Freunden weitergeht.

Veröffentlicht am 10.04.2020

Wenn die Worte nicht mehr greifbar sind

Dankbarkeiten
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Bis vor kurzem konnte Michka noch alleine in ihrer Wohnung leben, nun muss Marie, sozusagen ihre Adoptivenkelin, sie aber schweren Herzens in ein Altenheim bringen, da sie sich nicht rund um die Uhr um ...

Bis vor kurzem konnte Michka noch alleine in ihrer Wohnung leben, nun muss Marie, sozusagen ihre Adoptivenkelin, sie aber schweren Herzens in ein Altenheim bringen, da sie sich nicht rund um die Uhr um sie kümmern kann. Aufgrund der zunehmenden sprachlichen Probleme erhält Michka dort Unterstützung durch Jérôme, einen jungen Logopäden.

Dieses kleine, aber feine Buch schafft es, mit schlichten Worten eindrucksvoll die Entwicklung von Michka – und nebenbei auch die von Marie und Jérôme – zu beschreiben. Allen Beteiligten geht die Situation auf ihre Weise nah und de Vigan gelingt es auf einzigartige Weise, diese Gefühle einzufangen. Die rührenden Momente etwa, in denen sich Michka unvermittelt an aktuelle Probleme von Marie und Jérôme erinnert und sich danach erkundigt, wird wohl jeder wiedererkennen, der eine nahestehende Person mit Demenz erlebt hat.

Die Hintergrundgeschichten, wie Marie und Michka sich gefunden haben sowie die Suche nach dem Ehepaar aus ihrer Kindheit, dem Michka ihr Leben verdankt, fügen sich gut in die Erzählung ein und schaffen ein stimmiges Gesamtbild.

Aufgrund der zunehmenden Aphasie, an der Michka leidet, ist das Buch insbesondere sprachlich beeindruckend: Immer öfter fehlen ihr die Worte und häufig entscheidet sie sich dann für ein ganz anderes, so dass des Öfteren unfreiwillig komische Situationen, manchmal aber auch geradezu poetische Aussagen dabei herauskommen.

Ich habe das Buch unheimlich gerne gelesen und war fast ein bisschen traurig, als es so schnell vorbei war. Ich werde es auf jeden Fall uneingeschränkt weiterempfehlen und mir auch noch die vorherigen Bücher der Autorin ansehen.