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Veröffentlicht am 25.10.2022

Ein wenig träge erzählter aber gar nicht verstaubte Klassiker

Vor Rehen wird gewarnt
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Inhalt:
Angelina (Ann) Ambros hat als kleines Kind gelernt, ihre Mitmenschen um den Finger zu wickeln, zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen. Durch ihr unschuldiges und zerbrechliches Aussehen ...

Inhalt:
Angelina (Ann) Ambros hat als kleines Kind gelernt, ihre Mitmenschen um den Finger zu wickeln, zu manipulieren und gegeneinander auszuspielen. Durch ihr unschuldiges und zerbrechliches Aussehen kommt sie immer damit davon, bis sie gemeinsam mit ihrer Stieftochter Joy eine Zugreise antritt, deren unvorhergesehener Ausgang sie ihr Leben als Tochter eines aufopfernden Vaters, als jüngere Schwester der liebevollen Schwester Maud, welcher sie schliesslich den Mann - einen damals berühmten Musikers - ausspannt und als Ehefrau und Mutter Revue passieren lässt.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir von der lieben Jamie vom Blog Librovore geschenkt worden und ich habe mich riesig über die schöne Ausgabe aus der Büchergilde gefreut. Jamie hat sich eher schwer getan mit dem Buch und ich konnte dies sehr gut nachvollziehen, hatte ich selber doch in der Mitte auch einen Durchhänger. Der Beginn hat mich nämlich gepackt und obwohl ich ein paar Seiten gebraucht habe, um mich auf die Sprache einzulassen, war ich ziemlich begeistert. Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin ganz unterschiedliche historische Ereignisse und viele Figuren aber auch einiges an Gesellschaftsstudien und Gesellschaftskritik unterbringt.
In der Mitte war mir die Geschichte dann ein wenig zu langsam und ausschweifend erzählt, aber gegen Ende, als vor allem wieder aus der Perspektive von Angelinas Stieftochter Joy berichtet wird, kommt wieder viel Fahrt auf, was mir sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Vicki Baum, deren Lebensgeschichte mich tief berührt hat, erzählt in eher gemächlichem Tempo und beleuchtet die mittlere bis höheren Gesellschaftsschichten San Franciscos und Wiens. Ausserdem lässt sie Hinter die Fassaden einer Musikerfamilie und tief in den Musikeralltag der damaligen Zeit blicken (wenn man sich vorstellt, dass eine Stradivari damals um die 5'000 bis vielleicht ca. 30'000 Dollar gekostet hat...), was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Die verschiedenen Figuren werden sehr ausführlich beschrieben und Anns manipulative Art, die ihr viele Vorteile verschafft, aber auch ganze Leben zerstört, während sie sich natürlich nie einer Schuld bewusst ist, sondern stets noch die scheinbar geschädigte mimt, verbindet alle Ereignisse und Personen miteinander.

Meine Empfehlung:
Dem ein wenig trägen Schreibstil zum Trotz habe ich in "Vor Rehen wird gewarnt" eine unterhaltsame und gesellschaftskritische Geschichte entdecken dürfen, die mich auf Vicki Baums weiteres Werk neugierig gemacht hat. Deshalb empfehle ich das Buch den Geduldigen unter euch weiter, es wird sich am Ende lohnen.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Zu langatmig, ansonsten aber wunderschön erzählt

Das Leben leuchtet sonnengelb
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Inhalt:
Carlis Leben in Marburg ist abgesehen von ihrer besten Freundin Fritzi und ihrem Job in einem Café sehr einsam und eintönig. Als ihr von ihrem Stammkunden Fabrizio ein Atelier vererbt wird, öffnet ...

Inhalt:
Carlis Leben in Marburg ist abgesehen von ihrer besten Freundin Fritzi und ihrem Job in einem Café sehr einsam und eintönig. Als ihr von ihrem Stammkunden Fabrizio ein Atelier vererbt wird, öffnet sich ihr ein Tor nach Florenz. In der turbulenten Stadt angekommen, möchte sie mehr über Fabrizio erfahren und stösst auf eine dramatische Liebesgeschichte und ein fast vergessenes Handwerk.

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich bei Katy gewonnen und sie hat es mir traumhaft schön verpackt gesendet (HIER seht ihr das Paket). Und als ich vor einer Woche drei Tage mit meiner Familie im herbstlich verregneten Örtchen Brigels unterwegs war, hat es mich begleiten dürfen und ein wenig Sonne in meinen Alltag gezaubert. Die Geschichte von Carli und ihrer Familie sowie von der sehr speziellen Erbschaft, die auf einer tragischen Liebesgeschichte in der Vergangenheit beruht, hat mir sehr gut gefallen. Carlis Recherchen, ihre Liebe zum geerbten Atelier und den darin enthaltenen Holzfigürchen, ihr grosses Herz, ihr soziales Engagement und die lustigen Menschen in ihrem Leben haben mir sehr gut gefallen und mich wunderbar unterhalten.

Schreibstil:
So sehr mir einige Beschreibungen der Orte und vor allem der wunderschönen Holzspielzeuge zugesagt haben, so sehr haben mich aber die vielen Längen gestört. Die Protagonistin Carli erlebt nämlich stets neue Situationen, die sie mit ihrer besten Freundin Fritzi (oder einer anderen Figuren) teilen will oder muss und diese Gespräche werden jeweils im Detail und sehr ausschweifend wiedergegeben, obwohl wir aus der Ich-Erzählung von Carli die Situation sowie ihre Gefühle zum Erlebten bereits kennen. Einige Szenen werden so zwei- oder dreimal erzählt, ohne dass sich unsere Perspektive verändert und ohne dass wir mehr erfahren. Dies hat mich sehr gestört und ich hatte das Gefühl, dass diesem Buch radikale Streichungen (von um die zwei- bis dreihundert Seiten) sehr gutgetan hätten. Die erzählte Geschichte, die tragische Liebesgeschichte in der Vergangenheit sowie die vielen liebevollen Beschreibungen von Speisen, Getränken, Menschen und Orten haben mir nämlich gut gefallen. So aber fiel es mir schwer, mich komplett auf die Geschichte einzulassen und in das Italienfeeling einzutauchen, zu sehr haben mich diese Wiederholungen irritiert.
Es scheint übrigens, dass ich die einzige bin, welche diese Längen gestört haben, alle anderen Rezensionen erwähnen nichts davon und vergeben vier bis fünf Sterne.

Meine Empfehlung:
Die Grundidee dieser Geschichte, die vielen tollen Facetten, Figuren und Orte sowie die Protagonistin haben es mir angetan. Ausserdem beschreibt Pauline Mai wunderschön. Mir persönlich war dieses Buch zu sehr in die Länge gezogen, weshalb ich es allen empfehle, die sich an ausschweifenden Dialogen und Wiederholungen nicht stören, sondern auf der Suche nach wunderschönen Sommergefühlen sind.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Wunderschön erzähltes Wohlfühlbuch

Süße Träume im Cottage am Strand
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Inhalt:
Die Autorin Merry Wilde befindet sich mitten in einer Schreibblockade und als sich auch noch ihr Verlobter von ihr trennt, hält sie nichts mehr in London. Sie gewinnt ein Schreibstipendium, welches ...

Inhalt:
Die Autorin Merry Wilde befindet sich mitten in einer Schreibblockade und als sich auch noch ihr Verlobter von ihr trennt, hält sie nichts mehr in London. Sie gewinnt ein Schreibstipendium, welches sie in ein kleines Cottage auf den Orkney-Inseln führt. Während es ihr anfangs noch schwer fällt, wieder mit dem Schreiben zu beginnen, regen sie die traumhaften Landschaften sowie die Erzählungen ihrer neuen und sehr hilfsbereiten Nachbarinnen und Nachbarn an, sich erneut einer Geschichte zu widmen. Einige romantische Verwirrungen, eine achtzigjährige Nachbarin, die sie zum regelmässigen Laufen animiert und ihre beste Freundin Jess, welche ihr aus der Ferne mit Rat und Tat zur Seite steht, sorgen für zusätzliche Aufregung.

Meine Meinung:
Vor ein wenig mehr als einem Jahr habe ich "Heute Abend in der Eisdiele am Meer" von Holly Hepburn gelesen und mir sehr kurzweilige Lesestunden besorgt, weshalb ich mich - und auch aufgrund des tollen Covers - dazu verleiten lassen habe, "Süsse Träume im Cottage am Strand" beim Bloggerportal anzufragen.
Zuerst einmal war ich sehr überrascht von der Jahreszeit, in der diese Geschichte spielt. Während das Cover eher auf eine sommerliche Lektüre schliessen lässt, befinden wir uns am Anfang der Geschichte mitten im Winter, was aber sehr gut zu den aktuellen Temperaturen gepasst hat. Ausserdem führt dies dazu, dass sich die Geschichte, in der sich Merry nicht selten bei einem Tee in ihrem Cottag einmummelt, einfach noch gemütlicher wirkt.
Die verschiedenen Bewohnerinnen und Bewohner der Insel sind es, welche Merry ein wenig aus ihrem Trott herauslocken und diese Nebenfiguren haben für sehr gute Unterhaltung und genussvolle Lesestunden gesorgt. Auch eine Prise Romantik kommt auf. Nur gegen Ende der Geschichte werden ein paar zu offensichtliche Missverständnisse ein wenig zu kindisch ausgeschlachtet, was gar nicht hätte sein müssen und zum Glück mit einem berührenden Schluss wieder wettgemacht worden ist, aber ansonsten hat mir das Buch wirklich sehr viele schöne Lesestunden geschenkt.
Mein Interesse rund um die Siedlungsgeschichte und die Ausgrabungsstätte Skara Brae hat Hepburn übrigens ebenfalls wecken können und ich kann gut verstehen, dass Merry sich von diesen Landschaften und Geschichten hat inspirieren lassen können.

Schreibstil und Aufbau:
Bei Merrys Ankunft auf den Orkney-Inseln hat Holly Hepburn mich mit ihren wunderschönen Beschreibungen in ihren Bann ziehen können. Nicht nur die traumhaft schöne Natur der Orkney Inseln (schaut euch da sonst gerne ein paar Bilder an) integriert sie so in den Text, dass man sich immer mal wieder direkt vor Ort wähnt, auch die dort lebenden Tiere und die Geschichte der Inseln werden in den schillerndsten Farben in die Geschichte verwoben. Zudem sind die verschiedenen Figuren so beschrieben, dass ich sie am liebsten alle kennenlernen wollte und die süssen Leckereien, welche immer wieder gebacken und zum Tee mitgebracht oder direkt in der regionalen Bäckerei Rossi gekauft und verspeist werden, haben mich so einige Male hungrig werden lassen.

Meine Empfehlung:
Diese gemütliche, romantische und toll recherchierte Geschichte geht ans Herz und weckt ganz viel Fernweh nach den Orkney-Inseln. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und denke, dass es euch auch gefallen könnte.

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Veröffentlicht am 30.09.2022

Überzeugender, spannender Klassiker

Rebecca
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Inhalt:
Die junge, namenlose Protagonistin heiratet den verwitweten und fast doppelt so alten Maxim de Winter und bewohnt mit ihm sein Landgut Manderley. Die Erinnerung an Rebecca de Winter, Maxims verstorbene ...

Inhalt:
Die junge, namenlose Protagonistin heiratet den verwitweten und fast doppelt so alten Maxim de Winter und bewohnt mit ihm sein Landgut Manderley. Die Erinnerung an Rebecca de Winter, Maxims verstorbene Frau, überschattet mehr und mehr den Alltag und die Gedanken der Protagonistin. Ausserdem legt ihr die Haushälterin, welche Rebecca glühend verehrt hat, permanent Steine in den Weg und es fällt der Protagonistin immer schwerer, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und Wahrheit von Lüge zu unterscheiden.

Meine Meinung:
Gemeinsam mit Melli von Mellis Buchleben und Ina von literaturina_reads habe ich dieses Buch gelesen und mich mit ihnen intensiv über das Gelesene ausgetauscht. Diesen Austausch habe ich sehr geschätzt und dadurch, dass "Rebecca" viele Leerstellen enthält, bietet es sich wirklich an, das Buch in einer Leserunde/einem Buchkreis zu lesen.
Es hat mich erstaunt, wie aktuell, spannend, düster und auch humorvoll dieser Klassiker erzählt ist und ich habe mich beim Lesen immer wieder darüber gewundert, wie unbekannt dieses Buch doch leider ist. Mir persönlich hat die Geschichte sehr gut gefallen, sie hat mich in eine ganz andere Welt entführt, mir das Leben in einer Villa um 1930 herum nähergebracht und mich mit einer sehr vielschichtigen Protagonistin und einer packende Handlung mit sehr unerwartetem Ausgang überzeugt.

Schreibstil und Aufbau:
Unsere Protagonistin bleibt während der ganzen Geschichte namenlos, sie wird erst nach ihrer Hochzeit überhaupt und dann nur mit "Mrs. de Winter" angesprochen. Das Buch beginnt sehr düster und mit einem Rückblick auf die vergangenen und sehr schillernden Tage auf Gut Manderley. Dann springt es zurück zur ersten Begegnung der Protagonistin mit Mr. de Winter und wird fortan chronologisch erzählt. Detaillierte Beschreibungen sorgen für ein atmospährisches Leseerlebnis und obwohl eigentlich nicht so viel geschieht, wird das Buch nie langweilig. Es ist du Maurier gelungen, Elemente des Krimis und des Schauerromans mit Elementen des Liebesromans und des Gesellschaftsromans zu verbinden und so für viele Überraschungen, Spannung und auch einige sehr humorvolle Szenen zu sorgen.

Meine Empfehlung:
Dieses Buch lohnt sich wirklich und es lohnt sich vor allem auch, sich über dieses Buch zu unterhalten. "Rebecca" verdient so viel mehr Aufmerksamkeit und ich empfehle es euch sehr herzlich.

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Veröffentlicht am 29.09.2022

Wird immer besser und überzeugt am Ende mit intelligenter Auflösung

Lemmings Himmelfahrt: Lemmings zweiter Fall
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Inhalt:
Lemming steht auf der Strasse und ertränkt seinen Kummer in Alkohol. Er erlebt sturzbetrunken eine Schiesserei und wird versehentlich für einen Mörder gehalten. Um dieses Missverständnis aufzuklären ...

Inhalt:
Lemming steht auf der Strasse und ertränkt seinen Kummer in Alkohol. Er erlebt sturzbetrunken eine Schiesserei und wird versehentlich für einen Mörder gehalten. Um dieses Missverständnis aufzuklären gibt es nur einen Weg: zuerst einmal muss Lemming nüchtern werden und dann muss er sich in die Psychiatrie einschleusen, aus dieser der wahre Täter wohl entflohen ist. Ausserdem trachtet ihm auch noch sein ehemaliger Kollege und Erzrivale Krotznig nach dem Leben und Lemming sitzt einmal mehr komplett in der Tinte.

Meine Meinung:
Bereits der erste Fall rund um den österreichischen Ermittler Leopold Wallisch, genannt Lemming, hat mich überzeugt und nun hat mich auch dieser zweite Band der Reihe hervorragend unterhalten. Der Aufbau ist nicht neu: ein ziemlich versoffener ehemaliger Polizist - stets ein wenig am Rande der Gesellschaft und von aller Welt und sämtlichen Geistern verlassen - ermittelt auf eigene Faust und tief im Herzen überzeugt von der Mission, dem Bösen ein Ende zu bereiten, in gefährlichen Gefilden. Der Anfang hat mich eher langsam in die Geschichte finden lassen, aber nach einigen Kapiteln war ich gefangen, überzeugt und bestens unterhalten vom düsteren Humor und ausgeklügelten Plot dieses intelligenten Krimis.

Aufbau:
Selten habe ich einen Krimi gelesen, der mir fortwährend so viel über den Täter preisgegeben hat und mich gleichzeitig fast bis zum Ende komplett im Dunkeln tappen liess. Diese Meisterleistung ist Slupetzky hervorragend gelungen und ausserdem hat er mich wunderbar unterhalten. Sein Ermittler Lemming überzeugt mit Mut und Eigenwille sowie lebensrettenden Reflexen und einem guten Herzen. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzungen.

Meine Empfehlung:
Mit steigender Begeisterung habe ich diesen ansprechenden und anspruchsvollen Krimi gelesen und empfehle euch euch diese vor schwarzem Humor triefende Fortsetzung sehr gerne weiter.

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