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Veröffentlicht am 08.07.2020

Beeindruckend und bewegend

Reisen im Sudan
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Inhalt:
Alfred Brehm wagt eine lange und gefährliche Reise durch Afrika und berichtet sehr genau von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen. Dabei fällt auf, dass er nicht immer nur wissenschaftlich ans ...

Inhalt:
Alfred Brehm wagt eine lange und gefährliche Reise durch Afrika und berichtet sehr genau von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen. Dabei fällt auf, dass er nicht immer nur wissenschaftlich ans Werk geht, sondern auch eine sehr grosse Verbundenheit mit Land und Leuten durchsickern lässt.
Verschiedene Kulturen und Traditionen werden beschrieben und erklärt, die Tiere und Menschen, die er unterwegs antrifft werden genau skizziert und so wird ein Blick auf Afrika ermöglicht, wie wir ihn heute nicht mehr kennen.
Natürlich erfahren wir auch etwas über die unschönen Seiten, wie die Sklaverei, die schrecklich blutigen Sklavenjagden und die Unterteilung der Menschen in reich, arm und wertlos.
Seine zwei Reisen in den Sudan sind beschwerlich und das Schicksal legt ihm einige Steine in den Weg. So ertrinkt zum Beispiel sein engster Vertrauter und Bruder beim Baden im Nil. Dieses Ereignis lässt ihn einige Tage lang hadern, ist aber nicht die einzige Schwierigkeit, die ihm begegnet. Immer wieder plagen ihn Geldsorgen und er muss auf seiner ganzen Reise Abschied von einigen lieb gewonnenen Reisegefährten nehmen. Von einigen für immer.

Meine Meinung:
Diese Ausgabe des Buches war für mich schrecklich zu lesen. Die Seiten waren sehr dicht beschrieben und die Buchstaben so klein, dass ich andauernd das Gefühl hatte, gar nicht vom Fleck zu kommen. Die Fussnoten - von denen es einige gab - waren in noch kleinerer Schrift verfasst und machten es mir nicht gerade leichter.
Vom Inhalt her hat mir Brehms Bericht sehr gefallen. Man muss halt einfach berücksichtigen, dass hier ein sehr gebildeter Mann schreibt, der sich teilweise auch wissenschaftlich mit dem auseinander setzt, was er sieht, weshalb der Bericht nicht in erster Linie unterhaltsam sondern eher informativ gestaltet ist. Die ganzen Abenteuer, welche Brehm erlebt, sind aber so exotisch und aus heutiger Sicht unvorstellbar, dass sie eine starke Faszination auf den Leser ausüben. Ich gehe davon aus, dass Brehm es sehr genau mit der Wahrheit genommen hat, kann aber trotzdem fast nicht glauben, dass er alle diese geschilderten Erfahrungen alle auch wirklich gemacht hat.
Nach der Lektüre bin ich aber sehr froh, dass sich in Afrika seit Brehms Reise einiges geändert hat. Vor allem in Bezug auf seine Erfahrungen mit der Sklaverei muss ich zugeben, dass ich mir (vielleicht zum Glück) gar nicht vorstellen kann, wie grausam Menschen miteinander umgehen können.
Abschliessend will ich aber anmerken, dass Brehm ein wirklich beeindruckender Erfahrungsbericht aus damals noch nicht so bereisten Gebieten gelungen ist, welcher die Schönheit der Landschaften und die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt sehr genau schildert und ausreichend würdigt.

Fazit:
Ein beeindruckender Resebericht aus längst vergangener Zeit und damals noch fast unberührten Ländern.

Veröffentlicht am 08.07.2020

Liebenswert und bewegend erzählt

Sommerzauber in Paris
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Inhalt:

Grace hat sich schon immer zurückgenommen und das Leben ihrer Tochter und ihres Mannes organisiert, geplant und sich selber dabei manchmal vergessen. Die Stabilität und Sicherheit, welche ihr ...

Inhalt:

Grace hat sich schon immer zurückgenommen und das Leben ihrer Tochter und ihres Mannes organisiert, geplant und sich selber dabei manchmal vergessen. Die Stabilität und Sicherheit, welche ihr dieses Leben gebracht hat, haben auch dazu geführt, dass der Alltagstrott in ihrer Ehe eingekehrt ist und dass Grace nach fünfundzwanzig Jahren, plötzlich alleine dasteht. Entschlossen macht sie sich auf die eigentlich zum Jahrestag heimlich geplante Parisreise. Dort trifft sie die junge, ebenfalls aus ihrem Leben nach Paris geflüchtete Audrey, die ihre Tochter sein könnte, aber bereits sehr viel erlebt und durchgestanden hat. Die beiden Frauen beginnen, einander ihre Geschichte zu erzählen und sich gegenseitig aus der Reserve zu locken und entdecken dabei immer mehr und mehr unbekannte und längst vergessene Seiten an sich und entwickeln eine Stärke, die sie sich selber nie zugetraut hätten.


Eine wundervolle Entwicklung:

Entdeckt habe ich dieses Buch durch Martina vom Blog Martinas Buchwelten. Ihre begeisterte Rezension hat mich überzeugt und diese Empfehlung hat sich bewährt: das Buch hat mir - wie auch zuvor "Die Zeit der Weihnachtsschwestern" - sehr gut gefallen und mir die neue, erwachsenere, ernsthaftere und somit realistischere Sarah Morgan näher gebracht. Sicher kennt ihr noch die wundervoll kitschigen (Weihnachts-)Bände der Snow-Crystal-Trilogie, der Puffin-Island-Trilogie und wie sie alle heissen, in der die Protagonistinnen nach und nach ihre grosse Liebe finden und in der die Heiratsanträge nur so vom Himmel zu fallen scheinen.

Das ist ja alles auch schön und gut und gerade "Winterzauber wider Willen" und "Weihnachtszauber wider Willen" haben mich vor Jahren schon in wundervolle, schneereiche Paradiese und eine herrlich weihnachtliche Romanze entführt. Zudem sind die Cover einfach traumhaft gestaltet. Und dennoch hat sich eine gewisse Regelmässigkeit und Routine, eine Vorhersehbarkeit und Seichtigkeit in diese Romane geschlichen, die für unbeschwerte Lesestunden gerade schön und gut sind, die aber nicht lange nachhallen.



Und was nun anders und besser ist:

Genau dieser Nachhall findet sich aber in "Sommerzauber in Paris". Sarah Morgan nähert sich geschickt einigen nicht ganz einfachen und tiefgründigen Themen an, begonnen natürlich mit dem Verlassenwerden, das Grace gleich am Anfang erlebt. Aber auch die Beziehung von Grace zu ihrer Tochter Sophie und vor allem natürlich die Freundschaft zwischen Grace und Audrey sind mit enorm viel Feingefühl und äusserst differenziert und fassbar dargestellt. Die Situation von Grace, die Entscheidungen, welche sie fällen muss und die Erinnerungen an eine alte Liebe passen wundervoll zu dieser starken und überzeugenden Protagonistin und auch die junge Audrey, welche als Einzelkind bei einer alkoholkranken Mutter aufgewachsen ist und sich als Legasthenikerin und ohne Französischkenntnisse nicht nur in Paris durchschlagen, sondern auch noch in einem Buchladen arbeiten will, habe ich sofort in mein Herz geschlossen.


Paris:

Paris habe ich zum ersten Mal während unserer Interrail-Raise im Sommer 2012 (HIER und HIER gibt es Bilder) bereist und bin seither oft in einem der grossen Fernverkehrsbahnhöfe dieser wundervollen und bunten Stadt umgestiegen. Kulturell und natürlich auch kulinarisch ist diese Stadt immer eine Reise wert und so verwundert es auch nicht, dass mir beim Lesen dieses Buches nicht selten das Wasser im Munde zusammengelaufen ist. Ausserdem sind die Stadt und ihr Charme, sowie die Buchhandlung, in der Audrey arbeitet, herrlich beschrieben und lassen sofort Fernweh aufkommen.


Schreibstil:

Den nicht ganz einfachen Themen zum Trotz finden sich auch eine grosse Portion Humor, zahlreiche witzige und kluge Dialoge und ein paar sehr bewegende und fesselnde Szenen in diesem Buch. Sarah Morgan schreibt leicht, eingängig und dennoch mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Ihre Beschreibungen sind äusserst lebendig, die Figuren sehr differenziert dargestellt und immer wieder finden sich zahlreiche liebevoll eingeflochtene Details in diesem neuen Roman der Autorin.


Meine Empfehlung:

Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für diese bewegende, ernsthafte und wundervoll erzählte Sommerlektüre, die Lust auf Paris und gutes Essen macht, aber auch daran erinnert, wie wichtig Freundschaften und die Familie im Leben sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2020

Wenn die Protagonisten in den Hintergrund rücken und die Dorfidylle für grossen Lesegenuss sorgt...

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und ...

Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und werden gemeinsam auf dem Hof der älteren Dame Dorle eingeschneit. Als diese kurz darauf stirbt, vermacht sie ihren Hof den damals überraschend aufgetauchten Übernachtungsgästen unter der Bedingung, dass Lucy und Ben diesen gemeinsam bewohnen und nach Möglichkeit bewirtschaften sollen.

Weil beide so oder so keinen Halt mehr in ihrem alten Leben haben, stürzen sie sich in dieses neue Abenteuer und werden von der an einem Strick ziehenden Dorfgemeinschaft mit offenen Armen und Herzen empfangen.


Meine Meinung:

Kristina Günak ist es gelungen, mich von Anfang an für sich und ihre Figuren einzunehmen, was mich sehr gefreut hat. Ich habe es geliebt, wie Lucy und Ben sich auf dem Hof einleben (und sich dabei nicht selten auch ein wenig umständlich anstellen) und wie die Bewohner des kleinen Dorfes sich den beiden Stadtbewohnern annehmen. Besonders gut gefallen hat mir als überzeugte Katzenliebhaberin übrigens der träge, liebenswerte Hofhund Helmut, den Lucy und Ben von Dorle übernommen haben und dessen bedächtige Art im ganzen Buch für sehr viele herzerwärmende Momente gesorgt hat.

In zahlreichen amüsanten Szenen hat Kristina Günak gezeigt, wie humorvoll und feinfühlig sie schreiben kann. Da wären zum Beispiel Dorffeste, der kauzige Nachbar Fredo mit seinem grossen Herz, der Kochkurs, bei dem Lucy so gar nichts lernt, aber um so mehr Spass hat oder auch die kleinen und grösseren Arbeiten rund um den Hof. Die sich zwischen Lucy und Ben anbahnende Romanze rückte dabei mehr und mehr in den Hintergrund und hätte in meinen Augen dann auch eigentlich gar nicht mehr sein müssen. Zu unklar ist Bens Vergangenheit und auch nach mehr als 300 Seiten kann ich mir nicht vorstellen, wie die "Protagonisten" aussehen und eigentlich waren alle anderen im Buch vorkommenden Figuren wesentlich interessanter, präsenter und mit mehr Entwicklungspotenzial ausgestattet. Ich würde es mir deshalb wünschen, noch einmal in dieses kleine Dorf zu reisen und mehr über Millie, Fredo, Esat und wie sie alle heissen zu erfahren.


Schreibstil:

Auch wenn das Landleben natürlich ein wenig gar idyllisch daherkommt, hat sich vor allem da gezeigt, wie besonders gut Kristina Günak (be-)schreiben kann. Ich habe die Blüten der Obstbäume, Millies Kuchen und den Jägermeister riechen und fast schon schmecken können und hätte mich am liebsten zu Esat auf die blau gestrichene Bank am Wegrand gesetzt, mit ihm geplaudert, die Post sortiert und auf den nächsten Gemütsausbruch von Fredo gewartet. Auch ist es Günak gelungen, Bens psychische Erkrankung feinfühlig in die Handlung einzuflechten, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen oder - umgekehrt - pathetisch zu werden.

Weniger gut hat mir gefallen, wie Lucys Schreiballtag beschrieben ist. Ihre anfängliche Romanidee verkommt zu einer Farce und muss komplett umgekrempelt werden und auch sie als Figur wirkt für ihr Alter viel zu unbeständig, unreif und auch ein wenig gar unsicher, kann aber dafür mit ihrer feinfühligen Art auftrumpfen.


Fazit:

Obwohl die eigentlichen Protagonisten eine stets kleiner werdende Rolle einnehmen und letztendlich gänzlich in den Hintergrund rücken, Lucys Romanidee sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt und wir über Bens Vergangenheit immer noch ganz wenig erfahren, hat Kristina Günak eine herzerwärmende Sommerlektüre geschrieben, welche das idylissche Landleben und den Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft feinfühlig beschreibt. Das Buch kann man lesen, muss es aber nicht, deshalb gibt es keine Empfehlung von mir, sondern einen Wunsch:

Ich wünsche mir eine Fortsetzung, die sich vor allem mit den anderen Bewohnern des kleinen Dorfes befasst und würde sehr gerne in die kleine Dorfgemeinschaft zurückkehren. Evtl. sind sogar genug Ideen für eine Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Romanreihe da?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
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  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 29.06.2020

Nicht wirklich hilfreich (abgesehen vom ersten Drittel)

Joy at Work
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Inhalt:

Wie ein (fast) leerer Schreibtisch, übersichtliche Mail-Ordner, freudbringende Dekoration und aufgeräumte, entrümpelte Schubladen und Dokumente nicht nur für mehr Kreativität, sondern vor allem ...

Inhalt:

Wie ein (fast) leerer Schreibtisch, übersichtliche Mail-Ordner, freudbringende Dekoration und aufgeräumte, entrümpelte Schubladen und Dokumente nicht nur für mehr Kreativität, sondern vor allem auch Produktivität beim Arbeiten sorgen, erzählt Marie Kondo in ihrem aktuellsten Buch und schreibt gleich noch, wie das Aufräumen schnell gelingen kann und wie die Ordnung auch längerfristig bestehen bleibt. Gemeinsam mit Scott Sonenshein zeigt sie aber auch auf, wie sich Entscheidungen ordnen, entrümpeln und treffen, wie sich Kontakte und Meetings organisieren lassen und wie mit mehr Motivation, Freude und Effizienz gearbeitet werden kann.


Meine Meinung:

Marie Kondos Methoden sind mir schon oft im Internet begegnet und durften in meinen Kleiderschrank, die Schuhregale und diverse Schränke und Schubladen unserer Wohnung einziehen. Auch in meinem Arbeitszimmer habe ich stets neue Methoden und Ordnungssysteme ausprobiert, bin dabei aber kläglich gescheitert. Die ganzen Musikalien und Unterrichtsmaterialien habe ich zwar zum Glück schon seit Jahren im Griff, die Termine lassen sich auch noch sehr gut handeln, aber die Dokumente, Verträge, Rechnungen, Berichte, Projektdossiers usw. rauben mir des Öfteren den letzten Nerv. Deshalb war es mir ein grosses Anliegen, auch hier endlich Ordnung zu schaffen und so auch produktiver zu werden und mein Arbeitszimmer nicht mehr einfach nur vollzustapeln (und dann mit schlechtem Gewissen die Stapel von Ecke zu Ecke zu räumen), sondern auch wieder mit Freude nutzen zu können. Vor allem das erste Drittel des Buches, das sich mit dem Organisieren und Aufräumen befasst und das von Marie Kondo geschrieben worden ist, hat mir in den letzten Wochen geholfen, meinen Arbeitsbereich endlich in Ordnung zu bringen. Darüber bin ich total froh.

Das zweite Drittel, in dem Scott Sonenshein zu Wort kommt, behandelt aber das Verhalten und Arbeiten in grösseren Firmen, in Teams, während Meetings und beim Führen von Angestellten, Koordinieren von Terminen und Delegieren von Aufgaben. Auch wenn hier halbherzig die Kon-Mari-Methode angewandt wird, dienen diese vor Wiederholungen strotzdenden Kapitel nur so der Selbstbeweihräucherung und Profilierung der Überlegenheit des Autors. Unsympathisch, nicht wirklich zusammenhängend und vor allem nicht zielführend mansplaint der Unternehmer in Marie Kondos Fachgebiet herum und auch wenn einzelne Tipps (beispielsweise zum Ordnen von Dokumenten oder Priorisieren von Entscheidungen) wirklich hilfreich sind, so greift er doch vor allem zahlreiche Themen auf, die nichts mit dem Ordnen und Organisieren zu tun haben, sondern einfach dazu dienen sollen, seinen Erfolg und seine Erfahrung als Manager in ein gutes Licht zu rücken.


Beispiele gefällig?

Marie Kondo schreibt auf Seite 112 im Unterkapitel "Zeit richtig einteilen"...

Momentan macht mich meine Arbeit sehr glücklich, doch es hat eine Zeit gegeben, in der mein Terminkalender so voll war, dass ich körperlich und geistig an meine Grenzen stiess. Das war 2015, kurz nachdem ich vom Time Magazin unter die 100 einflussreichsten Menschen gewählt worden war und mit Anfragen aus aller Welt überschüttet wurde.

...und geht dann dazu über, wie sie sich von diesem Druck wieder lösen konnte und listet sofort zahlreiche hilfreiche und praktische Tipps auf.


Scott Sonenshein schreibt auf Seite 114 im Unterkapitel "Zeit richtig einteilen"...

Als ich vom Juniorprofessor frisch von der Hochschule zum Stiftungsprofessor aufstieg (die höchte Auszeichnung an der Universität), wurde ich immer häufiger für verschiedene Tätigkeiten angefragt, die für meine Hauptaufgaben, die Forschung und die Lehre, keinerlei Bedeutung hatten (....Satz geht noch ewig weiter)

... und schwadroniert dann zwei ganze weitere Abschnitte lang weiter über seine damalige Wichtigkeit, die Unfähigkeit der anderen (die ja dann seine Angestellten waren) und liefert erst auf der nächsten Seite einen ersten halbherzigen Tipp zur Zeiteinteilung.


Erst ganz am Ende des Buches kommt Marie Kondo wieder zu Wort und nennt dann noch ein paar allgemeine Tipps für mehr Ordnung und Freude im Arbeitsalltag, die aber leider auch nur irgendwie eine Wiederholung der vorherigen Kapitel sind und nicht wirklich zu einem positiven Gefühl beitragen.


Die Vermischung von Arbeitsbereichen:

Was mich aber noch viel stärker gestört hat, hat mit dem Ziel des Buches zu tun. An welches Publikum richtet sich dieses Buch? Welche Tipps helfen für welche Arbeitsbereiche? Marie Kondos Ansatz richtig sich vor allem an Selbstständige und Menschen, welche zumindest über einen eigenen Arbeitsplatz verfügen und diesen auch zu grossen Teilen selber gestalten können. Scott Sonensheins Inputs richten sich vor allem an Menschen in Führungspositionen, oder Menschen, die in grösseren Unternehmen Karriere machen wollen und sind wohl deshalb für viele von uns nicht zielführend. Einzelne Gedankengänge (wie trage ich selber zu einem erfolgreichen Meeting bei, wie ordne ich mein Netzwerk, welche Aufgabenbereiche machen mir Freude) sind da zwar sicher hilfreich, aber das Delegieren von Arbeitsschritten ist oft nicht das, was letztendlich im normalen Angestellten-Alltag realistisch ist. Alle diese Bereiche werden aber wild vermischt, die Handhabung der eigenen, persönlichen Ordnung von Dokumenten (das können auch die Steuerunterlagen sein und damit haben nun wirklich alle von uns zu tun) wird nahtlos ergänzt mit Informationen zur Zusammenstellung von erfolgreichen Teams, das passt doch alles irgendwie so gar nicht zusammen und ist in meinen Augen nicht sinnvoll aufgeteilt. Ja, es lohnt sich natürlich, zuerst einmal mit dem Aufräumen des Arbeitsplatzes zu beginnen, aber dann muss man doch die weiteren "Aufräumgebiete" ein wenig nach Funktion des Arbeitnehmers/Arbeitgebers (oder Selbständigkeit) oder nach der Position innerhalb einer Firma aufteilen, finde ich, sonst entsteht ein enormes Chaos, das beim Lesen weder für Freude, Input noch dem Willen, sich bald wieder an die Arbeit zu machen, sorgt.


Fazit:

Leider war nur das erste Drittel dieses Buches eine Bereicherung für mich, die weiteren Abschnitte haben für Verwirrung, Ärger, Unverständnis und Chaos gesorgt. In meinen Augen ist die "Zusammenarbeit" des Autoren-Duos gescheitert und Marie Kondo hätte sich diesem Buch, das vor allem von Fans ihrer Arbeit (und ihrer Methoden) gekauft wird - und die sicher auch gewisse Erwartungen an die Umsetzung und Art der Aufräumhilfe haben - alleine annehmen sollen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Ein romantischer, winterlicher Abschluss dieser Reihe

Winterwunder
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Dies ist der vierte und letzte Band einer Reihe, vorsicht Spoiler!


Inhalt:
Auch im letzten Band der Reihe wird wieder eine der vier Freundinnen ins Zentrum gestellt. Diesmal ist es Parker, die Organisatorin ...

Dies ist der vierte und letzte Band einer Reihe, vorsicht Spoiler!


Inhalt:
Auch im letzten Band der Reihe wird wieder eine der vier Freundinnen ins Zentrum gestellt. Diesmal ist es Parker, die Organisatorin der Hochzeitsagentur Vows. Sie ist eine sehr starke und bestimmte Frau, welche immer alles im Griff hat und für jeden Notfall eine Lösung sucht und meist auch findet. Ohne ihr Organisationstalent und ihre auf die Minute genauen Zeitplänen, wäre es Vows unmöglich, die Hochzeitsfeiern so genau und ohne grössere Zwischenfälle über die Bühne zu bringen. Parker hat ein offenes Ohr führ alle Bräute und ist rund um die Uhr erreichbar. Im Vorfeld der Hochzeiten hilft sie bei der Anprobe, Musikauswahl und sie schlichtet Streitereien zwischen den Bräuten und ihren Hochzeitsgästen. Während der Hochzeit ist sie immer sofort zur Stelle, wenn es irgendwo brennt und koordiniert den Ablauf und die Ankunft und Abfahrt der Gäste. In so genauen Zeitplänen hat ein Mann gar keinen Platz und schon gar nicht einer, der sich nicht voll und ganz auf Parker und ihre Rituale einlässt. Doch Mal ist genau so ein Mann. Er raubt Parker den Verstand, ärgert sie aber zugleich bis aufs Blut, indem er sie nicht an sich heran lässt. Ihre Planung lässt aber keine vermeidbaren Streitereien zu und sie ist nicht gewillt, Zeit für jemanden aufzuwenden, der es nicht immer ernst mit ihr meint.
Hat Mal trotzdem eine Chance, Parkers Herz auf Dauer zu erobern?

Meine Meinung:
Dieser Band hat mir wieder viel besser gefallen, als der dritte Band. Er ist in sich stimmiger und auch wenn wir hier wieder eine Protagonistin haben, die ihre Prinzipien und irgendwie auch sich selber ein wenig aufgeben muss, so ist dies doch nicht mit einer Erniedrigung ihrer selbst verbunden, wie das im driten Teil der Fall war. Ausserdem ist Mal ein Mann, der durch seine Art sehr gut zu Parker passt. Er ist als Person das genaue Gegenteil von ihr. Als Automechaniker und ehemaliger Stuntman macht er sich gerne seine Hände schmutzig und kennt seine Fähigkeiten, aber auch seine Grenzen ganz genau. Er sieht auch aus wie ein Handwerker und weigert sich, nicht immer erfolgreich, einen Anzug zu tragen. Aber als Mensch passt er genau zu Parker. Er ergänzt sie, verführt sie dazu, nicht immer zu streng mit sich und ihrem Leben zu sein und hilft ihr dabei, sich einfach einmal zu entspannen.
Auch Parkers Job wird sehr gut dargestellt. Bei den anderen Berufen der Freundinnen (Fotografin, Konditorin, Floristin) war es noch einfacher, einen Einblick in die Tätigkeiten und das Zusammenspiel der verschiedenen Berufe zu machen. Parkers Arbeit spielt sich mehr im Hintergrund ab. Sie weiss einfach immer alles und kann jedes Problem lösen. Warum dies aber so ist, erfährt man erst in diesem Band, wenn man sie einige Tage und Wochen lang begleitet und realisiert, was sie alles leistet.
Auch wenn in diesem Band die Handlung wieder sehr absehbar ist und das gehört ja eigentlich auch zu einem Liebesroman von Nora Roberts, so gibt es doch einige Irrungen und Wirrungen, die das Ganze spannender, dichter und tiefgründiger machen.
Vor allem das Ende dieses letzten Teiles hat mir sehr gut gefallen. Schon fast anrührend und sehr hoffnungsvoll entliess mich Nora Roberts wieder aus dem Haus der vier Freundinnen ins Leben. Mehr werde ich aber dazu natürlich nicht verraten.

Fazit:
Ein sehr stimmiger letzter Teil der Reihe, der noch einmal so richtig schön aufzeigt, wie toll Heiraten sein kann.

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