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Veröffentlicht am 29.06.2020

Wenn die Protagonisten in den Hintergrund rücken und die Dorfidylle für grossen Lesegenuss sorgt...

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
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Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und ...

Inhalt:

Lucy, eine sich in der Grossstadt einsam fühlende Liebesromanautorin und Ben, ein Arzt, der sich in seinem Job in der Klinik überfordert gefühlt hat, lernen sich auf einer Autofahrt kennen und werden gemeinsam auf dem Hof der älteren Dame Dorle eingeschneit. Als diese kurz darauf stirbt, vermacht sie ihren Hof den damals überraschend aufgetauchten Übernachtungsgästen unter der Bedingung, dass Lucy und Ben diesen gemeinsam bewohnen und nach Möglichkeit bewirtschaften sollen.

Weil beide so oder so keinen Halt mehr in ihrem alten Leben haben, stürzen sie sich in dieses neue Abenteuer und werden von der an einem Strick ziehenden Dorfgemeinschaft mit offenen Armen und Herzen empfangen.


Meine Meinung:

Kristina Günak ist es gelungen, mich von Anfang an für sich und ihre Figuren einzunehmen, was mich sehr gefreut hat. Ich habe es geliebt, wie Lucy und Ben sich auf dem Hof einleben (und sich dabei nicht selten auch ein wenig umständlich anstellen) und wie die Bewohner des kleinen Dorfes sich den beiden Stadtbewohnern annehmen. Besonders gut gefallen hat mir als überzeugte Katzenliebhaberin übrigens der träge, liebenswerte Hofhund Helmut, den Lucy und Ben von Dorle übernommen haben und dessen bedächtige Art im ganzen Buch für sehr viele herzerwärmende Momente gesorgt hat.

In zahlreichen amüsanten Szenen hat Kristina Günak gezeigt, wie humorvoll und feinfühlig sie schreiben kann. Da wären zum Beispiel Dorffeste, der kauzige Nachbar Fredo mit seinem grossen Herz, der Kochkurs, bei dem Lucy so gar nichts lernt, aber um so mehr Spass hat oder auch die kleinen und grösseren Arbeiten rund um den Hof. Die sich zwischen Lucy und Ben anbahnende Romanze rückte dabei mehr und mehr in den Hintergrund und hätte in meinen Augen dann auch eigentlich gar nicht mehr sein müssen. Zu unklar ist Bens Vergangenheit und auch nach mehr als 300 Seiten kann ich mir nicht vorstellen, wie die "Protagonisten" aussehen und eigentlich waren alle anderen im Buch vorkommenden Figuren wesentlich interessanter, präsenter und mit mehr Entwicklungspotenzial ausgestattet. Ich würde es mir deshalb wünschen, noch einmal in dieses kleine Dorf zu reisen und mehr über Millie, Fredo, Esat und wie sie alle heissen zu erfahren.


Schreibstil:

Auch wenn das Landleben natürlich ein wenig gar idyllisch daherkommt, hat sich vor allem da gezeigt, wie besonders gut Kristina Günak (be-)schreiben kann. Ich habe die Blüten der Obstbäume, Millies Kuchen und den Jägermeister riechen und fast schon schmecken können und hätte mich am liebsten zu Esat auf die blau gestrichene Bank am Wegrand gesetzt, mit ihm geplaudert, die Post sortiert und auf den nächsten Gemütsausbruch von Fredo gewartet. Auch ist es Günak gelungen, Bens psychische Erkrankung feinfühlig in die Handlung einzuflechten, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen oder - umgekehrt - pathetisch zu werden.

Weniger gut hat mir gefallen, wie Lucys Schreiballtag beschrieben ist. Ihre anfängliche Romanidee verkommt zu einer Farce und muss komplett umgekrempelt werden und auch sie als Figur wirkt für ihr Alter viel zu unbeständig, unreif und auch ein wenig gar unsicher, kann aber dafür mit ihrer feinfühligen Art auftrumpfen.


Fazit:

Obwohl die eigentlichen Protagonisten eine stets kleiner werdende Rolle einnehmen und letztendlich gänzlich in den Hintergrund rücken, Lucys Romanidee sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt und wir über Bens Vergangenheit immer noch ganz wenig erfahren, hat Kristina Günak eine herzerwärmende Sommerlektüre geschrieben, welche das idylissche Landleben und den Zusammenhalt einer Dorfgemeinschaft feinfühlig beschreibt. Das Buch kann man lesen, muss es aber nicht, deshalb gibt es keine Empfehlung von mir, sondern einen Wunsch:

Ich wünsche mir eine Fortsetzung, die sich vor allem mit den anderen Bewohnern des kleinen Dorfes befasst und würde sehr gerne in die kleine Dorfgemeinschaft zurückkehren. Evtl. sind sogar genug Ideen für eine Frühling-Sommer-Herbst-Winter-Romanreihe da?

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Nicht wirklich hilfreich (abgesehen vom ersten Drittel)

Joy at Work
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Inhalt:

Wie ein (fast) leerer Schreibtisch, übersichtliche Mail-Ordner, freudbringende Dekoration und aufgeräumte, entrümpelte Schubladen und Dokumente nicht nur für mehr Kreativität, sondern vor allem ...

Inhalt:

Wie ein (fast) leerer Schreibtisch, übersichtliche Mail-Ordner, freudbringende Dekoration und aufgeräumte, entrümpelte Schubladen und Dokumente nicht nur für mehr Kreativität, sondern vor allem auch Produktivität beim Arbeiten sorgen, erzählt Marie Kondo in ihrem aktuellsten Buch und schreibt gleich noch, wie das Aufräumen schnell gelingen kann und wie die Ordnung auch längerfristig bestehen bleibt. Gemeinsam mit Scott Sonenshein zeigt sie aber auch auf, wie sich Entscheidungen ordnen, entrümpeln und treffen, wie sich Kontakte und Meetings organisieren lassen und wie mit mehr Motivation, Freude und Effizienz gearbeitet werden kann.


Meine Meinung:

Marie Kondos Methoden sind mir schon oft im Internet begegnet und durften in meinen Kleiderschrank, die Schuhregale und diverse Schränke und Schubladen unserer Wohnung einziehen. Auch in meinem Arbeitszimmer habe ich stets neue Methoden und Ordnungssysteme ausprobiert, bin dabei aber kläglich gescheitert. Die ganzen Musikalien und Unterrichtsmaterialien habe ich zwar zum Glück schon seit Jahren im Griff, die Termine lassen sich auch noch sehr gut handeln, aber die Dokumente, Verträge, Rechnungen, Berichte, Projektdossiers usw. rauben mir des Öfteren den letzten Nerv. Deshalb war es mir ein grosses Anliegen, auch hier endlich Ordnung zu schaffen und so auch produktiver zu werden und mein Arbeitszimmer nicht mehr einfach nur vollzustapeln (und dann mit schlechtem Gewissen die Stapel von Ecke zu Ecke zu räumen), sondern auch wieder mit Freude nutzen zu können. Vor allem das erste Drittel des Buches, das sich mit dem Organisieren und Aufräumen befasst und das von Marie Kondo geschrieben worden ist, hat mir in den letzten Wochen geholfen, meinen Arbeitsbereich endlich in Ordnung zu bringen. Darüber bin ich total froh.

Das zweite Drittel, in dem Scott Sonenshein zu Wort kommt, behandelt aber das Verhalten und Arbeiten in grösseren Firmen, in Teams, während Meetings und beim Führen von Angestellten, Koordinieren von Terminen und Delegieren von Aufgaben. Auch wenn hier halbherzig die Kon-Mari-Methode angewandt wird, dienen diese vor Wiederholungen strotzdenden Kapitel nur so der Selbstbeweihräucherung und Profilierung der Überlegenheit des Autors. Unsympathisch, nicht wirklich zusammenhängend und vor allem nicht zielführend mansplaint der Unternehmer in Marie Kondos Fachgebiet herum und auch wenn einzelne Tipps (beispielsweise zum Ordnen von Dokumenten oder Priorisieren von Entscheidungen) wirklich hilfreich sind, so greift er doch vor allem zahlreiche Themen auf, die nichts mit dem Ordnen und Organisieren zu tun haben, sondern einfach dazu dienen sollen, seinen Erfolg und seine Erfahrung als Manager in ein gutes Licht zu rücken.


Beispiele gefällig?

Marie Kondo schreibt auf Seite 112 im Unterkapitel "Zeit richtig einteilen"...

Momentan macht mich meine Arbeit sehr glücklich, doch es hat eine Zeit gegeben, in der mein Terminkalender so voll war, dass ich körperlich und geistig an meine Grenzen stiess. Das war 2015, kurz nachdem ich vom Time Magazin unter die 100 einflussreichsten Menschen gewählt worden war und mit Anfragen aus aller Welt überschüttet wurde.

...und geht dann dazu über, wie sie sich von diesem Druck wieder lösen konnte und listet sofort zahlreiche hilfreiche und praktische Tipps auf.


Scott Sonenshein schreibt auf Seite 114 im Unterkapitel "Zeit richtig einteilen"...

Als ich vom Juniorprofessor frisch von der Hochschule zum Stiftungsprofessor aufstieg (die höchte Auszeichnung an der Universität), wurde ich immer häufiger für verschiedene Tätigkeiten angefragt, die für meine Hauptaufgaben, die Forschung und die Lehre, keinerlei Bedeutung hatten (....Satz geht noch ewig weiter)

... und schwadroniert dann zwei ganze weitere Abschnitte lang weiter über seine damalige Wichtigkeit, die Unfähigkeit der anderen (die ja dann seine Angestellten waren) und liefert erst auf der nächsten Seite einen ersten halbherzigen Tipp zur Zeiteinteilung.


Erst ganz am Ende des Buches kommt Marie Kondo wieder zu Wort und nennt dann noch ein paar allgemeine Tipps für mehr Ordnung und Freude im Arbeitsalltag, die aber leider auch nur irgendwie eine Wiederholung der vorherigen Kapitel sind und nicht wirklich zu einem positiven Gefühl beitragen.


Die Vermischung von Arbeitsbereichen:

Was mich aber noch viel stärker gestört hat, hat mit dem Ziel des Buches zu tun. An welches Publikum richtet sich dieses Buch? Welche Tipps helfen für welche Arbeitsbereiche? Marie Kondos Ansatz richtig sich vor allem an Selbstständige und Menschen, welche zumindest über einen eigenen Arbeitsplatz verfügen und diesen auch zu grossen Teilen selber gestalten können. Scott Sonensheins Inputs richten sich vor allem an Menschen in Führungspositionen, oder Menschen, die in grösseren Unternehmen Karriere machen wollen und sind wohl deshalb für viele von uns nicht zielführend. Einzelne Gedankengänge (wie trage ich selber zu einem erfolgreichen Meeting bei, wie ordne ich mein Netzwerk, welche Aufgabenbereiche machen mir Freude) sind da zwar sicher hilfreich, aber das Delegieren von Arbeitsschritten ist oft nicht das, was letztendlich im normalen Angestellten-Alltag realistisch ist. Alle diese Bereiche werden aber wild vermischt, die Handhabung der eigenen, persönlichen Ordnung von Dokumenten (das können auch die Steuerunterlagen sein und damit haben nun wirklich alle von uns zu tun) wird nahtlos ergänzt mit Informationen zur Zusammenstellung von erfolgreichen Teams, das passt doch alles irgendwie so gar nicht zusammen und ist in meinen Augen nicht sinnvoll aufgeteilt. Ja, es lohnt sich natürlich, zuerst einmal mit dem Aufräumen des Arbeitsplatzes zu beginnen, aber dann muss man doch die weiteren "Aufräumgebiete" ein wenig nach Funktion des Arbeitnehmers/Arbeitgebers (oder Selbständigkeit) oder nach der Position innerhalb einer Firma aufteilen, finde ich, sonst entsteht ein enormes Chaos, das beim Lesen weder für Freude, Input noch dem Willen, sich bald wieder an die Arbeit zu machen, sorgt.


Fazit:

Leider war nur das erste Drittel dieses Buches eine Bereicherung für mich, die weiteren Abschnitte haben für Verwirrung, Ärger, Unverständnis und Chaos gesorgt. In meinen Augen ist die "Zusammenarbeit" des Autoren-Duos gescheitert und Marie Kondo hätte sich diesem Buch, das vor allem von Fans ihrer Arbeit (und ihrer Methoden) gekauft wird - und die sicher auch gewisse Erwartungen an die Umsetzung und Art der Aufräumhilfe haben - alleine annehmen sollen.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Ein romantischer, winterlicher Abschluss dieser Reihe

Winterwunder
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Dies ist der vierte und letzte Band einer Reihe, vorsicht Spoiler!


Inhalt:
Auch im letzten Band der Reihe wird wieder eine der vier Freundinnen ins Zentrum gestellt. Diesmal ist es Parker, die Organisatorin ...

Dies ist der vierte und letzte Band einer Reihe, vorsicht Spoiler!


Inhalt:
Auch im letzten Band der Reihe wird wieder eine der vier Freundinnen ins Zentrum gestellt. Diesmal ist es Parker, die Organisatorin der Hochzeitsagentur Vows. Sie ist eine sehr starke und bestimmte Frau, welche immer alles im Griff hat und für jeden Notfall eine Lösung sucht und meist auch findet. Ohne ihr Organisationstalent und ihre auf die Minute genauen Zeitplänen, wäre es Vows unmöglich, die Hochzeitsfeiern so genau und ohne grössere Zwischenfälle über die Bühne zu bringen. Parker hat ein offenes Ohr führ alle Bräute und ist rund um die Uhr erreichbar. Im Vorfeld der Hochzeiten hilft sie bei der Anprobe, Musikauswahl und sie schlichtet Streitereien zwischen den Bräuten und ihren Hochzeitsgästen. Während der Hochzeit ist sie immer sofort zur Stelle, wenn es irgendwo brennt und koordiniert den Ablauf und die Ankunft und Abfahrt der Gäste. In so genauen Zeitplänen hat ein Mann gar keinen Platz und schon gar nicht einer, der sich nicht voll und ganz auf Parker und ihre Rituale einlässt. Doch Mal ist genau so ein Mann. Er raubt Parker den Verstand, ärgert sie aber zugleich bis aufs Blut, indem er sie nicht an sich heran lässt. Ihre Planung lässt aber keine vermeidbaren Streitereien zu und sie ist nicht gewillt, Zeit für jemanden aufzuwenden, der es nicht immer ernst mit ihr meint.
Hat Mal trotzdem eine Chance, Parkers Herz auf Dauer zu erobern?

Meine Meinung:
Dieser Band hat mir wieder viel besser gefallen, als der dritte Band. Er ist in sich stimmiger und auch wenn wir hier wieder eine Protagonistin haben, die ihre Prinzipien und irgendwie auch sich selber ein wenig aufgeben muss, so ist dies doch nicht mit einer Erniedrigung ihrer selbst verbunden, wie das im driten Teil der Fall war. Ausserdem ist Mal ein Mann, der durch seine Art sehr gut zu Parker passt. Er ist als Person das genaue Gegenteil von ihr. Als Automechaniker und ehemaliger Stuntman macht er sich gerne seine Hände schmutzig und kennt seine Fähigkeiten, aber auch seine Grenzen ganz genau. Er sieht auch aus wie ein Handwerker und weigert sich, nicht immer erfolgreich, einen Anzug zu tragen. Aber als Mensch passt er genau zu Parker. Er ergänzt sie, verführt sie dazu, nicht immer zu streng mit sich und ihrem Leben zu sein und hilft ihr dabei, sich einfach einmal zu entspannen.
Auch Parkers Job wird sehr gut dargestellt. Bei den anderen Berufen der Freundinnen (Fotografin, Konditorin, Floristin) war es noch einfacher, einen Einblick in die Tätigkeiten und das Zusammenspiel der verschiedenen Berufe zu machen. Parkers Arbeit spielt sich mehr im Hintergrund ab. Sie weiss einfach immer alles und kann jedes Problem lösen. Warum dies aber so ist, erfährt man erst in diesem Band, wenn man sie einige Tage und Wochen lang begleitet und realisiert, was sie alles leistet.
Auch wenn in diesem Band die Handlung wieder sehr absehbar ist und das gehört ja eigentlich auch zu einem Liebesroman von Nora Roberts, so gibt es doch einige Irrungen und Wirrungen, die das Ganze spannender, dichter und tiefgründiger machen.
Vor allem das Ende dieses letzten Teiles hat mir sehr gut gefallen. Schon fast anrührend und sehr hoffnungsvoll entliess mich Nora Roberts wieder aus dem Haus der vier Freundinnen ins Leben. Mehr werde ich aber dazu natürlich nicht verraten.

Fazit:
Ein sehr stimmiger letzter Teil der Reihe, der noch einmal so richtig schön aufzeigt, wie toll Heiraten sein kann.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Nicht sehr emanzipiert aber hoffnungslos romantisch

Herbstmagie
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Herbstmagie - Nora Roberts (dies ist der dritte Teil einer Reihe, vorsicht Spoiler)

Inhalt:
Laurel ist ruhig und besonnen. Sie hilft ihren Freundinnen, Hochzeiten und ihr eigenes Leben zu versüssen und ...

Herbstmagie - Nora Roberts (dies ist der dritte Teil einer Reihe, vorsicht Spoiler)

Inhalt:
Laurel ist ruhig und besonnen. Sie hilft ihren Freundinnen, Hochzeiten und ihr eigenes Leben zu versüssen und sie hat ein Auge für Details. Wenn sie erst einmal bei der Arbeit ist, so kann sie fast nichts von ihren Ideen abbringen oder aus ihrer Versunkenheit reissen. Aber Laurel hat auch eine impulsive, eine sehr emotionale Seite. Es geht sehr lange, bis sie explodiert, aber wenn, dann richtig. Dies bekommt auch der charmante und gutaussehende Del zu spüren. Als der ältere Bruder von Parker kennt er die vier Frauen seit ihrer Kindheit. Sie sind zusammen aufgewachsen und Del ist für alle eine Art grosser Bruder geworden. Doch Laurel hegt schon sehr lange Gefühle für ihn, die sie ständig zu unterdrücken versucht. Und als er sie dann noch zu bemuttern beginnt, platzt ihr der Kragen. Wie soll sie ihn nur dazu bringen, den für sie nötigen Abstand von ihr zu halten? Wie kann sie es schaffen, ihre Gefühle weiterhin zu verdrängen? Del macht es ihr nicht leicht, indem er sich ihr nähert. Doch auch er kann nur schlecht über seine Gefühle sprechen und wenn ihnen dies nicht gelingt, gibt es keine gemeinsame Zukunft für sie. Meint es Del wirklich ernst mit Lauel?

Meine Meinung:
Die vier Freundinnen und ihre Hochzeitsagentur sind mir nun ja schon wohl bekannt und darum fühlte es sich auch so an, als hätte ich vier Freundinnen getroffen und mit ihnen ein wenig über ihr Leben geplaudert. Herbstmagie ist der absehbare dritte Teil der Reihe und es ist eigentlich schon im Voraus klar, dass Laurel und Del zusammen kommen werden, weil dies in den bisherigen Teilen auch immer geklappt hat. Aber natürlich wird dies alles nicht reibungslos von sich gehen. Zudem leben nun auch noch die Freunde von Mac und Emma auf dem grossen Anwesen und planen fleissig ihre Hochzeit. Dies alles macht es für Laurel und Del nicht einfacher, einmal eine ruhige Minute zusammen zu verbringen.
Der Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr. Nora Roberts liest sich einfach und flüssig ohne aber je simpel zu wirken. Was mir nicht mehr so sehr gefällt, ist die Tatsache, dass Laurel sich sehr unemanzipiert zeigt. Es ist zwar romantisch, wenn man sich von einem Mann erobern lässt, aber irgendwie kommt mir Del als Figur nicht so sehr als der Hengst rüber, wie er sich dann komischerweise verhält. Er ist meiner Meinung nach eher der väterliche und ebenfalls sehr besonnene Typ. Umso mehr erstaunt es, dass er Laurel im Sturm erobert und sie sich ihm einfach so hingibt. Entgegen allen Prinzipien scheint er mit ihr tun zu können, was er will. Laurels ganzer persönlicher Zwiespalt begründet sich dann auch teilweise auf die Art und Weise, wie sich Del ihr gegenüber verhält. Dies sehe ich als grosse Schwäche dieses Teiles.
Hingegen ist Laurels Beruf wieder einmal hervorragend beschrieben. Die Sorgfalt, mit der sie Zuckerblumen formt und ihre Torten schmückt, sowie ihr Auge für Details sind wunderschön in Worte gefasst. Generell die Erlebnisse mit den Bräuten und natürlich die Hochzeiten lassen träumen und wünschen. Deshalb würde ich auch diesen Teil der Reihe zum Lesen empfehlen.

Fazit:
Wieder einmal hoffnungslos romantisch, wenn auch nicht sehr emanzipiert, dafür aber wunderschön beschrieben und verträumt.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Erschütternd, nachdenklich stimmend, aber moralisch nicht immer ganz über alle Zweifel erhaben

Zahra
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Inhalt:
Zahra ist ein gesundes Kind, aber das Glück ihrer Eltern währt nur kurz. Nach einem Narkosefehler verändert sich das Leben der kleinen Familie von einer Sekunde auf die andere. Die Ärzte geben ...

Inhalt:
Zahra ist ein gesundes Kind, aber das Glück ihrer Eltern währt nur kurz. Nach einem Narkosefehler verändert sich das Leben der kleinen Familie von einer Sekunde auf die andere. Die Ärzte geben Zahra auf. Wenn sie überhaupt überleben werde, werde sie wohl für immer stark behindert bleiben. Aber die Ärzte haben nicht mit Zahras Überlebenswillen und mit der Konsequenz der Mutter gerechnet. Adelheid Schär beginnt, wie eine Löwin um ihre Tochter, um jeden Schritt hin zu einem einfacheren Leben zu kämpfen. Tag und Nacht betreut, fördert und therapiert sie Zahra und wenn sie nicht gerade Ausflüge mit ihr unternimmt, ins Therapieschwimmen geht oder neue Pflegerinnen einstellt, befasst sie sich mit Fachliteratur, Eltern und Ärzten mit ähnlichen Erfahrungen und entwirft neue Therapiepläne. Entgegen jeder Prognose lernt Zahra, gestützt zu kommunizieren und so haben wir nicht nur Erlebnisberichte der Mutter, sondern auch Erfahrungen und Gedanken von Zahra selber überliefert. Aus diesen Berichten wird ersichtlich, wie lernfähig das menschliche Gehirn mit dem richtigen und andauernden Training sein kann. Bisherige Erkenntnisse und Überzeugungen werden widerlegt oder in Zweifel gezogen und dies lässt in vielen Fällen die herkömmlichen Behandlungsmethoden, sowie das Abschieben in Heime in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Mutig und ehrlich schildert Adelheid Schär den Alltag mit ihrer Tochter, die persönlichen Zwiste, das Schwimmen gegen den Strom, den Kampf um jeden Rappen und um einen Ausbildungsplatz und nicht zuletzt auch die Verzweiflung, die eigenen Grenzen und die Ablehnung der Umwelt.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich erschüttert. Natürlich mit seinem Inhalt, aber auch mit der liebevollen und ehrlichen Sprache, in der es geschrieben ist und mit Zahras Worten und Gedanken, die berühren und Einblicke in ein Leben geben, das wir uns überhaupt nicht vorstellen können.
Sachlich und medizinisch, aber auch sehr emotional kommt der Schreibstil daher. Es handelt sich aber weder um einen kalten, noch um einen um Mitleid flehenden Bericht. Vielmehr ist es eine ehrliche Dokumentation über Höhen und Tiefen eines sehr kurzen Lebens und zugleich eine medizinische Studie um aufzuzeigen, wie lernfähig das Gehirn sein kann.
Sehr beeindruckend ist die Tatsache, dass Zahre selber auch zu Wort kommt. Sobald sie gestützt kommunizieren kann - sie schreibt, indem eine Therapeutin ihren Arm hält und auf feinste Impulse achtend führt - ist es ihr möglich, ihre Situation zu beeinflussen. Lange Zeit war gar keine Kommunikation möglich später konnte Zahra mit "Ja" und "Nein" antworten und schon bald kam die gestützte Kommunikation dazu. Eine Kommunikation, die es ihr ermöglichte, eigene Gedanken und Gefühle auszudrücken, Wünsche zu äussern und konkrete Forderungen zu stellen.
Diese neue Ausdrucksmöglichkeit zeigt dem Leser aber auch auf, in welcher Lage Zahra sich befindet. Sie ist hochintelligent und realisiert alles, was geschieht und natürlich auch ihre eigene Situation. Diese beschreibt sie auch manchmal als ein Gefängnis. Damit hat sie wohl Recht. Sie ist gefangen in ihrem fast starren Körper und kann sich nur schriftlich und deshalb eher langsam äussern. Der Wunsch nach Freunschaft wird immer grösser in ihr und ihre Einsamkeit und Verzweiflung ging mir wirklich an die Nieren.
Adelheid Schär will mit diesem Buch aufzeigen, dass ein Leben, wie Zahra es führte, durchaus lebenswert sein kann. Dem stimme ich natürlich zu. Wenn man diesen ganzen Aufwand auf sich nehmen kann, ist dieses Leben lebenswert. Zahra hatte sehr viele schöne Momente in ihrem Leben. Vor allem aber gegen Ende ihres Lebens wird klar, wie sehr sie leidet und wie gross ihre Verzweiflung ist. Sie wäre wohl nie an ihrer Grippe gestorben, wenn sie mit 16 Jahren den gleichen Lebenswillen gehabt hätte, wie direkt nach dem Ärztefehler. Deshalb bin ich nach wie vor skeptisch. Ich bewundere Zahra und ihre Mutter um ihren Mut und ihre Kraft. Trotzdem frage ich mich, ob Zahra diese schreckliche Einsamkeit und diese zermürbende Hoffnungslosigkeit vielleicht hätte erspart werden können. Und gleichzeitig verurteile ich mich dafür, dass ich dies überhaupt zu denken wage. Was auf jeden Fall klar ist: so viel Mut müsste besser unterstützt und akzeptiert werden. Wer sich dafür entscheidet, einen Weg zu gehen, wie Adelheid Schär ihn mit Zahra gegangen ist, dem sollten nie und nimmer zusätzlich Steine in den Weg gelegt werden.

Fazit:
Erschüttert und aufgewühlt hinterlässt dieser ehrliche und wahre Bericht den Leser. Er regt zum Nachenken an und tröstet zugleich mit der mutigen Haltung einer Mutter, die das Leben und sich selbst herausfordert und mit der Stärke einer Tochter, die das Unmögliche zwingt, möglich zu werden.