Die Geschichte spielt wieder auf Hawaii, was der Handlungsort der gesamten Reihe ist. Wir lernen in diesem Buch Laurie besser kennen. Sie ist die jüngere Schwester von Vince, der einer der Hauptcharaktere ...
Die Geschichte spielt wieder auf Hawaii, was der Handlungsort der gesamten Reihe ist. Wir lernen in diesem Buch Laurie besser kennen. Sie ist die jüngere Schwester von Vince, der einer der Hauptcharaktere aus Band 1 ist, wodurch wir auch schon mit Laurie Bekanntschaft gemacht haben. Grundsätzlich möchte ich bereits an dieser Stelle sagen, dass ich dringend empfehle, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sie wirklich aufeinander aufbauen, auch wenn es jeweils eine abgeschlossene Handlung ist. Mir hat es sehr gut gefallen, dass wir sowohl Vince als auch Lou, der weibliche Hauptcharakter aus Band 1, auch in diesem Band wiedertreffen und das nicht nur am Rande, sondern wirklich regelmäßig, da beide Bezugspersonen für Laurie sind. So etwas habe ich in anderen Liebesroman-Reihen vermisst: Dort hatte ich immer den Eindruck, dass Charaktere aus den Bücher davor nicht mehr groß eine Rolle spielen, was ich sehr schade finde. Bekannte Nebencharaktere sind auch hier wieder Nebencharaktere, wobei man deutlich erkennt, dass ein Charakter, der dann in Band 3 zum Hauptcharakter wird, intensiver eingeführt wird, sodass wir bereits eine gute Grundlage für das letzte Buch der Reihe haben. Ich muss sagen, generell bin ich von der detailreichen Ausarbeitung der Charaktere durch die Autorin schwer begeistert.
Die Geschichte nimmt recht schnell Fahrt auf und schon bald trifft Laurie auf Tristan, den männlichen Hauptcharakter. Laurie verfolgt in diesem Buch das Ziel ihr Studium auf dem Festland abzubrechen und auf Hawaii eine Ausbildung zur Rettungsschwimmerin zu beginnen, was mit ihrer Vergangenheit zusammenhängt. Für diese Ausbildung macht sie ersteinmla ein Praktikum bei der Ocean Saftey und muss dann noch einen anspruchsvollen sportlichen Test bestehen, für den sie zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung noch lange nicht die körperliche Fitness hat. In all das ist Tristan verwickelt, der aus einer Rettungsschwimmer-Familie kommt und zu Beginn ihr Praktikum betreuen muss.
Tristan wird auch im Buch schon als harte Nuss bezeichnet; mir war er aber von Beginn an irgendwie sympathisch. Ich kann mir zwar sehr gut vorstellen, dass es schwierig ist mit ihm zusammenzuarbeiten, vor allem als Praktikantin, die noch keine Erfahrung, aber viele Fragen hat, aber man merkte schnell, dass er ihr eigentlich nichts Böses will und sich durchaus auch kümmerte.
Der Verlauf der Geschichte hat mir gut gefallen, es ging ruhig voran, entwickelte sich alles in einem Tempo, das ich durchaus als realistisch ansehe, wenn man sich berufsbedingt eh jeden Tag sieht bzw. wenn man eben aus anderen Gründen sehr regelmäßig miteinander zu tun hat und nicht extra Dates ausmachen muss, die dann nicht Tag für Tag stattfinden.
Gegen Ende wartete ich förmlich noch darauf, dass ein Drama passierte, darauf arbeitete die Autorin mit ihren Erläuterungen zu Lauries Ex-Freund sehr deutlich hin und natürlich kam es dann auch so wie vorhergesehen. Aber wie auch vorherzusehen war, war das ganze recht schnell wieder erledigt. Da frage ich mich, ob es das wirklich gebraucht hätte? Man hätte auch irgendeinen anderen Twist einbringen können, der nicht ganz so offensichtlich gewesen wäre. Tristan war mir im letzten Viertel auch etwas weichgespült. Ich weiß nicht, aber der Tristan aus den Kapiteln davor war eher meins, mit seinen Ecken und Kanten und doch auch lieben Seiten - am Ende fehlten ihm die Ecken und Kanten. Trotzdem hat mich das Buch bis zu letzt sehr gut unterhalten!
"Das Winterhotel" spielt, wie es der Titel schon vermuten lässt, in einem Hotel im Winter. Dieses liegt abgeschiedenen in einem kleinen, verschneiten Dorf. Zudem spielt es in der Vorweihnachtszeit, kann ...
"Das Winterhotel" spielt, wie es der Titel schon vermuten lässt, in einem Hotel im Winter. Dieses liegt abgeschiedenen in einem kleinen, verschneiten Dorf. Zudem spielt es in der Vorweihnachtszeit, kann aber sehr gut auch außerhalb der Weihnachtszeit gelesen werden, da das Fest keine tragende Rolle spielt und man es gut auch einfach überlesen kann. Der Winter ist hier definitiv zentraler.
In diesem Buch treffen wir die drei Freundinnen Erica, Claudia und Anna, die alle 39 oder 40 Jahre alt sind. Das hat mir direkt gut gefallen, da Hauptcharaktere in vielen Bücher doch eher um die 20 sind und ich in diesem Fall gehofft hatte, mich evtl. mehr mit ihren Problemen identifizieren zu können. Zum Teil ist das auch wirklich gelungen - was ein großes Plus ist und wie man in einer meiner letzten Rezensionen lesen konnte, nicht selbstverständlich. Die drei Frauen sind, wie ich finde, ein guter Querschnitt der Gesellschaft. Anna lebt das traditionelle Familienbild: verheiratet, Haus, zwei Kinder. Ihr macht es zu schaffen, dass die Kinder nun langsam das Nest verlassen. Ich fand ihre Geschichte sehr glaubwürdig und gut nachvollziehbar erzählt. Obwohl ich selbst nicht dieses Leben lebe, sind mir Traditionen innerhalb der Familie sehr wichtig und so konnte ich mich gut in sie und ihre Ängste Traditionen zu verlieren hineinfühlen. Claudia hat gerade Job und Mann verloren. Auch hier konnte ich ihre Ängste gut nachvollziehen, fand aber den Verlauf ihres Charakters vorhersehbar. Schon sehr früh in der Geschichte war für mich klar, wohin es gehen würde. Trotzdem fand ich ihren Teil gut erzählt. Erica ist sehr auf ihren Job fokusiert, in dem sie sehr erfolgreich ist und möchte sich nicht fest binden - auch ihre Position konnte ich gut nachfühlen. Auch bei ihr hat die Autorin ihre Ängste, Sorgen und Entscheidungen für mich sehr gut dargestellt und alles sehr ernst genommen. Ich hätte nie das Gefühl, das die eine Freundin wichtiger oder ernster genommen wird als eine andere. Das hat mir sehr gut gefallen, da die Autorin somit alle Lebensstile wertungsfrei lässt. Erica barg für mich im Laufe der Geschichte die meisten Überraschungen. Wäre sie mir nicht von Beginn an sympathisch gewesen, kann ich mir gut vorstellen, dass ich meine Meinung zum Positiven verändert hätte.
Zusätzlich zu den drei Freundinnen lernen wir Hattie kennen. Sie ist 28, Witwe, Mutter einer kleinen Tochter und die Besitzerin des Hotels, das jedoch die Idee ihres verstorbenen Mannes gewesen ist und das sie bisher eher in seinem Andenken geführt hat, als selbst aktiv Entscheidungen zu fällen. Grundsätzlich hat man das Gefühl, das sie ihr Leben seit dem Tod ihres Mannes eher verwaltet hat, alles am Laufen hielt, als es zu leben und in die Zukunft zu blicken. Für mich absolut nachvollziehbar und ihre Entwicklung hat mir außerordentlich gut gefallen.
Alles in allem klingt es also nach einer sehr guten Geschichte. Nun muss ich jedoch mein Aber einwerfen. All diese wichtigen, interessanten Handlungsstränge starten erst ab der Hälfte des Buches! Es umfasst 400 Seiten und auf den ersten 200 Seiten lernen wir gefühlt lediglich die Charaktere kennen. Für mich tat sich auf diesen Seiten nichts, was die Geschichte irgendwie voranbrachte. Es tröpfelte so vor sich hin, hier passierte mal etwas, dann da, hier wurde gezweifelt, dort wurde gegrübelt, aber richtige Handlung war da kaum. Ich war froh, dass mir das Buch von vielen verschiedenen Menschen empfohlen worden war, denn somit siegte der Gedanke, dass diese doch nicht alle so einen komplett anderen Lesegeschmack als ich haben konnten. Ich hielt durch und wurde am Ende mit sehr schönen zweiten 200 Seiten belohnt. Aber dahin zu kommen, war ein Geduldsspiel. Daher kann ich auch nicht sagen, ob ich noch einmal ein Buch dieser Autorin lesen werde.
"Freiheit" ist die Autobiographie der ersten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Dr. Angela Merkel, die sie nach dem selbstgewählten Ausscheiden nach 16 Jahren als mächtigste Person des Landes ...
"Freiheit" ist die Autobiographie der ersten Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Dr. Angela Merkel, die sie nach dem selbstgewählten Ausscheiden nach 16 Jahren als mächtigste Person des Landes gemeinsam mit ihrer Vertrauten und langjährigen Begleiterin im Kanzlerinnenamt Beate Baumann geschrieben hat. Dieser Biographie liegen subjektive Erinnerungen, aber auch Plenarprotokolle, Protokolle des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung sowie Protokolle der Parteitage zugrunde, wie wir in der editorischen Notiz erfahren.
Das Buch ist in fünf große Teile mit mehreren Kapiteln pro Teil gegliedert. Es beginnt mit "Ich wurde nicht als Kanzlerin geboren" und umfasst ihre Kindheit, Jugend und das junge Erwachsenenleben in der DDR. Diese Kapitel lasen sich für mich sehr einfach, da sie neben dem politischen Geschehen auch sehr viel Kindheit und Jugend zeigten und waren damit ein sehr guter Einstieg. Sie als unpolitisch oder wenig politisch zu bezeichnen, wäre jedoch falsch. Als Tochter eines protestantischen Pfarrers in einer Diktatur stand sie stets unter besonderer Beobachtung und hatte teilweise nicht dieselben Möglichkeiten wie Gleichaltrige - durfte sich die Religion nicht in Politik einmischen und wurde kritisch beäugt.
Je näher der Mauerfall rückte und je älter Frau Merkel wurde, desto mehr interessierte sie sich für Poltik, agierte politisch und trat schließlich auch ihrer ersten politischen Partei bei. Dies umfasst den eher kurzen zweiten Teil "Ein demokratischer Aufbruch", der lediglich die Zeit vom 10. November 1989 bis zum 02. Dezember 1990 beleuchtet. Interessant fand ich, dass es rund um den Mauerfall und die Wiedervereinigung gar nicht so wichtig war, welcher Partei ein Mensch angehörte und problemlos Menschen aus verschiedenen Parteien an einem Tisch sitzen und diskutieren konnten, z.B. im Freundes- und Bekanntenkreis, solange alle einer pro-demokratischen, pro-Wiedervereinigung gesinnten Partei angehörten. Dieses "hauptsache demokratisch" ist mittlerweile wieder aktuell wie nie.
Der dritte Teil befasst sich mit ihrem politischen Aufstieg. "Freiheit und Verantwortung" umfasst die Zeit vom 3. Dezember 1990 bis zum 21. November 2005, dem Moment als sie die erste Bundeskanzlerin wurde. Hier erfahren wir von ihren ersten Tätigkeiten als Ministerin im ersten Bundestag des wiedervereinten Deutschland. Von ihren teils noch wackeligen Schritten in der großen Politik - wie es uns ja eigentlich allen die erste Zeit in einem neuen Job geht. Man schaut, wo man gelandet ist, wo man sich einbringen kann, wo man seine eigene Position vielleicht anpassen muss, ohne sich zu verstellen und wo man langsam selbstsicherer wird und größere Projekte in Angriff nimmt. All das passiert auch hier und es war sehr interessant diese Schritte zu begleiten. Nicht immer lief alles glatt und nicht nur einmal wäre Frau Merkels politische Karriere fast schon beendet gewesen, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Denn eins muss man ihr lassen, sie war stets jemand, der für ihre Überzeugungen eintratt und auch Fehler machte, die ein Frischling eben so macht. Dass sie diese in der Biographie erwähnt hat, hat mir gut gefallen; denn die wenigsten, die dieses Buch lesen, kennen ihren ganzen politischen Weg und das eine oder andere Interview, die eine oder andere Besprechung oder die Meinungsverschiedenheit sind den wenigsten (noch) bekannt. Man hätte es also auch unter den Tisch fallen lassen können. Hat sie aber nicht. Hut ab.
Der vierte und fünfte Teil beschäftigen sich dann mit ihrer Zeit als Bundeskanzlerin. Sie schreibt über verschiedene Krisen, innenpolitisch und außenpolitisch. Über die EU, die NATO, das Verhältnis zu den amerikanischen Präsidenten, die sie kennengelernt hat sowie über Israel und abschließend die Pandemie, aber immer wieder auch über kleine Dinge wie ihr Wirken in ihrem Wahlbezirk an der Ostsee oder der Fußball-WM im eigenen Land. Vor allem so Kleinigkeiten wie ihre Begeisterung für die Weltmeisterschaft fand ich sehr sympathisch und zeigten auch die Frau neben der großen politischen Bühne. Ich weiß, dass sie damals durchaus belächelt oder gar ausgelacht wurde, wie sie auf der Tribüne saß und jubelte, aber im Buch wird noch einmal deutlich, dass es einfach ein Thema ist, eine Sportart, die sie begeistert - so wie sie immer mehr Frauen in Deutschland und der Welt begeistert, da ist sie einfach eine von uns und eben nicht nur Bundeskanzlerin. Sehr sympahtisch wie ich finde.
All diese Themen sind sprachlich sehr gut geschrieben. Mir war sehr schnell bewusst, dass dieses Buch für alle geschrieben wurde, für jede Person, die sie gerne lesen möchte; die Frau Merkel vielleicht noch einmal besser oder anders kennenlernen möchte; die sich für ihren Werdegang oder ihre Entscheidungen interessiert oder diese vielleicht (endlich) verstehen oder zumindest nachvollziehen möchte. Dass das Buch nicht nur für politisch versierte Menschen geschrieben wurde. Dass es kein "jetzt kriegen alle, die mir begegnet sind und nicht nach meiner Pfeife tanzten, ihr Fett weg" - Buch ist. All das hat mir überaus gut gefallen. Der Schreibstil ist sachlich, aber natürlich auch subjektiv; das Leben ist geprägt von subjektiven Entscheidungen, ob nun privaten oder politischen. Immer werden die politischen Begriffe und Abkürzungen jedoch erklärt. Es gibt am Ende des Buches ein Glossar, aber, und das fand ich außerordentlich hilfreich, es werden alle Begriffe auch im Fließtext einfach erläutert. Ob nun in einem Nebensatz oder durch zwei, drei zusätzliche Sätze. Es werden keine Fußnoten verwendet, um Dinge zu erläutern! Dafür bin ich so dankbar! Fußnoten empfinde ich als unheimlich störend und den Lesefluss negativ beeinflussend. Außerdem geben sie mir den Eindruck, dass es eigentlich etwas ist, das man wissen sollte und das nun nur für Unwissende unten noch einmal erläutert wird. Dadurch, dass hier nicht dieses Mittel benutzt wurde, las sich das Buch wirklich flüssig und ich fühlte mich immer wieder von Neuem abgeholt und eingebunden.
Natürlich gab es über die mehr als 700 Seiten Themen, die mir schwer gefallen sind. Mir ist aufgefallen, dass es sich für mich dabei immer um Kapitel handelte, die Finanz-Thematiken hatten, z.B. "Weltwirtschaftskrise". Offensichtlich ist mein Wissen, was diese Themen betrifft, besonders eingeschränkt - es überrascht mich aber nicht! Daher kann es natürlich sein, dass andere Leser:innen mit anderen Themen Schwierigkeiten bekommen - vielleicht mit mehr Kapiteln als ich, vielleicht mit weniger. Damit sollte man, insofern man sich in der großen Welt der Politik nicht ganz besonders gut auskennt, rechnen, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt.
Abschließend möchte ich noch erwähnen, was mich überrascht hat und es hat gar nichts mit Frau Merkel zu tun, sondern mit der gesamten Struktur unserer Regierung: Ich hätte niemals gedacht, wie viele Personen im BundeskanzlerInnenamt im Hintergrund arbeiten! Wie viele Menschen der mächtigsten Person in unserem Land zuarbeiten! Wie viele Experten sie zu allen möglichen Themenbereichen beschäftigen und dass sie eben nicht alles selbst wissen! Für mich war der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin bisher immer eben der Mensch im Land, der sich mit allen Themen besonders gut auskennt! Wie lächerlich mir dieser Gedanke nach der Lektüre dieses Buches erscheint! Ich habe dazu gelernt. Eine Menge. Als mächtigste Person dieses Landes muss man vor allem für alles offen sein, sich für alles interessieren, die richtigen Menschen kennen, die einem helfen und einen unterstützen, auch in schweren Zeiten hinter einem stehen und man darf sich, vor allem als Frau, nicht von den ganzen Trumps, Putins und Co.s unterbuttern lassen! Eigentlich alles wie im echten Leben einer Frau - nur ein paar Dimensionen größer.
Fazit:
Eine politische Biographie, die auch für Laien gut lesbar ist. Es ist offensichtlich, dass das Buch nicht nur für politisch gut bewanderte Menschen geschrieben wurde, sondern auch für alle anderen, die an der Person Frau Dr. Angela Merkel Interesse haben oder sie (im Nachhinein ihrer Bundeskanzlerinnenschaft) besser kennenlernen möchten, um ihre Entscheidungen zu verstehen (oder auch nicht).
Leseempfehlung:
Ich kann dieser doch recht dicken Biographie eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Es lohnt sich.
Dieser autobiographische Roman beschäftigt sich mit der Vergangenheit der Autorin. Er beginnt mit ihrem Besuch in der Ausstellung "Charles Wiener" im Musée du Quai Branly in Paris, wo der Großteil der ...
Dieser autobiographische Roman beschäftigt sich mit der Vergangenheit der Autorin. Er beginnt mit ihrem Besuch in der Ausstellung "Charles Wiener" im Musée du Quai Branly in Paris, wo der Großteil der Artefakte, die der Forschungsreisende bei seinen Besuchen in Peru und Bolivien gesammelt hat, ausgestellt sind. Charles Wiener ist der Ururgroßvater der Autorin. Sie bleibt vor einer leeren Vitrine stehen, die wohl die Überreste eines Kleinkinds beherbergen sollte, aber zurzeit ihres Besuchs leer ist. Sie beginnt über dieses Kind nachzudenken, wer es war, wo es herkam und wo sich seine Überreste nun befinden - ebenso wie darüber, was und ob es für ihren Ururgroßvater etwas bedeutet hat. Im Zuge dessen gelangt ihre Geschichte schnell vom Ururgroßvater zum Vater, der ein Doppelleben führte - zum einen mit seiner Frau, deren Tochter die Autorin ist, sowie mit einer Geliebten. Dies verurteilt sie einerseits, andererseits wusste sie wohl als Kind schon davon und es war etwas, das sie mit ihrem Vater verband. Diese Liebesgeschichte des Vaters erzählt sie sehr ausführlich, dazu mischt sich immer ihre eigene. Auch sie lebt, jedoch offiziell, polyamorös mit einem Mann und einer Frau zusammen. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erzählt sie davon, wie sie zudem eine Beziehung zu einem weiteren Mann aufnahm - obwohl sie diese Dinge bei ihrem Vater nicht gut hieß. Im Zusammenhang mit ihrem eigenen Liebesleben wird sie auch in sexueller Hinsicht sehr explizit. An dieser Stelle habe ich mich gefragt, wen das denn interessieren soll? Ich lese hier eine autobiographische Geschichte, die mit Kolonialismus zu tun hat und die in ihrer Grundidee sehr interessant klang, bekomme dann aber plötzlich erzählt wie sie spontan einen Mann oral befriedigt. Warum ist das an dieser Stelle relevant? Vielleicht erschließt es sich mir auch nicht, da ich das Buch kurz darauf abgebrochen habe.
Ich habe 87 Seiten gelesen in denen ich zuerst ein wenig über den Ururgroßvater erfahren habe, jedoch nicht allzu viel, da es dann schnell zum Vater überging. Von diesem wird hauptsächlich das Liebesleben beleuchtet, gleichzeitig teilweise detailliert das Sexleben der Autorin. Alles in allem sah ich bis dahin keinen roten Faden. Ich hatte bereits zahlreiche Passagen nur überflogen. Der Schreibstil sagte mir nicht zu. Es wurde erzählt ohne wirklich etwas zu erzählen. Ich habe schon andere autobiographische Romane gelesen, über verschiedene historische Zeiten, die mich sehr mitgerissen haben; bei denen mich das recherchieren eines Nachfahren sehr in seinen Bann gezogen hat, hier jedoch war dies nicht der Fall. Die Grundidee klang sehr gut, aber die Umsetzung war leider überhaupt nicht meins.
Dieses Buch zu rezensieren, ist gar nicht so leicht. Stuart Turton schreibt andere Bücher; Bücher, auf die man sich voll und ganz einlassen muss, die man nicht einfach so nebenbei lesen kann. Sein Schreibstil ...
Dieses Buch zu rezensieren, ist gar nicht so leicht. Stuart Turton schreibt andere Bücher; Bücher, auf die man sich voll und ganz einlassen muss, die man nicht einfach so nebenbei lesen kann. Sein Schreibstil ist für mich etwas ganz Besonderes. Seine drei bisherigen Bücher hatte alle das Genre "Kriminalroman" auf dem Cover stehen, was natürlich auch stimmt. Es wird gemordet, es wird ermittelt, es ist auf unterschiedliche Art spannend. Aber ansonsten sind seine Bücher von Grund auf verschieden und genau das ist sein Ziel, wie er uns Leserinnen und Lesern in "eine besondere Danksagung" am Ende dieses aktuellen Buches erklärt. Dieses Buch ist beispielsweise ein Kriminalroman mit erheblichem Science-Fiction Anteil und einer apokalyptischen Darstellung im Sinne eines Weltuntergangsszenarios ohne religiöse Bestandteile. Sehr wahrscheinlich hätte ich dies von fast keinem/r anderen Autor bzw. Autorin gelesen, da es grundsätzlich kein Inhalt ist, der mich großartig anspricht. Bei Stuart Turton warf ich diese Bedenken aufgrund der positiven Eindrücke der ersten beiden Bücher über Board und wurde auf eine atemberaubende Art belohnt. Mit diesem Buch, das mich fernab meiner Wohlfühlzone abgeholt und so gut unterhalten hat, hat er sich bei mir einen Freifahrtschein erschrieben. Ich werde zukünftig sicherlich alle seine weiteren Bücher ganz bedenkenlos und voller Vorfreude lesen.
So, aber worum geht es denn nun in "Der letzte Mord am Ende der Welt"? Wir befinden uns auf einer kleinen griechischen Insel, die nicht konkreter benannt oder lokalisiert wird und von der wir nur einen Bruchteil im Laufe des Buches kennenlernen. Von der Spezies "Mensch" existieren nur noch drei Personen, die die "Ältesten" darstellen und alle über 100 Jahre alt sind. Alle anderen menschlichen Charaktere auf der Inseln sind, wie man nach und nach erfährt, menschenähnlich gezüchtet. Eine künstliche Intelligenz steuert ihre Leben aus der Ferne. Diese Kreaturen sind theoretisch so gezüchtet, dass sie ausschließlich friedlich leben können; da die menschliche Spezies die Welt durch Kriege, persönliche Auseinandersetzungen und ihren Lebensstil zerstört und schlussendlich eine chemische Reaktion provoziert hat, einen Nebel, der bisher die restliche Welt abseits der Insel verschlungen hat. Die Menschheit hatte sich auf diese Insel evakuiert, verblieben sind nun aber nur noch drei. Und nun geschieht ein Mord an einem dieser drei letzten Menschen. Doch wie konnte dieser überhaupt geschehen, wenn es nur noch drei Menschen gab und die übrigen Wesen friedlich gezüchtet wurden? Und wer hat ein Interesse daran, diesen Mord überhaupt aufzuklären bzw. cwer hat überhaupt die Kompetenzen zu ermitteln? Es findet sich ein weibliches Wesen, das bisher keine Aufgabe zum Gemeinwohl der Gruppe gefunden hat, da es offensichtlich nichts besonders gut kann - außer Fragen stellen, die die anderen ihr nicht beantworten wollen oder können. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn mit dem Tod dieses Menschen kommt der Nebel nun auch der Insel immer näher und droht sie zu verschlingen.
Stuart Turton erfindet hier eine kleine Welt, die er bis ins Detail beschreibt, dies aber nicht auf langatmige Weise, sondern nach und nach im Laufe der Geschichte. Wir lernen das Dorf kennen und Orte außerhalb der Mauern. Lernen peu à peu die verschiedenen Charaktere kennen, ihre Vergangenheit und wie ihr Leben im Dorf aussieht. Der Autor beschreibt Feste und begründet Lebenserwartungen. Lässt uns langsam in dieses uns doch unbekannte Leben eintauchen und machte es für mich auf diese Art und Weise sehr gut möglich mich hineinzufühlen und die Entscheidungen und das Verhalten der einzelnen Personen nachzuvollziehen.
Unterschwellig und doch immer präsent sind Bezüge zu unserer wahren Welt, der Welt wie wir Leserinnen und Leser sie kennen. Wie die damaligen Menschen durch ihre fortschrittliche Entwicklung - denn die Menschen vor dem Nebel waren unserer Gegenwart noch etliche Jahre voraus - sich ihr eigenes Leben so bequem wie möglich gestaltet haben, dabei aber sehr egoistisch vorgegangen sind und weder auf ihre Mitmenschen noch auf die Umwelt und den Planeten geachtet haben. Wie sie durch Wut, Neid und Missgunst körperliche Auseinandersetzungen und Kriege angezettelt haben, bis hin zu dem Moment als sie einen zerstörerischen Nebel in die Welt gesetzt haben, vor dem sie sich dann nicht mehr retten konnten - ähnlich der letzten weltweiten Pandemie, nur noch um einiges schlimmer und ohne Mittel und Wege zur Rettung der Menschheit.
Das Buch hat mich von Beginn an fasziniert und immer wieder in seinen Bann gezogen.