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Veröffentlicht am 24.02.2022

Nähen um zu überleben

Das rote Band der Hoffnung
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Die 14-jährige Ella wird auf dem Schulweg aufgegriffen und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Hier erlebt sie die letzten Kriegsjahre unter schrecklichen, menschenunwürdigen Verhältnissen. Um dem Schicksal ...

Die 14-jährige Ella wird auf dem Schulweg aufgegriffen und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Hier erlebt sie die letzten Kriegsjahre unter schrecklichen, menschenunwürdigen Verhältnissen. Um dem Schicksal im Schornstein zu entgehen, benötigt sie eine Arbeit, diese findet sie in der Schneiderei des Lagers. Zum Glück hat sie bei ihrer Großmutter genügend von diesem Handwerk gelernt, um hier zu bestehen, denn wer versagt, wird gnadenlos aussortiert. Diese Schneiderei gab es tatsächlich, sie wurde von der Frau des Lagerkommandanten gegründet, um dort exklusive Kleidungsstücke zu fertigen.
Wir erfahren die Geschichte aus Ellas Perspektive und erhalten so einen guten Einblick in ihre Gedanken und Träume, die sie weiterhin hat, mit diesen erhält sie ihre Hoffnung und ihren Überlebenswillen.
Sie freundet sich mit Rose an, mit der sie in der Nähstube zusammenarbeitet. Außerdem lernen wir noch Mina, die jüdische Leiterin der Nähstube kennen und Carla, eine Aufseherin des Lagers. Diese vier jungen Frauen haben unterschiedliche Funktionen, durch die Erlebnisse der Vier und ihre Interaktion wird das Leben im Lager gut dargestellt.

Die Autorin hat die fiktive Geschichte der Protagonistinnen in einem realen Ort angesiedelt. Auschwitz-Birkenau gab es wirklich. Dieses Vernichtungslager und das Leben dort wird hier gut wiedergegeben. Die Schneiderei und auch die Villa des Kommandanten gab es in der geschilderten Form. Die Autorin geht in ihrem Nachwort hierauf ein.
Der Erzählstil ist leicht und bildhaft, die Ausdrucksweise ist eher modern. Der Text lässt sich gut lesen und ist für Jugendliche geeignet, die noch keinen Kontakt zu diesem Thema hatten. Obwohl menschenunwürdigen Verhältnisse, Hunger und Willkür geschildert werden, ist der Bericht hierüber nicht so grausam, wie andere Texte. Ein geeignetes Buch um Jugendliche an das Thema heranzuführen. Lediglich das Ende fiel mir zu positiv aus, das ist zwar schön zu lesen, aber nicht realistisch.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Verschollen auf dem Meer

Allein auf dem Meer
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Der Titel ist sehr treffend für einen ersten Eindruck zu diesem Buch. Bill überlebt als Einziger das Kentern einer Jacht. Er treibt nach dem Sturm allein auf dem Meer, die Geschichte wird aus seiner Perspektive ...

Der Titel ist sehr treffend für einen ersten Eindruck zu diesem Buch. Bill überlebt als Einziger das Kentern einer Jacht. Er treibt nach dem Sturm allein auf dem Meer, die Geschichte wird aus seiner Perspektive erzählt. Er rettet das Berbermädchen Aya aus dem Meer. Die Beiden sitzen im wahrsten Sinnes des Wortes in einem Boot und so nähern sie sich einander an, arbeiten zusammen, lernen sich zu verständigen und einander zu vertrauen. Aya erzählt Bill Geschichten, die an 1001 Nacht erinnern, so gelingt es ihnen die Hoffnungslosigkeit und die Entbehrungen zeitweise zu verdrängen.

Der Erzählstil ist wunderbar flüssig, beschreibend und bildhaft. Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Die Geschichte enthält wichtige Botschaften und Tiefgang und kann mit unerwarteten Wendungen überraschen. Die Annäherung der Kinder und damit ihrer unterschiedlichen Kulturen ist gut geschildert.
Das Cover ist wunderschön und passt hervorragend zum Inhalt.
Empfehlenswert ab 12 Jahren und auch für Erwachsene toll.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Kein perfekter Thriller

Perfect Day
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Der Philosophieprofessor Walter Lesniak wird im Beisein seiner erwachsenen Tochter Ann von der Polizei verhaftet. Ihm werden mindestens 10 Morde an kleinen Mädchen zur Last gelegt. Ann ist entsetzt, sie ...

Der Philosophieprofessor Walter Lesniak wird im Beisein seiner erwachsenen Tochter Ann von der Polizei verhaftet. Ihm werden mindestens 10 Morde an kleinen Mädchen zur Last gelegt. Ann ist entsetzt, sie kann nicht glauben, dass ihr geliebter Vater ein Serienmörder sein soll. Die nachfolgenden Ermittlungen stellen auch ihr Leben auf den Kopf, das Umfeld wendet sich ab, sie fühlt sich isoliert. Das ihr Vater sich zunächst in Schweigen hüllt, verunsichert sie noch mehr, um jeden Preis möchte sie seine Unschuld beweisen.
Wie bei den vorherigen Büchern arbeitet Hausmann mit Perspektivwechseln und Einschüben, die erst im Laufe des Buches zur Verständlichkeit beitragen. Hauptsächlich erzählt wird aus der Sicht von Ann, aufgrund ihrer Ausnahmesituation weiß man natürlich nicht, ob die Sachlage richtig geschildert wird.
Eine verworrene Geschichte, die leider einige Längen hat und nicht vollständig überzeugen kann. Die Charaktere sind nicht sympathisch, teils wirkt ihr Agieren sehr konstruiert. Das Ende war für mich absehbar, aber die Grundidee war mal was anderes.
Nicht das beste Buch der Autorin.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Überdramatisch

The Way We Fall - Edinburgh-Reihe, Band 1 (knisternde New-Adult-Romance mit absolutem Sehnsuchtssetting)
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Amelia ist mit ihrer jüngeren Schwester Maisie nach dem tödlichen Unfall der Eltern emotional eng verbunden. Die Beiden wurden von der Tante großgezogen. Seit dem Schulabschluss jobbt Amalia in einem Café ...

Amelia ist mit ihrer jüngeren Schwester Maisie nach dem tödlichen Unfall der Eltern emotional eng verbunden. Die Beiden wurden von der Tante großgezogen. Seit dem Schulabschluss jobbt Amalia in einem Café anstatt zu studieren, damit sie ihrer Schwester weiterhin nah sein kann, denn diese spricht seit dem Tod der Eltern kaum noch. Bei der Arbeit lernt sie den Schriftsteller Jasper kennen mit dem sich eine Liebesgeschichte anbahnt. Auch Jasper hatte eine schwere Kindheit, die ihn prägte und die er sorgsam unter Verschluss hält.

Die Autorin erzählt hauptsächlich aus Amelias Perspektive, aber auch Jasper kommt regelmäßig zu Wort. Auf diese Weise erhält man einen umfassenden Einblick in die Gefühlswelt der Protagonisten. Genau hier lag mein Problem. Amelia dreht sich nur um sich selbst, auch in Momenten, in denen sie Jasper zur Seite stehen will und ihm zur Hilfe eilt, geht es in ihrem Kopf nur um sie. Vieles war für mich einfach unreif und überdramatisch, das hätte es nicht gebraucht. Jaspers Gedankenwelt fand ich realistischer und ehrlicher, aber seine Sequenzen waren eher kurz.
Der versprochene Roadtrip durch Schottland und auch das Flair Edinburghs kam sehr kurz. Maisies Probleme lösten sich nach all den Jahren durch ein unvorhergesehenes Ereignis auf und Amelia strukturiert ihr Leben endlich.
Einzig die Familiengeschichte Jaspers und sein Freund sorgten für Spannung, unter dem Strich leider zu wenig. Der Schreibstil war leicht und gefällig.
Für zwischendurch in Ordnung, aber es gibt weit unterhaltsameres aus diesem Genre.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Leben im Paradies

Weil wir träumten
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Sie lügen ja nicht“, flüstere Faly. „Es kommt nur darauf an, was man sieht. Reden wir nicht von Wahrheit. Wahrheit ist so … relativ.“ (S.370)

Die 16jährige herzkranke Emma kennt kein unbeschwertes Leben: ...

Sie lügen ja nicht“, flüstere Faly. „Es kommt nur darauf an, was man sieht. Reden wir nicht von Wahrheit. Wahrheit ist so … relativ.“ (S.370)

Die 16jährige herzkranke Emma kennt kein unbeschwertes Leben: zahlreiche lange Krankenhausaufenthalte mit OP’s, die gesundheitlichen Probleme, die soziale Isolation aufgrund der Krankheit, die Sorgen der Eltern und die geringe Lebenserwartung belasten sie sehr. Die Reise nach Madagaskar mit ihrer Urgroßmutter ist eine Flucht in ein Paradies, dass sie unbedingt erleben will, allen Risiken zum Trotz. Sie genießt die Schönheit der Natur und das besondere Quartier. Die paradiesische Fassade bekommt erste Risse als sie sich mit dem Mädchen Fy anfreundet, das in der Ferienanlage arbeitet. Fy ist auch 16 Jahre alt, bereits Mutter eines Säuglings und ihr Alltag ist von einem ganz anderen Überlebenskampf geprägt als Emmas. Die beiden Mädchen freunden sich an, sie erzählen einander ihre Geschichte. Die Autorin lässt dies jeweils aus deren Perspektiven geschehen, so dass man als Leser einen besonders guten Einblick erhält. Fy‘s Schicksal ist unglaublich und lässt einem den Atem stocken, diese Not und Ausbeutung so direkt als Alltagsgeschehen geschildert zu bekommen, ist eindrücklich und bedrückend. Emma möchte nicht wegsehen, sondern helfen.
Als sich die Ereignisse überschlagen und der Handlungsort vom Urlaubsressort in die Stadt verlegt wir, lernen wir mit Emma das Leben auf der Straße schmerzhaft realistisch kennen, Hunger, Armut, Gewalt, Missbrauch, Organhandel und vieles Düstere mehr erleben die Mädchen.

Es ist der Autorin gelungen die Verhältnisse in „diesem Paradies“ eindrücklich und glaubhaft zu schildern. Ihre Ortskenntnis ist bei den Beschreibungen spürbar, sowohl die schönen als auch die schlimmen Seiten sind sehr bildhaft und regen das Kopfkino an. Emma, Fy, die Urgroßmutter Elise, aber auch die anderen Charaktere sind detailliert und liebevoll ausgestaltet und wirken authentisch.
Sowohl die prekäre Situation in Madagaskar als auch die Probleme von Emmas Angehörigen werden realistisch verdeutlicht.
Es ist eine unglaubliche Reise, auf die man sich mit diesem Buch begibt, die einem neue Blickwinkel eröffnet, zum Nachdenken und genauen Hinschauen ermuntert.
Das Ende fand ich sehr gelungen und besonders, weit entfernt von einem Happy End, glaubhaft und trotz aller Tragik hoffnungsfroh. Ein schmaler Grad, der niemals in den Kitsch abrutschte und mit ein wenig einheimischer Magie angereichert wurde. Mir hat dieses emotionale Buch sehr gefallen, die vielfältigen Themen wurden gekonnt eingearbeitet und haben einen großen Nachklang hinterlassen. Eine Anleitung zum genauen Hinsehen.
Ein wichtiges Buch, dem ich viele Leser wünsche.

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