Profilbild von Schnuppe

Schnuppe

Lesejury Star
offline

Schnuppe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnuppe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2022

Kindheit 1945

Heul doch nicht, du lebst ja noch
0

Kristen Boie hat sich einmal mehr mit historischen Fakten auseinander gesetzt. Sie schildert in ihrem neuen Buch eine Woche aus dem Juni 1945 aus der Sicht von Traute, Hermann und Jakob. Die Jugendlichen ...

Kristen Boie hat sich einmal mehr mit historischen Fakten auseinander gesetzt. Sie schildert in ihrem neuen Buch eine Woche aus dem Juni 1945 aus der Sicht von Traute, Hermann und Jakob. Die Jugendlichen treffen in einer Straße des zertrümmerten Hamburgs aufeinander und haben unterschiedliche soziale Hintergründe. Abwechselnd kommen sie zu Wort und man kann ihre Probleme und Einstellungen gut nachvollziehen.

Trautes Familie geht es vergleichsweise gut. Das Geschäftshaus der Eltern wurde nicht zerstört und so läuft die Bäckerei des Vaters bereits wieder. Den Wohnraum müssen sie sich aber aufgrund einer Einquartierung mit einer fremden Familie teilen. Traute vermisst ihre Freundinnen.

Hermanns Vater hat im Krieg seine Beine verloren und kann sich nicht allein bewegen, daher sorgt die Mutter für den Lebensunterhalt. Der Vater kann nicht mit der Situation umgehen und alle drei leiden. Hermann fehlt es an Perspektive, die Aufgabe sich um den Vater zu kümmern erdrückt ihn.

Jakob hat sich lange mit Hilfe eines Bekannten versteckt. Er ist Jude, weiß nicht das der Krieg bereits beendet ist und gibt sich daher als Friedrich aus. Seine Mutter wurde in den letzten Kriegstagen deportiert.

Da die Geschichte aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird, kommt man den Kindern sehr nahe. Insbesondere Jakob und Hermann sorgen für ein intensives Bild dieser Zeit. Während man mit Jakob bangt, wie es wohl weitergeht erleidet Hermann ein Schicksalsschlag, dessen Auswirkungen weitreichend sind. Traute wirkt ein wenig wie die gute Seele. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut ausgestaltet und tragen zur Entwicklung bei.

Das Buch schildert nicht das große Ganze, sondern zeigt einen kleinen speziellen Ausschnitt aus dem Alltag damals. Ein bedrückender aber intensiver Ausflug, den ich gerade für Jugendliche empfehlen kann. Da der geschilderte Zeitraum nur eine Woche umfasst, bleibt das Ende offen. Das habe ich hier als sehr passend empfunden, zudem bietet es eine gute Gesprächsgrundlage.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2022

Ist ungerächt ungerecht?

Die Ungerächten
0

Im zweiten Band um Hannah Bloch widmet sich Volker Dützer der Frage nach der Schuld der Täter. Damit einhergehend stehen die Empfindungen der Überlebenden der Kriegsgreuel im Fokus. Während viele Menschen ...

Im zweiten Band um Hannah Bloch widmet sich Volker Dützer der Frage nach der Schuld der Täter. Damit einhergehend stehen die Empfindungen der Überlebenden der Kriegsgreuel im Fokus. Während viele Menschen nach Vergeltung bzw. Rache dürsteten, wollten andere Gerechtigkeit nach der geltenden Rechtsprechung und Einige einfach ihre Ruhe, um einen Schlussstrich zu ziehen und nach vorne zu schauen.

Weite Teile der Bevölkerung sehnten sich nach Normalität und heiler Welt, sie wollten vergessen und nicht Vergangenes aufarbeiten. Täter stellten sich gegenseitig Persilscheine aus oder setzten sich ins Ausland ab. Strafverfolgten halfen Organisationen bei der Flucht, die unrühmliche Rolle der Kirche bleibt hier nicht unerwähnt.

Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte um Hannah Bloch und ihren Freunden, auch sie versuchen sich ein neues Leben aufzubauen. Ihre unterschiedlichen Einstellungen und Reaktionen auf die Geschehen treiben die Geschichte voran. Volker Dützer hat umfassend zu dieser Zeit recherchiert und er hat die fiktive Geschichte um Hannah, Ruth und Pawel mit realen Ereignissen (hierzu gibt es viele interessante Informationen im lesenswerten Anhang) verwoben. Das Lebensgefühl wird authentisch vermittelt und die spannende Handlung lässt einen das Buch kaum aus der Hand legen.

Die tolle Mischung aus historischem Roman und Krimi hat mich begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2022

Quinn und Matilda

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
0

Vergissmeinnicht ist ein Reihenauftakt zu einer neuen Fantasyserie von Kerstin Gier. Wie gewohnt schreibt sie locker, flockig, humorvoll, so dass die Seiten nur so dahinfliegen und es leicht fällt in die ...

Vergissmeinnicht ist ein Reihenauftakt zu einer neuen Fantasyserie von Kerstin Gier. Wie gewohnt schreibt sie locker, flockig, humorvoll, so dass die Seiten nur so dahinfliegen und es leicht fällt in die Geschichte abzutauchen.

Der junge Quinn ist cool, sportlich und beliebt. Es wird ihm leicht verziehen, wenn er sich über andere lustig macht, z.B. über die Kinder der streng religiösen Nachbarn. Wie diese ihr Leben finden, weiß er nicht, er kann sie nicht einmal auseinanderhalten. Dennoch ist es eines dieser Kinder, dass ihm in seiner Not weiterhilft. So entspinnt sich eine Freundschaft zwischen Quinn und Grübchen Face Matilda. Seine neue Begleiterin ist schlagfertig, humorvoll und steht auch in den schrägen Situationen zu ihm, in dem andere Reisaus genommen hätten. Quinn hat nach einem Unfall besondere Fähigkeiten, seine Sinne sind geschärft, er sieht besondere Wesen und Gesichter und kann in eine andere Sphäre, den Saum, wechseln. Normalsterbliche wissen normalerweise nichts von diesen Dingen, dennoch weiht er sie ein und Matilda entpuppt sich als wertvolle Hilfe.

Kerstin Gier versteht ihr Handwerk und hat hier einen unterhaltsamen Serienauftakt vorgelegt, der neugierig auf die Fortsetzung macht, auf die ich mich schon freue. Ab und an hätte der Spannungsbogen höher sein können. Die Nebenfiguren sind sehr einfach und stereotyp gestrickt, das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden Protagonisten.

Der Titel und das Cover passen sehr gut zum Inhalt, was sich beim Lesen erschließt. Ich bin gespannt auf den nächsten Titel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2022

verzettelt sich etwas

Zum Paradies
0

Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte ...

Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte des Geschehnes miteinander verbunden scheinen. Im ersten Teil 1893 geht es darum, dass sich ein junger Mann in einen Musiklehrer verliebt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind nicht das Problem, es geht um Standesdünkel. 1993 geht es um eine Beziehung während der Aids Epidemie und 2093 ist New York krisengeschüttelt, Seuchen grassieren und der Staat überwacht die Einwohner.
Man kann in dem Zeitablauf verfolgen, wie sich die Gesellschaft ändert. Es gibt immer wieder kritische Denkanstöße, die jedoch nicht nachhallten, da sie in der Masse des Textes untergingen. Es werden viele verschiedende Themen (Klima, Mitmenschlichkeit, Liebe, Politik) angesprochen, manche wurden jedoch nur angeschnitten. Ich hatte den Eindruck, dass die Teile nicht ganz fertig ausgearbeitet waren bzw. sich die Autorin ein wenig verzettelt hatte. Mir hätte es gut gefallen, wenn die drei Teile als Einzelbücher und dafür besser ausgearbeitet erschienen wären.
Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und vergebe 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2022

Füchse im Fokus

Von Füchsen und Menschen
0

In diesem Buch kann man Füchse gefühlt hautnah erleben. Die sympathische Biologin Sophia Kimmig hat sich mit ihrer Forschung den Füchsen verschrieben und lässt die Leser dieses Buches an ihrer Arbeit und ...

In diesem Buch kann man Füchse gefühlt hautnah erleben. Die sympathische Biologin Sophia Kimmig hat sich mit ihrer Forschung den Füchsen verschrieben und lässt die Leser dieses Buches an ihrer Arbeit und dem Alltag teilhaben. Dabei erzählt sie so lebhaft und herzerfrischend, dass der Text im Nu verschlungen ist, ihre Begeisterung ist mitreißend. Neben Fuchs Fun Facts, die ab und an zwischen den Kapiteln zur Auflockerung auftauchen, gibt es jede Menge Einblicke in die Forschungsarbeit. Viele Dinge habe ich mir als Laie ganz anders vorgestellt und hatte Aha-Erlebnisse.

Das Füchse die Innenstädte zunehmend erobern, hatte ich zuvor schon gelesen. Hier nun konnte man ihre Spuren mit der Biologin verfolgen. Meine Umgebungsbeobachtungen fallen neuerdings ganz anders aus.

Ich vergebe hier gerne 5 Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus, für alle die an der Natur und insbesondere an Füchsen interessiert sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere