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Veröffentlicht am 25.02.2019

In der Liebe kann man nicht scheitern; Liebe ist immer ein Erfolg!

Liebende
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Eine fabelhafte, tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die einen über das Wesen und den Wert der Liebe nachdenken lässt.

In dieser poetischen Liebesgeschichte geht es um die beiden Windspielfische ...

Eine fabelhafte, tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die einen über das Wesen und den Wert der Liebe nachdenken lässt.

In dieser poetischen Liebesgeschichte geht es um die beiden Windspielfische Blauperlenauge und Schwarzperlenauge, die in einem buddhistischen Tempel Insa-dong an Glöckchen hängen, um traurige Menschen, die vorbei kommen zu trösten oder zu erfreuen. Diese beiden Fische verlieben sich in einander und sind ein Herz und eine Seele. Sie fühlen eine tiefe Verbundenheit. Im Laufe der Jahre kehrt aber Routine in ihren Alltag und es wird ruhiger. Blauperlenauge möchte es nicht akzeptieren und ist der Meinung, dass die Liebe seitens Schwarzperlenauge nachgelassen hat. Er kann die Ansicht von Schwarzperlenauge, „wenn Liebe neu ist, spricht man viele Worte. Alte Liebe hingegen ereignet sich schweigend“, nicht teilen. So beschließt Blauperlenauge, sich von Schwarzperlenauge zu trennen, um die wahre Liebe zu finden.
Als Blauperlenauge eines Tages von seiner Glocke abreißt, nutzt er die Gelegenheit und begibt sich auf eine lange, gefährliche und begegnungsreiche Abenteuerreise und wird mit der schmerzlichen Erfahrung von Schmerz, Verlust, Tod, Verletzung und Abweisung konfrontiert. Immer wieder entkommt Blauperlenauge knapp seinem eigenen Tod, weil er gerettet wird oder weil sich jemand für ihn vollends einsetzt. So lernt und erfährt er auch: „Die Liebe ist stärker als der Tod. (...) Für die Liebe muss man alles opfern.“ Und ihm wird bewusst gemacht „Lieben musst du jetzt, in diesem Augenblick. Verschieb es nicht auf morgen.“ Bei seiner Reise führt er tiefe Gespräche mit Tieren und Menschen und dabei wird von Mal zu Mal die Wertschätzung seines eigenen Lebens größer und dass die eigene Einstellung ein wesentliches Element ist, sein Leben zufrieden und mit sich im Einklang leben zu können: „Wenn das Denken sich verändert, verändert sich auch das Verhalten, und wenn man sich anders verhält, fühlt das Leben sich anders an.“
Nach der langen Suche nach der Wahren Liebe wird ihm letztendlich bewusst, dass die Wahre Liebe zu Hause ist, dass Schwarzperlenauge sein Ein und Alles, seine Bestimmung ist. Er kehrt zurück zu seinem Tempel Insa-dong, wo Schwarzperlenauge geduldig und voller Liebe all die Jahre auf ihn gewartet hat und ihn mit offenen Herzen wieder empfängt.

Da die Illustrationen bei mir im Ebook nur schwarz-weiß zu sehen sind, habe ich mir die wunderschönen Zeichnungen auf dem Rechner angeschaut. Diese acht Aquarell-Illustrationen von Gisela Goppel sind eine Augenweide und beinhalten einen schönen asiatischen Charme und laden zum Innehalten ein.

Jeong Ho-seung ist einer der bekanntesten Autoren /Dichter in Süd-Korea. Das Buch „Liebende“ ist in Korea bereits im Jahr 2008 erschienen und befindet sich mit über 2 Mio. verkaufter Exemplare mittlerweile in der 32. Auflage.

Mich hat diese poetische, meditative Fabel sehr berührt. Sie hält auf ihren gerade mal 128 Seiten ein Menge von Weisheiten über den Kern der Liebe, das Leben, das Leiden und den Tod parat und man bekommt somit Anregungen, sich mal wieder mit dem Wert und Sinn seines eigenen Lebens auseinanderzusetzen.
Es gibt viele tolle Zitate und Weisheiten im Buch, die lange nachhallen, weil sie im Kopf und tief im Herzen Fuß fassen. Dieses hat mir sehr gut gefallen: „Du musst lernen, wie man Liebe schenkt, Blauperlenauge. Manche Leute können Liebe nur empfangen, wissen aber nicht, wie man sie schenkt. Und wenn das so ist, geht selbst die Liebe verloren, die sie empfangen haben.“
Das Buch ist ein literarisches Juwel, das sich hervorragend als Geburtstags- oder bestimmt auch als Hochzeitsgeschenk anbietet. Wer den „Kleinen Prinzen“ mag, wird auch in „Liebende“ eine Bereicherung finden.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Ich weiß, was DU brauchst, denn ICH kenne Dich!

I can see U
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„I can see U“ ist ein packender, spannender Jugendroman von Matthias Morgenroth, der als Reporter und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk arbeitet.
Die Geschichte, die an einem Ingolstädter Gymnasium ...

„I can see U“ ist ein packender, spannender Jugendroman von Matthias Morgenroth, der als Reporter und Redakteur beim Bayerischen Rundfunk arbeitet.
Die Geschichte, die an einem Ingolstädter Gymnasium spielt, zeigt den schulischen und außerschulischen Alltag einer 10. Klasse, in der mehr und mehr das „digitale Klassenzimmer“ Einzug erhält. Der etwas dystopische, aber durchaus viele realischtisch Elemente aufweisende, Roman scheint (sogar) in naher Zukunft zu spielen – evtl. Mai 2020 (?!) und beleuchtet einen Zeitraum von knapp zwei Wochen.

Marie ist eine eher unscheinbare Jugendliche – Zahnspange, nicht die beste Figur -, die eher in der Klasse untergeht. Sie sehnt sich, auch mal als „Frau“ wahrgenommen zu werden, sie möchte auch mal einen Freund haben. Als mitten im Schuljahr der sehr gut aussehende, immer top-gekleidete Ben in ihre Klasse kommt, ist es um sie geschehen. Hals über Kopf verliebt sie sich in den Neuen und hat sieht ihn durch die „Rosa Brille“. Bens zuvorkommendes Verhalten ihr gegenüber bestärkt sie in dem Gefühl, dass endlich mal jemand da ist, der sich für sie interessiert.
Aber die ganze Klasse lässt sich von Ben beeindrucken. Er ist extrem hilfsbereit und findet schnell Anklang. Kaum dass jemand eine Frage / Problem hat, hat Ben sogar in Windeseile eine Lösung parat. Und das Höchste ist, er liest fast schon Wünsche von den Augen ab! Alle sind begeistert.
Der einst harmonische Zusammenhalt der 10. Klasse wird aber gestört, als im Klassenchat unvorteilhafte und sehr private Bilder auftauchen und geteilt werden. Sogar manipulierte Bilder werden verschickt – an Schüler und Lehrer zugleich.
Den Klassenkameraden wird Bens Verhalten immer merkwürdiger, auch scheint er sich immer wieder wie die „Fahne im Wind“ zu drehen. (Hat er überhaupt eine eigene Meinung?) Man sieht ihn zudem nur in der Schule. Selbst der Direktor benimmt sich eigenartig. Diesem Geheimnis wollen die drei Jugendlichen Marie, Elli und Josh auf den Grund gehen und begeben sich auf eine spannende und gefährliche Expedition. Bei dieser Aktion wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt und es zeigt sich, wer in der reellen Welt ein wahrer Freund ist und auf wen man sich verlassen kann.

Das Buch, das aus der Retro-Perspektive von Marie geschrieben ist, hat einen flüssigen und jugendfreundlichen Schreibstil. Besonders gegen Ende des Buches nimmt die Story Fahrt auf. Die Sätze, mit viel Tiefe, die zum Nachdenken anregen, frischen und peppen die Geschichte gekonnt auf. Das Buch hat mir unwahrscheinlich gut gefallen, da die Personen auf mich sehr authentisch wirken. Es werden FoodBlogs geschrieben, Youtube-Videos eingestellt, man ist begeistert von der Möglichkeit des Smarthomes.
Und genau diese digitale Welt wird hier sehr kritisch beleuchtet. Beim Lesen des Romans wird einem ständig vor Augen gehalten, welche Gefahren mit dieser wachsenden Technisierung und Digitalisierung verbunden sind – wenn uns das Denken quasi abgenommen wird.
Es zeigt auch, das es keinen langen Zeitraum braucht, um „Hetze“ und Unfrieden zu schüren.

Meines Erachtens handelt es sich bei dem Buch um ein geeignetes Buch, welches im Rahmen einer Klassenlektüre (9.-11. Klasse) gelesen werden kann, da die Protagonisten eben dieses Alter der Leserschaft haben. Ein Identifikation ist somit ein leichtes.
Das Ende hat in meinen Augen kein richtiges Ende; es wird etwas offen gelassen. Aber das wird wohl Absicht sein, so kann man sich über den Fortgang dieser Geschichte Gedanken machen und sich selber zu Ende denken. Letztendlich sollen wir sensibilisiert werden, was für Nutzen und Gefahren diese immer ausgefeilteren Neuerungen mit sich bringen.

Das Cover ist exzellent. Das schlichte Schwarz-Weiß-Foto eines hübschen, jugendlichen männlichen Gesichts, welches einem selbst tief und eindringlich in die Augen zu blicken scheint und der Titel („I can see U“), der holographisch gestaltet ist, bilden einen tollen Kontrast. Allein schon die Buchgestaltung lädt ein, das Buch aus dem Regal zu nehmen.

Ich kann den Roman Jugendlichen aber genauso Erwachsenen wärmstens – mit 4,5 Sternen - empfehlen.

Veröffentlicht am 03.02.2019

Wenn Du hast viel Fantasie, kommt die Langeweile nie!

Ein Affe an der Angel
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Einmalig schöne fantastische und fantasiegeladene Tiergeschichten.
Da möchte man mit Darko und seinen tierischen Freunden gerne alles miterleben.

Darko ist ein kleiner pfiffiger Junge. Er ist selbsternannter ...

Einmalig schöne fantastische und fantasiegeladene Tiergeschichten.
Da möchte man mit Darko und seinen tierischen Freunden gerne alles miterleben.

Darko ist ein kleiner pfiffiger Junge. Er ist selbsternannter Tierforscher, Fachmann für Abenteuer und Erfinder, der immer sein Tierlexikon dabei hat und eine seiner Spezial-Multifunktionswendewesten, die er für die unterschiedlichsten Alltagssituationen benötigt, griffbereit hat. Und wenn Langeweile im Anmarsch ist, dann hat sie keine Chance. Denn er weiß, was zu tun ist. Darko macht einfach Kopfstand und bietet der Langeweile Paroli: „Na warte, Langeweile, ich werd's dir zeigen.“ Und dann sprudeln immer sagenhafte Ideen, so sagenhaft, dass die Tiere aus seinem Tierlexikon für ihn lebendig werden und mit ihm tolle Abenteuer bestehen und ihm helfend mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und auf diese lebendige, lebhafte Reise wird der Leser mitgenommen. Er fiebert mit Darko und den Freunden und kann sich mit ihnen freuen.
Drei unterschiedlichste Abenteuer füllen das 128 Seite umfassende farbenfrohe Buch:
Weil es stark regnet, gibt es ein „Mamaregenrausgehverbot“, so dass Darko - statt dass er draußen auf der Wiese nach Regenwürmern suchen darf -, sich notgedrungen einen Plan ausdenken muss, wie er von seinem Zimmer im 8. Stock Regenwürmer beschaffen kann.
Und als er bei einem „Ausnahme-Sahara-Hitzetag“ auf der Stadtautobahn im Stau steht, rettet Darko mit alten und neuen Tierfreunden eine Ameisentruppe retten, da durch den Bau der Autobahn ihre Ameisenstraße zerstört wurde.
Des weiteren bringt er sein 'krankes' Wochenend-Pflege-Meerschweinchen zum im Haus arbeitenden befreundeten Tierarzt und trifft dort – wie kann es auch anders sein - auf alte und neue Freunde seines Tierlexikons, die ebenfalls vom Tierarzt geheilt werden wollen und dann zufrieden und glücklich die Praxis verlassen.

Wunderbar an den Geschichten ist vor allem, dass jedes Tier seine Wertschätzung in seinen Eigenheiten und Besonderheiten erhält. Ein tolles Beispiel für Toleranz und ein friedliches Miteinander trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer Unterschiedlichkeit.
Das Buch verspricht „drei tierisch-spannende Geschichten zum Nachdenken und Kaputtlachen“, und dieses Versprechen wird im höchsten Maße gehalten. Man lernt nebenbei noch etwas über Tiere, die Natur und sonstiges Alltägliches, über das man sich so keine Gedanken macht.
Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren geeignet oder für Erstleser, da es nicht Text-überladen ist und durch wunderschöne Illustrationen, in denen vieles, was im Text steht unterstrichen und aufgelockert wird. Es macht aber auch Spaß, in den Zeichnungen selber auf Erkundungstour zu gehen und sich an der Lebendigkeit der Bilder zu erfreuen.
Ich bin der Überzeugung, dass Kinder, die das Buch selber lesen, erkennen, dass Darko auf einer Fantasiereise, die in seinem Kopf entsteht, reist. Und wer das Buch kleineren Kindern vorliest, kann es ja kurz (bei Bedarf) erklären.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, da sich Tiere immer als vortreffliche Mittler und Vermittler von Botschaften eignen.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen! Ich hoffe, dass es weitere Geschichten mit Darko und seinen Freunden gibt, so dass es noch öfters heißt: „Wir treffen uns bald wieder zum nächsten Abenteuer! Weitersagen, weitersagen!“

Veröffentlicht am 28.12.2018

Wer ein Fan von Wortakrobatik ist und gerne mit Buchstaben jongliert, wird in dieser Geschichte einen Schatz entdecken.

Der Wortschatz
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Elias Vorpahl hat mit seinem Debüt-Roman ein außergewöhnliches, fabelhaftes, märchenähnliches Werk vorgelegt. Eine solche Art von Geschichte habe ich so noch nie vorgefunden.
Vorpahl wagt sich an das ...

Elias Vorpahl hat mit seinem Debüt-Roman ein außergewöhnliches, fabelhaftes, märchenähnliches Werk vorgelegt. Eine solche Art von Geschichte habe ich so noch nie vorgefunden.
Vorpahl wagt sich an das abstrakte Thema Sprache und haucht den Wörtern Leben ein, so dass diese personalisiert und zu Protagonisten werden, die somit greifbar und nahbar sind. Sie bekommen ein Gesicht und werden zu Charakteren. Man kann mit ihnen fühlen und sich mit ihnen identifizieren.

Hauptprotagonist ist ein Wort, das mit sich selbst nichts anzufangen weiß, weil es seine wahre Bestimmung nicht (mehr) kennt. Mit der Frage „Wer bin ich?“ macht es sich auf eine lange Reise durch die Welt der Sprache und hofft, DIE Antwort zu finden. Die Reise ist beschwerlich und gefährlich. Doch wie es bei vielen Geschichten so ist, trifft unser Wort viele Weggefährten, die ihm mit Wort und Tat hilfreich zur Seite stehen. Unser Wort muss sich so z.B.: in einem Sprachfluss und bei Wortspielen behaupten und sich mit einem Buchstaben-Salat auseinandersetzen.
Ganz klassisch endet das Buch mit einem: Ende gut – alles gut. Denn zum Schluss erfährt es schließlich, welch wichtige Bedeutung ihm zukommt.

Die Geschichte ist voll von Wortspielen, Metaphern, Doppeldeutigkeiten und Poesie.
Man findet immer Anspielungen auf andere große Klassiker der Kindheit wie: „Der kleine Prinz“, „Momo“, „Die Unendliche Geschichte“, „Alice im Wunderland“ und andere.
Mir hat es gefallen, solche solche 'Mitspieler' zu entdecken, da man sie als liebgewonnene Erinnerungen aufleben lassen konnte und sie als Gefährten ansehen konnten, die das Wort – und einen selbst – auf der Reise durch die Sprachwelt begleiteten.

Die Geschichte an sich hat einen einfachen Kern. Aber das Buch lebt nicht unbedingt von der Handlung. Leben und Spannung kommt auf, wenn es der Leser schafft, sich zwischen den Zeilen zu bewegen, die Faszination der Sprache, Worte und Buchstaben entdeckt und vielleicht auch die Einladung des Buches versteht, die Reise des Wortes fortzusetzen.
Beim Lesen der Geschichte entwickelt man langsam wieder ein eigenes Wortgefühl und macht sich über die Bedeutung der Sprache Gedanken.

Wenn man das Buch gelesen hat, wird einem bewusst, wie fantastisch, vielschichtig aber auch einzigartig unsere Sprache ist. Sprache ist nicht nur die Summe der Wörter. Sprache ist mehr!

Ein kurzes Buch, das lange nachklingt.