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Veröffentlicht am 18.11.2019

Eine Geschichte weitab vom Mainstream, die einen unwiderstehlichen Sog auf den Leser ausübt

Der Bär und die Nachtigall
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„Der Bär und die Nachtigall“ ist der erste Band der Winternight-Trilogie und stammt aus der Feder von Katherine Arden. Dieser Roman bietet lesenswerte und intelligente Folklore im neuen Gewand, die sich ...

„Der Bär und die Nachtigall“ ist der erste Band der Winternight-Trilogie und stammt aus der Feder von Katherine Arden. Dieser Roman bietet lesenswerte und intelligente Folklore im neuen Gewand, die sich spürbar vom Mainstream abhebt und den Leser in den Bann schlägt.

„Es war Spätwinter in Nord-Rus und der Himmel düster vom Niederschlag, der weder Regen noch Schnee war. Die strahlende Februarlandschaft war vom trostlosen Grau des Monats März verdrängt worden.“ Zitat aus "Der Bär und die Nachtigall" von Katherine Arden, Seite 11.

So beginnt Wasjas Geschichte - ein Roman mit historischen Elementen, der in ein wundervolles Wintermärchen übergeht. Der Schreibstil ist flüssig und das winterliche Setting wird auf atmosphärische Weise auf den Leser übertragen. Katherine Arden zeichnet in dem Auftakt ihrer Trilogie eine düstere Welt des alten Russlands, eingebettet in ein eisiges Setting. Ein russisches Dorf bildet eine atmosphärische Kulisse, die ihre ganz eigene Magie besitzt. Eisige Temperaturen, dicke Schneeflocken und tiefe Wälder erwarten den Leser im Rus – einem fast vergessen Reich voller Mythen, Legenden und Sagen. Die raue Magie des eisigen Settings versetzt den Leser in wohlige Winterstimmung, doch tief im verschneiten Wald lauern ungeahnte Gefahren. Die düstere Atmosphäre voller unterschwelliger Gefahr zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Wer hier eine rasante und nervenzehrende Story erwartet, wird enttäuscht sein. Die Spannungskurve steigt zwar immer wieder leicht an, insgesamt verläuft die Geschichte aber sehr ruhig. Die Autorin nimmt sich viel Raum für Details und eine realistische Darstellung der damaligen rauen Zeit.

Die Welt ist im Umbruch, der alte Glauben prallt gegen den Einzug des Christentums. Haus- und Naturgeister weichen dem Glauben an Dämonen und verirrte Seelen, die es zu erlösen gilt. Im Fokus des Umbruchs steht die junge Wasja, die Tochter eines russischen Fürsten mit reichen Ländereien. Der Leser begleitet das Mädchen über viele Jahre hinweg. Wasja ist der Inbegriff von Freiheit. Wild, unbezähmbar und nicht in der Lage sich anzupassen, macht sie ihrem Vater das Leben schwer. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit rebelliert das junge Mädchen gegen das damalige typische Frauenbild. Schnell rückt sie in den Fokus der Kirche. Doch während der neue Dorfpfarrer nach der Erlösung von Wasjas Seele strebt, erhebt sich in den dunklen Tiefen der Wälder eine uralte Gefahr, die das gesamte Dorf auslöschen könnte.

"»Was bedeutet das, hüte dich vor den Toten?«
Der Leshy neigte das altehrwürdige Haupt. »Drei Zeichen.
Das vierte sind die Toten«, antwortete er und verschwand.
Um Wasja herum war nur noch Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter." Zitat aus "Der Bär und die Nachtigall" von Katherine Arden, Seite 241.

„Bär und die Nachtigall“ ist eine Geschichte weitab vom Mainstream, die einen unwiderstehlichen Sog auf den Leser ausübt. Ein eisiges Reich voller Mythen, Legenden uns Sagen wartet darauf entdeckt zu werden. Was Katherine Arden hier in der 420 Seiten umfassenden Geschichte vorlegt, steckt die Messlatte für die Fortsetzung hoch. Von mir gibt es für diesen zugleich düsteren und magischen Roman 4,5 Sterne. Eine klare Leseempfehlung für alle, die atmosphärische Geschichten abseits vom Mainstream mögen, in denen auf alle gängigen Klischees verzichtet wird.

Veröffentlicht am 05.09.2019

KI meets Disney - das Happily Ever After der Zukunft

The Kingdom
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"The Kingdom - Das Erwachen der Seele“ ist ein Einzelband und stammt aus der Feder von Jess Rothenberg. Der Mix aus Jugendthriller und KI-Roman hatte mich auf Anhieb angesprochen. Die Autorin hat eine ...

"The Kingdom - Das Erwachen der Seele“ ist ein Einzelband und stammt aus der Feder von Jess Rothenberg. Der Mix aus Jugendthriller und KI-Roman hatte mich auf Anhieb angesprochen. Die Autorin hat eine spannende Geschichte geschaffen, die durch einen ungewöhnlichen Aufbau, eine interessante Thematik und ein wundervolles Setting überzeugt.

Das Buch gliedert sich zum einen in Kapitel aus der Ich-Perspektive von Ana, in der sie die Vergangenheit Stück für Stück aufrollt, zum anderen gibt es immer wieder Ausschnitte aus Protokollen sowie dem Gerichtsverfahren. Alleine schon das Setting ist absolut traumhaft: ein futuristischer Vergnügungspark, der an ein verrücktes Disneyland erinnert und in dem Träume wahr werden. Für den Leser gibt es einige magische Orte zu entdecken, wie die Mermaid Lagoon oder das Winterland.

"Ich atme die eisige Luft ein. Sie riecht lecker nach warmem Kakao. Vier Meter unter uns galoppieren Gäste auf scheckigen Islandpferden durch den Schnee oder trinken in gemütlichen Berghütten heiße Schokolade. Andere baden in heißen Quellen, laufen Schlittschuh auf gefrorenen Teichen oder entspannen sich im Crystal Chateau, einem luxuriösen Kurbad, das ganz aus Eis gebaut ist. Selbst der Abendhimmel ist hier magisch, eine Simulation des Sonnenspektrums in elektrischen Blautönen und Plasmagrün, die in unterschiedlichen Nuancen über uns tanzen und wirbeln." Zitat aus "The Kingdom - Das Erwachen der Seele" von Jess Rothenberg, Seite 38.

Ana ist eine von sieben Prinzessinnen, die im Park leben und den Besuchern Wünsche erfüllen. Die Mädchen sind jedoch nicht menschlich. Sie wurden künstlich erschaffen und mit einer hochintelligenten KI ausgestattet. Das Buch behandelt zwei brisante Themen. Auf der einen Seite geht es um das Erschaffen künstlicher Intelligenzen. Der Leser stellt sich unweigerlich die Frage, wo die Grenze der technischen Möglichkeiten liegt und wie weit der Mensch aus moralischer Sicht gehen kann. Ist eine Maschine, die aussieht wie ein Mensch, die sich weiterentwickelt wie ein Mensch und die Gefühle entwickeln kann, tatsächlich nur ein Ding? Oder sollte man selbst eine KI als Lebewesen betrachten, wenn diese Gefühle entwickeln kann? Darf so etwas aus moralischer Sicht überhaupt erschaffen werden? Und wo liegen die Grenzen der Nutzung so eines künstlichen Menschen? Zum anderen dreht sich ein kleiner Teil des Buches um das Erschaffen von Hybriden. Ausgestorbene Tiere werden im Park zum Leben erweckt, indem sie durch Technologie optimiert werden. Es gibt einige traurige Szenen, die dem Leser klar machen, welche Risiken diese "Attraktion" birgt. Die Kapitel aus Anas Sicht sind sehr berührend, da der Leser nach und nach ihre Entwicklung verfolgen kann und die Frage im Raum steht, ob Ana einen Wachmann getötet hat. Doch warum sollte eine KI so etwas tun, wenn sie keine Gefühle und keinen eigenen Willen entwickeln kann und technische Manipulation ausgeschlossen ist? Insgesamt ist dieses Jugendbuch ungewohnt tiefgründig und wirft einige Fragen auf, die mich persönlich sehr beschäftigt haben. So sehr die Autorin mich auch begeistern konnte, das Ende lässt leider einige Fragen offen. Das Buch kann definitiv als Stand alone stehen bleiben, lässt mich aber nicht ganz zufrieden zurück, da das Ende recht offen ist. Potenzial für einen Folgeband ist auf jeden Fall vorhanden.

Mit dem Einzelband "The Kingdom - Das Erwachen der Seele" entwirft die Autorin Jess Rothenberg ein brisantes Zukunftsszenario, eingebettet in einen fantastischen Erlebnispark, in dem Träume wahr werden. Eine interessante Thematik rund um künstliche Intelligenz, ein düsterer Weltenentwurf und eine spannende Handlung lassen das Leserherz höherschlagen. Von mir gibt es 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Gelungener Auftakt der Trilogie!

Eve of Man (I)
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„Die letzte Frau“ ist der erste Band der Reihe "Eve of Man" und stammt aus der Feder von Giovanna und Tom Fletcher. Eine spannende Grundidee, interessante Charaktere und ein actionlastigen Finale lassen ...

„Die letzte Frau“ ist der erste Band der Reihe "Eve of Man" und stammt aus der Feder von Giovanna und Tom Fletcher. Eine spannende Grundidee, interessante Charaktere und ein actionlastigen Finale lassen das Leserherz höherschlagen. Mit Eve lebt oder stirbt die gesamte Menschheit - wenn das kein Grund zur Panik ist... Doch für Eve kommt es noch schlimmer. Sie beginnt Fragen zu stellen und wird dadurch zu einem unkalkulierbaren Risiko für Ihre Beschützer.

Giovanna und Tom Fletcher verstehen es gut, den Leser mitzureißen. Der Schreibstil ist einfach und zugleich noch bildhaft genug, um einzelne Szenen im Kopf zum Leben zu erwecken. Aus meiner Sicht gliedert sich das Buch in drei Teile. Im ersten Abschnitt lernt der Leser Eve und ihr Leben in der Kuppel kennen. Dieser Einstieg ist dem Autorenteam sehr gut gelungen. Besonders die vielen technischen Elemente dieser Zukunftswelt konnten mich begeistern. Für interessierte Leser gibt es in dieser Hinsicht einiges zu entdecken. Zudem ist es spannend Eve im Alltag zu beobachten, da ihr Leben einige moralische Fragen aufwirft und man nicht anders kann, als darüber nachzudenken. Auch für den Perspektivenwechsel zwischen Eve und Bram gibt es Pluspunkte. Der Leser kann auf diese Weise an den Gedanken und Emotionen der beiden Charaktere teilnehmen und tief in deren Ängste, Hoffnungen und Träume eintauchen. Besonders interessant wird es durch den Kontrast von Eves perfektem Leben in der Kuppel und Brams Leben als Eves Beschützer, der die Wahrheit über die richtige Welt kennt und so einiges an Eves Leben in Frage stellt.

"Was Eve wohl von all dem halten würde, wenn sie es sehen könnte? Wie muss das für sie sein, wo sie das alles noch gar nicht kennt, jetzt dort oben in der Kuppel unter dem vollkommenen Sternenhimmel? Schon bald wird sie einer von tausend vorprogrammierten Sonnenaufgängen wecken, und wie wird über einen duftig weißen Wolkenteppich hinausblicken. Sie wird weiter glauben, dass die Welt friedlich und wundervoll ist; ihr Glaube an die Menschheit, die sie erretten soll, wird für einen weiteren Tag am Leben erhalten werden." Zitat aus "Eve of Man - Die letzte Frau" von Giovanna & Tom Fletcher , Seite 33.

Der zweite Teil des Buches schwächelt leider etwas. Die Handlung wird stellenweise kaum vorangetrieben, was für ein paar Längen sorgt. Schade fand ich auch, dass der Leser kaum Einblicke in die Außenwelt erhält und erst recht spät in das Schicksal der Menschen außerhalb der Kuppel einbezogen wird. Der dritte Teil des Buches macht die Durststrecke im Mittelteil aber wieder wett. Das Tempo wird stark angezogen und die Handlung punktet mit viel Spannung und actionreichen Szenen. Der letzte Abschnitt ist sehr rasant und hat schon fast das Potenzial für einen Actionfilm. Insgesamt bedient sich das Autorenteam an einigen typischen Elementen der aktuellen Dystopien im Bereich Jugendbuch. Die Umsetzung ist aber trotzdem sehr gut gelungen und konnte mich bis zur letzten Seite mitreißen. Ich für meinen Teil bin absolut begeistert. Nur eine einzige Frage hat mich nicht mehr losgelassen: Warum denken eigentlich alle, dass Eve Mädchen zur Welt bringen kann? Aus meiner Sicht wäre eher Ihre Mutter als Retterin der Menschheit in Frage gekommen. Wer weiß, ob Eve überhaupt das Merkmal besitzt, das bei ihrer Mutter zum Gebären eines Mädchens geführt hat.

"Eve of Man - Die letzte Frau" von Giovanna und Tom Fletcher ist eine gelungene Dystopie mit tollen Charakteren und einem actionlastigen und spannenden Ende des ersten Bandes. Das Autorenteam bedient sich zwar an typischen Elementen aus dem Bereich Jugendliteratur, punktet aber mit einer interessanten Grundidee und einer Thematik, die den Leser auch nach Beendigung der Lektüre noch beschäftigt. Ich freue mich schon sehr darauf zu erfahren, wie es mit Eve im zweiten Band weitergeht. Von mir gibt es für diesen vielversprechenden Reihenauftakt 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Das zweite Abenteuer im Königreich Ceredigion - ein mitreißendes Fantasy-Erlebnis in einer Welt voller Gefahren

Königsfall – Der Paladin
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"Der Paladin" ist der zweite Band der Reihe „Königsfall" und stammt aus der Feder von Jeff Wheeler. Nach dem vielversprechenden Reihenauftakt war ich wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung. Mit "Königsfall" ...

"Der Paladin" ist der zweite Band der Reihe „Königsfall" und stammt aus der Feder von Jeff Wheeler. Nach dem vielversprechenden Reihenauftakt war ich wahnsinnig gespannt auf die Fortsetzung. Mit "Königsfall" hat der Autor eine spannende Reihe geschaffen, die dynastische Auseinandersetzungen, machtpolitische Hintergründe und Fantasy-Elemente genial miteinander verwebt.

Viel Zeit ist vergangen, seitdem Owen Kiskaddon als Geisel zu König Severn gebracht wurde. Mittlerweile steht er hoch in der Gunst des einst so verhassten Königs. Dank seiner magischen Gabe wird Owen hoch geschätzt und niemand wittert den Verrat dahinter. Trotz seiner List steht Owen loyal hinter dem König, seitdem er entdeckt hat, dass Severn nicht das blutrünstige Monster ist, für das sein Volk ihn hält. "Treue bindet mich" ist ein Leitspruch, nach dem nun auch Owen und seine Kindheitsfreundin Elysabeth leben. Bis der König eines Tages plant, Elysabeth als Geheimwaffe einzusetzen, um den Frieden in Ceredigion und seinen Thron zu sichern. Owen muss sich entscheiden, ob er weiterhin loyal hinter dem König steht, oder all seine Prinzipien verrät und seinem Herzen folgt.

Dank des angenehmen Schreibstils ist mir der Einstieg in den zweiten Band sehr leicht gefallen. Die Geschichte wurde sowohl sprachlich als auch inhaltlich gut ausgearbeitet und lässt sich flüssig und spannend lesen. Jeff Wheeler beweist in dieser Fortsetzung, dass er nicht nur gut unterhalten kann, sondern auch ein Talent zum Geschichten erzählen hat. Die Geschichte von Owen Kiskaddon und Elysabeth Victoria Mortimer hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Die Charaktere sind absolut großartig. Wer starke Charaktere mag, wird mit dieser Reihe viel Freude haben. Zudem ist es Jeff Wheeler gelungen, eine nachvollziehbare und authentische Entwicklung seiner Charaktere zu zeichnen. Zwischen den ersten Kapiteln des Reihenauftakts und dem Beginn der Fortsetzung liegen rund neun Jahre. Owen hat sich von einem schüchternen Jungen in einen selbstbewussten Jungen Mann verwandelt, der dank seines strategischen Denkens und seines Mutes hoch in der Gunst des Königs steht. Es hat mir viel Freude bereitet, den "erwachsenen" Owen auf seinem steinigen Weg zu begleiten. Auch Elysabeth Victoria Mortimer ist eine äußerst interessante Protagonistin, die mit ihrer überschäumenden Art und ihrem Mut begeistert. Doch nicht nur die Charaktere und deren Entwicklung konnten mich begeistern, sondern auch die Handlung voller Verrat, Intrigen und politischen Konflikten. Das Tempo ist zuweilen etwas ruhig, was es aber nicht weniger spannend macht. Jeff Wheeler konnte mich von der ersten bis zur letzen Seite mitreißen und begeistern. Daher freue ich mich schon sehr auf den nächsten Band der Reihe.

Das zweite Abenteuer im Königreich Ceredigion - ein mitreißendes Fantasy-Erlebnis in einer Welt voller Gefahren und einem Hauch Magie. Jeff Wheeler beweist mit "Königsfall - Der Paladin", dass er ein Talent zum Geschichten erzählen hat. Von mir gibt es für diese rundum stimmige Geschichte zweier starker Charaktere 4,5 Sterne und ich freue mich schon sehr darauf, im nächsten Band wieder in dieser spannenden Welt versinken zu können.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Ein mitreißendes Leseerlebnis mit Schockeffekt

Becoming Elektra
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„Becoming Elektra – Sie bestimmen, wer du bist“ ist ein Einzelband und stammt aus der Feder von Christian Handel. Da mich der Autor bereits mit seinem Buch „Rosen und Knochen“ begeistern konnte, war sein ...

„Becoming Elektra – Sie bestimmen, wer du bist“ ist ein Einzelband und stammt aus der Feder von Christian Handel. Da mich der Autor bereits mit seinem Buch „Rosen und Knochen“ begeistern konnte, war sein neues Jugendbuch ein absolutes Must-Read für mich. Auch dieses Werk konnte mich richtig packen und gefällt mir sogar noch besser, als das Fantasy Debüt des Autors.

Als die schöne und reiche Elektra Hamilton bei einem Reitunfall uns Leben kommt, soll Isabel sie ersetzen. Doch ihr identisches Aussehen ist nicht alles, denn Isabel muss viele Menschen täuschen, denen Elektra teilweise sehr nahe stand. Isabel hat kaum Zeit sich vorzubereiten, bevor sie ahnungslos in einem wahren Haifischbecken landet. Lügen, Intrigen und Verrat scheinen zum Alltag der Hamiltons und deren Familienunternehmen zu gehören. Zudem kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass Elektra Geheimnisse hatte und ihr Tod vielleicht kein Unfall war.

Dank des angenehmen Schreibstils ist mir der Einstieg in das Buch sehr leicht gefallen. Christian Handel hat ein spannendes Jugendbuch geschaffen, das den Leser schon nach kurzer Zeit völlig in den Bann zieht. Im Vordergrund der Geschichte stehen Isabel und ihre Verwandlung in Elektra. Der Autor versteht es perfekt, seinen Charakteren Leben einzuhauchen. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die Entwicklung der Charaktere wunderbar authentisch wirkt. Nicht nur Isabel, sondern auch die Nebencharaktere wurden mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Während ich mit Phillip von Halmen eher weniger anfangen konnte (Hektor hat recht, er ist wirklich langweilig), war Hektor mein absoluter Liebling. Warum zum Teufel muss er mit Elektra verwandt sein? Es ist wirklich schade, dass Hektor dadurch eher zu einer Randfigur wird. Er hat definitiv Potenzial für mehr. Auch der kleine Nestor hat sich in mein Herz geschlichen und selbst die kühle Sabine wurde mir immer sympathischer. Christian Handel versteht es meisterlich, den Leser mitzureißen und trotzdem jede kleine Entwicklung authentisch wirken zu lassen. Bei diesem Buch passt wirklich alles: Das Erzähltempo, Schreibstil, Charaktere und Handlung. Der Fokus der Geschichte liegt auf dem Lösen des Geheimnisses um Elektras Tod. Eingebettet in ein futuristisches Setting spielt sich ein kleiner Kriminalfall ab. Besonders gut hat mir die Thematik des Klonens und der darauf resultierenden Probleme gefallen. Christian Handel verwebt geschickt Wissenschaft und Ethik und stellt den Leser vor ernstere Fragen, als man es normalerweise von einem Jugendbuch erwarten würde. Bis hierher war das Buch perfekt, doch dann kommt das Ende - und das ist wirklich fies. Besonders, wenn man im Nachwort liest, dass es sich tatsächlich um einen Einzelband handelt. Hier stellt sich mir nur eine Frage: Warum? Warum baut man so eine grandiose Welt mit einer spannenden wissenschaftlichen Thematik auf, um das Buch dann auf diese Weise enden zu lassen? Ich war, zugegeben, wirklich schockiert. Es wird so viel offen gelassen. Beispielsweise das Geheimnis, das sich im Keller des Instituts verbirgt. Wozu diese Szene und der Aufbau von Spannung, wenn schlussendlich nicht aufgelöst wird, warum es dieses Geheimnis gibt und welchem Zweck es dient? Auch einige andere Dinge bleiben offen. Die letzte Szene des Buches verspricht dem Leser ein schockierendes Ende, das viel der Fantasie überlässt, was den weiteren Verlauf der Geschichte angeht. Lieber Christian Handel, lieber Ueberreuter Verlag: Bitte lasst dieses Ende nicht so stehen. Die Geschichte von Isabel und Kelsey ist noch lange nicht zu Ende erzählt! Der Name Kelsey bedeutet Sieg und das wäre doch ein schöner Ansatz für einen zweiten Band.

Ein mitreißendes Leseerlebnis mit Schockeffekt: Mit „Becoming Elektra – Sie bestimmen, wer du bist“ zieht der Autor Christian Handel den Leser tief in eine futuristische Welt voller Verrat, Lügen und Intrigen. Ist man einmal in Elektras Leben versunken, erwartet den Leser eine grandiose Geschichte, bei der einfach alles stimmt. Ein futuristisches Setting, authentische Charaktere, überraschende Wendungen und viel Spannung lassen das Leserherz höherschlagen. Das Ende sorgt jedoch für einen richtigen Schockeffekt. Für einen Reihenauftakt ein grandioser Abschluss, aber für einen Einzelband bleibt am Ende einfach zu viel offen und die letzte Szene wirkt zudem wie ein Cliffhanger für einen weiteren Band. Da dieses Buch für mich trotzdem ein Highlight ist und mich von Beginn an mitreißen konnte, vergebe ich 4,5 Sterne mit der Hoffnung auf einen Folgeband.