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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2025

Ein eindrucksvoller Beginn der Neuguinea-Saga

Aufbruch ins Paradies
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Im Jahr 1884 verlässt die Familie Berger nach einem Unglück in ihrer Möbelfabrik ihre Heimat und begibt sich auf eine lange Reise nach Neuguinea. An Bord der Prinz Heinrich wachsen Hoffnungen und Zweifel ...

Im Jahr 1884 verlässt die Familie Berger nach einem Unglück in ihrer Möbelfabrik ihre Heimat und begibt sich auf eine lange Reise nach Neuguinea. An Bord der Prinz Heinrich wachsen Hoffnungen und Zweifel gleichermaßen. Und schon bald wird deutlich, dass nicht nur eine neue Zukunft beginnt, sondern auch alte Konflikte und unausgesprochene Wünsche ihren Platz fordern.
Tara Haigh zeichnet den Aufbruch mit lebendiger Anschaulichkeit. Die Schilderung des Lebens an Bord vermittelt spürbar, wie eng und unruhig diese Tage auf dem Meer gewesen sein müssen, geprägt von Unsicherheit, Erwartung und dem Gefühl, etwas unwiderruflich hinter sich zu lassen. In der neuen Welt treffen Träume auf eine raue Wirklichkeit. Hitze, Krankheiten und kulturelle Fremdheit stellen alle Erwartungen auf die Probe.
Hedwig, Clara und Anna stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Jede von ihnen trägt ihren eigenen Anteil an Sehnsucht und Enttäuschung. Hedwigs innerer Konflikt zwischen Pflicht und dem Wunsch nach Freiheit verleiht der Handlung Gewicht. Claras Einsamkeit und Annas ungestümer Glaube an ein besseres Leben fügen dem Familienbild glaubwürdige Facetten hinzu. Auch die männlichen Figuren sind sorgfältig gezeichnet und zeigen, wie Ehrgeiz und Schwäche oft nah beieinanderliegen.
Die Sprache ist klar, bildhaft und gut lesbar, der historische Hintergrund sorgfältig recherchiert. Besonders gelungen ist die Atmosphäre, die sowohl die Schilderung der Überfahrt nach Neuguinea als auch die Fremdheit des neuen Landes spürbar macht. Im Mittelteil verliert die Handlung kurzzeitig etwas an Schwung, gewinnt aber im letzten Drittel wieder an Intensität.
So entsteht das Bild einer Familie, die alles hinter sich lässt und lernen muss, mit Verlust, Hoffnung und Neubeginn umzugehen. Der Roman berührt durch seine Nähe zu den Protagonisten sowie durch eine glaubhafte emotionale Entwicklung und bildet einen gelungenen Auftakt zu einer Saga, die noch viele Wege offenlässt.
4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.11.2025

Eine starke Fortsetzung voller Spannung und Gefühl

Die Frauen vom Tafelberg. Catharina Ustings' mutiger Kampf um ihr Glück
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Vor rund zwei Jahren erschien "Die Löwin vom Tafelberg", ein Roman, der mich damals sehr begeistert hat. Umso schöner, dass Inès Keerl die Geschichte nun fortsetzt und erneut nach Südafrika ins 17. Jahrhundert ...

Vor rund zwei Jahren erschien "Die Löwin vom Tafelberg", ein Roman, der mich damals sehr begeistert hat. Umso schöner, dass Inès Keerl die Geschichte nun fortsetzt und erneut nach Südafrika ins 17. Jahrhundert führt. Die Handlung schließt an die Ereignisse des ersten Bandes an, weshalb es hilfreich ist, diesen vorher zu kennen, um die Entwicklung der Figuren und den geschichtlichen Hintergrund besser einordnen zu können.
Wieder steht die außergewöhnliche Catharina Ustings im Mittelpunkt, jene Frau, die einst als Mann verkleidet ans Kap der Guten Hoffnung segelte. Sieben Jahre sind vergangen, seit sie sich in der neuen Heimat ein Leben aufgebaut hat. Doch nach schweren Verlusten wird sie des Mordes beschuldigt und soll nach Mauritius verbannt werden. Entschlossen kämpft sie um ihre Freiheit, ihr Zuhause und ihre Familie gegen Vorurteile, Intrigen und Ungerechtigkeit.
Die Autorin hat erneut sehr sorgfältig recherchiert. Mit klaren Worten zeigt sie das harte Leben in Kapstadt im 17. Jahrhundert, die Spannungen zwischen Siedlern, Soldaten und Einheimischen und den geringen Handlungsspielraum, den Frauen in dieser Zeit hatten. Dadurch entsteht ein lebendiges Bild vom Alltag in einer frühen Kolonie, das glaubwürdig wirkt und die damalige Welt greifbar macht. Historische Fakten und die erzählte Handlung greifen dabei stimmig ineinander.
Inès Keerl verbindet geschichtliche Genauigkeit mit einer Erzählung voller Emotion und Spannung. Es geht um Mut, Verrat, Machtspiele, Freundschaft und Liebe, aber auch um Standhaftigkeit und der Suche nach Gerechtigkeit. Die Entwicklungen bleiben klar nachvollziehbar, nichts wirkt gestellt oder übertrieben.
"Die Frauen vom Tafelberg" ist ein eindrucksvoller historischer Roman über Stärke, Hoffnung und den Mut, den eigenen Weg zu gehen. Eine gelungene Fortsetzung, die die Atmosphäre und Kraft des ersten Bandes aufgreift und überzeugend weiterführt. 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Zwischen Verlust und Neubeginn

In den Scherben das Licht
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Die Nachkriegszeit in Hamburg wird auf eine Weise lebendig, die das Leben und die Menschen dieser Zeit spürbar macht. Gert und Gisela begegnen sich in einer Stadt voller Trümmer, beide auf der Suche nach ...

Die Nachkriegszeit in Hamburg wird auf eine Weise lebendig, die das Leben und die Menschen dieser Zeit spürbar macht. Gert und Gisela begegnen sich in einer Stadt voller Trümmer, beide auf der Suche nach Halt und Hoffnung. In Friede Wahrlich treffen sie auf eine Frau, die trotz eigener Verluste an die Möglichkeit eines Neubeginns glaubt.
Der Roman zeigt, wie sich aus kleinen Gesten der Fürsorge und dem Zusammenhalt eine neue Gemeinschaft formt. Die Protagonisten entwickeln sich glaubwürdig, und ihre Begegnungen vermitteln, dass Hoffnung und Menschlichkeit selbst in schwierigen Zeiten wachsen können. Die Nachkriegszeit wird nicht überdramatisiert, sondern in stimmigen Szenen lebendig, die sowohl die Härte der Umgebung als auch die Wärme im zwischenmenschlichen Miteinander spürbar machen.
Dieses Buch erzählt von Neubeginn, von Zusammenhalt und von dem Licht, das selbst in den schwierigsten Momenten aufscheinen kann. Es ist ein Roman, der das Leben nach dem Krieg authentisch und berührend einfängt. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Heimkehr und Enthüllungen: Zwei Frauen, eine bewegende Geschichte

Töchter der verlorenen Heimat
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In diesem Roman wachsen die Figuren und ihre Umgebung schnell ans Herz. Die Geschichte entfaltet sich ruhig und warm, und es ist spannend, den Schicksalen von Paula und ihrer Mutter Johanna zu folgen.
Paula ...

In diesem Roman wachsen die Figuren und ihre Umgebung schnell ans Herz. Die Geschichte entfaltet sich ruhig und warm, und es ist spannend, den Schicksalen von Paula und ihrer Mutter Johanna zu folgen.
Paula und Johanna machen sich auf den Weg in ihre Südtiroler Heimat, die beide viele Jahre nicht gesehen haben. Der Tod des Großvaters ist der Anlass, doch es bleibt nicht bei einem Pflichtbesuch. Für Paula wird es zu einer Gelegenheit, die eigenen Wurzeln zu verstehen und den Blick auf sich selbst neu zu ordnen. Johanna hingegen muss sich Erinnerungen und Erlebnissen stellen, die sie lange verdrängt hat. So entsteht Schritt für Schritt eine eindringliche Begegnung mit der Vergangenheit, die das Verhältnis von Mutter und Tochter spürbar verändert.
Paulas Zurückweisung im Beruf trifft sie tief und wird glaubwürdig erzählt. Sanft wird sichtbar, was diese Erfahrung in ihr bewegt. Die Autorin verknüpft die Gegenwart in München und in Südtirol mit den Zwanzigerjahren in Südtirol und bringt die verschiedenen Zeit- und Erzählstränge so zusammen, dass der historische Hintergrund lebendig wird. Die politischen und sozialen Spannungen jener Zeit, der Verlust der Heimat und die vielschichtige Unterdrückung werden anschaulich und nachvollziehbar dargestellt.
Südtirol wirkt so greifbar, dass man die Berge, die engen Gassen der Dörfer und die einsamen Höfe vor sich sieht. Die Landschaft bleibt nicht nur Kulisse, sondern trägt die Atmosphäre der Geschichte.
Der Roman verbindet Themen wie Identität, Familiengeheimnisse und das schwierige Verhältnis zwischen Mutter und Tochter einfühlsam und ohne Übertreibung. Trotz manch schwerer Momente bleibt ein leiser Hoffnungston bestehen. Am Ende stellt sich ein ruhiges Gefühl der Zufriedenheit ein.
Eine klare Empfehlung für alle, die berührende historische Familiengeschichten lieben. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.11.2025

Wenn Prozesse Gesichter bekommen

Saal 210 - Wenn Menschen morden
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Sehr oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt in diesem Saal zu sitzen, in dem über das Leben anderer entschieden wird. Ich spürte die besondere Atmosphäre, die Stille zwischen den Sätzen, die Schwere ...

Sehr oft hatte ich beim Lesen das Gefühl, direkt in diesem Saal zu sitzen, in dem über das Leben anderer entschieden wird. Ich spürte die besondere Atmosphäre, die Stille zwischen den Sätzen, die Schwere in den Worten von Richtern und Zeugen. Es geht um wahre Fälle, die in Köln verhandelt werden. Ein verschwundenes Kind, ein Arzt, der ins Koma gespritzt wurde, ein Sack voller Leichenteile, ein Mann, der seine Frauen nacheinander vergiftet hat.
Beeindruckt hat mich, dass die Autorin nicht sensationshungrig schreibt. Sie bleibt sachlich, beobachtet genau, lässt Raum für eigene Gedanken. Und ich merkte, dass sie die Prozesse wirklich miterlebt hat. Es geht ihr nicht um das Grauen, sondern um die Menschen dahinter. Um die Frage, warum jemand so weit geht, und warum andere zu spät handeln.
Einige Kapitel haben mich länger beschäftigt, besonders dann, wenn deutlich wurde, wie viele Zufälle, Versäumnisse und menschliche Schwächen in einer Tragödie zusammenkommen können. Ich brauchte manchmal einen Moment, um das Gelesene wirken zu lassen, weil die Beschreibungen trotz ihrer Schlichtheit tief treffen.
Die Sprache ist klar und ruhig. Vielleicht ist es gerade diese Einfachheit, die das Buch so eindrücklich macht. Nichts wird beschönigt, aber auch nichts ausgeschlachtet. Hariett Drack zeigt, dass Gewalt und Schuld selten einfache Geschichten sind. Es sind Einblicke in menschliche Abgründe, die erschrecken, aber auch nachdenklich machen.
Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn es mich betroffen zurückgelassen hat. Es ist kein leichtes, aber ein wichtiges Buch. Wer verstehen will, was im Gerichtssaal wirklich passiert, bekommt hier keine fertigen Antworten, sondern viele ehrliche Fragen. Und genau das bleibt hängen.
Fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für wahre Fälle interessieren, die ohne Effekthascherei auskommen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen.

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