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Veröffentlicht am 03.10.2021

Der Uhrmacher in der Filigree Street

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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London, Oktober 1883:

Thaniel Steepleton, ein einfacher Angestellter im Innenministerium, kehrt nach der Arbeit in seine winzige Mietwohnung heim. Da findet er auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. ...

London, Oktober 1883:

Thaniel Steepleton, ein einfacher Angestellter im Innenministerium, kehrt nach der Arbeit in seine winzige Mietwohnung heim. Da findet er auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Es ist ihm ein Rätsel, was es mit ihr auf sich hat. Sechs Monate später explodiert im Gebäude von Scotland Yard eine Bombe.

Thaniel wurde gewarnt, weil seine Uhr gerade noch rechtzeitig ein Alarmsignal gab. Nun macht er sich auf die Such nach dem Uhrmacher und findet Keita Mori. Hat der freundliche Einzelgänger aus Japan etwas zu verbergen? Und dann begegnet Thaniel auch noch Grace Carrow, die ebenfalls eine Uhr von Mori besitzt. Als Frau und Naturwissenschaftlerin kämpft sie in einer völlig von Männern dominierten Gesellschaft um ihre Rechte und ihre Zukunft.

(Quelle: Klappentext)


Meine Meinung:


Es handelt sich in diesem Roman um einen Genremix aus Fantasy, ein wenig History (viktorianisches Zeitalter mit typischen Relikten wie Telegrafisten, Laternenanzündern, Federhalter, mechanischen Uhrwerken) und Krimi, da es im Grunde um die Auflösung dessen geht, wer denn die Bombe baute, die im Gebäude von Scotland Yard detonierte: Williamson, ein Sgt. von Scotland Yard, beauftragt Thaniel Steepleton, den Uhrmacher Mori unauffällig zu beschatten, da dieser durch seine große Handwerkskunst der Uhrenherstellung in Verdacht steht, der Urheber zu sein.

Da Mori, der unauffällige, freundliche kleine Japaner, der den Staatsdienst in Japan zugunsten des Uhrmacherhandwerks quittierte (oder war es, weil er wusste und vorhersah, dass er in London einen Freund treffen würde?) in seinem Haus ein Zimmer zu vermieten hat, zieht Thaniel, der seine Schwester und deren Söhne unterstützt, in Moris Haus. Was ihm Gelegenheit dazu gibt, auch die anderen fantastischen Gebilde Moris kennenzulernen: Da ist Katsu, ein mechanischer Octopus, der auch das Cover ziert und mir sehr gut gefiel; wie auch wunderschöne Uhren, die Mori in Präzisionsarbeit (und zweilen mit einem zusätzlichen Zufallsgenerator) herstellte, wie auch Vögel und Glühwürmchen; goldene Birnen...


Grace, die ihr Labor über alles liebt und einen Mann ehelichen will, der diese Priorität in ihrem Leben duldet, lernt durch Zufall Thaniel auf einem Ball kennen und trifft ein "Gentleman agreement" mit ihm. Mori entführt uns in Rückblicken in sein Leben im Japan des 19. Jahrhunderts, das ich ganz interessant fand. Zu Grace fand ich leider überhaupt keinen Zugang; sie war mir gegen Ende des Romans eher etwas zuwider, da sie eine Tat begang, die für mich unverzeihlich gewesen wäre - auch wenn sie sich nicht gegen Personen richtete. Ich empfand sie als sehr berechnend, kühl und vor allem egoistisch. Thaniel und auch Mori waren mir als Figuren sympathischer; auch wenn alle Personen verschwommen blieben; einige Charakterzüge tauchen erst sehr spät auf und so fiel es mir schwer, mit den Figuren warm zu werden. Die fantastischen Elemente und die "Gabe", um die es geht, haben mir am besten gefallen; auch die Atmosphäre, die die Autorin im viktorianischen London beschreibt, jedoch habe ich keine Ahnung, was die Aussage dieses Romans ist, der mir teilweise zu nüchtern, zu wissenschaftlich war (es geht in Dialogen viel um Naturwissenschaften, mit denen ich leider nie geliebäugelt habe). Magie, für die ich durchaus zu haben bin, blitzte recht selten auf.


Fazit:


Nicht ganz einfach zu lesen, mag dieses Début von Natasha Pulley LeserInnen gefallen, die im Genre Fantasy gerne unterwegs sind (obgleich ein Genremix), mir fehlte leider der Zugang und ich vermisste auch eine Aussagekraft, die ich der Geschichte, die wirklich gut geschrieben und übersetzt wurde, entnehmen - oder mitnehmen kann. So bleiben von 5 möglichen 3 Sterne und eine sehr bedingte Leseempfehlung, wenn Interesse an Mechanik, Uhrwerken und Naturwissenschaften besteht.

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Veröffentlicht am 01.10.2021

Im letzten Licht des Herbstes

Im letzten Licht des Herbstes
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In "Im letzten Licht des Herbstes" (erschienen im Heyne-Verlag, 2021, HC geb., 332 S.) entführt uns die kanadische Autorin Mary Lawson in die kanadische Kleinstadt Solace (Nord-Ontario), in der das Leben ...


In "Im letzten Licht des Herbstes" (erschienen im Heyne-Verlag, 2021, HC geb., 332 S.) entführt uns die kanadische Autorin Mary Lawson in die kanadische Kleinstadt Solace (Nord-Ontario), in der das Leben der HauptprotagonistInnen (Elizabeth, Clara und Liam) sowie einiger anderer Personen gehörig durcheinandergewirbelt wird; der Roman spielt im Herbst 1972.


Clara (8) vermisst ihre Schwester Rose (16) sehr; diese ist seit vielen Tagen nicht mehr aufgetaucht und nach einem weiteren Streit mit ihrer Mutter einfach verschwunden. Zunehmend verzweifelt, sitzt sie jeden Tag nach der Schule am Fenster, um nicht den Augenblick zu verpassen, wenn ihre geliebte Schwester wiederkommt. Von Woche zu Woche wird es schwieriger, da die Sorge um Rose natürlich auch ihre Eltern umtreibt. "Nichts ist mehr normal" und genau das wünscht sich Clara, die man im Roman als sehr tapfer, auch verantwortungsvoll und klug kennenlernt: Sie füttert Moses, den Kater der netten und älteren Nachbarin Mrs. Elizabeth Orchard, die im Krankenhaus liegt und Clara verspricht, dass sie bald wieder nach Hause kommt.


Elizabeth erzählt in Rückblicken (im Krankenhaus) aus ihrem Leben mit Charles, ihrem Ehemann, der vor einigen Jahren gestorben ist. Sie liebt Kinder, hat auch in ihrem Beruf mit Kindern gearbeitet und leider ist die Ehe kinderlos geblieben; Charles jedoch und ein kleiner Junge, der vor 30 Jahren viel Freude in das Leben von Charles und Elizabeth brachte, sind immer gegenwärtig.


Liam Kane erbt das Haus von Elizabeth und zieht, sein Leben mit Fiona und als Buchhalter in Toronto hinter sich lassend, und zieht in Mrs. Orchards Haus. Wird er es verkaufen - und irgendwo anders ein neues Leben beginnen - oder bleibt er, der erst einmal große Schwierigkeiten hat, sich in der kleinen Stadt im Norden heimisch - und wohlzufühlen? Clara, die den Kater füttert (Moses nimmt immer Reißaus, wenn Liam nach Hause kommt und soll am Ende noch eine Schlüsselrolle einnehmen, was mir sehr gut gefallen hat), geht weiterhin ins Haus und trifft eines Tages auf den "Störenfried", den sie bei näherer Betrachtung wohl doch eher nett findet; mit ihm die Kisten wieder auspackt, die er eingepackt hat (Mrs. Orchards Sachen) und sich eine Annäherung anbahnt, die soweit geht, dass das verstörte Mädchen Vertrauen fasst und Liam etwas anvertraut, was zum Auffinden der Schwester führen könnte...


Meine Meinung:


Selten habe ich einen Roman gelesen, der in solcher Weise in die emotionale Tiefe geht; Entwicklungen aufzeigt, die teils tragisch und auch traurig (Elizabeth) wie auch andererseits hoffnungsvoll sind und an den richtigen Stellen auch leisen Humor anklingen lassen. Die Spannung wird durch den Wechsel der Erzählperspektiven der drei Hauptfiguren gut aufgebaut und das Hauptthema ist das spurlose Verschwinden von Rose: Man zittert mit Clara, wann die Schwester und ob sie unbeschadet wiederkommt; erahnt das Dilemma und die Verstörung, die dieser Verlust auf ein kleines Mädchen wie auf seine Familie sich auswirkt; kein Stein bleibt in solch einem Falle auf dem anderen.

Auch Elizabeth stellt sich der Frage, inwieweit sie dafür verantwortlich war, dass vor 30 Jahren ein Vorfall für zwei Familien tragische Folgen hatte: Sie mochte den kleinen Jungen auf Anhieb und merkte, dass die Mutter die Zwillingsschwestern (zweimal zwei Mädchen) bevorzugte. Für Liam blieb weder mütterliche Zuwendung noch Liebe. Dieses grauenhafte Verhalten von Annette, einer mir sehr unsympathischen Figur, das darin mündete, Elizabeth vorzuhalten, sie habe Schlimmes getan, um von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken, fand ich sehr betrüblich. Vor allem für den kleinen Liam, der das Trauma einer frühkindlichen emotionalen Vernachlässigung zeitlebens mit sich herumtrug. An sich selbst und seiner Beziehungsfähigkeit zweifelte; ungern mit anderen Menschen zusammen war und in den letzten Jahren seiner Ehe mit Fiona eher unglücklich war: Solace sollte für ihn ein Ort werden, um sich selbst zu finden.


Fazit:


Mary Lawson hat die Schicksale dieser drei Menschen so berührend miteinander verwoben, dass es mir eine Freude war (eine große), diesen Roman, den ich als zutiefst menschlich empfunden habe und der trotz trauriger Passagen auch immer Hoffnungslichter setzte, zu lesen. Gefühlvoll und authentisch beschreibt dieser Roman die Katastrophe, wenn ein 16jähriges Mädchen plötzlich verschwindet und die Eltern wie auch die kleine Clara verzweifelte Wochen ausharren müssen; nichtwissend, ob Rose noch am Leben ist oder nicht. Es geht auch um positive zwischenmenschliche Beziehungen (nachbarschaftlichen, wie sie Clara zu Mrs. Orchard pflegt), ungewollte Kinderlosigkeit und die Liebe zu Kindern, die das Leben erhellen, aber auch um problematische Verhältnisse zwischen einer Mutter und deren Sohn, die mir sehr nahegingen, da ich dies auch als eine Form von Gewalt erachte (Entzug von Liebe und Zuwendung im frühkindlichen Alter). Trotz aller Konflikte ist dieses Buch das warmherzigste und authentischste, das ich seit Langem gelesen habe! Daher erhält es eine absolute Leseempfehlung und 5* von mir mit einem Dank an die Autorin und auch an die Übersetzerin Sabine Lohmann.

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Der Sternengarten - traumhaft schön und gut recherchiert!

Der Sternengarten
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Ein sehr gut recherchierter und stilistisch sehr niveauvoll geschriebener historischer Roman, der mir viele interessante und schöne Lesestunden in längst vergangenen Zeiten bescheren konnte. Die Autorin ...

Ein sehr gut recherchierter und stilistisch sehr niveauvoll geschriebener historischer Roman, der mir viele interessante und schöne Lesestunden in längst vergangenen Zeiten bescheren konnte. Die Autorin hat sich mit dem Bau des Globus und dessen Schwester, der Sphaera Copernicana sehr intensiv beschäftigt und den Bau der beiden wissenschaftlich hochinteressanten Objekte sehr detailliert beschrieben. Der Auftraggeber, Herzog Friedrich III. hatte sich damit einen Lebenstraum erfüllt - etwas Unsterbliches zu schaffen. Allerdings konnte er dies nicht ohne die Hilfe der Ritterschaft - den Ständen. Zum Tragen kommen in diesem Zusammenhang auch Ränkeschmiede, die es in der Politik immer schon gegeben hat, wobei der Kanzler des Herzogs hierbei eine wichtige und eindeutige Rolle spielt. Eingebettet ist die historische Geschichte um die Entstehung des Globus in die Familiengeschichte um Sophie, die früh ihre Mutter und später auch ihren Vater und ihren Bruder verliert. Letzterer nimmt in dem Roman um Rache und Vergeltung auch eine wichtige Posiition ein. Sophie muss immer wieder für sich selbst entscheiden, sie wächst an jenem, was sie erlebt und setzt sich immer wieder neue Ziele, für die es sich lohnt zu kämpfen - ohne an dem Erlebten zu zerbrechen. Dies hat mich in dem Roman von Katrin Burseg sehr beeindruckt, da es auch glaubwürdig wiedergegeben ist. Eine sehr wichtige Rolle nimmt auch der Protagonist Farid ein, ein Perser, der die Expedition nach Gottdorf zurück begleitet und das Gärtnerhandwerk - ebenso wie Sophie - erlernen möchte. Als Tochter eines Gärtnermeisters erfreute ich mich auch an den Details, die die Entstehung des "Neuwerks" in aller gärtnerischen Pracht beschrieben einschließlich der Pflanzennamen - und der Erwähnung des Gottorfer Codex, in dem alle Pflanzen von bedeutenden Pflanzenmalern festgehalten wurden.
Fazit:
Ein rundum gelungenes Buch, ein historischer Roman mit Tiefgang und zahlreichen Details, die gute Recherche erfordern. Stimmig in der Handlung, flüssig und sehr gut geschrieben. Gerne würde ich weitere Werke der Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Der perfekte Kreis

Der perfekte Kreis
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War ich bereits von "Offene See" des schottischen Autors Benjamin Myers sehr begeistert; steht "Der perfekte Kreis" dem vorigen Roman in nichts nach: Hier entführt uns Myers in die Welt der sagenumwobenen ...

War ich bereits von "Offene See" des schottischen Autors Benjamin Myers sehr begeistert; steht "Der perfekte Kreis" dem vorigen Roman in nichts nach: Hier entführt uns Myers in die Welt der sagenumwobenen Kornkreise in England und zu zwei sehr interessanten jungen Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eines gemeinsam haben: Den Mythos um die Kornkreise zu nähren und nach Schönheit zu streben (dabei jedoch nie die Wahrheit zu offenbaren). So lassen uns die beiden, die eine tiefe Freundschaft verbindet, an ihren Kornkreis-Projekten teilhaben:

Südengland im Sommer 1989

Redbone und Calvert, jene beiden Freunde, um die es im Roman geht (und um so vieles mehr, dass eine Rezension nicht ausreicht), die sich schon länger kennen, begeben sich wieder im Verlauf des Sommers '89 auf ihre "nächtlichen Missionen", um Großes zu erschaffen, um Kornkreise in die vollreifen (und später dürregeplagten) Felder Südenglands zu arbeiten, die sich immer auf eine Nacht erstreckt.

Redbone, ein früherer Punker und als Relikt aus dieser Zeit momentan in seinem VW-Bus lebend, ist oft in Erinnerungen versunken, etwas "versponnen", vom Mond gebannt, geht gemächlichen Schrittes durchs Leben und ersinnt (oftmals in bewusstseinserweitertem Zustand) die unglaublich komplexen, sich steigernden, ideenreichen Muster, die in seinem Kopf entstehen, die er in Plänen entwirft (die später als potentielle Beweismittel stets entsorgt werden) und die er seinem Freund Calvert kurz vor ihrer jeweiligen nächtlichen Mission als Skizze zeigt, die er stets freihändig und ohne Hilfsmittel entwirft. Er lehnt (aus seiner Vergangenheit resultierend) Obrigkeiten stets ab und das Anlegen und Schaffen der Kornkreise ist für ihn ein Akt der Befreiung, gegen die Ordnung zu verstoßen.

Calvert ist im Gegensatz zu Redbone eher introvertiert. Versteckt aus eigenen Gründen sein Gesicht stets hinter einer Sonnenbrille und einem Rauschebart und sucht für ihr Vorhaben stets mit militärischer Präzision (er war bei einer Spezialeinheit des SAS und wurde viele Jahre militärisch gedrillt) die geeigneten "Leinwände" (Felder) aus, die möglichst abgelegen platziert sind, so dass mit keinen unvorhergesehenen Störungen von außen zu rechnen ist.
Er lebt in einem winzigen Haus, ist im Winter eher depressiv und teilt die Vorfreude des Freundes auf den Sommer, besonders auf ihre nächtlichen Missionen, in denen sie immer besser werden.

Wir erleben nun die beiden in den Nächten, in denen das jeweilige Kornkreisprojekt praktisch umgesetzt wird - vom Alton-Kenneth-Pfad über ein Sonnenpendel, ein Wal und eine Schnecke bis hin zu dem Throstle-Henge-Asteroidencollier und dem opus magnum: Dem Honigwabe-Doppelhelix-Projekt; allen ist jeweils ein Kapitel gewidmet. Amüsiert liest man die Zeitungsberichte am nächsten Tag, die ein Teil des Vergnügens von Redbone und Calvert darstellen und sozusagen ein Teil des Lohns ihrer schweißtreibenden Arbeit. Wobei sie stets darauf achten, keinen Halm zu knicken und so das Korn nicht beschädigen (was ein Farmer sehr zu schätzen weiß).
Eine gewisse Spannung ist bei jedem Projekt vorhanden, da immer die Gefahr der Entdeckung lauert und beide Freunde (einem unverhandelbaren Ehrenkodex folgend) sich dessen immer bewusst sind.

"Der nächste Kornkreis ist immer ein Leuchtturm, ein Licht der Hoffnung in der seltsamen Geisterlandschaft ihrer einsamen Existenz". (S. 166)

So wird auch die englische Landschaft von Myers sehr wertschätzend beschrieben; bildhaft und poetisch, wie es seine Art ist und sein unverwechselbarer Schreibstil darstellt. Sprachlich ist dieser Roman ein Lesegenuss, der jedoch sehr anspruchsvoll ist und die Konzentration des Lesers erfordert.

Die Themen sind vielfältig: Vor allem geht es um Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die es dennoch schaffen, völlig symbiotisch Kornkreise anzulegen, die äußerst komplizierte Muster aufweisen und dennoch ohne viel Worte (aber in weiter Entfernung) zur Perfektion gebracht werden. Es geht um Lebenssinn, Traumata (für Calvert ist die nächtliche Mission, in der man ihn auch mitunter durchaus militärisch erleben kann ;), eine Form der Therapie; darum, etwas Sinnvolles, Magisches zu erschaffen, das die Menschen in den Bann schlägt und zum Überlegen bringt.

Myers versteht es auf sehr berührende, sensible Weise, jeden Satz sehr bildhaft und kraftvoll sowie ausdrucksstark auf unsere "Leinwand" des Buches zu projizieren, so dass man immer wieder über das Gelesene nachsinnen und die Poesie und Schönheit des Textes, die den ersonnenen Mustern von Redbone ziemlich gleichkommt, einfach genießen kann.

Es gibt auch literarische "Seitenhiebe" auf den Motorsport, die Aristokratie in England, die noch heute eine gewisse Macht ausübt (Grundbesitz).Die detaillierten und wunderschönen Beschreibungen der Natur auf dem Lande bei Nacht, die szenarisch kaum übertroffen werden kann, zeugt von der Liebe des Autors zur Natur. Gegen Ende des Sommers bedauert man das trockene, ausgedörrte England - das symbolisch stehen könnte für die heutige Zeit der Klimakatastrophe mit Dürreperioden und Starkregen, Unwettern, die bereits begonnen hat. Mit Redbone zweifelt man daran, "dass dieser große kreisende, verschmutzte Planet es schafft, die Kolonialisierung der Menschheit zu überstehen" (Zitat S. 61).

Man könnte diesen Roman durchaus als denkwürdigen Weck- oder Aufruf dazu verstehen, den Planeten Erde zu schützen, statt ihn weiterhin zu plündern und zu konterminieren. Demut gegenüber der Natur, Achtung und Respekt zu haben - und danach zu handeln! Im weitesten Sinne geht es somit auch um die Zukunft der Menschheit, die ohne diese Achtung vor der Natur, vor der Erde, die uns Nahrung gibt und überhaupt erst leben lässt, ihrem eigenen Untergang geweiht ist. Denn "die Zukunft hat schon begonnen"!
Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5* an Redbone's nächtlichem Betrachterhimmel ....

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Geheimnisse auf der Insel Skye

Das Geheimnis der Hyazinthen
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Geheimnisse auf der Isle of Skye

Der Roman "Das Geheimnis der Hyazinthen" von Claudia Romes erschien (tb, 2021) im Aufbau-Verlag und hat zwei unterhaltsame Liebesgeschichten, Geheimnisse um den verwilderten ...

Geheimnisse auf der Isle of Skye

Der Roman "Das Geheimnis der Hyazinthen" von Claudia Romes erschien (tb, 2021) im Aufbau-Verlag und hat zwei unterhaltsame Liebesgeschichten, Geheimnisse um den verwilderten Garten eines Cottages auf der schottischen Isle of Skye sowie einige andere Themen mehr zum Inhalt.

Lilly Warren, Anfang 30, lebt in Edinburgh und pflegt ihre schwer an Krebs erkrankte Mutter, obgleich sie drei Jobs gleichzeitig hat, um über die Runden zu kommen. Sie hat ein sehr innigliches und herzliches Verhältnis zu ihrer Mutter Iris, die sehr wohl mitbekommt, wie Lilly mittlerweile am Rande ihrer Kraft ist, obgleich Iris seit Kurzem in einem Pflegeheim umsorgt wird. Iris würde sehr gerne noch einmal die Blüte einer sehr seltenen Hyazinthe sehen, die damals in ihrem Cottage in Portree, Isle of Skye in ihrem Garten stand und bittet Lilly, nach Portree zu fahren und die Pflanze mitzubringen. Nach einigem Zögern (allzu verständlich, denn wer lässt gerne einen todkranken geliebten Menschen alleine, entfernt sich von ihm) willigt die Tochter ein und begibt sich auf den Weg auf die Insel, in der sie ihre ersten Lebensjahre verbrachte: Sie findet ein recht verwildertes Cottage vor und stellt fest, dass Liam McTavish, der Sohn des Besitzers einer großen Destillerie und ihr seit Kindheitstagen eher verhasst, da er ein Schnösel war, darin wohnt. Liam bietet ihr seine Hilfe an und so machen sich beide gemeinsam auf die Suche nach der seltenen Hyazinthe:

Wird es ihnen gelingen, sie zu finden und war es maßgeblich der einzige Wunsch von Iris - oder steckte womöglich mehr hinter der Reise nach Portree, auf die sie ihre Tochter Lilly schickte?

Das muss der geneigte Leser selbst herausfinden und stellt dabei fest, dass es hier um ein Familiengeheimnis geht, das in der Vergangenheit liegt und von Iris zeitlebens gehütet wurde. Trotz gegensätzlicher Herkunftsgeschichten stellt Lilly fest, dass Liam sich doch positiv verändert hat und lernt Di, eine damalige Freundin ihrer Mutter kennen, die ihr einen guten und wegweisenden Rat gibt....

Lilly, Iris und Liam sind sympathisch gezeichnete Figuren; auch Di hat mir sehr gut gefallen, da sie Iris eine gute Freundin war im "Sommer ihres Lebens", 1986. In diesem Jahr spielt eine der zwei Liebesgeschichten; in der Gegenwart die von Lilly und Liam. Manches ist zwar vorhersehbar, jedoch schmälert dies die Lesefreude nicht: Der Roman, der mit einem Epilog schließt, ist sehr flüssig geschrieben und leuchtet die einzelnen Charaktere gut aus. Die Themen sind recht vielfältig und das wunderschöne Setting auf der schottischen Insel Skye ist natürlich gut gewählt.

Fazit:

Ein schöner Liebesroman, atmosphärisch und nicht ins Triviale abgleitend, um Glück, die Liebe, aber auch Krankheit, um Familiengeheimnisse, um zu sich selbst finden und über Menschen, die "einen zum Blühen bringen" (was ich besonders schön fand), ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Auch die Zeit als unser kostbarstes Gut spielt eine Rolle und die Liebe zur Natur. Von mir erhält dieser lesenswerte Frauen- und Beziehungsroman 4* und eine Empfehlung an alle, die diese Themen lieben.

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