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Veröffentlicht am 13.08.2021

Das mysteriöse Verschwinden der Leuchtturmwärter

Die Leuchtturmwärter
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"Die Leuchtturmwärter" der englischen Autorin Emma Stonex ist eine fiktive Story, die im Jahre 1972 und 1992 auf "Maiden Rock", einem Leuchtturm vor der Küste in Cornwall,verortet ist. Angelehnt ist der ...

"Die Leuchtturmwärter" der englischen Autorin Emma Stonex ist eine fiktive Story, die im Jahre 1972 und 1992 auf "Maiden Rock", einem Leuchtturm vor der Küste in Cornwall,verortet ist. Angelehnt ist der Roman an die wahre und bis heute nicht aufgeklärte Geschichte drei verschwundener Leuchtturmwärter, die auf der schottischen Insel Eilean Mòr im Jahre 1900 spurlos verschwanden. Erschienen ist der Roman (HC, gebunden, 430 Seiten) im S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2021.

Das im Roman dargelegte Szenario ist identisch mit der Geschichte aus dem Jahre 1900: 1972 kommt ein Boot zur Ablösung zum Leuchtturm, findet jedoch die Tür von innen verriegelt vor. Von den Leuchtturmwärtern Arthur, Bill und Vince fehlt jede Spur. In der Küche des Turms finden sich zwei Gedecke und äußerlich scheint alles in Ordnung. Zwei Uhren sind um dieselbe Zeit stehengeblieben: Was ist Arthur, dem Oberwärter, Bill und Vince zugestoßen?

Dieser Frage geht dieser stilistisch interessante Roman nach: Man lernt die drei Hauptprotagonisten Arthur, Bill und Vince in der Zeit der 70er kennen und - nach dem Verlust der Ehemänner, ihre Frauen Helen, Jenny und Michelle, die aus ihrer Sicht die Ereignisse von damals dem Journalisten Dan Sharp nach 20 Jahren Schweigens erzählen. Die Charaktere werden mit jeder Seite des Romans mehr offengelegt; wie Wellen, die an den Strand spülen, werden die Gedanken und auch einige Geheimnisse dem Leser nach und nach preisgegeben. Der sehr atmosphärische Roman, dessen weiterer Protagonist das Meer selbst ist, lebt von der Atmosphäre des Leuchtturms "Maiden Rock" und von vielen "Andeutungen", die Stonex in die Geschichten um Arthur und Helen, Bill und Jenny sowie Vince und Michelle eingeflochten hat. Mir kam es zuweilen vor, als ob ich eine Leine oder ein Schiffstau zugeworfen bekam, das ich jedoch nur millimeterweise zu fassen bekam: Bis zur Hälfte des Romans faszinierte mich dies; jedoch ab der anderen Hälfte war es mir dann etwas zuviel: Nicht immer war klar (eher selten), was Fiktion, Illusion, Wahnvorstellungen oder gar Realität ist. Die Konturen verschwammen trotz konzentrierten Lesens und einige Fragen wurden für meine Begriffe zwar aufgeworfen, aber nicht geklärt.

Die Themen sind sehr vielfältig: Es geht um Hoffnung, Verlust, Isolation, Geheimnisse, Sturm, Meer, Trauer, Liebe Einsamkeit und Rätsel. Es handelt sich m.E. um Beziehungsdramen, die sich durch viel Ungesagtes, Unausgesprochenes noch verschlimmern, was ich sehr bedauert habe. So waren mir Arthur und Helen als Figuren sehr sympathisch; auch Vince hatte meine Zuneigung und Michelle trat dann ebenso authentisch sehr viel später auf: 20 Jahre hatten die Frauen, die das gemeinsame Schicksal der Hinterbliebenen hätte einen können, nichts miteinander am Hut. Bis der Autor Dan Sharp auftrat, der der Wahrheit nochmals auf den Grund gehen wollte und die Frauen um Interviews bat. Seine Rolle war für mich eine sehr nachvollziehbare und positive, die mich erstaunt und auch ein wenig begeistert hat. In den Roman von Emma Stonex flossen aufgrund der sturmumtosten See, die oft sehr aufgewühlt war und dem Leser klar machte, dass die Arbeit auf einem Leuchtturm sehr hart und eher das Gegenteil von romantisch zu nennen war, auch mystische Elemente ein und das Ende hatte auch ein wenig 'mystery crime'. Durch die Zeitsprünge wurde auch eine anhaltende Spannung geschaffen. Am Nahesten gingen mir im Grunde die tragischen Verkettungen der jeweiligen Umstände, in denen sich Arthur, Helen, Bill und Jenny sowie Vince und Michelle befanden: So viel Ungesagtes, Unausgesprochenes....

Fazit:

Ein fiktiver, sehr interessant geschriebener Roman im Genre anspruchsvolle Literatur, der an den wahren Fall auf Eilean Mòr und dem Verschwinden dreier Leuchtturmwärter (1900) angelehnt ist; in dem jedoch einige Konturen für mich allzu verschwommen bleiben, um sich ein definitiv klares Bild von allen ProtagonistInnen machen zu können. Der Roman spürt jedoch auf gekonnte Weise Verlusten nach und was dies für die Hinterbliebenen bedeuten kann, wenn das Schicksal der Verlorenen unklar ist: Verluste können dann traumatisieren und trennen und verändern das Leben Hinterbliebener für alle Zeit.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Wundervoll erzählte Geschichte um eine schüchterne Bibliothekarin

Die letzte Bibliothek der Welt
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Wundervoll erzählte Geschichte um eine schüchterne Bibliothekarin

"Die letzte Bibliothek der Welt" von Freya Sampson erschien (HC, gebunden, 365 Seiten) bei Dumont, August 2021 und ist eine herzerwärmende ...

Wundervoll erzählte Geschichte um eine schüchterne Bibliothekarin

"Die letzte Bibliothek der Welt" von Freya Sampson erschien (HC, gebunden, 365 Seiten) bei Dumont, August 2021 und ist eine herzerwärmende Geschichte um die etwas schüchterne Bibliothekarin June Jones im kleinen englischen Dorf Chalcot. Als das Weiterbestehen der Bibliothek durch die Kreisverwaltung Sparmaßnahmen zum Opfer fallen soll, ist nicht nur June auf den Plan gerufen:

June Jones, die bereits als Kind die Bibliothek und vor allem die Bücher sehr liebte, besuchte diese gemeinsam mit ihrer Mutter Beverley mehrmals die Woche. Später arbeitete sie ebenfalls in der Bibliothek von Chalcot. Seit ihre Mutter vor 8 Jahren starb, widmet sich June leidenschaftlich nach wie vor ihrer Arbeit und den Menschen, die sie in der Bibliothek fast täglich antrifft. Außerhalb der Arbeit bleibt sie jedoch lieber für sich und teilt ihre freie Zeit am liebsten mit ihren Romanen und ihrem Kater "Alan Bennett" (den Namen fand ich übrigens köstlich, den Kater auch).

June ist sehr schüchtern und bringt es nicht über's Herz, vor vielen Menschen zu reden. Dies fordert sie sehr heraus, als Marjorie Spencer, die Leiterin und ihre Chefin, ihr eröffnet, dass sie die Vorlesestunde in der Kinderabteilung übernehmen muss; sie will nochmal bei der Kreisverwaltung vorsprechen...

June ist es gewohnt, von Mrs. Bransworth immer die Mitteilung zu bekommen, dass dieses oder jenes ausgeliehene Buch "Schrott" war, denn Mrs. B. liebt es einfach, sich lautstark über jeden und alles zu beschweren. Chantal hingegen ist froh, dass sie Zeit für ihre Hausaufgaben in der Bibliothek ungestört verbringen kann, denn zu Hause wäre dies nicht möglich. Der 80jährige Stanley lässt sich gerne beim PC helfen, da er seinem in den USA lebenden Sohn gerne e-Mails schreibt und oft kleine Hilfen benötigt, um die Kreuzworträtsel zu lösen. Leila, die noch nicht richtig Englisch spricht, aber sehr gerne backt, hilft June, die richtigen Koch- und Backbücher auszusuchen. Eines Tages taucht der ehemalige Klassenkamerad Alex auf, der seinem Vater im Imbiss aushilft und ansonsten als Anwalt in London lebt. Er ist June mehr zugetan, als diese zuerst wahrnimmt und langsam bahnt sich ein Vertrauensverhältnis an, so dass June ihre Vorsicht vor den Mitmenschen fallen lässt und sich Alex anvertraut:

Die Bibliothek soll geschlossen werden und sie darf, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren, nicht aktiv an der Protestbewegung teilnehmen! June lernt nach und nach, zu ihren Überzeugungen zu stehen und arbeitet sie anfangs undercover mit, so schließt sie sich doch später aktiv der Protestbewegung an, die alles daran setzt, die geliebte (und gebrauchte!) Bibliothek vor der Schließung zu bewahren...

June und alle "Aktiven" wachsen dem Leser schnell ans Herz und mich freute ungemein, dass sich die allzu schüchterne June doch ihren Ängsten stellte und erkannte, dass die Kraft der Gemeinschaft viel bewirken kann: Sie schafft es, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen und ihr Leben zu verändern: Auch die neuen Gefühle gegenüber Alex spielen hierbei eine nicht unbeträchtliche Rolle. Auch mit humorvollen und augenzwinkernden Einlagen hat die Autorin nicht gespart. Etwas Sozialkritik kommt in den Personen Vera und Leila auf, wobei besonders Vera lernen muss, Schritte auf ihr fremde Menschen zuzugehen:

In manchen Bibliotheken (so auch in meiner) gibt es mittlerweile "Bibliothekscafés", die es ermöglichen, sich mit Menschen anderer Kulturen zu treffen. Auch viele SchülerInnen nutzen die Ruhe der Räume, um gemeinsam ihre Hausaufgaben zu erledigen (und sich dabei gegenseitig zu helfen, wie mir immer wieder positiv auffiel). Aufgaben der (oftmals Budgetgefährdeten!) Bibliotheken sind heute vielfältig: Auch PC-Plätze und Internetmöglichkeiten sind Teile davon.

"Eine Bibliothek ist mehr als ein Haus voller Bücher, dort hat man nicht nur Zugang zu Informationen, die einen stärken und im Leben weiterbringen können, sondern auch zu anderen Menschen" (S. 305)

Einziger Wermutstropfen in dieser schönen Beschreibung, der ich mich voll und ganz anschließen kann (ich besuche seit meiner Kindheit Bibliotheken und liebe sie) ist die Tatsache, dass auch hier immer mehr Automatisierung stattfindet; z.B. bei der Rückgabe der Bücher, wo in meiner Bibliothek ein Fließband die vorher menschliche Hand der Bibliotheksmitarbeiter ersetzt. Schade!

Fazit:

Ein sehr warmherzig, zuweilen humorvoller Roman über eine sehr sympathische, hilfsbereite junge Bibliothekarin, die lernt, ihre Schüchternheit zu überwinden und zu ihren Überzeugungen zu stehen. Eine absolute Leseempfehlung von mir an alle, die Bücher und Bibliotheken lieben; besonders auch an schüchterne Menschen, da dieser Roman ein Teil der "literarischen Hausapotheke" mit Therapieangebot für sie werden kann. Nicht zuletzt auch ein Buch über Trauerbewältigung und den Mut, das eigene Leben zu leben. Von mir gibt es sehr gute 4* am Bibliothekshimmel und der Hoffnung, dass es diese immer geben wird!

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Geschichten sind Geschenke - diese sind vom "Meister der Erzähler"!

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Vorneweg muss ich sagen, dass Rafik Schami seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten zu meinen Lieblingsautoren gehört: Seit dem Lesen von "Erzähler der Nacht" durfte ich so manches Werk von ihm kennen- und ...

Vorneweg muss ich sagen, dass Rafik Schami seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten zu meinen Lieblingsautoren gehört: Seit dem Lesen von "Erzähler der Nacht" durfte ich so manches Werk von ihm kennen- und schätzenlernen. Nicht anders erging es mir auch mit "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen", dem neuen Roman des Autors. In dieser Anthologie versammeln sich viele Geschichten und Texte, die den Leser bewegen, zum Nachdenken anregen, betroffen machen - und ihn zum Schmunzeln bringen: Bei allem Ernst verlässt Rafik Schami nicht sein Humor, denn "das Lachen ist der beste Schmuggler für Gedanken".

Die Themen sind sehr vielfältig wie das Leben selbst; doch viele Geschichten handeln von Träumen, von Trennung und Tod, natürlich auch von der Liebe, von Flüchtlingen und Exil, vom Reisen, vom Lachen, von Geheimnissen und von der Sehnsucht, die der syrische Autor nach 50 Jahren Exil selbst gut kennt und immer wieder Geschichten über sie hört:
Schami beschreibt den komplexen Kern der menschlichen Sehnsucht, die sich auf eine Person, eine Landschaft, eine Zeit (die Zeit der Kindheit z.B.) beziehen kann. Bis heute gibt es keine eindeutige Definition und dieses Gefühl ist oftmals mit Leid und Schmerz verbunden.

In der Geschichte des "syrischen Klassentreffens" fragte ich mich wieder einmal, wie ein Mensch es aushält, seiner Heimat, seinem geliebten Geburtsort fernbleiben zu müssen, da er Gefahr läuft, bereits am Flughafen verhaftet zu werden; ich stelle mir dies sehr schwer vor.

Doch ich bin auch sehr froh darüber, dass der junge Rafik Schami den Rat eines Freundes ernst genommen hat, der ihm zur Ausreise riet und ihm klar machte, dass er der geborene Geschichtenerzähler sei!

"Meine" Lieblingsgeschichten sind "Geburtstag mit Nebenwirkungen", in dem man mit einem Verleger, Herrn Sander, dessen 60. Geburtstag feiert. Er sitzt über einer Grabrede für einen Freund nachsinnend bei seinem Lieblingsitaliener (alleine) und dieser Geburtstag verläuft vollkommen anders, als Herr Sander sich das wohl gewünscht hätte. Er muss sich dieses Mal seiner Vergangenheit (und sechs Frauen) stellen, es gibt dieses Mal kein Entkommen.

"Wie Herr Moritz die Welt bereiste" gehört ebenfalls zu meinen Lieblingsgeschichten und der Autor gibt uns in seiner unnachahmlichen Erzählkunst so manche Lebensweisheit mit auf den Weg. Hier geht es um Dialekte, um Nationalismus, um das Aufbrechen in ein neues Leben nach dem plötzlichen Tod des Lebenspartners, ums "Dazugehören" und um das "sich Aufmachen", das Herr Moritz auf eine Bank führt, auf der er nicht alleine bleibt. Eine Freundschaft schließt und Reisen unternimmt. Humorvoll weist der Autor darauf hin, dass das uralte Kulturvolk Iran "sein Lachen sehr geübt auf alle 52 Wochen verteilt, während das Lachen in der Pfalz (wo der Autor selbst wohnt) in nur 2 Wochen aufgebraucht wird" (auf der Kirchweih, Kerwe, Fastnacht). Und "dass die Iraner leichter lachen als wir, obwohl sie es schwerer haben" (S. 132) Diese Geschichte fand ich wunderschön, menschlich und sehr zu Herzen gehend.

Eine betroffen machende Geschichte ist "Zwei Reisen", in der so viel Wahrheit steckt und die auch zum Nachdenken anregt: Hier begleiten wir Frank Thalheimer, einem Professor für Geschichte aus München nach Udine. Dort will Thalheimer in einer Auszeit über sich und sein Leben nachdenken (und besonders darüber, weshalb ihn alle Frauen, die er je liebte, verlassen haben).
Auch Nadine, die Berichte aus fernen Ländern an Rafik Schami schreibt und auf die ihr eigene Weise die Welt bereist, fand ich sehr berührend.

In "Die alte Frau und der eigenwillige Geist" (die mich stark an eines meiner Lieblingsmärchen erinnerte, nämlich "Aladin und die Wunderlampe"), lernen wir Amar kennen. Diese verlor bereits in jungen Jahren ihren Ehemann und blieb allein, sich um ihren Garten und ihre Rosen kümmernd. Wir erfahren, dass "die Neugier die Geburtshelferin der Klugheit" ist und fragen uns mit dem Geist: "Was ist der Mensch?"

In vielen Geschichten, teils in Deutschland, aber auch in Damaskus und Syrien verortet, spielt der Tod oder eine Trennung eine wichtige Rolle, der das Leben der Hinterbliebenen nachhaltig verändert. Missgunst, so Schami, entsteht oft aus Langeweile und Einsamkeit: Mit scharfem Blick, aber auch viel Humor schreibt er über Geheimnisse, Geheimsprachen, auch über das Verhalten und die Einstellung der Menschen zu den Mitgeschöpfen, dem Tier: Einerseits wird es (Haustiere) verhätschelt, andererseits gequält (Nutztiere, Massentierhaltung). Hier geht es um die Lebensgier des Menschen, der sich über seine Mitgeschöpfe stellt (und hierzu kein Recht besitzt).

Rafik Schami liebt es, nach einer Lesung mit Freunden zusammenzusitzen. Hier bekommt er oft "Geschichten als Geschenke" wie z.B. "Das Protokoll" von dem 70jährigen Syrer Elias, die ebenfalls in den Roman eingeflossen ist und niemanden ob ihrer Aktualität kalt lassen kann. Auch gibt er einiges "Persönliches" preis: So wissen wir nun, dass er ein leidenschaftlicher Koch ist; Erich Kästner mag, Angst vor Hunden hat und eine unersättliche "Gier nach Geschichten".

Die Kunst des Erzählens beherrscht Rafik Schami par excellence, ich hatte vor Jahren die Freude, ihn bei einer "Lesung" in Darmstadt live zu erleben: Er transportiert viele Inhalte in seinen Geschichten, die auch im Sinne eines Lernens oder Verbessern interkultureller Fähigkeiten zu verstehen sind: Ich denke, dass dies das Ansinnen des Autors ist, ob in Kinder- und Jugendbüchern, Märchen oder seinen Romanen: Das Eintauchen (und verstehen lernen) in seine Geschichten empfinde ich stets als eine Bereicherung der literarischen und kulturellen Vielfalt. Für das Jahreshighlight und seine Erzählkunst danke ich Rafik Schami und vergebe demzufolge 5* prachtvolle Sterne!

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Inspirationen und Rezepte zur nächsten Gartenparty

Willkommen beim Sommerfest!
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"Willkommen beim Sommerfest!" (hrsg. vom Reader's Digest Verlag, 2021, brosch.) lässt die nächste Gartenparty dank vieler toller Rezepte, Grill-Tipps sowie kreativer Deko-Ideen garantiert gelingen!

Der ...

"Willkommen beim Sommerfest!" (hrsg. vom Reader's Digest Verlag, 2021, brosch.) lässt die nächste Gartenparty dank vieler toller Rezepte, Grill-Tipps sowie kreativer Deko-Ideen garantiert gelingen!

Der gut strukturierte und toll illustrierte Bildband führt über Snacks & Fingerfood, Saucen und Marinaden, Salaten und Gewürzmischungen bis hin zu Grillvergnügen, Desserts & Gebäck sowie sommerlichen Getränken wie Punsch, Mai-Bowle, Melonen-Drink etc.).

Unsere Favoriten sind bisher:
- Mediterrane Blätterteig-Schnitten
- Würzige Puten-Spieße
- Hütchensalat mit Avocado (hmmmm)
- Caprese vom Grill
- Ananas-Kirsch-Kuchen mit Kokos

Die Rezepte (allesamt mit kurzer Zubereitungszeit und schnell nachzubereiten) sind gut beschrieben incl. Zutatenlisten, die je nach Gästezahl zu variieren ist. Auch schöne Deko-Ideen für's nächste Gartenfest beinhaltet dieser rundum gelungene Band, dessen Cover ein sommerlicher "Hingucker" ist. DIY-Projekte von Schwimmkerzen bis hin zu bunten Biertischen werden detailliert beschrieben und bildhaft in Szene gesetzt (hier hätte ich mir noch einige zusätzliche Ideen gewünscht).

Fazit:

Auf über 150 Seiten gibt es hier in anschaulicher und gut beschriebener Art in Wort und Bild schnelle Rezeptideen und einige Deko-Tipps für alle Gartenparty-, Sommerfest-, Freiluftköche und Frischluftfans!

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Beatrice

Mohnblumentod
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Vorausschicken möchte ich, dass Kriminalromane und (Psycho)thriller eines meiner Lieblingsgenres ist: Mit einiger Erwartung ging ich daher ans Lesen von "Mohnblumentod" (Bd. 3 der Charlie-Lager-Reihe) ...

Vorausschicken möchte ich, dass Kriminalromane und (Psycho)thriller eines meiner Lieblingsgenres ist: Mit einiger Erwartung ging ich daher ans Lesen von "Mohnblumentod" (Bd. 3 der Charlie-Lager-Reihe) der mir bis dato unbekannten schwedischen Autorin Lina Bengtsdotter. Nach meiner Meinung handelt es sich hier um einen (wie ich finde sehr mäßig spannenden) Kriminalroman, nicht um einen Thriller, wenn auch das Cover sehr gelungen ist.
Erschienen ist das Buch bei Penguin (Randomhouse), TB brosch, 2021.

Im schwedischen Karlstad wird vor der Haustüre bzw. auf der Hausterrasse die 9 Monate alte Beatrice entführt: Die Eltern sind sehr reiche Unternehmer und haben sich nach einem Jahr in Russland wieder in Schweden niedergelassen. Befreundet sind sie mit den Jolanders; David Jolander ist auch Teilhaber an der gemeinsamen Firma. Ein dritter Geschäftsmann wurde anfangs ausgebootet; die Abfindung war nicht sehr hoch und seine Entwicklung ist daher nicht sehr positiv: Ein mögliches Motiv der Entführung?

Charlie Lager, ermittelnde Kommissarin, wird zu Hilfe von der ortsansässigen Polizei gerufen und verfolgt mit Anders, ihrem Teamkollegen, jede Spur. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit: Wo liegt das Motiv? Dazwischen liest man kleine Einschübe des Kidnappers, die jedoch (sollten sie auch nicht) natürlich nicht sehr viel Aufschluss geben, die Person des Entführers betreffend.

Meine Meinung:

Nach kurzer Zeit wird klar, dass die Eltern nicht alles mitgeteilt haben, was für die Lösung des Falles relevant sein könnte. Charlie, selbst aus schwierigen Verhältnissen stammend; nicht gerne alleine, so dass sie immer wieder in alkoholisiertem Zustand irgendwelche Männer mit nach Hause schleppt, vertraut nur sich selbst (und muss im Buch so manchen Filmriss hinnehmen, die auf recht starke Alkoholprobleme hindeuten). Je nun, es gibt so einige ErmittlerInnen, die einem Drink nicht abgeneigt sind, aber Charlies Alkoholkonsum ist dann doch sehr grenzwertig, wenn auch positiv, dass die Autorin Alkoholabhängigkeit - auch bei Polizisten und Kommissaren - nicht ausspart.

Bengtsdotter legt einige falsche Fährten, schreibt auch sehr flüssig, jedoch fehlte mir leider komplett die Spannung! Die Handlung plätscherte so dahin und es gab auch m.E. Stigmatisierungen, die Heime, Fremdplatzierung, Machtmissbrauch etc. in der Fremderziehung betreffen. Ich kenne die schwedischen Verhältnisse in dieser Beziehung nicht, habe jedoch selbst in diesem Bereich gearbeitet und denke, dies ist eine Stigmatisierung, wenn auch zutreffend, was die Vergangenheit bis weit in die 1970er Jahre betrifft. Darüber gibt es Studien und Dokumentationen. Auch Pflegefamilien kommen schlecht weg und manches scheint für mich etwas an den Haaren herbeigezogen, die Handlung betreffend: Sowohl für Heime als auch für Pflegefamilien gibt es Aufsichtsgremien, die genau nachschauen, was in dieser Einrichtung oder in jener Familie abläuft.

Der Showdown auf der "Irrenklippe" und die Verbindung zu zwei Mädchen, Sara und Lo, deren traurige Geschichten ebenfalls eine Rolle spielen, kann die Spannung dann auch nicht mehr retten: Positiv ist lediglich die Perspektive, die sich für eines der jungen Mädchen ergibt und dass die Autorin gewissermaßen durchaus Sozialkritik in ihrem "Thriller" zum Ausdruck bringt.

Fazit:

Mir fehlte, wie gesagt komplett die Spannung und daher kann ich "Mohnblumentod" im Grunde nicht empfehlen. Da der Plot jedoch schlüssig und der Stil gut zu lesen ist, gebe ich knappe 3* in meiner Bewertung. Doch in diesem Genre gibt es weitaus Besseres - und auch Spannenderes!

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