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Veröffentlicht am 20.04.2024

Spannungsgeladener Auftakt um eine reiche, mächtige norwegische Reeder-Familie

Meeresfriedhof
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"Meeresfriedhof" von Aslak Nore stellt den Auftakt einer Trilogie dar, die mich tatsächlich vom Aufbau her entfernt an Stieg Larsson erinnerte; in dessen Tradition dieser vielschichtige Roman (eher literarischer ...

"Meeresfriedhof" von Aslak Nore stellt den Auftakt einer Trilogie dar, die mich tatsächlich vom Aufbau her entfernt an Stieg Larsson erinnerte; in dessen Tradition dieser vielschichtige Roman (eher literarischer Thriller) geschrieben wurde. Erschienen ist er (brosch, 542 Seiten) im KiWi-Verlag; also Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2024. Übersetzt aus dem Norwegischen hat ihn Dagmar Lendt.


Inhalt:


"Meeresfriedhof" ist der Beginn einer 3-teiligen Saga um die mächtige Reeder-Familie Falck (Reeder, Wohltäter, Politiker), die eine zentrale Rolle in der norwegischen Geschichte des 20. Jahrhunderts in diesem Roman spielt und sich in zwei Familienzweige aufspaltet: Die reichen Osloer-Falck's (Inhaber einer Reederei und expandierenden SAGA-Gruppe incl. einer Stiftung). Oberhaupt ist (noch) Olav Falck, dessen Mutter Vera Lind, einst Schriftstellerin, sich in hohem Alter von den Klippen stürzt (war es überhaupt Selbstmord?), worüber besonders Enkelin Alexandra/Sasha genannt sehr bestürzt ist und die Wahrheit über ihre Großmutter herausfinden möchte; weitere Figuren sind Sverre Falck und Andrea Falck, die Olav jedoch nicht so nahestehen wie Sasha, die sein Augenstern ist und eine Forschungsgruppe sowie das Archiv von SAGA leitet.

Die Bergenser Falck-Familie dagegen ist arm; sie lebt in einem Anwesen, das Vera Lind ihnen als Eignerin zu einem Spottpreis zur Miete überlassen hat und die Osloer an französische Schlösser denken lässt (Tische voller feinster Speisen, während sich die Bewohner frierend um den Kamin scharen). Das Oberhaupt dieses Zweigs ist Hans Falck, der sehr anders geartet ist als Olav: Hans Falck ist Arzt, Sozialdemokrat und ein Womenizer, der Menschen durch seine Ausstrahlung und seinen Charme für sich einnimmt. Er erhielt viele Auszeichnungen für seine Einsätze als Arzt im Nahen Osten (ausser Norwegen weitere Schauplätze des Romans; Nordirak, Kurdistan etc.)


Die Familie stellt fest, dass nach dem Tod von Vera deren Testament unauffindbar ist - und die Zerreißprobe beginnt: Hat sie evtl. Hans Falck mehr begünstigt als die Osloer Familie um Olav Falck? Was war in den 1970er Jahren tatsächlich passiert - und weshalb brach Vera damals ihre schriftstellerische Tätigkeit abrupt ab?


Die Spuren führen weiter in die Vergangenheit, in die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens durch die Nationalsozialisten: War Thor- Store Falck wirklich ein Widerstandskämpfer oder machte er eher gemeinsame Sache mit den Deutschen, die vom Transportwesen ins nördliche Norwegen von den Hurtigrutenschiffen abhängig waren, um (auch) als Kriegsgewinnler aus dieser Zeit hervorzugehen?

Die spannendste aller Fragen - die in Teilen des Manuskripts von Vera - also noch ein Buch im Buch - beantwortet werden, wenn auch fiktiv, ist die, aus welchem Grund das Schiff 'DS Prinsesse Ragnhold' am 23.10.1940 unterging; mit ihm über 400 Menschen, von denen nur wenige gerettet werden konnten....


Meine Meinung:


Das Lesen dieses sehr komplexen und vielschichtigen, spannenden literarischen Thrillers (was das Genre eher trifft als Roman; denn es gibt durchaus Krimi- und Thrillerelemente) verlangt dem Leser einiges ab: Die handelnden Figuren, besonders Olav Falck, Sasha, Sverre und auch Hans, sind nicht leicht zu durchschauen und wechseln als Sympathieträger wie Chamäleons: Besonders der Osloer Familie geht es um Macht und dem Erhalt derselben, Familienerhalt (familia ante omnia - die Familie zuerst) und sie ist gerissen genug, ihre Finger in so mancherlei Machtspielen zu haben (Geheimdienste, Politik, Verbindungen zu wichtigen Funktionsträgern im Staat etc.); in gewisser Weise wirken sie eiskalt und skrupellos, wenn es um ihre Interessen, um SAGA und der Familie geht: Wahrheit wird gerne mit einem Tuch aus Lügen überdeckt und der Schein der "Sauberkeit" gewahrt, um welchen Preis auch immer. Zeitweise sieht es so aus, dass Sasha Falck da anders gestrickt ist; doch immer wieder überraschen die ProtagonistInnen, da sie über Wendehälse verfügen, die stets die eigene Sicherheit abdeckt - und andere in Lebensgefahr bringen kann: Eine sehr interessante Figur ist John Omar Berg, genannt Johnny, der von Hans Falck beauftragt wird, seine Biografie zu schreiben: Hans lehnt sich (zurecht) gegen das Unrecht in der Welt auf und in den Ausflügen in die Weltpolitik (Afghanistan, Nordirak) spürt man sein Entsetzen über dortige Verhältnisse und sinnlosem Blutvergießen, das kein Arzt-ohne-Grenzen wirklich stoppen kann: Diese Ausflüge mit Hans oder "JB", also Berg, lassen hier durchaus politische Anteile einfließen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen können.

Der Stil von Aslak Nore ist schnörkellos, packend und lässt den Leser bald schon nicht mehr los: Im letzten Drittel des Romans steigt der Spannungsbogen, auch durch die Manuskriptseiten, nochmal an, um mit unvorhersehbaren Wendungen und einem Cliffhanger zu enden: So kann der geneigte Leser dem 2. Teil (Felsengrund) lange entgegenfiebern, der 2025 erscheinen wird.


Fazit:


Ein sehr spannender, vielschichtiger, komplexer literarischer Thriller um eine reiche Reeder-Familie, um Macht und Reichtum, Lügen und Vertuschungen im Kampf um die Wahrheit. Aslak Nore hat um den historisch belegten Untergang des DS 'Prinsesse Ragnhild' im 2. WK (der Grund ist bis heute unklar!) eine unglaublich spannende Geschichte gewoben, in dem eine mächtige Reeder-Familie und auch die Geschichtsschreibung Norwegens eine große Rolle spielt. Er zeigt in authentischer Weise auf, dass Geschichte immer von den Mächtigen geschrieben wird; auch wenn sich so manches ganz anders zugetragen haben könnte. Interessant in diesem Zusammenhang auch der reale politische Charakter sog. Stiftungen, die oftmals nur ein Deckmantel für andere (politischen) Interessen abgeben. Von mir für diesen hervorragenden literarischen und historisch interessanten Thriller um Vera Lind und die Familie Falck eine absolute Leseempfehlung und 4,5 *

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Zwiegespräch mit einem 'grundsätzlich offenen' alten Haus

Das Haus verlassen
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"Das Haus verlassen" von Jaqueline Kornmüller/Kat Menschik erschien (HC, 96 Seiten mit zahlreichen wunderschönen Illustrationen von Kat Menschik) im Galiani-Verlag, Berlin.

Das sehr ansprechende Cover ...

"Das Haus verlassen" von Jaqueline Kornmüller/Kat Menschik erschien (HC, 96 Seiten mit zahlreichen wunderschönen Illustrationen von Kat Menschik) im Galiani-Verlag, Berlin.

Das sehr ansprechende Cover ist bereits ein eyecatcher in sattem Grün, die Schriftzüge des Titels werden von einem wundervollen kupferfarbenem Farbschnitt aufgegriffen, die meine Fantasie (bei einem alten, 140 Jahre alten Feldsteinhaus) gleich an alte Kupferrohre und einen Kupferkessel in der Küche denken ließen.... (wie Kat Menschik im Nachwort anmerkt, handelt es sich bei dem Text von Regisseurin J. Kornmüller und entsprechenden wirklich sehr schönen Illustrationen von Kat Menschik auch darum, die Deutung auch der Fantasie des Lesers zu überlassen: Text und Illustrationen sind hier eine gelungene Symbiose eingegangen; die Zeichnungen 'untermalen' den Text hervorragend!


Inhalt:


Eine Ich-Erzählerin wohnt seit 10 Jahren in einem sehr alten Feldsteinhaus, das von einem Garten umgeben ist, der sich sehen lassen kann: Beides hat sie mit viel Liebe und Sorgfalt renoviert, bis sie bemerkt, dass sie innerlich den Wunsch verspürt, "weiterzuziehen" und neuen Herausforderungen und Aufgaben entgegenzugehen: Aus der Idee wird eine Verkaufsannonce und man erlebt mit der immer erschöpfter wirkenden, aber auch amüsierten Ich-Erzählerin ein ständiges Kommen und Gehen an potentiellen InteressentInnen bis hin zu "Immobilientouristen", die nur mal gucken wollen....


Von Beginn an spielt die Beziehung zwischen der Ich-Erzählerin (mit großem Bad im Keller, in der Grube) und dem Haus eine große Rolle: Sie empfindet das Haus als Hülle, als Körper, als Haut - besonders aber als Wohlfühlort und als Ort der Inspiration, zu dem sie nach Ausflügen in die Stadt immer wieder gerne zurückkehrte. Sie kommuniziert mit dem Haus, das sich nicht jedem öffnet, das träumt und in meist gleichmütiger Zwiesprache mit der Besitzerin agiert. Das all die Interessenten, die es inspizieren (z.B. der Anfasser, die Haltsuchende, der Frager, die Frömmler, Kalandar, die Stillen usw.) erträgt, sogar mit einem Kind spielt, als die Familie das Haus besichtigt.

Auch den Garten stelle ich mir traumhaft schön vor, pflanzte doch die Ich-Erzählerin Flieder, Magnolien, Dufthortensien, Glyzinien und Bauernjasmin, den ich mir in einem Bauerngarten prächtig vorstellen kann - und im Jahreszyklus nacheinander denselben in blühendem Zustand erstrahlen lässt. Nach unzähligen Besichtigungen wird es unsere Hausbesitzerin allmählich leid, da sie spürt, dass niemand unter den Interessenten war, die "das Haus wirklich wollten". Sollte sie dennoch an ihrem Vorhaben, das Haus zu verkaufen, festhalten - oder doch bleiben?


Meine Meinung:


Obgleich die Autorin und Regisseurin Jaqueline Kornmüller eher in sachlich-nüchternem Stil erzählt, ist der versteckte Humor und tiefe Emotionen dennoch spürbar: Man schüttelt den Kopf wie die Hausbesitzerin über den einen oder anderen potentiellen Käufer und wünscht sich, dass sie das Haus vielleicht doch nicht verlassen wird: Eine tiefe Verbindung besteht, die ich als sehr realistisch betrachte, wenn ein Mensch länger in einem Haus wohnt. Besonders, wenn Menschen sich für das Haus selbst und seine Geschichte, seine Stärken und seine Schwächen interessieren und es pflegen. Es mit einem liebevoll angelegten Garten umgeben. Etwas unglücklich fand ich die Beziehung zu den Nachbarn (die man sich ja oft nicht aussuchen kann); idyllischer wäre die Lage fernab aller Hauptstraßen und mitten in der Natur gewesen, wenn es auch noch nette Nachbarn geben würde. Diese spielen aber hier dank der Persönlichkeit der Hausbesitzerin nur eine Nebenrolle und es geht thematisch auch darum, den richtigen Ort im Leben zu finden, den man nicht leichtfertig aufgeben sollte, um gesellschaftliche Zwänge, um heilsame Natur, die einfach guttut, um mögliche Veränderungen und neue Herausforderungen - und um das Verweilen, um Zufriedenheit im Leben, die man nicht in äußeren Dingen, sondern nur in sich selbst findet.

Die grandiosen Zeichnungen von Kat Menschik regen dabei die Fantasie des Lesers an und ergänzen den Text.


Fazit:


Ein außergewöhnlicher, teils poetischer, kurzer Roman, eingefasst und umgeben von wunderschönen Zeichnungen von Kat Menschik, der in leiser, aber überzeugender Weise die Beziehung und die Liebe einer Frau, die ein altes Steinhaus auf dem Land besitzt, zu ihrem Haus beschreibt. So mancher Leser/manche Leserin könnte sich hier wiederfinden - denn vieles steht 'zwischen den Zeilen' geschrieben - und ist durch schöne Illustrationen vortrefflich 'untermalt'. Eine Veränderung und ein Aufbruch muss nicht immer von äußeren Veränderungen abhängen: Er kann auch (und sollte) in uns selbst stattfinden. Von mir eine Leseempfehlung und 4*.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Informativ, individuell - toller Normandie-Reiseführer!!

Normandie
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Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem ...

Nicht nur das Land des Cidre, Calvados und Käse stellt uns der von der Normandie begeisterte Autor Ralf Nestmeyer in seinem Reiseführer "Normandie" 'etwas anderen', sehr individuellen und höchst informativem Reiseführer vor(erschienen im Michael-Müller-Verlag, 2019): Er nimmt uns mit in einer der schönsten, landschaftlich sehr reizvollen nordfranzösischen Region überhaupt: Neben wahren Bilderbuchlandschaften hat die normannische Kulturlandschaft schöne Städte und sehr hübsche Dörfer, alte Klöster und Kirchen, Schlösser und Gärten, Kunst und Museen sowie eine wunderschöne Küstenlandschaft und Klippen zu bieten!

Der Reiseführer ist fantastisch strukturiert und umfasst alle Regionen, die zur Normandie gehören. Ralf Nestmeyer stellt uns auf informativen Seiten, die sehr interessant zu lesen sind, besonders auch die Hintergrundinformationen "zum Nachlesen und Nachschlagen" die Seine-Region, die Cote d'Albatre, Calvados, Manche und Orne vor. Auch für Wanderfreunde hat er Touren zusammengestellt, die sich problemlos nachwandern lassen, so kommen auch diese auf ihre Kosten.

So ist man "orientiert unterwegs in der Normandie", wofür natürlich auch die Faltkarte sorgt, die dem Reiseführer beiliegt: Es gibt zu jeder Stadt, jedem Ort (den man auch leicht im Register finden kann) "praktische Tipps" des Autors und -was mir besonders gefiel, persönliche Tipps ("Mein Tipp") an sehr vielen Stellen. So hat man außer den Basis Infos, die in jedem anderen Reiseführer wohl auch zu finden sind, nochmal speziellere Informationen zur Hand, die sich als sehr wertvoll vor Ort erweisen dürften!

Ich habe am Beispiel "Mont-Saint-Michel", dem weltberühmten und unter dem Unesco-Welterbe stehenden Kloster erfahren, dass 2014 der alte Steg zwischen Insel und Festland durch eine Stelzenbrücke ersetzt wurde (ich war Ende der 70er Jahre dort, da gab es noch den Steg und es war nur möglich, in Zeiten der Ebbe die Insel zu besuchen. Auch die geschichtlichen Infos, die über Richard Löwenherz z.B. oder die historischen Hintergründe zur Landung der Alliierten (1944) hier benannt und gut recherchiert erklärt werden, fand ich sehr beachtlich. Dadurch ist es mehr als ein Reiseführer; die Geschichte der Normandie betreffend, die man im Anhang nachschlagen kann (und auch sollte).

Ausser den praktischen Reisehinweisen, auch Hinweise für Radreisende, Angaben zu landestypischen Übernachtungsmöglichkeiten gibt es tolle Informationen zu Brauchtum, Festen und Veranstaltungen in der Normandie, die mir persönlich besonders zusagten und worüber sich alle kulturell interessierten Normandie-Reisenden sehr freuen dürften. Auch der sprachliche Ausflug ins Französische (die Franzosen lieben ihre eigene Landessprache halt ;) finde ich sehr gut, er betrifft u.a. die Speisekarte und viele andere nützliche Rubriken für die Reise.

Fazit:

Ein individueller, sehr informativer und lesenswerter Normandie-Reiseführer von Ralf Nestmeyer, dessen Verbundenheit mit diesem wunderschönen und sehr geschichtsträchtigen nordfranzösischen Landstrich sehr zur Geltung kommt - und dessen Tipps für den nächsten Normandie-Urlaub ich jedem Reisebegeisterten empfehlen kann! Der Reiseführer lässt keine Wünsche offen - on y va!! 5*

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Historisch Spannendes aus der deutsch-französischen Grenzregion! Lesetipp!

Töchter des Aufbruchs
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"Töchter des Aufbruchs" von Marie Pierre (Pseudonym der bekannten Autorin Maria W. Peter) erschien im Heyne-Verlag (2024, TB, 445 Seiten) und hat mir überaus gut gefallen; wie bereits andere historische ...


"Töchter des Aufbruchs" von Marie Pierre (Pseudonym der bekannten Autorin Maria W. Peter) erschien im Heyne-Verlag (2024, TB, 445 Seiten) und hat mir überaus gut gefallen; wie bereits andere historische Romane der Autorin, die stets sehr sorgfältig recherchiert, einen hohen Unterhaltungswert mit historischem Tiefgang sowie Spannung zu bieten haben. Auch dieser neue Roman ist dem Genre 'Historische Romane' anzusiedeln.


Reichsland Elsaß-Lothringen 1910:


Im malerischen Moselstädtchen Diedenhofen führt die junge Lehrerin Pauline Martin inmitten einer bunt gemischten Bevölkerung aus Deutschen und Franzosen, Hüttenarbeitern und Militär ein Pensionat für höhere Töchter, die sie zu eigenständigen und selbstbewussten Frauen erziehen will. Als ihr neuester Schützling Suzette sich heimlich mit einem Soldaten trifft und kurz darauf spurlos verschwindet, bittet Pauline den preußischen Hauptmann Erich von Pliesnitz um Hilfe. Ihre enge Zusammenarbeit droht, die strengen Konventionen der Kaiserzeit zu sprengen. Kann Pauline ihre Schülerin finden und den den guten Ruf des Pensionats bewahren?

(Quelle: Buchrückentext)


Meine Meinung:


Selbst, wie die Autorin in der Grenzregion Saarland/Elsass-Lothringen geboren und aufgewachsen (50 m vor der dt.-franz. Grenze in der Landeshauptstadt), war ich auf diese Romantrilogie sehr gespannt und habe ihn mit großer Freude gelesen:

Pauline Martin, die das Pensionat leitet und einen hohen Preis für ihre Selbständigkeit zahlte, nahm Suzette, die Tochter ihrer Cousine auf, da das aufmüpfige Mädchen ihren Eltern über den Kopf gewachsen zu sein schien: Suzette lässt sich auch von Pauline nichts vorschreiben, trifft sich heimlich mit einem sehr undurchsichtigen Leutnant und verschwindet gar bei einem Ausflug nach Saarbrücken (ein historischer Exkurs des Pensionats nach einigen Drohbriefen, die Pauline Schreckliches erahnen lassen), den ich trotz der Querelen um Suzette sehr genossen habe, da ich die Schauplätze von Kindesbeinen an kenne und sie mir immer Ehrfurcht vor der Geschichte einflößten (Denkmäler an den Spicherer Höhen, Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870/71). Der zuerst griesgrämig wirkende, strenge Hauptmann Erich von Pliesnitz unterstützt die resolute Lehrerin Pauline darin, Suzette wiederzufinden und die teils köstlichen Dialoge zwischen den beiden veranschaulichen die gesellschaftlichen Konventionen sehr treffend: Stammen Pauline und der Hauptmann aus zwei verschiedenen Welten, so sind sie sich doch nicht so unähnlich. Der Gärtner und Mann für alles Vincent Lehmann spielt bei der Geschichte, die auch ein wenig Krimi in die Handlung bringen, eine besondere Rolle: Was war in seiner Vergangenheit geschehen, die er mit sich herumschleppt? Hier lässt die Autorin den Leser 'lange zappeln'. Auch Louise, die Zimmernachbarin von Suzette, scheint ein Geheimnis zu haben und weiß mehr über das Verschwinden Suzettes, als sie zugeben mag....


Durch die sympathischen Personen (besonders Pauline und Erich von Pliesnitz, die diese Zeit vor dem 1. Weltkrieg personifiziert sehr authentisch darstellen) und den flüssigen, atmosphärischen Schreibstil der Autorin, den ich sehr schätze, kommt man sehr schnell in die Handlung; die Geheimnisse sorgen für Spannung und (was mir besonders gefällt) gibt es auch einige historische Erklärungen für die geschichtlichen Hintergründe der Grenzregionen Elsass/Lothringen/Saarland, die in die Geschichte um Pauline's Pensionat einfließen. Toll fand ich auch die Reise- und Stöbertipps zu Schauplätzen und historischem Hintergrund am Romanende!


Fazit:


Ein sehr unterhaltsamer, historisch bestens recherchierter Roman um die Grenzregionen Lothringen/Elsass/Saarland um 1910, die mit sympathischen Figuren aufwartet, die die Konventionen in der Kaiserzeit sehr gut darstellen. Vergnüglich und spannend zu lesen, entführt uns Marie Pierre in längst vergangene Zeiten und einer Region, die durch viele Herrschaftswechsel zeitweise sehr zerrissen war. Ich empfehle diesen Roman absolut und freue mich sehr auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Dekorative Pflanzideen - auch auf kleinem Raum!

Mein wunderbarer Topfgarten
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"Mein wunderbarer Topfgarten" von Tina Ullmann (141 S., HC, geb., 2024) erschien im Kosmos-Verlag, Stuttgart. Es handelt sich hier um die Schaffung von Wohlfühloasen auf Balkon, Terrasse oder einem kleinen ...

"Mein wunderbarer Topfgarten" von Tina Ullmann (141 S., HC, geb., 2024) erschien im Kosmos-Verlag, Stuttgart. Es handelt sich hier um die Schaffung von Wohlfühloasen auf Balkon, Terrasse oder einem kleinen Garten, wobei passende Pflanzen und Töpfe oder Kübel-Gefäße die Hauptakteure zur Erreichung des eigenen kleinen Gartenparadieses sind.


Tina Ullmann gibt wertvolle Tipps zu Pflanzen, die sich für die Topfkultur eignen; sie gibt ihre langjährigen Erfahrungen an die LeserInnen weiter, was Auswahl, Standort und Pflege der Topf- und Kübelpflanzen betrifft; ergänzt werden diese mit stimmungs- und prachtvollen Fotos der pflanzlichen "Schönheiten". Wenn also wenig Raum zur Verfügung steht, ist dieses Sachbuch wahrhaft eine Bereicherung. Großer Vorteil der Topfkulturen ist die Mobilität (z.B. haben einige Städte eine Orangerie, in der im Sommer Zitronen- und Orangenbäumchen blühen, die den Gartenfreund erfreuen; zum Überwintern werden sie ins Gewächshaus verbracht).


Die Autorin, die auch ein Instagram-Account für Fragen zu ihrem Topfgarten betreibt, stellt hier nur Pflanzen vor, mit denen sie Erfahrungen hat: Das gesamte Spektrum geeigneter Topfpflanzen ist also nicht abgedeckt, jedoch lassen die Pflanzen und die Tipps zu Gestaltung und Auswahl keine Wünsche offen.


Von Ausstattung und Grundlagen für den Topfgarten (Werkzeuge, Nützliches und Körbe, Kübel und Gefäße, wobei die Liebe zu Weidenkörben und Rattan nicht zu übersehen ist und sehr natürlich, wenn auch teurer in der Anschaffung, wirkt, geht es zur Einsaat incl. Tipps zum Düngen und für Drainagen (Regen/Staunässeschutz).


"Fast alles geht" in Sachen Stauden, Gehölze, Kräuter und Zwiebelpflanzen! Verschiedene Pflanzen (auch Obst und Gemüse sowie Gehölze) stellt die Autorin sehr sachkundig im Jahreszyklus vor; für Anfänger sind die Tabellen der jeweiligen Pflanzenart von ungeheurem Vorteil zur Auswahl der richtigen Pflanze, je nach Standort (Schatten, Halbschatten, Sonne...); außer den Tipps zu Schnitt und Pflege sind diese für evtl. newbies, aber auch für erfahrenere Menschen mit Gärten von großem Wert, finde ich: Ich freute mich über die Hemerocallis (Taglilie) in der Staudentabelle, da unsere (leicht zu pflegen, mehrjährig) uns seit fast 20 Jahren jeden Sommer (Blühzeit Ende Mai bis Anfang Juli) erfreut!


Auch insektenfreundliche Kübelpflanzen werden aufgelistet, wofür ich die Daumen hebe: So mancher Schottergarten ("Gärten des Grauens") könnte in einen Topfgarten umgewandelt werden; zum Wohl von Mensch und auch von Vögeln und Insekten! (Soviel Arbeit ist das nicht, selbst wenn mensch wenig Zeit zum Gärtnern hat). Weitere Kapitel befassen sich mit Obstbäumen und Pflanzen als Sichtschutz sowie solchen, die wenig Wasser brauchen (z.B. eine Schmucklilie, die mehrjährig ist, im Winter jedoch Schutz braucht und zuweilen sehr alt wird!) Auch das Kapitel über Wasserstellen für Vögel und Insekten fand ich sehr wichtig. Abschließend erhält man noch Tipps bei Schädlingsbefall und Krankheiten, die dieses sehr gelungene und mit tollen Fotos versehene Sachbuch abrunden. Eine wunderbare Gelegenheit, Balkon oder Terrasse mit ein- oder mehrjährigen Pflanzen zu einer Wohlfühloase zu gestalten! Ich kann dieses tolle Sachbuch daher absolut weiterempfehlen (meines Zeichens Tochter eines Staudengärtners ;) und vergebe 5* am (literarischen) Gartenhimmel!


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