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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2024

Spannend mit Längen in der Handlung

Reykjavík
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Es war das Jahr 1956 als die gerade erst fünfzehnjährige Lára von einer kleinen Insel etwas abgelegen von Reykjavik spurlos verschwindet. Dort hatte sie über den Sommer als Haushaltshilfe bei einem reichen ...

Es war das Jahr 1956 als die gerade erst fünfzehnjährige Lára von einer kleinen Insel etwas abgelegen von Reykjavik spurlos verschwindet. Dort hatte sie über den Sommer als Haushaltshilfe bei einem reichen Rechtsanwalt und seiner Ehefrau gearbeitet, doch laut Aussage der beiden, wollt sie nach Hause zurück. Dort kam sie niemals an. Dreißig Jahre sind seitdem vergangen, der damals leitende Detektiv hat nie mit dem Fall abgeschlossen und auch Láras Eltern haben die Hoffnung nie aufgegeben. Als der junge Reporter Valur neue Hinweise zu dem Fall erhält, beginnt er wieder nachzuforschen und gerät dabei selbst in tödliche Gefahr.

Ich finde Cold Cases immer irgendwie besonders tragisch und auch spannend und dementsprechend neugierig wurde ich auf Reykjavik. Schon der Einstieg, der im Jahr 1956 beginnt, macht das Buch recht spannend und dank des leichten und flüssigen Schreibstils wurde man schnell mitten in die Handlung gezogen.
In den ersten Kapiteln macht die Handlung dann Zeitsprünge bis ins Jahr 1986, in dem Valur wieder anfängt, Artikel über die verschwundene Fünfzehnjährige zu schreiben. Als er dann noch Hinweise erhält, beginnt er richtig mit seinen Nachforschungen und stößt dabei auf viele Ungereimtheiten, die damals scheinbar keine Beachtung erhielten. Diese Parts rund um die Ermittlungen des Reporters und später die seiner Schwester fand ich unheimlich spannend. Stück für Stück kommt man der Auflösung näher und immer wieder gibt es neue Wendungen und Überraschungen, von denen ich einige nicht im geringsten geahnt hätte. Was mir die Spannung etwas rausnahm, waren die ellenlangen Erklärungen, wenn der Blickwinkel wieder auf neue Charaktere fiel. In diesem Bereich hätte es gerne etwas kürzer erzählt werden können, doch nichtsdestotrotz fand ich die Handlung insgesamt spannend.
Der Fall hat mich richtig betroffen gemacht, ein junges Mädchen, das plötzlich verschwindet und trotzdem weiß angeblich niemand etwas. Ich versetze mich bei soetwas immer in die Gefühlswelt der Eltern, zumal meine eigene Tochter in dem Alter ist. Die Hoffnung der Eltern hier konnte ich sehr gut nachvollziehen.
Es gab eine Vielzahl an Charakteren, über diverse Bereiche stehen aber der Reporter Valur und seine Schwester Sunna im Mittelpunkt. Dadurch, dass sich die Handlung mehr um die Ermittlungen drehen, lernt man die Charaktere nicht allzu intensiv kennen. Doch vor allem Sunna wurde mir äußerst sympathisch. Sie ist hartnäckig und äußerst clever und zieht immer wieder interessante Schlüsse.
Ansonsten gibt es wirklich viele Nebencharaktere, von denen so manch einer verdächtig wird. Jeder einzelne ist wichtig für die Fortsetzung der Handlung, auch wenn man von den meisten nur erfährt, was sie machen.
Das Setting, die Stadt Rykjavik und auch die kleine Insel geben der Geschichte die typisch skandinavische Atmosphäre. Gerade die Momente auf der Insel hatten etwas schweres, düsteres und konnte überzeugen.

Mein Fazit

Insgesamt ein wirklich spannender Fall der mit vielen kleinen Puzzleteilen erst am Ende ein klares Bild ergibt und den Leser dementsprechen miträtseln lässt. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich mochte es Valur und Sunna bei ihren Überlegungen zu begleiten. Hin und wieder gab es Längen, die ein wenig die Geschichte in die Länge zogen und meiner Meinung nach nicht unbedingt wichtige Informationen beinhalteten. Atmsphärisch, spannend und mit einigen Überraschungsmomenten.

Veröffentlicht am 07.04.2024

Starke Grundidee, aber mit Schwächen

Die alte Garde
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Sie waren die Helden Großbritanniens, die Ritter der Tafelrunde aus der Artussage. Deshalb hat Merlin einen Zauber gewirkt und immer dann, wenn es dem Land schlecht geht und Hilfe benötigt, erwachen die ...

Sie waren die Helden Großbritanniens, die Ritter der Tafelrunde aus der Artussage. Deshalb hat Merlin einen Zauber gewirkt und immer dann, wenn es dem Land schlecht geht und Hilfe benötigt, erwachen die Ritter aus ihrem Schlaf. Es gibt nur einige wenige Eingeweihte, bei denen es sich meist auch um Untersterbliche handelt und hin und wieder wissen Menschen von der alten Legende.. Nun erwacht Sir Kay wieder aus einem langen Schlaf, doch sein Land erkennt er nicht mehr. Der einst trockene Boden, in dem er ruht, ist nun ein Morast und die Städte größtenteils unter Wasser, so dass die Menschen in Lager leben. Nur einige Freiheitskämpfer versuchen noch, das Land zu retten, doch beim Fracking erwecken sie ungewollt einen Drachen. Doch dieser ist nicht das schlimmste, dem Kay sich nun gegenübersieht.

Dieses so schlichte und doch so interessante Cover weckte meine Aufmerksamkeit und als ich den Klappentext las, musste ich wissen, worum es hier geht. Die Ritter der Taflrunde und die Sae rund um König Arthur ist mir bekannt und die Idee, die Ritter wieder auferstehen zu lassen, fand ich großartig. Auch der Einstieg gelingt noch gut, denn man begleitet Sir Kay bei der Wiederauferstehung und da gibt es doch den ein oder anderen Moment, der mich schmunzeln ließ.
Doch dann wurde es für mich schon leider etwas schwierig, denn auch wenn sich der Schreibstil lesen lässt, fand ich ihn nur wenig packend. Irgendwie blieb das Erzählte eher emotionslos, so dass es mir schwer fiel, mich in die Charaktere zu versetzen oder mit ihnen mitzufiebern.
Dabei ist das Thema, dem sich der Autor hier widmet, wirklich hochaktuell, es geht um die Klimakatastrophe, die Meeresspiegel sind bereits gestiegen und die Menschen, ja, die haben sich leider immer noch nicht so wirklich verändert, denn anstelle von Zusammenhalt herrscht das altbekannte Machtgefüge.
Der Start des Buches konnte mir noch gut gefallen und trotz des Schreibstils wollte ich wissen, wie Sir Kay sich in unserer, leicht in der Zukunft liegenden Welt, zurechtfindet. Aber dann geht zunächst das Tempo zurück, die Perspektiven wechseln, teilweise auch zu weiteren Rittern der Tafelrunde oder zu anderen Unsterblichen und es fiel mir ein wenig schwer, hier den Durch- bzw. den Überblick zu behalten. Insgesamt schwankte die Spannung, es gab hier durchaus sehr spannende Momente, z. B. trifft Sir Kay auf den Drachen, insgesamt hätte ich mir aber bei der Länge des Buches mehr Spannung erhofft. Doch andererseits ist das Buch mit einem so ultratrockenem Humor ausgestattet, das ich doch weiterlesen wollte. Es gab wirklich so manche Situationen, die mich wirklich zum Lachen brachten. Ja klar, immerhin tingeln da Ritter, die zweitausend Jahre auf dem Buckel haben, durch unsere Welt.
Sir Kay, Bruder des großen König Arthur, fand ich richtig gut gelungen, irgendwie war mir der Herr gleich von Beginn an sehr sympathisch. Im Gegensatz zu den anderen Rittern, fällt es ihm schwerer, sich an die neue Situation in seinem Land zu gewöhnen. Das gelingt ihm natürlich zunächst nur bedingt und doch schaffen sowohl er als auch die anderen, sich anzupassen.
Mariam, die junge Umweltaktivistin blieb mir zu blass und auch die anderen Charaktere dieser Bewegung blieben zurück, so dass ich mene Schwierigkeiten mit ihnen und ihren Handlungen hatte.

Mein Fazit: Eine wirklich richtig tolle Grundidee, die Ritter der Tafelrunde erwachen zu lassen und in unsere Zeit zu setzen. Allein diese hat mir richtig gut gefallen, doch mit dem eher abgehackten, recht emotionslosem Schreibstil blieb die Geschichte leider hinter meinen Erwartungen zurück. Ich hätte gerne noch mehr Einblicke in die Gedanken des Ritters Kay gehabt und seine Reaktionen intensiver noch verfolgt, denn daraus ergab sich durchaus immer wieder Momente, die schmunzeln ließen. Auch die Handlung hätte hin und wieder mehr Schwung benötigt, um intensiver zu fesseln. Insgesamt blieb es hinter meinen Erwartungen.

Veröffentlicht am 07.04.2024

Außergewöhnliche Fantasy, aber leider nicht meins

Der Rabengott
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Ein Gott der sich der Rabe nennt, herrscht durch einen Statthalter über die Hafenstadt Vastai. Dem Statthalter ist es gestattet, nach seinen eigenen Regeln zu handeln. Der einzige Wermutstropfen: stirbt ...

Ein Gott der sich der Rabe nennt, herrscht durch einen Statthalter über die Hafenstadt Vastai. Dem Statthalter ist es gestattet, nach seinen eigenen Regeln zu handeln. Der einzige Wermutstropfen: stirbt der Rabe, stirbt auch der Statthalter und dessen Erbe wird sein Nachfolger. Doch dieses mal ist es anders, denn als Mawat, Sohn des Statthalters heimkehrt, ist sein Vater verschwunden und sein Onkel sitzt auf dem Thron. Mawat fordert sein Erbe und sein Begleiter Eolo, der das erste Mal in seinem Leben Vastai betritt, findet beim Erkunden der Stadt immer mehr über die Ereignisse heraus.
Das klingt so spannend und anders, dass ich einfach neugierig wurde. Auch das Buch ist einfach wunderschön gestaltet und ein regelrechter Eyecatcher im Regal.
Was mir allerdings sehr schwer fiel, war dieser Schreibstil, der es mir extrem schwer gemacht hat, durch die Geschichte zu kommen. Es gibt einen Ich-Erzähler, der sich dann an eine weitere Person in der Du-Form widmet. Wer der Erzähler ist, war mir zunächst nicht klar und es brauchte auch eine Weile, bis ich da durchgeblickt habe, dass das Du dem Protagonisten Eolo gewidmet ist, war mir aber schnell klar.
Das Tempo ist über weite Teile recht ruhig gehalten. Wer actiongeladene Storys mit viel Handlung erwartet, wird enttäuscht sein. Das liegt zum einen daran, dass der Handlungsort und auch die Charaktere überschaubar bleiben, zum anderen daran, dass der Erzähler immer wieder abschweift in die eigene Vergangenheit.
Mein allergrößtes Problem mit der Geschichte ist definitiv der Schreibstil, der es mir durchweg schwer machte. Ich beobachte durch eine Anwesende "Person" die Handlung und muss darauf vertrauen, dass er durch seine Beobachtungen alles richtig einschätzt. Ja, das geschieht zwar auch durch einen Erzähler in dritter Person, aber ich konnte mich hier einfach nicht darauf einlassen. Dabei habe ich schon einmal ein Buch in dieser Perspektive gelesen, was ich dadurch völlig eindringlich empfand, hier blieb das leider aus. Dadurch das es auch Zeitsprünge gibt, ergibt sich dann auch erst zum Ende hin ein Gesamtbild.
Auch bei den Charakteren fehlte es mir an Tiefe, da der Erzähler auch klar wertet. Selbst der Protagonist blieb mir fern.
Mein Fazit: Wie so oft steht und fällt ein Gesamteindruck mit dem Schreibstil und leider habe ich es nicht geschafft, mich darauf einzulassen. Dachte ich bei einer Leseprobe noch, dass das interessant werden könnte, musste ich feststellen, dass es mir einfach nicht liegt. Ich brauche mehr Raum, Abwechslung und Tempo und letzten Endes auch spannende Protagonisten. Das alles gab es für mich nicht. Leider nicht meine Geschichte.

Veröffentlicht am 07.04.2024

Berührend

Somebody to Love – Northern-Hearts-Reihe, Band 1 (Dein SPIEGEL-Bestseller)
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Neun Monate ist es her, dass sich die Welt für Freya änderte, denn in dieser Nacht starb Hendrik, ihre erste große Liebe. Niemand kann sich erklären, warum er gemeinsam mit anderen in die Tierfarm einbrach, ...

Neun Monate ist es her, dass sich die Welt für Freya änderte, denn in dieser Nacht starb Hendrik, ihre erste große Liebe. Niemand kann sich erklären, warum er gemeinsam mit anderen in die Tierfarm einbrach, denn er war kein Aktivist. Als Sohn des Bürgermeisters wurde er in der Presse zerrissen, was es für Freya nur noch schwerer machte. Als Freya in der Hütte, die sie gemeinsam mit Hendrik gebaut hat, Hendriks Laptop findet, ist sie verwirrt. Warum hat Hendrik ihn versteckt? In der Hoffnung, dass Hendriks Drillingsbruder Emil ihr beim Knacken des Passworts helfen kann, ruft sie ihn an. Zwar finden sie nicht gleich das Passwort, doch sie geben sich gegenseitig Halt in ihrer Trauer.
Das zauberhafte Cover und der Klappentext machen neugierig und man möchte erfahren, warum Hendrik wirklich gestorben ist, denn dass da etwas nicht stimmt, merkt man recht schnell. Dank des unheimlich gefühlvollen Schreibstils fällt der Einstieg in den Roman leicht. Auch sonst verzaubert Autorin Rebekka Weiler mit ihrem Schreibstil, der die Emotionen glaubhaft und authentisch werden lässt.
Die Geschichte ist zwar sehr gefühlvoll, aber ohne kitschig zu sein. Das Gefühl der Trauer fand ich sehr gut dargestellt, diese innere Zerrissenheit, aber auch der Moment, in dem man sich fragt, ob man Glück empfinden darf, obwohl man seine Liebe verloren hat. Ja, man darf, man muss sogar, doch der Weg dahin ist schwer. Rebekka Weiler schafft diese Gratwanderung richtig gut.
Insgesamt hat mir die Handlung gut gefallen, gerade auch mit dem Finden des Laptops und der daraus resultierenden Suche nach der Wahrheit steigt die Spannung. Zwischendurch gab es aber auch Momente, in denen die Handlung auf der Stelle trat und sich für mich die ein oder andere Länge einschleichen. Trotzdem haben mir die vielen kleinen, inneren wie auch äußeren Konflikte gut gefallen.
Protagonistin Freya, Fee genannt, fand ich authentisch und glaubwürdig. Der Wunsch, sich zu verkriechen und einfach allein sein zu wollen, konnte ich sofort nachvollziehen. Trotzdem ist sie unglaublich stark und überzeugt in ihrer Art. Dass sie sich hier und da einschüchtern lässt, ist verständlich, trotzdem wächst sie nach und nach an ihren Herausforderungen und ihre Veränderungen innerhalb der Geschichte von zerbrochen zu neuer Kraft fand ich richtig gut.
Auch Emil fand ich sehr sympathisch und vor allem extrem einfühlsam. Die Art, wie er für Freya da ist, obwohl er selbst so sehr unter dem Tod seines Bruders leidet, fand ich unheimlich berührend. Doch er versucht es immer allen recht zu machen und vergisst dabei seine eigenen Bedürfnisse. Gerade im Konflikt mit Lene, seiner Drillingsschwester, zeigt sich so gut, dass er sich kaum Zeit für seine eigene Trauer eingesteht. Aber auch Emil wächst innerhalb der Geschichte, was mir gut gefallen hat.
Die Nebencharaktere bleiben recht übersichtlich, aber auch hier gelingt es der Autorin jeden einzelnen glaubhaft zu zeichnen. Freyas Freundinnen, die ihr Halt geben, ihre Eltern, die im Grunde das beste für die Tochter wollen und doch Schwierigkeiten haben, richtig zu reagieren, aber auch Emils Familie bei der die Schwester flieht vor der Trauer, der Vater sich in Arbeit stürzt und die Mutter einfach nervlich am Ende ist, fand ich sehr lebendig und authentisch.
Mein Fazit: Eine sehr emotionale Geschichte, die wundervoll erzählt wird, ohne dabei zu dramatisch oder kitschig wirkt. Tolle, greifbare Charaktere, deren Dialoge so natürlich rüberkamen, sorgten zusätzlich dafür, dass man das Buch gerne liest. Sehr lesenswerte Geschichte.

Veröffentlicht am 04.04.2024

Ein neuer Fall für Idun Lind

Gewittermann
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Winter in Nordschweden, bei Minus 22 Grad wird unter einer Brücke auf der gefrorenen Ostsee die Leiche eines alten Mannes aufgefunden. Allerdings wird ganz schnell klar, dass er keines natürlichen Todes ...

Winter in Nordschweden, bei Minus 22 Grad wird unter einer Brücke auf der gefrorenen Ostsee die Leiche eines alten Mannes aufgefunden. Allerdings wird ganz schnell klar, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, denn sein Schädel wurde regelrecht zertrümmert und sein Geschlechtsteil wurde ihm noch vor dem Tod abgeschnitten. Da Iduns Kollege Calle noch krankgeschreiben ist, wird Tareq ihr Partner. Schnell wird beiden Ermittlern klar, dass das Motiv sehr persönlich ist, doch dann taucht etwas auf, dass sie auf die Spur eines ungelösten Mordfalls vor drei Jahren bringt. Die Ermittlungen führen ins schwedische Rotlichmilieu.

Mit Gewittermann erscheint der zweite Band rund um die schwedische Ermittlerin Idun Lind. Da sich aber die privaten Ereignisse rund um die Ermittler im Rahmen halten, ist es kein Problem, die Bücher auch unabhängig voneinander zu lesen.
Autorin Tina N. Martin wirft den Leser gleich mitten ins Geschehen bei dem eine Eisläuferin die Leiche findet. Schnell beginnen auch die Ermittlungen und man befindet sich mitten im Geschehen. Dabei liest sich der Schreibstil sehr leicht und flüssig, was hier auch mit an der gewählten Zeitform, der Gegenwart, liegt. Mir gefiel der Schreibstil auf jeden Fall sehr gut und auch wenn hier und da schonungslos Details geschildert werden, bleibt es doch im Großen und Ganzen ohne Ekelmomente.
Nichtsdestotrotz ist der Inhalt des Thrillers recht harter Tobak, denn die Ermittlungen führen Idun und Tareq zu einem Menschenhändlerring, der junge Frauen kauft und als Prostituierte anschaffen lässt. Der Aufbau des ganzen ist gekonnt aufgezeigt und wirklich erschreckend.
Doch nicht nur die Ermittlungen rund um den Mordfall und auch den damit zusammenhängenden Cold Case um die junge Marina, die in der Aula ihrer Schule nach einer Theateraufführung ermordet aufgefunden wurde sind hier spannend erzählt. Es gibt auch einen zweiten Erzählstang, der im Jahr 1977 beginnt und von dem zunächst siebenjährigen Peter erzählt, der mit Mobbing in seiner Klasse kämpft und regelmäßig verprügelt wird. Erst als Silje in Peters Klasse auftaucht, sich mit diesem anfreundet und ihn verteidigt, weiß Peter wirklich, was Freundschaft bedeutet. Der Vergangenheitspart streckt sich über einige Jahre und auch wenn es zunächst nicht klar erzählt wird, weiß man, dass auch Silje unter etwas leidet. Was das allerdings alles mit der Gegenwart zu tun hat, löst sich natürlich erst später auf.
Die Atmosphäre des Buches hat mir gut gefallen, der Winter in Nordschweden ist erbarmungslos und gibt dem Buch noch einen extra kalten Touch. Aber auch die Ereignisse an sich haben mich nicht kalt gelassen, gerade mit dem kleinen Peter habe ich unheimlich mitgelitten und auch später mit Silje.
Der Fall liest sich spannend und gerade auch die Momente, bis alle Zusammenhänge klar werden, laden regelrecht dazu ein, Vermutungen aufustellen.
Protagonistin Idun Lind ist sehr sympathisch, besonnen und handelt eher selten aus dem Bauch heraus. Trotzdem ist sie voller Schuldgefühle, da sie glaubt, Schuld an den Verletzungen ihres Kollegen Calle zu sein. Insgesamt lernt man die Charaktere nur recht oberflächlich kennen, was aber bei Thrillerserien ja oft der Fall ist und man erst nach und nach mehr über sie erfährt. Dementsprechend fand ich die Zeichnung der Charaktere ausreichend und authentisch.

Mein Fazit: Auch Gewittermann liest sich wieder sehr spannend und führt uns nach Nordschweden mitten in einen Ring aus Menschenhändlern. Die zwei Erzählstränge, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben, berühren auf unterschiedliche Weise. Man möchte allerdings unbedingt wissen, wie das zusammenhängt und wird dadurch recht schnell durch die Seiten getrieben. Ein spannender Fall, der mich gespannt auf weitere Bücher der Autorin zurücklässt. Leseempfehlung.