Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2019

Wo ist Marina?

Die zweite Schwester
0

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Ellas Schwester Marina spurlos verschwand. Dabei war die junge Frau gerade erst Mutter eines Sohnes geworden und niemand konnte sich erklären, was damals mit ihr geschah. ...

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Ellas Schwester Marina spurlos verschwand. Dabei war die junge Frau gerade erst Mutter eines Sohnes geworden und niemand konnte sich erklären, was damals mit ihr geschah. Während Marinas Eltern sich ganz der Erziehung des kleinen Lukes hingaben, konnte Ella niemals ganz abschließen. Bis heute ist ihre Schwester für sie allzeit präsent und in Gedanken spricht sie mit ihr. Zwar wurde ein Mann verhaftet, der Frauen getötet hat und der auch angeblich Marina tötete, doch Beweise dafür gab es nicht. Als sie von der Polizei den Karton mit Marinas persönlichen Sachen zurückerhalten, findet Ella etwas, das einen Hinweis auf Marinas Verbleib geben könnte. Ella begibt sich selbst auf Spurensuche.
Meine Meinung
Das düstere Cover und auch der Klappentext machen neugierig auf den Inhalt des Thrillers. Doch so ganz leicht wurde mir hier der Einstieg nicht gemacht. Ich brauchte doch eine Weile, bis ich mich an Claire Kendals Schreibstil gewöhnt hatte, denn sie schreibt mit einem sehr ausufernden und detaillierten Stil. So gab es vor allem zu Beginn Momente, die mir sehr langatmig vorkamen, doch hier lohnt es sich absolut durchzuhalten, denn die Geschichte wird spannender und nach einer Weile auch so packend, dass ich die letzten 300 Seiten in einem Rutsch gelesen habe.
Wie erwähnt, passiert zu Beginn nicht so viel, doch hier werden schon die ersten Spuren gelegt, man wird neugierig gemacht, auf das, was einst geschah. Während man den Handlungen, aber auch sehr vielen Gedanken der Protagonistin Ella folgt, wird man immer mehr dazu aufgefordert, eigene Theorien aufzustellen. Eine düstere und hin und wieder sogar bedrohlich unheimliche Atmosphäre begleitet den Leser durch den Thriller.
Der Fall an für sich ist nicht unbedingt etwas Neues, doch die Autorin hat eine ganz eigene Art zu erzählen. Man spürt geradezu, dass Marina immer und überall für Ella präsent ist. Die junge Frau spricht immer wieder mit ihr, auch nach zehn Jahren ist Ellas Trauma greifbar und nachvollziehbar für den Leser.
Vor allem das Claire Kendal Ella in der Ich-Form erzählen lässt, bringt den Leser nahe ans Geschehen. Dadurch, dass Ella sich in der Du-Form immer wieder an ihre Schwester wendet, wirkt es glaubhaft und authentisch.
Die Zeichnung der unterschiedlichen Charaktere ist hier ebenfalls gelungen. Die traumatisierte kleine Schwester Ella, die Protagonistin, wird hier bis ins kleinste Detail beschrieben und man sieht sie förmlich vor sich. Aber auch Ellas Eltern, der kleine Neffe und sonstige Nebencharaktere bekommen eine klare und facettenreiche Darstellung. So richtig vertraut man hier nur wenigen.
Mein Fazit
Ich habe hier durchaus Zeit benötigt, um mich an dem sehr ausschweifenden Schreibstil zu gewöhnen und doch gelang es Clarie Kendal nach einer Weile, mich an diese Geschichte zu binden. Düstere Atmosphäre und diverse Wendungen, teilweise undurchschaubare Charaktere und eine traumatisierte Protagonistin halten die Spannung. Leser von hartgesottenen und blutigen Thrillern werden hier eher nicht zum Zuge kommen, doch wer eine intensive, durchdachte Geschichte mag, in der man Theorien über Vergangenes aufstellen kann, sollte einmal hineinlesen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Verharmlosende Geschichte?

Stella
0

Wir schreiben das Jahr 1942 als der junge Friedrich vom Genfer See nach Berlin reist. Er hat sich an der Kunsthochschule eingeschrieben, doch eigentlich ist es mehr die Neugier, die ihn nach Berlin treibt. ...

Wir schreiben das Jahr 1942 als der junge Friedrich vom Genfer See nach Berlin reist. Er hat sich an der Kunsthochschule eingeschrieben, doch eigentlich ist es mehr die Neugier, die ihn nach Berlin treibt. Doch an der Kunsthochschule trifft er auf die junge und völlig unkonventionelle Kristin, die ihn von Beginn an fasziniert. Sie nimmt ihn mit auf eine Reise durch die Nachtclubs Berlins, erzählt Friedrich aber nur wenig über sich. Bis sie plötzlich verschwindet und nach einiger Zeit wieder in seinem Hotelzimmer auftaucht. Sie gesteht ihm, dass ihr Name Stella Goldschlag ist und ihre Eltern sich noch im Sammellager in der Hamburger Straße befinden. Nur durch einen Pakt sei sie diesem entkommen, doch worum es dabei geht, will sie nicht verraten.
Meine Meinung
Das schwarze Cover mit dem Gesicht einer jungen Frau tauchte plötzlich überall auf und als ich all die Diskussionen rund um das Buch las, wollte auch ich mir ein Bild über die Geschichte machen.
Ich muss zugeben, dass ich mir selbst jetzt, beim Schreiben der Rezension, nicht richtig sicher bin, was ich nun letzten Endes von dieser Geschichte halten soll und selten fiel es mir schwerer, ein Urteil über etwas zu fällen, da es hier nicht nur um den persönlichen Geschmack geht, sondern auch darum, dass Takis Würger hier Bezug auf reale Geschehnisse nimmt.
Die Geschichte selbst ist in einer leichten, beinahe stakkatohaft wirkenden Sprache erzählt, was auf mich zum einen eindringlich wirkte, zum anderen Raum für Interpretationen lässt. Rein von diesem Stil her, hat mir die Geschichte gefallen.
Jedoch ist es der Inhalt, der mich sehr nachdenklich stimmt und mich zwiegespalten zurücklässt. Das Geschehen rund um Friedrich bleibt eher im Hintergrund, was die gesamte Geschichte harmloser darstellt als sie ist. Denn in seinem Buch geht es auch unter anderem um Stella Goldschlag, deren Geschichte man im Internet schnell recherchieren kann. Genau dieser Bezug auf die reale Stella macht mir diese Geschichte sehr madig, denn Würger rückt diese Person hier in ein viel zu harmloses Licht. Zwar wird betont, dass es sich bei der Stella im Buch um eine fiktive Person handelt, doch warum musste man dann den Namen einer real existierenden Person nehmen? Hätte es für dieses Buch nicht auch gereicht, wenn auch die Person, in die sich Friedrich verliebt, eine fiktive Person gewesen wäre? Hätte Würger hier nur den Zwiespalt einer so genannten Greiferin einbauen wollen, hätte es ebenfalls ausgereicht, eine fiktive Person zu wählen, so wie auch Friedrich rein fiktiv ist. So wird aber die reale Handlung der Stella Goldschlag nicht mit dem dafür nötigen Tiefgang dargestellt, sondern etwas in ihre Persönlichkeit hinein interpretiert, was man einfach nicht wissen kann.
Ich müsste lügen, dass Würger mich nicht mit dem ein oder anderen Mittel berührt hätte. So nimmt er zu Beginn der Kapitel reale Ereignisse auf, die zum jeweiligen Handlungs-zeitraum im Buch passten. Auch die Prozessakten am Ende der Kapitel schockieren und beühren. Doch auch wenn das das rein geschichtliche aufgreift, bleibt es für mich nur ein Stilmittel, um den Leser zu packen, was mit der Handlung zwischen Friedrich und Stella eher blass bleibt.
Auch die wenigen Charaktere der Geschichte hätten für mich mehr Tiefe erreichen müssen. Friedrich ist ein sehr naiver, junger Mann, der in Stella etwas hineininterpretiert und glaubt, sie zu lieben. Die fiktive Stella bleibt auch hinter meinen Erwartungen, aber das habe ich ja bereits erklärt. Bleiben noch Friedrichs Eltern durch die man ein wenig mehr Friedrichs Charakterentwicklung erklärt bekommt und den jungen Obersturmbann-führer Tristan von Appen. Dieser hätte eine durchaus interessante Persönlichkeit sein können, wird aber zum Ende hin zu schnell abgehandelt.
Mein Fazit
Es gibt viele Bücher aus und über den zweiten Weltkrieg und über all seine Schrecken. Auch Stella hätte eine sehr interessante Geschichte ergeben, wäre hier nicht zu viel, zu frei interpretiert worden. Wäre Würger bei rein fiktiven Personen geblieben, hätte mich die Geschichte mehr mitgenommen. Trotzdem lässt mich Würger nach wie vor über seinen Text grübeln und damit hat er zumindest etwas erreicht, nicht wahr?

Veröffentlicht am 31.01.2019

Bezauberndes Kinderbuch

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe
0

In einem bunten Wagen reist Knirps mit seinen Eltern, den Puppenspielern durch die Welt. Doch eigentlich ist ihm dieses Leben zu langweilig und so beschließt er, Reißaus zu nehmen. Denn auf der Reise hat ...

In einem bunten Wagen reist Knirps mit seinen Eltern, den Puppenspielern durch die Welt. Doch eigentlich ist ihm dieses Leben zu langweilig und so beschließt er, Reißaus zu nehmen. Denn auf der Reise hat er entdeckt, dass sie an der Burg Rodrigo Raubeins vorbeigekommen sind. Rodrigo Raubein ist ein gefährlicher Raubritter, der schon so manch einen überfallen hat. Damit er überhaupt Knirps als Knappen einstellen kann, soll Knirps eine Mutprobe bestehen. Knirps macht sich auf den Weg und findet dabei ein ganz besonderes Abenteuer.
Meine Meinung

Schon das Cover fand ich auf den ersten Blick bezaubernd und auch wenn mein Sohn noch nicht ganz fünf Jahre alt ist, klang diese Geschichte perfekt für ihn als Vorlesegeschichte, denn er liebt Ritter und ist selbst ein tapferer, kleiner Knirps.
Diese Geschichte wurde einst von Michael Ende begonnen und die ersten drei Kapitel stammen noch aus seiner Feder. Diesem Beginn hat sich dann Wieland Freund gewidmet und dieser hat aus dem Beginn eine spannende Geschichte für kleine Abenteuerer geschrieben. Die sechzehn Kapitel eignen sich vor allem wunderbar zum Vorlesen und mein Sohn lauschte ganz gespannt der Geschichte, während Mama und Papa lesen mussten, bis die Stimme fern blieb. Für Erstleser ist es vielleicht noch zu umfangreich, doch für die etwas älteren Leser der Zielgruppe dürfte es schon leichter werden.
Neben den spannenden Abenteuern gibt es in diesem Buch ganz viele, wirklich tolle Illustrationen von Regina Kehn, auf denen man zwischendrin gemeinsam ganz viel entdecken kann. Immer passend zu den gelesenen Abschnitten gibt es Bilder, die die Fantasie noch einmal zusätzlich anregen.
In einer kindgerechten Sprache wird von Knirps und all seinen Abenteuern erzählt. Aber auch davon, wie sich Knirps Eltern auf die Suche nach ihrem kleinen Ausreißer begeben. Man begleitet also nicht nur Knirps, sondern auch noch einige andere Personen, die der Geschichte das gewisse Etwas geben. Dabei spielt z. B. auch der äußerst kluge Papagei der Familie Dick (Knirps Familie), Sokrates, eine sehr wichtige Rolle. Es wird spannend, aber auch sehr lustig, denn selbst ich musste beim Vorlesen über so einiges schmunzeln.
Was hier aber der Geschichte noch einmal ganz viel Charme gibt, sind die unterschiedlichen Charaktere, die wirklich wunderbar gezeichnet wurden. Da ist natürlich allen voran Knirps, der so unglaublich mutig ist und vor nichts zurückschreckt, selbst die schrecklichen Skelette vor Rodrigos Burg lassen ihn nicht innehalten. Rodrigo hingegen ist so ganz anders, als ich ihn erwartet hätte, aber lasst euch überraschen. Aber nicht nur diese beiden wissen zu bezaubern, da gibt es noch eine kleine Prinzessin, einen vorlauten, aber sehr cleveren Papagei, einen schwermütigen König und einen gemeinen Zauberer. Also es gibt hier wirklich ganz viel zu entdecken.
Mein Fazit

Ich freue mich wirklich sehr, dass Wieland Freund diese bezaubernde Geschichte mit ganz viel Witz und Spannung weitererzählt hat. Diese Geschichte haben mein Mann und ich abwechselnd unserem Sohn vorgelesen und dieser konnte gar nicht genug bekommen. Nun habe ich hier einen kleinen Knirps, der seinem Vorbild aus dem Buch nacheifert. Selbst für uns Erwachsene gab es hier einiges zum Schmunzeln und die wundervollen Illustrationen geben dem Buch den letzten Schliff. Zum Vorlesen, zum Entdecken, zum Schmunzeln und mitfiebern, ein ganz bezauberndes Kinderbuch, das ich sehr gerne empfehle!

Veröffentlicht am 31.01.2019

Ruhige, aber gefühlvolle Geschichte

Nächte, in denen Sturm aufzieht
0

Silver Bay, so heißt das kleine, beschauliche Örtchen in Australien, das an einer wunderschönen Bucht liegt. Während um den Ort herum überall die Touristik boomt, hält sich die kleine verschworene Dorfgemeinschaft ...

Silver Bay, so heißt das kleine, beschauliche Örtchen in Australien, das an einer wunderschönen Bucht liegt. Während um den Ort herum überall die Touristik boomt, hält sich die kleine verschworene Dorfgemeinschaft dezent zurück, lediglich Ausflüge mit dem Boot zu den Walen und Delphinen und nur wenige Touristen sorgen für das Einkommen des Ortes. Hier führt die 76-jährige Kathleen mit viel Liebe ihr kleines Hotel und ihr Nichte Liza McCullen hat hier mit ihrer Tochter Hannah ein neues Zuhause gefunden. Als eines Tages der gutaussehende Geschäftsmann Mike in dem kleinen Ort auftaucht, ahnt in Silver Bay niemand, welche Pläne er in seiner Tasche bereit hält.
Meine Meinung
Das Cover finde ich bezaubernd und es passt sehr gut zu den zuvor erschienenen Büchern der Autorin. Jojo Moyes führt uns in ihrem neuen Roman nach Australien, in das kleine Örtchen Silver Bay. Hier kennt jeder jeden und die Natur ist noch nicht durch unzählige Hotels zugebaut. Allein die Beschreibungen des Ortes, der Strände und der Delphine und Wale weckten beim Lesen in mir die Sehnsucht, einmal Silver Bay persönlich kennenzulernen. Denn Jojo Moyes erzählt hier sehr detailliert und mit ganz vielen Bildern von der Gegend und deren Einwohnern. Mit viel Gefühl und in einer sehr ruhigen Sprache wird der Leser nach Silver Bay entführt und hat hier lange Zeit, sich an den Ort zu gewöhnen. Auch wenn Jojo Moyes gleich mitten im Geschehen einsetzt, braucht es ein wenig Zeit, bis hier mehr passiert. Das könnte auf den ein oder anderen langatmig wirken, aber mir hat das Tempo der Geschichte gefallen, da man sich selbst dabei richtig in die Umgebung und die Charaktere verlieben kann. Je mehr man in die Geschichte abtaucht, desto mehr geschieht, das man nicht erahnt. Man weiß, dass vor allem Liza mit einem Ereignis aus der Vergangenheit kämpft und das dieses sehr tragisch war, was wirklich geschah, erfährt man jedoch erst recht spät. So gibt es also auch so einige Überraschungen für den Leser, die vor allem in der zweiten Hälfte des Buches für mehr Spannung sorgen.
Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, mal erfährt man von der alten Dame Kathleen, der die Pension in Silver Bay gehört und die Lizas Tante ist. Mal erlebt man die Ereignisse, aber auch Gedanken und Gefühle von Liza, Mike oder Hannah. Dadurch bekommt man so nach und nach immer mehr Gefühl für die einzelnen Personen und deren Handlungen. Jeder der Perspektiven wird in der Ich-Form erzählt, wobei man durch die Kapitelüberschrift jedes Mal wusste, wer hier gerade handelte.
Durch die Charaktere wurde die Geschichte etwas besonderes, denn jeder einzelne von ihnen wurde mit ganz viel Tiefgang angelegt und hatte seine/ihre eigene Geschichte zu erzählen. Lizas Schicksal ist sehr tragisch und nur ihre Fahrten aufs Meer geben ihr eine gewisse Freiheit. Sie kämpft mit ihrer Vergangenheit und großen Schuldgefühlen und hat es ihrer Tante Kathleen zu verdanken, wieder mehr bereit für ihr Leben zu sein. Kathleen ist eine wunderbare Persönlichkeit mit ganz viel Herz im nach aussen hin harten Kern. Dann wären da noch Lizas Tochter Hannah, die man einfach gern haben muss und Mike, der Geschäftsmann, der mit ganz eigenen Plänen nach Silver Bay kommt und dort zum ersten mal so richtig erfährt, was Liebe und Zusammenhalt ist. Aller Personen waren wirklich facettenreich und lebendig gezeichnet und geben dem Buch einen ganz eigenen Charme.
Mein Fazit
Für mich kein ganz so typisches Jojo Moyes Buch, aber mit sehr viel Gefühl und Liebe zum Detail erzählt. Ich brauchte durchaus zu Beginn etwas Zeit, um mich an das eher ruhige Tempo zu gewöhnen, doch dieses passt einfach perfekt zu der gesamten Handlung. Ein Buch, bei dem man sich in Charaktere und Landschaft verliebt und nur zu gerne einmal selber Silver Bay kennenlernen möchte.

Veröffentlicht am 28.01.2019

So spannend, dass man es nicht mehr aus der Hand legt

Dein perfektes Leben
0

Als die junge Mutter Vicky Seagrave für eine Hausbesichtigung ihr Baby Josh allein in seinem Bettchen zurücklässt, ahnt sie nicht, dass dies der Moment sein wird, in dem sich für sie alles verändert. Denn ...

Als die junge Mutter Vicky Seagrave für eine Hausbesichtigung ihr Baby Josh allein in seinem Bettchen zurücklässt, ahnt sie nicht, dass dies der Moment sein wird, in dem sich für sie alles verändert. Denn als sie in ihr Haus zurückkehrt, wird sie von einem Einbrecher überrascht, der ihr Baby hat. Wie durch ein Wunder bekommt sie den kleinen Josh doch umgehend zurück und der Einbrecher flüchtet. Aber der Vorfall bleibt für das Baby nicht ohne Folgen, denn er wird verletzt. Aus Angst vor dem Jugendamt, das Vicky die Kinder wegnehmen könnte, bittet sie ihre beste Freundin Amber um Hilfe. Gemeinsam bauen sie eine Lügengeschichte auf, doch diese führt sie immer mehr in Verstrickungen. Ausserdem scheint es, als hätte es jemand auf Vicky und ihre Familie abgesehen. Nur wer steckt hinter den Vorkommnissen?
Meine Meinung
Das Cover ist schlicht, aber durch die Schrift auffällig, so dass ich neugierig auf den Klappentext wurde, der mich ebenfalls gleich überzeugte.
Durch einen sehr einfachen und mitreißenden Schreibstil gelang auch der Einstieg in den Psychothriller sehr gut. Emma Curtis beschreibt Emotionen und Gedanken sehr geschickt und glaubwürdig und konnte mich dadurch schnell fesseln.
An für sich baut sich hier die Spannung nur langsam auf, aber man spürt beinahe vom ersten Moment, dass sich da etwas zusammenbraut. Dabei ist es gar nicht so temporeich von den Ereignissen, sondern eher die unterschwellige Spannung, die das Buch zu einem Pageturner werden lassen. Ich habe die Geschichte in einem Rutsch an einem Tag verschlungen. Gerade dieser Aspekt des Psychothrillers wurde hier gut umgesetzt und man bleibt hier ganz dicht am Geschehen und dem Leben der Hauptfiguren.
Erzählt wird hier auf zwei Zeitebenen, zum einen beobachtet man ein zehnjähriges Mädchen in der Vergangenheit, zum anderen begleitet man Vicky in der Gegenwart. Hauptsächlich verfolgt man die Ereignis aus Vickys Sicht aus der Ich-Perspektive, wobei auch ihre beste Freundin Amber hin und wieder in den Vordergrund rückt. Ein wenig habe ich geahnt, wohin das führen wird, aber trotzdem bleibt die Umsetzung spannend und unterhaltsam. In der Vergangenheit bleibt die Perspektive bei dem zehnjährigen Mädchen.
Vicky als Protagonistin fand ich zu Beginn nicht unbedingt sympathisch, gerade ihr gedankenlose Handlung ihr Baby allein zu lassen, ließ mich fassungslos zurück. Im Grunde ist sie eine Frau, die alles hat und nie so ganz zufrieden wirkt. Die Quittung dafür bekommt sie allerdings postwendend. Amber als beste Freundin lädt zum Nachdenken ein. Im großen und ganzen wirken die Charaktere durchdacht, authentisch und interessant. Sympathien bauten sich für mich allerdings nur ganz langsam auf, auch wenn ich mich durchaus in die Protagonistin versetzen konnte.
Mein Fazit
Ein gut konstruierter Psychothriller, der mit einer eher unterschwelligen Spannung daher kommt. Trotzdem ist das Buch ein wahrer Pageturner, den ich kaum zur Seite legen konnte. Die Charaktere brachten mich manches Mal an den Rand der Verzweiflung mit ihren Handlungen, machte sie aber dadurch doch ein Stück weit glaubwürdiger. Nicht immer waren mir die Personen sympathisch, doch so nach und nach habe ich doch mit der Protagonistin mitgefiebert. Eine Geschichte, die zeigt, dass auch längst vergangene Handlungen immer wieder auf einen zurückfallen können, gerade dann, wenn man sie nicht erwartet.