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Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen Downton Abbey und Miss Marple

Die rubinrote Kammer
3

Hauptfigur des Romans „Die rubinrote Kammer“ von Pauline Peters ist Victoria Bredon, die 19 jährige verwaiste Tochter eines bekannten Gerichtsmediziners. Victorias Mutter ist früh verstorben und Victoria ...

Hauptfigur des Romans „Die rubinrote Kammer“ von Pauline Peters ist Victoria Bredon, die 19 jährige verwaiste Tochter eines bekannten Gerichtsmediziners. Victorias Mutter ist früh verstorben und Victoria wurde von ihrem liebenden Vater für die Zeit um 1900 herum sehr freiheitlich erzogen. Ihr Vater entstammt altem Hochadel. Voctoria lebt mit ihrem Butler Hopkins in einer Londoner Wohnung, was ihrer Großtante Hermione, die sehr besorgt ist um das Ansehen der Familie, sehr widertrebt. Um finanziell über die runden zu kommen, fotografiert Victoria für eine Zeitung, was sich für eine junge Damen ebenfalls nicht wirklich schickt.
Durch geheimnisvolle Andeutungen von Sir Francis Sunderland, eines hochrangigen Mitarbeiters des Innenministeriums wird Victoria auf ein dunkles Geheimnis ihrer Familie aufmerksam. Als Sir Fancis als einzige Informationsquelle plötzlich stirbt, beginnt Victoria zusammen mit dem Butler Hopkins Nachforschungen anzustellen.
Vor dem historisch interessanten Hintergrund der Frauenbewegung der Suffragetten erlebt man die Aufklärung von Verbrechen und Geheimnissen. Gleichzeitig kommt es auch zu stimmungsvollen und knisternden Liebensmomenten und glanzvollen Auftritten bei Hofe.
Mir hat dieser wunderbar flüssig zu lesender historische Kriminalroman einiges zu rätseln aufgegeben. Der historische Hintergrund des London zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat mir sehr gut gefallen. Stellenweise waren es mir etwas zuviele Zufälle. Dennoch soll so ein buch ja in erster Linie spannende Unterhaltung bieten und das hat es auf jeden Fall getan.
Ich kann mit gut vorstellen, dass Victoria und Hopkins noch weitere Fälle ermitteln werden und vergebe diesem Start in eine vielversprechende Serie 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Handlung
  • Lesespaß
  • Cover
Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein gefühlvoller Roman zwischen Schmerz und Freude, Krieg und Liebe.

Und sie werden nicht vergessen sein
1

Die Handlung dieses Romans spielt zum größten Teil in Berlin und London. In Berlin im Jahr 1938 lernen wir Eva Löbel kennen. Eine lebenslustige junge Künstlerin, die eigentlich alles in ihrem Leben erreicht ...

Die Handlung dieses Romans spielt zum größten Teil in Berlin und London. In Berlin im Jahr 1938 lernen wir Eva Löbel kennen. Eine lebenslustige junge Künstlerin, die eigentlich alles in ihrem Leben erreicht hat, was sie sich wünscht. Sie hat einen tollen Beruf und ist liiert mit dem erfolgreichen Schauspieler Martin Serner. Sie hat wunderbare Freunde und mit Martin Serner zusammen eine kleine Tochter, Chaja. Alles scheint perfekt, bis ein Aspekt an ihrer Person an Bedeutung gewinnt, der für sie noch nie relevant war. Eva Löbel ist Jüdin.
In London treffen Leser, die bereits den Roman „Die Stadt der schweigenden Berge“ von Carmen Lobato gelesen haben, auf alte Bekannte. Amarna und Arman Artsruni sind verheiratet. Arman hat es als gefeierter Bildhauer zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Amarna arbeitet als Kunsthistorikerin und führt ein warmes, offenes Heim, wo Freunde und Nachbarn stets willkommen sind. Das einzige was noch fehlt ist ein eigenes Kind.
Die beiden Erzählstränge finden eine Verbindung in jüdischen Kindern, die mit den Kindertransporten aus Berlin in London ein Heim gefunden haben.

Es fällt mir nicht leicht, meine Eindrücke und Gefühle, die ich bei der Lektüre dieses Buches durchlebt habe, in Worte zu fassen. Die einzelnen Schicksale sowohl der Hauptfiguren wie auch von Nebenfiguren sind sehr lebensnah erzählt und gehen einem richtig zu Herzen. Ich habe schon viele Bücher gelesen, die zur Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges spielen und sie haben alle ihre Berechtigung und ihre Qualitäten. Mir ist es aber noch selten so ergangen wie mit diesem Buch, dessen Szenen teilweise so lebensnah präzise beschrieben sind, dass sich einem die beklemmende Stimmung in einem Luftschutzbunker während eines Bombenangriffs förmlich auf die Brust legt. Wie im Vorgängerband wird auch hier der Genozid am Armenischen Volk im Jahr 1914 thematisiert. Die schrecklichen Geschehnisse prägen sich einem tief ein, man sieht aber auch, dass es trotzdem ein Weiterleben gibt. Und das ist eine weitere Qualität des Romans. Carmen Lobato drückt eine wunderbare Trotzhaltung aus, gegenüber allem Schrecklichen, gegenüber Krieg, gegenüber Hitler, gegenüber Bombern.... Wir leben trotzdem und wir haben Spaß am Leben und der Liebe und wenn es etwas nicht mehr gibt, dann wird es halt „ersetzt“. Zu dieser Disziplin des Ersetzens hat die Autorin eine herrliche Nebenfigur geschaffen, Amarnas Nachbarin Doris Taylor, die unentwegt ihre Einmachgläser füllt, Kartoffeln in der Badewanne zieht und alle möglichen mangelnden Lebensmittel durch irgendwas anderes ersetzt.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie in diesem Buch Kunstwerke statt in Stein geschlagen in Worte gegossen werden und trotzdem vor dem inneren Auge so genau erscheinen, als ob man sie im Museum gesehen hätte.
„Und sie werden nicht vergessen sein“ kann ohne Vorkenntnisse von „Die Stadt der schweigenden Berge“ gelesen werden. Alle Informationen, die zum Verständnis nötig sind, stehen im Buch, das mit einem informativen Glossar ausgestattet ist. Wenn man den Vorgängerband nicht kennt, ist man vielleicht anfangs mit der Person des Arman etwas überfordert, weil er wirklich einen sehr komplexen Charakter und eine prägende Vergangenheit hat. Aber es klärt sich im Laufe des Buches alles.

Sprachlich ist das Buch ein einziger Genuss, ganz in der Tradition der Bücher von Carmen Lobato, die auch als Charlotte Roth schon Bestseller gelandet hat.
Für mich ist dieses Buch ein absoluter Volltreffer!
Ein Kaleidoskop aus widersprüchlichsten Empfindungen, von menschlichem Leid, Lebensfreude, Ängsten, den Widerstand trotz allem zu leben, Kunstwerken, herrlich lieben lebensechten Charakteren... Ich kann es nur empfehlen zu lesen.

Veröffentlicht am 05.05.2025

Eine Familie durchlebt Verbannung in Sibirien

Um jeden Preis
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Das Buch erzählt anhand von Lydia die Geschichte einer Großfamilie von 1944 bis in die Gegenwart. Die Familie wird verschleppt und muss in Sibirien bei größter Kälte ausharren und die Kinder großziehen. ...


Das Buch erzählt anhand von Lydia die Geschichte einer Großfamilie von 1944 bis in die Gegenwart. Die Familie wird verschleppt und muss in Sibirien bei größter Kälte ausharren und die Kinder großziehen. Ein Schicksalsschlag jagt den nächsten. Kaum hat sich die Familie irgendwo eingerichtet, mussten sie wieder alles zurücklassen und weiter in noch kältere und unwirtlichere Gegenden ziehen, wo sie bei schlechter Ausrüstung und Kleidung schwerste körperliche Arbeit verrichten mussten.
Es fällt mir sehr schwer, passende Worte zu finden, um diesem Buch gerecht zu werden. Wie oft musste ich mir bei der Lektüre immer wieder bewusst machen, dass diese schrecklichen Erlebnisse noch keine 100 Jahre her waren. Noch 1970 konnte die Familie nicht in Westdeutschland leben, obwohl sie ein Recht darauf hatte. Ich konnte sehr gut in die Geschichte eintauchen, auch wenn ich mir nicht annähernd vorstellen kann, wie es sein muss, bei -35 ° im Freien zu arbeiten.
Die Figuren sind sehr lebendig beschrieben. Man merkt, dass der Roman auf Tatsachen beruht, was mich wirklich immer wieder schlucken ließ.
Im Nachwort schreibt die Autorin, das Buch sei Pflichtlektüre gegen Unzufriedenheit, Selbstmitleid und Nörgelei. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass Selbstmitleid in vielen Fällen durchaus angebracht ist, so hat das Buch auch für mich, manches unzufriedene Gefühl zurechtgerückt.

Ich vergebe diesem Buch 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.01.2025

Cold Cases im fast verlassenen Luxushotel

Dorn
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Mit diesem Thriller konnte ich richtig gut abtauchen in die Handlung um die Wiener Polizistin Lea Wagner und den verschobenen und granteligen ehemaligen Polizeipsychologen Simon Dorn. Dorn lebt völlig ...

Mit diesem Thriller konnte ich richtig gut abtauchen in die Handlung um die Wiener Polizistin Lea Wagner und den verschobenen und granteligen ehemaligen Polizeipsychologen Simon Dorn. Dorn lebt völlig von der Unwelt zurückgezogen in Bad Gastein in einem alten, still gelegten Luxushotel , das er von seinem Vater geerbt hat. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist Karla Hofbauer, mit der er Cold Cases aufklärt. Von einem Einsatz kommt sie nicht zurück und Dorn erfährt, dass sie dem Mörder, den sie gemeinsam jagten, zum Opfer gefallen ist.Der Thriller weist von Anfang an eine gewisse Spannung auf. Nicht zuletzt aufgrund der verschiedenen Handlungsstränge gelingt es dem Autor einen Sog aufzubauen, so dass man einfach weiterlesen will.Von mir erhält dieses Buch 4 Sterne und eine Empfehlung als Lektüre zum Abschalten und Eintauchen.

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Veröffentlicht am 27.01.2025

Ein Familienwochenende voller Geheimnisse

Verlassen
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Die reiche Industriellenfamilie Snaeberg trifft sich in einem abgelegenen Hotel im Westen Islands um gemeinsam den Geburtstag eines verstorbenen Vorfahren zu feiern. Die meisten Familienmitglieder sind ...


Die reiche Industriellenfamilie Snaeberg trifft sich in einem abgelegenen Hotel im Westen Islands um gemeinsam den Geburtstag eines verstorbenen Vorfahren zu feiern. Die meisten Familienmitglieder sind ziemlich prominent. Sie sind teilweise in den sozialen Medien sehr aktiv.
Vorne im Buch ist ein Stammbaum der Familie abgedruckt, der sehr hilfreich ist, die verschiedenen Personen auseinander zu halten und ihre verwandtschaftliche Beziehung einordnen zu können.
Der Krimi wird aus der Perspektive verschiedener Familienmitglieder in der Ich-Form erzählt. Eine weitere Schlüsselfigur ist Irma, eine Angestellte des Hotels.

In einem weiteren Strang sind wir bei Saevar und Hördur, die mir aus den anderen Bänden der Serie schon bekannt sind. Sie sind Ermittler bei der Kriminalpolizei und kommen nur sehr sparsam vor.

Dieser vierte Band schließt sich nicht an die 3 ersten Bänden an, sondern ist ein Prequel zur Serie.
Ich hatte einen Krimi im ähnlichen Stil wie die Vorgängerbände Verschwiegen, Verlogen und Verborgen erwartet. Da wurde ich leider sehr enttäuscht. Ich habe mich sehr schwer getan mit diesem Buch. Ich hatte das Gefühl, dass es sich nach den ersten 50 Seiten unheimlich gezogen. Ich habe gar nicht mehr so viel Neues erfahren, außer, dass fast alle Familienmitglied ein Alkoholproblem hatten. Gegen das Ende waren die letzten 60 - 80 Seiten dann wieder etwas spannend.
Sprachlich ist das Buch sehr angenehm zu lesen, aber inhaltlich fand ich es leider langweilig.

Von mir erhält erhält dieser 4. Band der Serie nur 2 Sterne.

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