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Veröffentlicht am 31.12.2019

Dorfleben ist nicht immer idyllisch

Friedensweide
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Friedensweide - ein Ort, in dem jeder kennt. Ein Dorf, in dem Gemeinschaft großgeschrieben ist. Doch was passiert, wenn in diesem Dorf etwas schief läuft? Hält man dann immernoch zusammen?

In Friedensweide ...

Friedensweide - ein Ort, in dem jeder kennt. Ein Dorf, in dem Gemeinschaft großgeschrieben ist. Doch was passiert, wenn in diesem Dorf etwas schief läuft? Hält man dann immernoch zusammen?

In Friedensweide wird der behinderte Erwin verprügelt und keiner hat gesehen, wer es war. Schnell wird das Nachbardorf verdächtigt, welches als Nazidorf bekannt ist. Kurt, der sich für „sein“ Dorf verantwortlich fühlt, möchte wieder Frieden hineinbringen, doch muss mitansehen, wie ihm nach und nach die Kontrolle entgleitet.

Florian Langbein schreibt überspitzt aber doch so treffend vom Leben in so manch kleinem Dorf. Ich war mein Leben lang Dorfkind und sehe in den Bewohnern Friedensweides so manche Parallelen zu der älteren Generation. Jeder Dorfbewohner kennt sie, die alte Frau am Fenster, die über jeden mehr weiß als der betroffene selbst oder auch die Dorfpolizei, die sich um Dorfinternes kümmert, als wären sie die Hüter des Gesetzes. Natürlich ist alles überspitzt dargestellt. Dörfer wie Friedensweide oder auch das benachbarte Reutlin gibt es, so hoffe ich doch, in dieser Art nicht mehr.

Florian Langbein schreibt gern, was man auch merkt. Story und Protagonisten sind gut entworfen und das ganze Buch liest sich sehr flüssig. Es ist niemand so wirklich sympathisch, was für mich aber kein Problem ist. Die Handlung ist schlüßig, wenn auch nicht unbedingt nachvollziehbar, was aber auch nicht der Anspruch ist, soll sie doch eher zeigen, wie schnell der Frieden im Dorf sich wandeln kann.

Friedensweide ist ein Buch über (falschen) Zusammenhalt im Dorf, der Keile zwischen Menschen treibt, die völlig unnötig sind. Ein Buch das zeigt, wie schnell Situationen eskalieren können, aber auch ein Buch das warnt, sein eigenes Wohlergehen für ein Konstrukt zu opfern, sei es eben das Dorfleben oder, wenn man sich vom Buch ausgehend weitere Gedanken macht, der Job. Unsere Stellung im Dorf oder Job ist schnell ersetzt, unser Leben haben wir nur einmal.

Ich habe das Buch gern gelesen

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Spannend von Beginn bis Ende

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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Allison, genannt Ally, überlebt als einzige einen Flugzeugabsturz einer Privatmaschine. Man geht nicht davon aus, dass es Überlebende gibt und so wird Ally für tot erklärt, während sie in der Wildnis ums ...

Allison, genannt Ally, überlebt als einzige einen Flugzeugabsturz einer Privatmaschine. Man geht nicht davon aus, dass es Überlebende gibt und so wird Ally für tot erklärt, während sie in der Wildnis ums Überleben kämpft. Sie scheint auf der Flucht zu sein. Doch vor wem? Ihre Mutter Maggie, mit der Ally seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, glaubt nicht, dass ihre Tochter tot ist. Sie beginnt, auf eigene Faust nachzuforschen.


Schon der Beginn des Buches, die Zeit nach dem Absturz, war unglaublich spannend und hat mich derart gefesselt, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Ally wirkt sehr abgebrüht, Survivalerprobt. Man bewundert sie unweigerlich für die Ruhe an der Unfallstelle. Ich wäre völlig durchgedreht. Normalerweise mag ich keine Bücher, die aus verschiedenen Handlungssträngen bestehen, weil man meist an spannenden Stellen aus der Handlung in die andere Handlung geworfen wird und fast schon genervt vom Wechsel ist. Hier aber passt es mehr als perfekt zum Buch und stört den Lesefluss keineswegs. Etwa ¾ des Buches waren diese verschiedenen Handlungsstränge auch recht nützlich, da das ganze Buch so spannend ist, dass man unbedingt weiterlesen muss, aber beim Wechsel der Figuren kurz innehalten kann, um profane Dinge wie essen, schlafen, arbeiten zu erledigen. Die letzten 100 Seiten habe ich allerdings in einem Rutsch lesen müssen.


Es gefällt mir, dass der Leser direkt in die Geschichte geworfen wird. Die Figuren sind am Anfang noch recht oberflächlich gezeichnet, gewinnen aber immer mehr an Tiefe. Sowohl Ally als auch Maggie sind zwar sympathisch, aber keine wahren Sympathieträger, die man sofort in sein Herz schließt. Das gefällt mir gut, denn niemand ist nur sympathisch. Das Buch ist wie eine Zwiebel, die es zu schälen gilt. Seite für Seite offenbahrt es mehr von seinem Innersten. Der Leser lernt am Anfang vorallem die Protagonisten kennen, ihr Leben, ihre Probleme und taucht dann in die Hintergründe der Geschichte ein, die sich dann viel besser einordnen lassen. Kurze, prägnante Kapitel in einer bildhaften Sprache geschrieben, fesseln den Leser von der ersten Seite an und lassen ihn nicht mehr los. Je mehr man in die Geschichte und ihre Hintergründe eintaucht, desto spannender wird es und am Ende erwartet uns ein besonders spannender Showdown. Ich konnte vieles erahnen, wurde durch anderes aber völlig überrascht und habe mich von der ersten bis zur letzten Seite unglaublich unterhalten gefühlt. Ein wirklich tolles, sehr empfehlenswertes Buch und ein Debütroman, der es in sich hat. Wir werden garantiert noch viel von Jessica Barry hören.

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Gelungener Auftakt

Blutblume
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Saras Vater ist bei einem tragischen Unfall verstorben. Sie selbst war zu dieser Zeit sehr angeschlagen und so muss sie sehr mit seinem Verlust kämpfen. Sara zieht von Örebro nach Stockholm und fängt bald ...

Saras Vater ist bei einem tragischen Unfall verstorben. Sie selbst war zu dieser Zeit sehr angeschlagen und so muss sie sehr mit seinem Verlust kämpfen. Sara zieht von Örebro nach Stockholm und fängt bald einen Job in einer Werbeagentur an. Neue Freunde, guter Job, tolles Leben. Alles könnte so schön sein, würden nicht seltsame Dinge geschehen, die sie langsam an ihrem Verstand zweifeln lassen.

Blutblume ist ein Buch, welches dem Leser sofort ins Auge sticht. Das Cover in schwarz- weiß, mit rotem Titel und rotem Buchschnitt macht neugierig und auch der Klappentext weckt Interesse. Ich habe mich voller Vorfreude auf die 500 Seiten gestürzt und war und bin absolut begeistert.

Das Buch beginnt, wie viele Schweden- Krimis und Thriller, eher leise. Man lernt die Protagonisten kennen und lieben und fühlt sich Seite für Seite immer wohler. Oft fragte ich mich beim Lesen, warum Sara so cool bleiben kann bei all dem, was ihr widerfährt, doch das konnte ich mir mit ihrer Militärausbildung erklären. Auch die anderen Protagonisten werden sehr gut beschrieben und so fragt man sich oft selbst, wem man trauen kann und wem nicht. Teilweise verwirrte mich sogar Sara und das fand ich außerordentlich gut, Die immer wieder eingeschobenen Zeitungsartikel, die Sara liest, waren zwar durchwegs interessant, aber ich habe immer ein Problem mit eingeschobenen Artikeln oder Rückblenden, da diese einfach meinen Lesefluss stören.Der Spannungsbogen blieb aber trotzdem immer gespannt, wenn auch nicht auf Anschlag. Aber gerade dieser nicht völlig gespannte Spannungsbogen macht das Buch so besonders. Man fragt sich immer, was wirklich passiert und was nicht doch nur Einbildung ist. Die Geschehnisse passen einfach nicht in das Leben, wirken aber doch so real und man möchte einfach wissen, was wirklich hinter allem steckt.



Alles in allem war der Auftakt der Widerstands Trilogie sehr gut geschrieben, spannend, an vielen Stellen überraschend und macht Lust auf mehr. Es ist zwar in sich abgeschlossen, aber spannt natürlich einen Bogen zum zweiten Teil. Aber es handelt sich nicht um einen Cliffhanger, der den Leser unbefriedigt warten lässt.

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