Ein solider historischer Roman, auch wenn ich ab und zu den Kopf schütteln musste
Die WiderspenstigeDeutschland im ausklingendem 17. Jahrhundert: Die junge Adelige Johanna von Allersheim lebt nach dem Tod ihres geliebten Vaters zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Karl bei ihrem Halbbruder und ihrer bösartigen ...
Deutschland im ausklingendem 17. Jahrhundert: Die junge Adelige Johanna von Allersheim lebt nach dem Tod ihres geliebten Vaters zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Karl bei ihrem Halbbruder und ihrer bösartigen Stiefmutter. Von dieser schlägt den beiden Geschwistern auch nur Hass entgegen und sie werden von ihr wie Aussätzige behandelt. Als das Geschwisterpaar auch noch mitbekommt, dass sie von Halbbruder und Stiefmutter um ihr Erbe gebracht werden, kann es scheinbar nicht mehr schlimmer kommen. Doch Johanna soll mit einem Witwer verheiratet werden, der schon einige Jahr mehr auf dem Rücken hat, als sie selbst. da beschließen die beiden endgültige alle Brücken hinter sich abzubrechen und Johanna reist verkleidet als junger Mann zusammen mit ihrem Bruder nach Polen, um möglicherweise bei den Verwandten ihrer verstorbenen Mutter unterkommen zu können, die hier leben. Doch als sie in Polen ankommen, sieht Johanna keine Möglichkeit, ihre Tarnung fallen zu lassen, ohne dabei Gefahr zu laufen, Schande über sich und ihren Bruder zu bringen. Letztendlich landet die beiden dann schließlich an der hart umkämpften Grenzen Polens und müssen sich im Kampf gegen die Tataren bewähren. Als schließlich die Nachricht Polen erreicht, dass die Truppen des Osmanischen Reiches vor den Toren Wiens stünden und die abendländische Kultur bedrohten, und der König von Polen alle Männer zum Kampf gegen die Polen aufruft, ist es für Johanna endgültig zu spät, ihre Masken fallen zu lassen.
Ich war sehr gespannt, wie das Buch wird, da sich der Klappentext in meinen Ohren sehr spannend anhört, auch wenn er mich ein wenig an den von Die Tatarin, einem anderen Buch des Autorenduos erinnert hat. Es gab gewisse Parallelen zwischen den beiden Büchern, doch trotzdem wirkt das eine nicht wie ein Abklatsch vom anderen. Doch leider konnte mich die Geschichte dann doch nicht so abholen, wie ich es mir gewünscht hatte. Manche stellen wirkten sehr gehetzt und kurzatmig und manche Aspekte, wie beispielsweise die Dekadenz am polnischen Hof oder die Probleme und Schwierigkeiten, die Johannas Tarnung als Junge mit sich ziehen hätte können, gingen meiner Ansicht nach auf halber Strecke verloren. Mit dem Schreibstil habe ich hingegen keine Probleme gehabt. Wie auch die anderen Bücher von Iny Lorentz ist auch dieses sehr angenehm und leicht geschrieben, und man kommt recht flott durch das Buch. Auch die Recherchearbeit kann ich nur leicht kritisieren. Im groben bekommt man die wichtigen Informationen über Türkenbelagerung Wiens 1683 und die Expansionsbestrebungen des Osmanischen Reichs, aber auch die damalige Lage des Königreichs Polen, serviert. Allerdings gab es auch immer wieder Stellen, bei denen ich ein wenig den Kopf schütteln musste. So wurde beispielsweise die Gegend um Lwiw, also die Gegend in der Johanna und Karl gegen die Tataren kämpfen, als steppenartige und flache Gegend mit nur geringem Baumbewuchs beschrieben, wohingegen ich mir eigentlich sicher bin, dass die Gegend dort keine steppenartigen Ausmaße angenommen hat. Normalerweise sind die Protagonisten in den Büchern von Iny Lorentz immer recht sympathisch, auch wenn die Hauptcharaktere nie besonders tiefgründig und facettenreich sind. Doch mit Johanna kam ich leider gar nicht klar. Sie war mir für die Hauptprotagonistin zu einfach gestrickt und außerdem ging sie mir manchmal ziemlich auf die Nerven. Johanna ist in meinen Augen unreflektiert und weiß scheinbar manchmal gar nicht, die Situation <, in der sie sich gerade befindet, einzuschätzen. Unangenehm aufgefallen ist mir auch, dass sie ziemlich herrisch ist und anderen gegenüber mit Vorurteilen begegnet. Auch finde ich, dass ihr in manchen Situationen ein wenig mehr rationales Handeln besser getan hätte.
Letztendlich habe ich nur kleinere subjektive Mängel zu kritisieren, die trotzdem das Buch nicht schlecht gemacht haben. Wie fast alle Bücher von Iny Lorentz kann ich auch das Buch an diejenigen weiterempfehlen, die Einstieg in das Genre des historischen Romans suchen.