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Veröffentlicht am 26.06.2022

Ein fehlgeschlagenes Debut

Die Schule der Redner
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Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter ...

Mitte des 13. Jahrhunderts versinkt Mitteleuropa in blutigem Chaos. In dieser Zeit wird Leon, ein Neffe des Habsburgerfürsten Rudolfs damit beauftragt, ein mysteriöses Buch, dass den Schlüssel zu ungeahnter rhetorischer Macht beinhaltet, in Sicherheit zu bringen. Und so führt Leons Weg ihn in die Schule der Redner bei St. Gallen, in der die Jugend der europäischen Eliten in ihren rhetorischen Fähigkeiten geschult werden. Zunächst fühlt sich Leon hier in Sicherheit, doch rasch muss er erkennen, dass auch hier ihm die machbesessenen Mächte und finsteren Gestalten, die ihm schon außerhalb der Schule nach dem Leben trachteten, auf der Spur sind.

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, da dieses sehr stark den Covern derjenigen Bücher ähnelt, die ich ansonsten gerne lese. Und so hatte ich mir eine vielschichtige Geschichte ähnlich derer von Ken Follett oder beispielsweise Rebecca Gablé. Allerdings musste ich auf den ersten 50 Seiten bereits feststellen, dass das Buch sowohl sprachlich, als auch von der Konstruktion der Charaktere nicht sehr viel mit dem ereignisreichen Epos gemeinsam hatte, den ich mir erhoffte.

da wäre zunächst einmal der Schreibstil. Mein erster Eindruck war, dass dieser recht unausgeklügelt und unausgefeilt, schon fast platt war. Man kann ihm zwar zu gute halten, dass er einen sehr rasanten Rhythmus erzeugt, der einen beim Lesen vorantreibt. Allerdings kam mir der sprachliche Stil je weiter ich in das Buch vordrang immer mehr so vor, als würde ich ein Jugendbuch lesen. So empfinde ich die Sprache in weiten Teilen des Buches als viel zu modern. Begriffe alten vor allem in den Dialogen Einzug, die ich niemals dem 13. Jahrhundert zuordnen würde.

Der Eindruck, mich in ein Jugendbuch verirrt zu haben, vertiefte sich vor allem im Hinblick auf den Inhalt des Buches. Zu fantastisch, zu gewollt, auf schmerzhafte Art und Weise an den Haaren herbeigezogen. Diese Worte beschreiben meine Gedanken glaube ich sehr gut. Abgesehen von einigen wenigen kleineren Seitensprüngen, deren Einordnung sich im Übrigen meist erst hunderte Seiten später ergeben, gibt es nur einen einzigen Plot, nämlich den rund um Leon, den es zu folgen gilt. Dementsprechend ist man bei den Hintergründen zu Verschwörung und Co. auf die Augen Leons angewiesen, erfährt mit ihm. Auch wenn leider dabei nicht alles zu einhundert Prozent verständlich wird. Abgesehen davon wurde ich auch so mit dem Plot nicht ganz warm. Denn oft hatte ich das Gefühl, mich in ein Fantasybuch verirrt zu haben, dass rein zufälligerweise zur Zeit Rudolfs von Habsburg spielt. Zu nennen wären dabei beispielsweise der Angriff der Assassinen, deren Rolle in der Gesamtkonstruktion der Geschichte immer noch ein wenig hochtrabend erscheint, oder aber auch die übernatürlichen Ereignisse wie Kommunikation mittels Äther und Gedanken. Zwar fand ich die Idee hinter den geheimnissen der Sprache sehr anreizend, verlor mich mit Voranschreiten der Geschichte leider immer mehr in Lachen.

Ein weiterer Punkt, der mich massiv gestört hat, ist die Ausarbeitung und Gestaltung der Protagonist:innen. Diese sind in meinen Augen viel zu flach und wenig individuell ausgefallen, Individualität blieb wirklich auf der Strecke. Dementsprechend wurde ich weder mit Leon, noch mit sonst jemanden wirklich warm, da der Blick in die Gedanken- und Gefühlslage wirklich weitestgehend fehlt, hin und wieder dann aber urplötzlich und sprunghaft auftritt. Irritiert hat mich auch, dass manche Charaktere, die bei ihrem ersten Auftreten von fundamentaler Bedeutung erschienen, plötzlich wieder Bedeutungslosigkeit versinken. Cecile sei nur als Beispiel genannt.

Was mich aber am meisten gestört hat, sind Mängel in Logik und teilweise auch in historischen Hintergründen. Es werden das ganze Buch über Situationen und Sachverhalte geschildert, die mir nur die Fragezeichen ins Gesicht getrieben haben. So verschwinden zwei burgundische Prinzen scheinbar spurlos für mehrere Monate. Wir als Leser:innen wissen, dass diese gerade auf der Suche nach Leon sind, der Rest der Welt wusste davon nichts. dementsprechend finde ich es äußerst bedenklich, dass zwei Mitglieder des europäischen Hochadels plötzlich verschwinden, ebenso plötzlich wieder auftauchen und sich niemand, wirklich niemand auch nur ansatzweise Gedanken darum macht, wo die beiden nun eigentlich waren. Ein weiterer solcher Punkt wäre die Hexenverbrennung im Mittelalter (?!), die richtig schön klischeehaft stattfindet, mit Kräuter, Scheiterhaufen und - nicht zu vergessen - roten Haaren. All diejenigen, die sich auch nur ansatzweise mit der Geschichte der Hexenverbrennungen in Europa auskennen, werden wahrscheinlich auf S. 241 das Grausen bekommen. Mal davon abgesehen, dass sich da die Hexenverbrennungsgesellschaft im Jahrhundert geirrt hat, macht es überhaupt keinen Sinn, dass die Mutter der Angeklagten bzw. deren gesamte Verwandtschaft unbescholten des Weges ziehen darf, ungestraft weiter Satans Werk vollrichtet. Hinzu kommt, dass das Urteil bzw. der ganze Prozess von einem weltlichen Adeligen durchgeführt wird, der zur großen Überraschung dann auch noch einer der großen Hauptfeinde des Buches ist. Abgesehen davon warte ich immer noch auf die peinliche Befragung... Diese Hexenverbrennung ist ein Beispiel dafür, dass der Autor generell immer wieder kleine Hintergrundgeschichten zu den Protagonisten einbaut, die komplett an aus dem Zusammenhang gerissen sind absolut keinen Sinn machen und einfach nur dafür da sind, die Leserschaft zu schocken und das Lesetempo anzuheizen. ich verstehe ja, dass man zu solch billigen Tricks greifen muss, wenn die Geschichte alleine nicht viel mehr hergibt, aber nein danke. Hinzu kommt dann beispielsweise noch die Frage, wie ein Mensch, der nie in seinem Leben Berührungspunkte mit einer Kuh bzw. deren Erzeugnissen hatte, der noch dazu aus der untersten Unterschicht stammt, weiß, wie Butter riecht, oder aber auch Kirchenbänke in der Schweiz des 13. Jahrhunderts?

Rundum war das Buch eine einzige Katastrophe für mich und ich kann es absolut nicht weiterempfehlen, da ich, wie man merkt, von keinem einzigen Aspekt des Gesamtbildes auch nur ansatzweise überzeugt bin. Die Geschichte versucht auf Zwang schockierend zu sein, verliert dabei allerdings den Bezug zur Realität. Dementsprechend wäre es wahrscheinlich besser gewesen, das Buch wäre als reiner Fantasyroman konzipiert worden.

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Veröffentlicht am 21.08.2021

komplett überbewertet

Borgia - Die Verschwörung
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Rom in der Renaissance: Rodrigo Borger sitzt auf dem heiligen Stuhl. Er ist der wohl berüchtigtste und mächtigste Mann seiner Zeit, und auch seine Kinder stehen dem Papst im schmieden von Intrigen und ...

Rom in der Renaissance: Rodrigo Borger sitzt auf dem heiligen Stuhl. Er ist der wohl berüchtigtste und mächtigste Mann seiner Zeit, und auch seine Kinder stehen dem Papst im schmieden von Intrigen und an Skrupellosigkeit nichts nach- So auch sein Sohn Juan. Eines Tages wird dieser dann Tod in einem Abwasserkanal gefunden. Der Papst ist außer sich. Wer hat seinen Sohn umgebracht und warum? Doch die Liste der Verdächtigen ist immense, denn Juan hat sich durch sein egoistisches und gewissenloses Verhalten viele Feinde gemacht, und auch Rodrigo hat sich im Laufe der Jahre viele Feinde gemacht, die nur darauf warten, sich an seiner Familie zu rächen.

Um ehrlich zu sein hatte ich recht hohe Erwartungen an das Buch, da ich gerne mehr über das Italien des ausklingenden 15. Jahrhunderts erfahren wollte. Die Borgias waren für mich schon immer eine sehr mysteriöse und interessante Familie. Dementsprechend erwartete ich mir eigentlich einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman, der mich in das Rom der Renaissance-Päpste entführen sollte. Leider wurde ich allerdings in allen Punkten ziemlich enttäuscht. Meiner Meinung nach scheiterte das Ganze in gewissen Teilen schon am Aufbau des Buches. Der Handlungsablauf lief für meinen Geschmack viel zu unstrukturiert ab und ich verlor, vor allem anfangs, komplett den Überblick. Vor allem dadurch, dass es ständig Rückblenden gab, die aber nicht sofort als solche zu erkennen waren. Auch kamen ständig Handlungsstränge vor, die sich innerhalb des Buches gar nicht mehr auflösten und so bei mir für noch mehr Verwirrung sorgten. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass sich diese jetzt noch herrenlosen Handlungsstränge spätestens im letzten Teil der Trilogie auflösen werden, allerdings spricht dass dann nicht für die Reihe, wenn ich im ersten Band komplett verwirrt und hilflos zurückgelassen werde. Enttäuscht haben mich auch der Schreibstil und die Sprache des Buches. Ich fand gar nicht in die Geschichte hinein, da mich der Schreibstil gar nicht fesseln konnte und mir die Handlung seltsam fremd blieb. Auch war der Schreibstiel ziemlich flach und farblos, wodurch für mich die Dekadenz und das Intrigenspiel des Italiens am Anbeginn der Renaissance einfach nicht passend rübergebracht werden konnte. Für mich konnten es die beiden Autorinnen einfach nicht schaffen, die damalige gesellschaftliche und politische Lage angemessen darzustellen. Diese Komponente fehlte einfach, um der Handlung mehr Gewicht zu verleihen. Große Probleme hatte ich auch mit den Charakteren. Einerseits weis ich bis heute nicht, wer nun eigentlich der Hauptcharakter ist, da sich jedes Kapitel scheinbar um eine andere Person dreht, die dann aber im Laufe der Geschichte oft gar nicht mehr vorkommt. Zwar vermute ich, dass Juan Borgia der eigentlich wichtigste Protagonist ist, doch der stirbt ja, und wird dann schließlich für die Handlung der späteren beiden Teile komplett bedeutungslos. Im Generellen blieben mir die Protagonisten seltsam fern, da sie komplett flach und eindimensional gezeichnet sind. Mir sind keinerlei Charaktereigenschaften, weder positive noch negative, aufgefallen, die die Figuren irgendwie einzigartig gemacht hätten. Selbst von der im Klappentext groß versprochenen Skrupellosigkeit konnte ich nicht viel spüren. Kurz gesagt wirkten alle Protagonisten wie ein Einheitsbrei und waren aufgrund ihrer fehlenden Charakterzüge einfach nur unauthentisch. Die Spannung, auf die ich gehofft habe, als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, blieb leider auch komplett aus. Die Geschichte zog sich unendlich lang dahin und es kam nur ganz selten zu Stellen, in denen sich ein Spannungsbogen aufbauen hätte können. Allerdings wurden diese Möglichkeiten immer gleich durch einen sofortigen Szenenwechsel zunichte gemacht. Gut fand ich allerdings auf der anderen Seite die Recherchearbeit, die die beiden Autorinnen geleistet haben. Ich gewann einige neue Einblicke ins Italien der damaligen Zeit. Allerdings muss ich sagen, dass die Autorinnen es nicht geschafft haben, diese Informationen gut in die Handlung einzubauen. Alles wirkte gestelzt und behinderte noch zusätzlich den Lesefluss, der ohnehin schon kaum vorhanden war.

Letztendlich war das Buch einfach nicht gut. Es war total langweilig und zäh, die Charaktere waren sehr schwach gezeichnet und die Handlung ging einfach unter. Mir hat der erste Teil der Trilogie gar nicht gefallen und die anderen beiden Bücher nicht lesen. Außerdem kann ich das Buch nicht weiterempfehlen.

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