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Veröffentlicht am 25.12.2019

so viel verschenktes Potenzial - ein kitschiges Jugendbuch

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
1

„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ...

„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ist kein normales Mädchen. Nachdem sie ihre komplette Kindheit und Teile ihrer Jugend in Pflegefamilie verbracht hat, ist sie innerlich gebrochen. Sie vertraut Menschen nicht, igelt sich ein und hat regelmäßig Angstzustände. Durch einen Zufall trifft sie auf den Social Media Star Esben, der mit ihr ein Sozialexperiment macht: 180 Sekunden Blickkontakt, nur die beiden. Widerwillig lässt Allison sich darauf ein. Doch sie kann nicht ahnen, dass dieses Experiment ihr ganzes Leben ändern wird…

180 Seconds ist ein Standalone, in sich geschlossen und unabhängig lesbar.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover mit zarten Farben und einer gewissen schlichten Eleganz gefällt mir sehr gut, weckt aber auch nicht unbedingt mein Interesse. Es ist für mich wenig aussagekräftig. Der Titel hat direkten Bezug auf das Buch.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und emotional. Das Buch ist recht gut lesbar und lässt ohne große Anstrengung durchlesen. Die sprachliche Gestaltung ist recht jung gehalten. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, jedoch mit teilweise größeren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern sich teilweise nur aus dem Kontext ergeben. Die Geschichte wird ausschließlich durch Allison erzählt. So erhält man vor allem in ihre Gedanke und Zweifel Einblicke, in die der anderen Charaktere hingegen nicht.

Mein Fazit


Bücher, auf die man sich am meisten freut, sind die, die einen meist am härtesten enttäuschen. Das ist hier bei 180 Seconds passiert. Normalerweise lese ich keine Leseproben, doch hier war ich so begeistert und emotional berührt von der Leseprobe, dass ich dachte, ich werde das Buch lieben. Das Klappentext klang so überzeugend, das Sozialexperiment klang super interessant und dann wird mir SOETWAS präsentiert.

Allison kehrt ans College zurück. Seit Jahren lebt sie ein Leben unter dem Radar, hat kaum Freunde außer Steffi, die sie einst in einer Pflegefamilie kennengelernt hat und seitdem quasi eine Schwester für sie ist. Ihr einziger Sozialkontakt ist ihr Adoptivvater, der schwule Simon, der sich von seinem Partner trennte, weil dieser Allison als Teenager nicht adoptieren wollte. Irgendwo zwischen Verzweiflung und dem Willen, etwas zu ändern, nimmt Allison sich vor, das neue Jahr mutiger anzugehen. Das hält genau einen Tag, maximal. Als sie eines Abends im Park sitzt, wird sie von einem Mädchen angesprochen, die sie bittet, an einem Experiment mitzumachen. 180 Sekunden soll sie mit jemandem Blickkontakt halten. Dass dieser Jemand ein weltbekannter Social Media Star ist und es um ein Video für seinen Kanal geht, weiß Allison nicht. Sie lässt sich darauf ein, auch wenn sie sich dabei unwohl fühlt. Doch diese Begegnung mit Esben wird Folgen haben. Folgen, die Allison für immer verändern.

Nach einem wirklich starken Start, der vor allem in Allisons Kopf Einblicke gewährt und einem mitfühlen lässt, hat mich das Buch nach knapp 50 Seiten das erste Mal verloren. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Sozialexperiment doch eher in einem wissenschaftlichen Kontext erwartet und nicht als Videoidee. Das Experiment selbst wird gut beschrieben und ist auch durchaus interessant – komplett weg war ich aber, als die ersten Folgen des Experiments kamen. Ich war verwirrt, ich war überrumpelt und zugegeben, es hat mich genervt. Es hat zahlreiche Seiten gebraucht, bis das Buch mich zurückgeholt hat, zumindest kurzzeitig. Denn ab dem Experiment ist es ein Auf und Ab. Nicht thematisch, nicht dramaturgisch. Ganz im Gegenteil – das Buch ist sehr positiv, sehr süß, sehr perfekt, sehr kitschig, sehr klischeehaft – ach, hab ich schon erwähnt sehr perfekt? Esben ist perfekt. Esbens Tätigkeit ist perfekt. Esbens Videos sind perfekt. Allisons Entwicklung ist schnell und perfekt. Simon ist perfekt. Alles ist perfekt. Zumindest bis kurz vorm Ende, wo Steffi mit einem Geheimnis um die Ecke kommt, was wenig überrascht. Hier setzt das Buch zu einem grandiosen Finale an. Das Problem? Dieses Finale ist so dermaßen überzogen, übertrieben, überkitscht, dass ich nicht einmal mehr wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich bin jetzt kein Gegner von Kitsch, aber das war einfach viel zu viel. Leider ist durch das ganze Perfekte und Übertriebene andauernd die Situation eingetreten, dass mich das Buch verloren hat. Es gab Tage, da habe ich nicht mehr als ein Kapitel „ertragen können“. Das Ende des Buches ist dann eine vollkommen verpuffende Spiegelung innerhalb des Buches, die leider nur noch lächerlich wirkt. Immerhin kam dann die Erleichterung, dass es jetzt zu Ende ist.

Ich habe mich wirklich geärgert, dass so viel Potenzial einfach weggeworfen wurde. Es gab viele Situationen, die wirklich gut ausgearbeitet werden könnten. Da wäre zB Esben, der im ganzen Buch so dermaßen ideal und perfekt herüberkommt, kein Kratzer auf der Fassade, nichts. An einer Stelle im Buch hat er plötzlich Zweifel an seiner perfekten Onlinetätigkeit, die Zweifel werden aber zwei Seiten später direkt weggewischt, weil Allison seine Hilfe braucht – und die der Onlinecommunity. Da wäre zB die komplizierte Beziehung zwischen Simon und Allison, die sich von 0 auf 100 annähern, nachdem Allison die 180 Sekunden Lebenswandel Challenge hatte.

Hinzu kommt, dass die Autorin ständig längere Zeitsprünge vornimmt. Dadurch erlebt man den Beziehungsaufbau nur bedingt mit, man wird vor vollendete Tatsachen gestellt, fragt sich manchmal „hä, wann ist das denn passiert“ und manchmal hat man auch das Gefühl, dass die Autorin ihre 5 Hot Topics im Buch hatte, alles dazwischen nur lästiges Beiwerk ist und möglichst schnell abgehandelt werden muss. Daran leidet vor allem die Tiefe und Nachvollziehbarkeit doch arg. Ihre Hot Topics übertreibt die Autorin teilweise maßlos, dass man fast schon die Augen verdrehen mag. Das Dazwischen verpufft. Komisch sind auch Momente, wo man das Gefühl hat, die Autorin hat ihren vorherigen Plot vergessen bzw. einfach ihren vorherigen Plot wie abgehakt beerdigt. Thema vorbei, Thema vom Tisch. Genauso funktioniert 180 Seconds. Das habe ich vor allem am Ende feststellen müssen, wo die Thematik um Steffi sehr emotional wird, danach aber nur noch die Beziehung von Esben und Allison eine Rolle spielt und Steffi mit keinem Wort mehr erwähnt wird.

Positiv erwähnen muss man allerdings Steffi und Simon als Nebencharaktere. Vor allem Simon ist jemand, den man sofort ins Herz schließt, er bemüht sich trotz Zurückweisung permanent um Allison und ist immer für sie da. Er ist wirklich süß gewesen und war mein Highlight am Buch. Steffi ist eine sehr gute Freundin über Großteile des Buches und man freut sich, dass Allison so jemanden an ihrer Seite hat. Zu Esben kann ich wenig sagen, weil er derart langweilig und eindimensional gestaltet ist, dass man meinen könnte, er ist Nebencharakter. Ansonsten gibt es zahlreiche weitere Charaktere, bei denen man teilweise nicht einmal weiß, wo sie herkommen oder wo sie plötzlich hinverschwunden sind.


Insgesamt ist 180 Seconds ein Buch, was mich massiv zwiegespalten zurücklässt. Das liegt vor allem daran, dass ich das Gefühl habe, das Buch sei unstimmig und unrund. Wollte die Autorin mit ihren jungen Erwachsenen als Protagonisten einen New Adult Roman schreiben? Wenn ja, ist er aufgrund diverser Thematiken, einer sehr hohen Portion Kitsch und vor allem mangelnder Tiefe wirklich schiefgelaufen. Ist es jedoch als Young Adult Roman geplant gewesen, hat in meinen Augen der Verlag mit Marketing und Klappentext falsche Erwartungen hervorgerufen. Ich habe ein emotionales Buch mit Tiefgründigkeit und Sozialkritik erwartet (so startet das Buch tatsächlich auch), aber nach dem Sozialexperiment ist alles verpufft und ich habe einen erstklassigen Nachmittagsfilm auf Disney Channel Niveau präsentiert bekommen. Vor allem gegen Ende macht sich eine gewisse Frustration breit. So viel Potenzial, so wenig davon ausgenutzt. Schade. So ist es nur ein solides Jugendbuch mit viel überzogenem Kitsch.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2019

emotionales Must-Read

Melody of our future
1

„Ich bin nicht mehr der Evan, den du kanntest und du bist nicht mehr dieselbe Carrie wie damals. Die Welt hat sich weitergedreht. Und wir uns mit ihr.“
(Evan zu Carrie in Melody of our future)

Worum ...

„Ich bin nicht mehr der Evan, den du kanntest und du bist nicht mehr dieselbe Carrie wie damals. Die Welt hat sich weitergedreht. Und wir uns mit ihr.“
(Evan zu Carrie in Melody of our future)

Worum geht’s?

Drei Jahre ist es her, dass Carrie fluchtartig und ohne ein Wort Seattle verlassen und ihre Freunde und ihre große Liebe Evan zurückgelassen hat. Jetzt ist Carrie wieder da und stolpert direkt am ersten Abend in die Arme von Evan und den restlichen Bandmitgliedern. Alle sind fassungslos, dass sie wieder da ist. Zwischen Freude, Wut und Enttäuschung müssen alle aber feststellen, dass drei Jahre eine lange Zeit sind. Viel ist zwischenzeitlich passiert. Die Dämonen von Carries und Evans Erlebnissen hängen über ihnen. Wird ihre Liebe noch eine Chance haben oder hat sich die Welt zu sehr weitergedreht, dass ihre Liebe nur noch ein Schatten der Vergangenheit ist?

Melody of our future ist der zweite Teil der „12 Songs for Carrie“-Dilogie und benötigt zwingend Vorkenntnisse aus Band 1 „Songs of our past“. Die Bücher können nicht unabhängig voneinander gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Auch das Cover von Band 2 ist wieder in dunkleren Farben gehalten. Erneut ziert eine Hand an einer Gitarre das Cover, was einerseits die musikalischen Inhalte des Buches widerspiegelt, aber auch den direkten Bezug zu Band 1 wiedergibt. Auch der angedeutete Sternenhimmel ist ein wiederkehrendes Element, was direkten Bezug zur Geschichte hat. Insgesamt ist das Cover wieder super gelungen, wenn auch recht ähnlich zu Band 1, dass eine direkte Unterscheidung auf dem ersten Blick nur anhand des Titels möglich ist.

Der Schreibstil der Autorin ist wie bereits bei Band 1 sehr angenehm und flüssig zu lesen. Er ist fesselnd und emotional, die Charaktere fluchen aber auch mal. Es gibt wenig erotischen Inhalt, der sehr niveauvoll geschrieben ist. Anders als bei Band 1 gibt es dieses Mal keine eingefügten Songtexte in englischer Sprache und auch keine Tagebucheinträge von Carrie. Das Buch ist komplett chronologisch aufgebaut, den Großteil der Geschichte erzählt Carrie, es gibt jedoch auch einige Kapitel aus Evans Sicht. Es gibt dieses Mal keine ausdrücklichen Rückblenden.

Mein Fazit

Songs of our past war für mich schon ein kleines Highlight dieses Jahr. Die Liebesgeschichte um Evan und Carrie hat mir sehr gut gefallen, ging mir voll ins Herz und ich mochte es sehr, dass die Charaktere keine perfekten Menschen sein mussten. Garniert mit den tollen Songtexten, den emotionalen Rückblicken und einer sehr guten Storyline war das Buch wirklich sehr lesenswert. Das sehr offene Ende (oder der offene Anfang, wie man es sieht) war für mich allein schon Grund genug, Melody of our future entgegenzufiebern. Als ich das Buch endlich in den Händen halten konnte, war ich auf vieles vorbereitet. Aber: Am Ende hatte ich keine Ahnung, dass mich dieses Buch zerstören wird. Ich hatte keine Ahnung, dass ich das Buch so oft werde unterbrechen müssen, weil ich gegen die Tränen ankämpfen musste. Und ich hatte keine Ahnung, wie oft einem Menschen das Herz gebrochen werden kann. Aber dann kam Evan mit seiner Carrie. Ich habe über 350 Seiten hinweg gelitten, geheult, bin verzweifelt und habe Evan, Carrie und Emily Crown verflucht. Und mein Herz liegt auch jetzt, Tage später, noch in Trümmern. Und dennoch kann ich nur daran denken, wie gern ich das Buch direkt nochmal lesen würde, weil es einfach so unfassbar schön war.

Das Buch steigt genau dort ein, wo Band 1 aufgehört hat. In der Bar, das große Wiedersehen, dass so früh nicht hätte sein sollen und alle Beteiligten voll überfordert. Drei Jahre sind eine lange Zeit und keiner aus der Band weiß, wieso Carrie wirklich ging. Auch wenn der Leser das Geheimnis von Carrie aus Band 1 kennt, habe ich jedes Mal wieder Gänsehaut bekommen, wenn es aufkam. Die Szenen wurden sehr intensiv beschrieben und sie tun weh, sehr, sehr doll. Doch in Band 2 geht es vor allem viel mehr um den Scherbenhaufen, den Carrie in Seattle hinterlassen hat: Die Broken Sons und Evan. Schon schnell ist klar, dass viel passiert ist, vor allem bei Evan. Erst Stück für Stück entwickelt sich ein Bild von dem, was in Evan vorgeht und ich kann nur sagen: Es ist verdammt dunkel. Carrie war sein Licht, seine Hoffnung, sein Rettungsanker. Und jetzt zeigt Emily Crown, wie tief ein Mensch fallen kann, wenn man nur eine Person aus dem Leben entfernt. Es entwickelt sich eine Geschichte, die in ihrer Dynamik unschlagbar ist. Irgendwo zwischen Frust, Lust, Verzweiflung, Vertrauen, Hass und Liebe, Wut und Hoffnung bewegen sich Carrie und Evan. Doch Evan ist nicht bereit, Carrie wieder in sein Leben zu lassen. Er ist aber auch nicht bereit, Carrie gehen zu lassen. Und so hangelt sich die Geschichte von emotionalem Tiefpunkt zum nächsten emotionalen Tiefpunkt, stets getrieben von Hoffnung und dem Glauben an die Liebe.

Carrie und Evan waren bereits in Band 1 keine unkomplizierten Charaktere. Und das ändert sich auch in Band 2 nicht. Doch während in Band 1 durch Carrie als Erzählerin der Fokus mehr auf ihr lag, lernen wir in Band 2 vor allem die Dämonen von Evan kennen. Sicher, Carries Erlebnisse und die Folgen hiervon spielen eine Rolle und werden beleuchtet. Aber es ist Evan, dessen unaufhörlichen Fall wir hautnah miterleben dürfen oder eher miterleben müssen. Ich bin kein Mensch, der von Büchern verlangt, dass sie Triggerwarnungen benötigen, aber hier muss ich sagen, dass das Buch nicht unbedingt für sehr sensible Menschen geeignet ist. Es kommen viele belastende Themen vor, die triggern können. Es passiert sehr viel, was emotional aufwühlt und auch schockierend ist. Und die Autorin besitzt eine Gabe, diese Szenen so schonungslos und brillant zu schreiben, dass sie ganz tief unter die Haut gehen und dort auch eine gewissen Zeit lang bleiben. Evans Kapitel waren in diesem Buch so intensiv, dass ich nach fast jedem Evan-Kapitel das Buch zumindest kurz weglegen und durchatmen musste. Evan ist kaputt, sehr kaputt. Und das wird in allen Facetten beleuchtet. Es wird beleuchtet, wie sein Umfeld seinen Zustand teilweise nur eingeschränkt ernstnimmt, wie seine Freunde verzweifelt versuchen seine Selbstzerstörung aufzuhalten, vor allem aber blicken wir direkt in den Kopf einer Person, die auf so viele Arten zerbrochen ist. In Kombination mit den Themen um Carrie kann dies sehr schnell etwas viel werden. Aber für mich war das ok. Denn so ist das Leben, nicht immer rosarot und unschuldig.

Carrie und Evan sind in ihrer Beziehung sehr komplex. Schon in Band 1 war ihre Beziehung nicht von Gradlinigkeit geprägt, vor allem Evan hat immer wieder Fehler gemacht und Carrie hat oft gezweifelt. Und daher ist es wenig überraschend, dass die Beziehung der beiden (oder was davon übrign geblieben ist) in Band 2 komplett aus dem Ruder läuft. Evan, der Carrie auf keinen Fall wieder in sein Leben lassen möchte, schlägt laufend um sich, sucht seine Erlösung woanders und bei anderen. Doch Carrie möchte nicht aufgeben, kämpft – und verzweifelt. Von Vergangenheits-Evan ist nicht viel übrig geblieben. Das führt dazu, dass auch Carrie Fehler macht, Entscheidungen trifft, die wehtun und es führt auch zu einem letzten, großen Missverständnis der beiden, was zeigt, dass auch zusammengeklebte Scherben weiterhin Scherben bleiben. Es ist verblüffend, wie viel in diesem Buch passiert, ohne dass es unrealistisch oder überladen wirkt. Stück für Stück setzt sich das Puzzle um Evans Geheimnis zusammen, Stück für Stück wächst aber auch die Verzweiflung von Carrie, die nicht weiß, wie lange sie Evan und seine Stimmungsschwankungen noch aushalten kann. Ich mag, dass die Autorin ihre Figuren nicht immer rational entscheiden, sondern auch mal die Emotionen überkochen lässt. Emily Crown schafft es, so viel Hoffnung und so viel Verzweiflung gleichermaßen hervorzurufen. Dort ist eine Anziehung, die zu jeder Zeit greifbar ist, von der man aber weiß, dass sie beide Parteien – und auch die Umstehenden – sukzessive zerstören wird.

Durch die vielen schweren Themen in diesem Buch ist Melody of our future ein Buch, was einen wohl auch weit über das Ende hinaus beschäftigen wird. Es ist eine Frage, wie viel Liebe schafft zu heilen, aber eine andere ist, wie viel Kraft Liebe hat, etwas zu zerstören. Bei diesem Buch geht es nicht um ein Happy End mit süßen Liebesschwüren, es geht nicht um einen verliebten Musiker, der romantische Liebeslieber schreibt. Nein, es geht um so viel mehr. Bei diesem Buch ist der Weg das Ziel. Jedes Ende wäre bei diesem Buch für mich in Ordnung und nachvollziehbar gewesen, denn der Weg dahin war es, der einen verblüfft hat. Es ist einfach so rund und stimmig, gleichzeitig so zerstörerisch und traurig. Und ich bin absolut traurig, nun von Evan und Carrie Abschied nehmen zu müssen, denn ihre Geschichte ist auserzählt. Welche Lehren der Leser aus dem Buch vielleicht (oder hoffentlich) noch mitnimmt, bleibt ihm überlassen, aber es gibt viel, was man mitnehmen kann, auch aus dem Gesamtkonzept der Dilogie.

Melody of our future ist für mich eines der besten Bücher, welches ich dieses Jahr und generell in diesem Genre gelesen habe. Nicht nur der tolle Schreibstil der Autorin ist für sich genommen schon Gold wert, nein, all diese Emotionen, der ganze Schmerz, die gnadenlose Ehrlichkeit, mit der Emily Crown ihre Charaktere leiden lässt und dem Leser Seite für Seite weiter das Herz bricht, machen das Buch zu seinem absoluten Highlight und in meinen Augen zu einem Must Read im Bereich der Romance-Literatur.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 04.10.2019

beeindruckend und bedrückend

We Never Called It Love
1

„Der erste Kuss war etwas Magisches. Es gab ihn nur einmal und ich wünschte mir, ich wäre in der Lage eine Schneekugelerinnerung daraus zu machen, die ich immer wieder und wieder und wieder schütteln könnte.“ ...

„Der erste Kuss war etwas Magisches. Es gab ihn nur einmal und ich wünschte mir, ich wäre in der Lage eine Schneekugelerinnerung daraus zu machen, die ich immer wieder und wieder und wieder schütteln könnte.“ (Eden in We never called it love)

Worum geht’s?

Die fast 16-Jährige Eden hat es nicht leicht im Leben: Nachdem ihre Mutter gestorben und ihr Vater arbeitsbedingt kaum noch zuhause ist, zieht ihre tyrannische und herzlose Großmutter zu ihr und ihrer kleinen Schwester. Fortan wird Edens Leben von Miss-Wahlen, an denen die kleine, perfekte Mae teilnimmt, und der ständigen Tyrannei ihrer Großmutter bestimmt. Einziger Lichtblick: Ihre beste Freundin Nell und deren Bruder Nate. Denn Nate lässt Edens Herz jedes Mal schneller schlagen und schafft es, auch an dunkelsten Tagen ein wenig Licht in Edens Leben zu bringen. Blöd nur, dass Nate sie seit geraumer Zeit ignoriert. Bis zu einem Abend, der das Potenzial hat, alles in Edens Leben zu verändern…

We never called it love ist ein Einzelband und abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das relativ abstrakte Cover ist in blau und rosa gehalten und passt gut zum Genre. Es gibt wenig Informationen über den Inhalt, erweckt aber auf jeden Fall das Interesse, sich das Buch genauer anzuschauen.

Die Geschichte wird ausschließlich durch Eden in der Ich-Perspektive erzählt. So erhält der Leser Einblicke in ihre Gedanken, die Gedanken der anderen Beteiligten bleiben jedoch im Dunkeln. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, es gibt jedoch einige Zeitsprünge, die entsprechend betitelt sind. Der Schreibstil der Autorin ist locker-leicht, sehr gut lesbar und für ein Young Adult Buch passend. Das Buch verzichtet auf explizite Sprache, erotische Inhalte werden nur angedeutet.

Mein Fazit

We never called it love ist mein erstes Buch der Autorin und ich bin durch die Empfehlung einer Freundin darauf aufmerksam geworden. Bereits der Klappentext las sich recht interessant und versprach eine süße Geschichte aus dem Bereich der Young Adult Rubrik. Doch damit tut man diesem Buch Unrecht, denn ich durfte bereits schnell feststellen, dass die Autorin hier mehr als nur eine niedliche Jugendliebe etablieren wollte. Und so viel sei bereits verraten: Mich konnte sie damit vollkommen überzeugen.

Der Einstieg in das Buch gelang mir schnell und leicht. Dank des lebhaften Schreibstils war ich sehr schnell drin in Edens Leben und Edens Kopf. Schon nach wenigen Seiten erwarten den Leser die ersten Herzschmerzmomente – jedoch ganz unterschiedlicher Natur. Wir lernen die Protagonistin Eden kennen, die uns einen Überblick in ihre Familienverhältnisse gibt. Eden ist Halbwaise und hat eine kleine Schwester Mae, die von der zugezogenen Großmutter zur Schönheitskönigin gedrillt wird, während ihr Vater als FBI-Agent beruflich so gut wie nie gegenwärtig ist. Besagte Großmutter ist es auch, die Eden das Leben schwer macht. Denn für sie ist Eden nicht gut genug, der Grund wieso Edens verstorbene Mutter ihre Karriere aufgeben musste und sowieso ein einziger Störfaktor in der Familie. Eden schluckt diese ständigen Tyranneien tapfer – während dem Leser Seite für Seite das Herz noch weiter bricht. Zum Glück gibt es Edens beste Freundin Nell, deren Bruder Nate und ihre Eltern die Newmans. Sie bieten Eden stets bedingungslos Zuflucht. Aber nicht nur das. Von Nate wünscht sich Eden deutlich mehr als nur Zuflucht und Freundschaft. Und an einem Abend kurz nachdem sich Eden etwas Freiheit erkämpfen konnte und das erste Mal zu einer Party dufte, scheint es so, als würde alles besser werden. Doch Eden hat die Rechnung ohne ihre Großmutter gemacht…

Natürlich gibt es viele Bücher, die die klassische Situation „Verliebt in den Bruder der Freundin“-Konstellation betiteln und ich würde lügen, wenn ich sage, dass hier das Rad neu erfunden wird. Jedoch wird bei diesem Buch ein umfangreiches Drumherum mit vielen Thematiken eingesponnen, was dem Buch deutlich mehr Tiefe verleiht als den meisten anderen Romanen. Besonders die Thematik rund um die Misswahlen, denen sich Mae regelmäßig aussetzen muss, die damit verbundenen Einblicke „hinter die Kulissen“ und die doch fast schon absurd anmutenden Praktiken bei diesen Kinderschönheitswettbewerben waren für mich ein Novum und haben mir sehr gut gefallen. Ich mag es, wenn ein Buch zum Nachdenken anregt und das geschieht hier definitiv. Doch auch Mobbing, welches Eden einst aushalten musste, Ausbeutung und Erpressung von Kindern durch ihre Eltern und Trauerbewältigung spielen hier eine Rolle. Die Autorin hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben und geht diese Themen sehr vielseitig – und mit der ein oder anderen Überraschung – an. So unterhält sich Eden ausgerechnet mit der Person, die sie früher gemobbt hat, auf den Wettbewerben, zu denen sie gezwungenermaßen mitkommen muss, darüber, wie sehr ihre kleinen Schwestern leiden müssen. Dass hierhinter noch viel mehr verborgen liegt, erfährt der Leser erst später und auch, welches Ausmaß dahinter wirklich liegt.

Der Autorin ist ein solider Spagat zwischen den „Drumherum“-Geschichten und der Liebesgeschichte gelungen. Während anfangs der Fokus auf dem Drumherum liegt, entwickelt sich dies zu einem Fokus auf der Liebesgeschichte, während der das Drumherum eher in den Hintergrund gerät, jedoch zu keiner Zeit vergessen wird. Und gerade, als man dabei ist, die ganz unschuldige und süße Beziehungsentwicklung zu genießen, kracht aus dem Hintergrund das ein oder andere Drumherum hervor und das Beben dieser Enthüllungen beeinflusst teilweise alles. Zu keiner Zeit hatte ich hierbei das Gefühl, dass es überzogen oder unrealistisch ist. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass hier etwas mehr Tiefe gewesen wäre, so wurde die Thematik Eden und ihre Großmutter für mich am Ende doch nur sehr oberflächlich geklärt und auch die Enthüllung um Mobberin Caroline war für meinen Geschmack etwas zu schnell weg vom Fenster. Dennoch bin ich mit einen zufriedenen und runden Gefühl aus dem Buch herausgegangen.

Generell lässt sich sagen, dass die Autorin in meinen Augen sehr realistische Charaktere kreiert hat. Eden, die mit ihren 15/16 Jahren schon einiges miterleben musste, ist eine starke Protagonistin, die jedoch auch mal an sich zweifelt. Sie befindet sich in einem permanenten Zwiespalt, den Attacken ihrer Großmutter zu entkommen, jedoch für ihre Schwester da zu sein. Sie hat ihre beste Freundin, verliebt sich aber zugleich in den Bruder ihrer besten Freundin und hat Angst, dass es die Freundschaft beeinflussen könnte. Eden kommt zu keiner Zeit naiv herüber, zeigt aber an einige Stellen typisch jugendliche Verhaltensweisen, während sie an anderen Stellen schon ziemlich reif agiert. Außerdem erlaubt die Autorin ihrer Protagonistin auch, den ein oder anderen Fehler zu machen. So zickt Eden Nate z. B. gelegentlich an, wohlwissend, dass dies unberechtigt ist – das sagt sie auch selbst. Edens größter Fehler führt zu einer fatalen Entscheidung, die sie noch Jahre später beeinflussen wird, ebenso Nate. Nate blieb für mich etwas eindimensional und zeichnete sich vor allem durch seine beschützerischeund verständnisvolle Art aus. Er ist ein süßer und passender Protagonist für so eine Geschichte. Die weiteren Nebencharaktere wie Nell, die kleine Mae und auch die Großmutter sind sehr gelungen und tragen mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit zu der Geschichte bei. Die Charaktere schaffen es, einen zur Verzweiflung, zum Lachen, zum Schreien, zum Weinen und auch zum Leiden zu bringen.

Insgesamt muss ich sagen, dass We never called it love ein wirklich toll geschriebenes Buch ist, welches mich mit seinen Thematiken sehr bedrückt und beeindruckt hat. Auch wenn ich mir hier und da etwas mehr Input oder etwas mehr Tiefe gewünscht habe, kann ich der Autorin nur meine Anerkennung aussprechen, wie gut sie es geschafft hat, eine wunderschöne Liebesgeschichte mit Höhen und Tiefen und einigen Überraschungen niederzuschreiben, aber zugleich auch einige sozialkritische und wirklich ergreifende Themen mit aufzunehmen, die einem das Herz brechen und es eng in der Brust werden lassen. Ein tolles Buch, das trotz seiner jugendlichen Protagonisten auch uneingeschränkt für (junge) Erwachsene zu empfehlen ist und mich auf eine wirklich emotionale Reise mitgenommen hat.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 30.09.2019

hochgradig fesselnd und super spannend

Follow Me Back
1

„Ich dachte nur, dass am Ende jemand hier sein würde, der tatsächlich mit mir zusammen sein will.“
(Tessa in Follow me back)

Worum geht’s?

Nach einem schrecklichen Erlebnis verbarrikadiert sich Tessa ...

„Ich dachte nur, dass am Ende jemand hier sein würde, der tatsächlich mit mir zusammen sein will.“
(Tessa in Follow me back)

Worum geht’s?

Nach einem schrecklichen Erlebnis verbarrikadiert sich Tessa in ihrem Zimmer. Unter einer Angststörung leidend traut sie sich kaum, ihr Zimmer zu verlassen, ganz zu schweigen davon, das Haus zu verlassen. Als sie über Twitter eine Fanfiction über ihr Idol Eric Thorne postet, sammelt sie plötzlich zig tausende Follower, mit denen sie über den Superstar redet. Eines Tages kommt ein weiterer Follower dazu. Was Tessa nicht ahnen kann: Es ist Eric, der eigentlich seinen Frust über die verblendeten Follower herauslassen möchte. Aber Tessa ist anders und so entwickelt sie eine Onlinefreundschaft zwischen den beiden. Als sie dann endlich aufeinander treffen wollen, endet alles in einer Katastrophe…

Follow me back ist der erste Teil einer Dilogie und nicht in sich geschlossen. Das Buch endet mit einer Enthüllung, die die Thematik für Band 2 vorgibt, die Grundthematik aus Band 1 ist allerdings abgeschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Follow me back ist in dunklen Farben gehalten, die mich sehr ansprechen, aber keinen Hinweis auf den Inhalt oder gar das Genre des Buches zulassen.

Das Buch verläuft linear (mit Ausnahme der Polizeivernehmungen, welche den Tag am Ende des Buches markieren) und wird in der dritten Person mit wechselndem Fokus erzählt. Die Perspektivenwechsel geschehen teilweise mitten im Kapitel und werden nicht gesondert ausgewiesen, es ist jedoch erkennbar, wer aktuell im Fokus steht. Der Schreibstil ist locker und gut lesbar. Sprachlich passt das Buch gut in den Bereich junge Erwachsene und auch den Charakteren altersangemessen. Das Buch hat keine sexuellen Inhalte. Zwischendurch werden immer wieder Tweets, Privatnachrichten und Polizeivernehmungen eingeführt.

Mein Fazit

Follow me back war eines der Bücher, auf das ich mich bei LYX dieses Jahr am meisten gefreut hatte. Der Klappentext klang sehr ansprechend und durch den Social Media Bezug war ich wirklich sehr interessiert. Am Ende sollte sich das Buch jedoch als etwas ganz anderes entpuppen, als ich je erwartet habe. Statt zuckersüßer Lovestory wie bei Cinder & Ella gibt’s hier Hochspannung, Sozialkritik, Dramen und jede Menge Tiefgang!

Der Einstieg in das Buch fiel mir relativ leicht. Die Geschichte hat ihre ganz eigene Dynamik, die einen direkt gefangen nimmt. Wir lernen Tessa kennen, die nach einem Erlebnis vor wenigen Monaten schlagartig ihr Sommercamp abgebrochen hat und seitdem nicht mehr wirklich aus ihrem Zimmer gekommen ist. Sie wird von regelmäßigen Panikattacken und Angstanfällen heimgesucht und von Anfang an merkt man, wie schlecht es ihr geht und wie verzweifelt sie ist. Ihr Tor zur Welt ist Twitter geworden – hier kann sie anonym den Sänger und Schauspieler Eric Thorne anschmachten und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Eric Thorne ist jung, gutaussehend und erfolgreich. Aber er ist nicht glücklich, denn er lebt in ständiger Angst. Zu viele Menschen, zu viele Gefahren, zu wenig Rücksicht. Es macht ihn verrückt. Und auch sein Management und seine Plattenfirma nehmen ihn nicht ernst. Auf einmal kommt ihm die Idee, zurückzuschlagen, indem er sich online als Taylor selbst schlechtmacht – und so in Kontakt mit Tessa gerät. Nach einem mehr als holprigen Start fassen die beiden immer mehr Vertrauen zueinander. Doch Tessa kann nicht wissen, wer sich wirklich hinter Taylor verbirgt. Und noch weniger können beide wissen, dass im Hintergrund noch andere Gefahren lauern. Sind sie Fans oder sind sie Hater?

Follow me back ist in so vielen Hinsichten kein typisches LYX-Buch. Zunächst das Offensichtliche: Es ist keine klassische rosarote Liebesgeschichte. Die Charaktere haben ihre Päckchen zu tragen und davon nicht zu wenige. Das gesamte Buch ist recht negativ gehalten, einerseits durch Tessas Leben und die Teilhabe an ihren Therapiestunden, andererseits aber auch durch Eric, der die Vorstellung der Traumwelt Superstar Seite für Seite demontiert. Es sind aber auch die vielen wichtigen Themen, die angesprochen werden und zum Nachdenken anregen. Das Buch befasst sich so unter anderem mit dem Thema Stalking, der Obsession gegenüber Prominenten, dem Catfishing-Phänomen und dem oftmals fehlendem Verständnis der Gesellschaft für psychische Probleme. Und diese ganzen Themen setzt die Autorin wirklich klasse um. Das Buch ist vielschichtig, undurchsichtig und fesseln, zugleich ertappt man sich vielleicht an der ein oder anderen Stelle auch selbst.

Selten passiert es mir, dass ich bei einem Buch lange planlos bin, wie sich alles entwickeln könnte. Ich habe dutzende kleinere und größere Theorien beim Lesen entwickelt, die meistens nicht zutrafen oder nur im Kern in die richtige Richtung liefen. Es war faszinierend, wie hilflos man durchs Buch manövriert, zugleich aber merkt, dass etwas Großes und Schreckliches im Hintergrund lauert, man aber die Puzzleteile nicht ganz zusammenkriegt. Als sich am Ende alles entwirrte, war ich begeistert und schockiert zugleich. Während des Lesens saß ich so oft den Atem anhaltend vor dem Buch und konnte nur weiterblättern und weiterblättern, weil ich wissen wollte, was kommt. Das Buch verdient den Namen Pageturner auf jeden Fall. Insbesondere durch die Polizeivernehmungen wurde ich regelmäßig auf die falsche Fährte geführt, obwohl ich zugleich dachte, dass alles keinen Sinn ergibt.

Die Autorin hat in mir aber auch zahlreiche Emotionen hervorgerufen. Da war Mitleid mit Tessa und Eric, die beide so eingeschränkt waren in ihrem Leben, man konnte ihre Unzufriedenheit spüren. Dann war da jede Menge Wut, insbesondere auf Eric Manager, der seine Ängste nicht ernstnimmt, und Tessas Mutter und Tessas Freund Scott, die beide komplett empathielos Tessa als schwach darstellen und ihr die Schuld an ihrer Lage geben, sie würde es ja gar nicht anders wollen. Ich habe jede Menge Hoffnung gefühlt, da ich gehofft habe, Tessa und Eric können sich gegenseitig retten. Da war jede Menge Angst, als man erfasst hat, was wirklich passiert ist und was nun geschehen könnte. Ich habe eine Mischung aus Abneigung und Verblüffen für die Fans empfunden, die online ihre Stars anschmachten. Ja, dieses Buch kann sehr viel in einem hervorbringen.

Das Buch endet mit einem guten, nicht vorhersehbaren Ende, was auch nicht ganz in die Bilderbuch-Romantikschiene passt, aber einen würdigen Abschluss der Story bietet. Theoretisch ist Follow me back in sich geschlossen, denn die Thematik des Buches ist erledigt. Doch dann kommt an Ende eine weitere Polizeivernehmung, die plötzlich alles über den Haufen wirft, tausend Fragezeichen mit sich bringt und einen Zwiespalt hervorruft, ob man sich etwas Derartiges vorstellen kann. Ich bin daher sehr gespannt auf Tell me no lies und die Erklärung, was es mit dieser letzten Vernehmung auf sich hat.

Insgesamt ist Follow me back ein tolles, hochspannendes Buch mit jeder Menge versteckter Sozialkritik, zwei untypischen Protagonisten und einer twistreichen Story, die bis zum Ende undurchsichtig bleibt und einen dafür umso mehr schockiert. Ein gelungener Pageturner, der wohl am ehsten im Bereich Romance Thrill anzusiedeln ist, und absolut Lust auf Band 2 macht.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 21.08.2019

gutes Buch, was mich aber nicht vollendens begeistern konnte

Das Versprechen deiner Lippen
1

„Du hast mir nur gesagt, dass die Sonne ein Stern ist. Und doch sind das die schönsten Worte, die ich je von einem Menschen gehört habe. Weil ich es bin, die deine Schale geknackt hat.“ (Emma über Neo ...

„Du hast mir nur gesagt, dass die Sonne ein Stern ist. Und doch sind das die schönsten Worte, die ich je von einem Menschen gehört habe. Weil ich es bin, die deine Schale geknackt hat.“ (Emma über Neo in Das Versprechen deiner Lippen)

Worum geht’s?

Als Neo als ihr neuer Stiefbruder in Emmas Leben tritt, ist sie anfangs glücklich – und dann schwer enttäuscht. Denn Neo redet nicht. Emma gibt nicht auf und während sie versucht, den schweigsamen Jungen zum Reden zu bringen, verliert sie Stück für Stück ihr Herz. Doch dann werden sie entzweigerissen – 735 Tage müssen die jungen Liebenden warten, bis sie wieder zusammen sein können. Was Emma nicht weiß: Es wird kein Wiedersehen geben, zumindest nicht nach 735 Tagen. Denn erst Jahre später kreuzen sich ihre Wege erneut und Emmas Herz beginnt erneut zu brechen…

Das Versprechen deiner Lippen ist in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das schlichte Cover in Rosatönen finde ich sehr zurückhaltend und fast schon etwas langweilig gestaltet. Es gibt keinen Hinweis auf den Inhalt und hat auch keinen Bezug zum Titel. Die Geschichte wird sowohl von Neo als auch von Emma erzählt, hierbei gibt es Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Emmas Erzählanteil überwiegt den von Neo deutlich. Die Kapitel sind entsprechend überschrieben, in welcher Zeit sie spielen. Der Schreibstil ist locker und gut lesbar, sprachlich ist das Buch für (junge) Erwachsene angemessen. Die Autorin verzichtet auf explizite Sexszenen.

Mein Fazit

Nachdem ich von „Perfectly broken“ der Autorin hellauf begeistert war, wollte ich unbedingt ihre älteren Werke lesen. So kam ich auf „Das Versprechen deiner Lippen“ und da mich der Klappentext ansprach, landete es auf meiner Leseliste. Das Buch habe ich an zwei Abenden durchgelesen. Die Autorin zeigt sich gewohnt gefühlvoll, überzeugt mit einer emotionalen Geschichte, aber trifft einige Entscheidungen, die für mich das Buch nicht ganz greifbar gemacht habe.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut. Wir lernen Emma kennen, die ihren neuen Stiefbruder Neo begrüßen möchte. Doch Neo hat da offenbar nicht so Lust drauf, denn er bleibt lange stumm und in sich zurückgezogen. Emma will aber nicht aufgeben und so entwickelt sich in der Vergangenheits-Story eine niedliche Geschichte um Emma, die immer wieder versucht, Neo zum Reden zu bewegen, und Neo, der irgendwann vielleicht sein Schweigen bricht und ganz nebenbei auch Emmas Herz gewinnt. Doch dann kommt es zu dem großen Knall und dem Versprechen von Neo, dass sie sich in 735 Tagen wiedersehen. Gegenwarts-Emma verrät uns bereits, dass es nicht zum Wiedersehen kam. Denn einige Zeit später lebt Emma in London, arbeitet in einem Buchladen und schreibt nebenbei einen Blog – und hierbei erzählt sie ihre Geschichte mit Neo. Ausgerechnet dieser Neo tritt kurz darauf wieder in ihr Leben und sie muss feststellen, dass er ganz anders ist als vor einigen Jahren. Neo und Emma versuchen sich an einer Freundschaft und dabei muss Emma erfahren, wie Neos neues Leben aussieht.

Anfangs war ich mir etwas unsicher über die Erzählform. Wir erfahren immer abwechseln von einem Blogbeitrag von Emma die Vergangenheitsgeschichte und dann von Gegenwarts-Emma, wie es ihr Jahre später geht. Also Neo wieder auftaucht, fängt auch er an, zu erzählen, unter anderem durch Kommentare auf Emmas Blog. Die Vergangenheitsgeschichte konnte mich nicht so ganz überzeugen, weil der Zeitraum der Beziehung doch sehr überschaubar ist und zB die Erklärung für Neos Schweigen doch sehr überflüssig war, da hätte man deutlich mehr machen können. Als es zum großen Knall kommt, war ich traurig für Emma, aber nicht den Tränen nah, wie es mir teilweise bei „Perfectly Broken“ ging. Die Gegenwartsgeschichte machte es mir zwischendurch auch schwer, allerdings eher auf einer moralischen Ebene. Denn je mehr wir über Neos gegenwärtige Leben erfahren, desto weniger mag man an ein Happy End für Emma und Neo glauben – und fragt sich, ob man es sich überhaupt wünsche dürfte. Hier warten einige emotionale Themen auf den Leser und auch die ein oder andere Gefühlsachterbahn. Besonders gut gelungen ist der Autorin das Ende – oder auch das Doppelende. Man kann theoretisch selbst entscheiden, wie man möchte, dass die Geschichte endet. Mir hat das richtige, wirkliche Ende sehr gefallen, weil es für das gesamte Buch stimmiger war als das erste Ende. Jeder Leser wird hier aber sicher seine eigene Präferenz haben.

Emma und Neo sind beide durchaus sympathische Charaktere, bleiben allerdings meistens doch eher eindimensional und sind nicht unbedingt tief ausgearbeitet. Das fand ich nicht so schlimm, da die Geschichte sehr viel andere Thematiken hergibt und man somit immer etwas hat, womit man arbeiten kann. Dies betrifft vor allem zahlreiche Enthüllungen bezüglich Neo und seinem neuen Leben. Während ich anfangs dachte, Emma und ihr Schmerz steht im Fokus der Geschichte, hatte ich später doch das Gefühl, dass – zumindest die zweite Hälfte – nur über Neo handelt. Die Beziehung zwischen Vergangenheits-Emma und Vergangenheits-Neo geht für meinen Geschmack vielleicht doch etwas zu sehr von Null auf Hundert und einige interessante Themen, etwa Neos Schweißband, werden doch eher unbefriedigend bis gar nicht mehr thematisiert.

Alles in allem ist „Das Versprechen deiner Lippen“ ein gelungenes Buch, was einen emotional abholt und das Potenzial zu der ein oder anderen Träne mitbringt, mich leider aber nicht vollendens abholen konnte, weil einige Thematiken zu wenig besprochen wurden und einige Entscheidungen der Autorin mich in einen inneren Zwist geworfen haben, sodass ich nicht so ganz mitfiebern konnte. Zumindest im Punkto Vorhersehbarkeit ist das Buch aber überragend, die meisten Twists der Geschichte hatte ich so nicht erwartet. Es ist auf jeden Fall ein Buch, was man gut lesen kann und welches einem in Erinnerung bleiben wird.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]