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Veröffentlicht am 17.11.2025

Familiengeheimnisse

Töchter der verlorenen Heimat
0

Mutter Johanna und ihre Tochter Paula leben in München und fahren zur Beerdigung des Großvaters nach Südtirol. Johanna lebt ein armseliges verhuschtes Leben, so als ob sie sich für etwas bestrafen müsste. ...

Mutter Johanna und ihre Tochter Paula leben in München und fahren zur Beerdigung des Großvaters nach Südtirol. Johanna lebt ein armseliges verhuschtes Leben, so als ob sie sich für etwas bestrafen müsste. Paula ist Ärztin geworden, lässt sich allerdings von den männlichen Kollegen unterdrücken und wurde von ihrer Mutter nie geliebt.

In Südtirol kommt die ganze Familientragödie ans Licht, vermischt mit der tragischen Geschichte der Zwangs-Italienisierung der Südtiroler, die in Deutschland kaum bekannt ist.

Es fiel mir schwer, einen Zugang zu den Figuren zu finden, da diese oft so emotionslos handeln oder einfach nur das große Schweigen herrscht. Die Figuren scheinen gewisse Klischees zu erfüllen: die böse Schwiegermutter, der fäusteballende Onkel, der liebevolle Ehemann.

Am besten hat mir der mittlere Teil mit dem Roadtrip durch ganz Italien gefallen, da sich hier Johannas Geschichte in den 20er Jahren mit Paulas "heutiger" Reise in den 60ern abwechselt. Zusammen funktionieren Mutter und Tochter irgendwie nicht, obwohl Johannas großes Geheimnis gelüftet wird und beide Frauen letztlich mit je einem lieben, netten, verständnisvollen Mann gesegnet werden.

Der Roman hat mich trotzdem gut unterhalten und ich würde ihn Lesern empfehlen, die Interesse an Familiengeheimnissen und der Geschichte Südtirols haben.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Duftreisen

Der Duft. Er führt dich ins Paradies. Oder in die Hölle
3

Die Firma Fragrancia bietet betuchten Kunden Duftreisen an; man kann durch Einatmen eines speziell gemixten Duftcocktails besonders schöne Erfahrungen der eigenen Vergangenheit noch einmal erleben. Aus ...

Die Firma Fragrancia bietet betuchten Kunden Duftreisen an; man kann durch Einatmen eines speziell gemixten Duftcocktails besonders schöne Erfahrungen der eigenen Vergangenheit noch einmal erleben. Aus irgendeinem nicht näher erläutertem Grund muss die Firma so geheim wie möglich bleiben.

Helias ist ein olfaktorisch begabter junger Lehrling, der gern Olfakteur bei Fragrancia werden will. Er hilft Nora, der Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit, bei der Aufklärung eines Verbrechens, denn auch die Polizei nimmt von Zeit zu Zeit die Dienste der Firma in Anspruch.

Besonders spannend finde ich die emotionale und persönliche Entwicklung des jungen Helias. Eigentlich ein introvertierter, von Ängsten geplagter Mann, wächst er doch über sich heraus, wenn es drauf ankommt, und handelt mutig, zielgerichtet und menschlich.

Obwohl der Kriminalfall letztlich unter größtem persönlichen Einsatz aller Beteiligten gelöst wird, würde ich das Buch nicht als Thriller bezeichnen, denn dafür ist die Handlung nicht rasant und spannend genug.

So ganz hat mich die Story nicht überzeugen können. Es gibt einige Ungereimtheiten und Logikfehler im Zusammenhang mit der Firma und deren Geschäftsmodell, die nie so richtig geklärt werden.

Mein Fazit: Es ist ein durchaus lesbarer Roman mit interessanten Figuren, wenn der Leser nicht allzu viel hinterfragt.







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Veröffentlicht am 27.10.2025

"Auch wenn es sich verrückt anhört, so ist es doch die Wahrheit."

HEN NA IE - Das seltsame Haus
8

Der an okkulten Ereignissen interessierte Ich-Erzähler diskutiert einen merkwürdigen Grundriss eines Hauses mit Kurihara, einem Architekten. Schnell fällt auf, dass es einen Raum ohne Zugang gibt. Außerdem ...

Der an okkulten Ereignissen interessierte Ich-Erzähler diskutiert einen merkwürdigen Grundriss eines Hauses mit Kurihara, einem Architekten. Schnell fällt auf, dass es einen Raum ohne Zugang gibt. Außerdem hat das Kinderzimmer im OG keine Fenster und man muss mehrere Räume passieren, um überhaupt ins Kinderzimmer zu gelangen. Kurihara wirft eine abstruse Theorie in den Raum und die Handlung folgt dieser und plötzlich sind die angenommenen makaberen Ereignisse wirklich passiert.

Absolut hanebüchen ist die Erklärung für die mysteriösen Ereignisse in der zweiten Hälfte. Massig japanische Namen und kompliziere familiäre Bande, ein irrwitziger Familienfluch und ein abstruses Ritual, das regelmäßig erfüllt werden muss.

Ich wollte diesen Roman so gerne mögen, weil mir "Seltsame Bilder" so sehr gefallen hat. Leider ist mir das aufgrund der unausgegorenen Umsetzung, des fehlenden emotionalen Bezugs zu den Figuren und des allgemeinen Kuddelmuddels um den Familienfluch nicht gelungen. Dementsprechend würde ich Lesern, die zwischen beiden Büchern schwanken, tatsächlich "Seltsame Bilder" empfehlen.

Für "Seltsame Häuser" vergebe ich 2 Sterne für die wirklich originelle Idee mit den Grundrissen, den spannenden ersten Teil, der zum Miträtseln einlädt. Und weil es von Uketsu ist, der schon mal gezeigt hat, dass er spannende und innovative Buchideen besser umsetzen kann.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Ein Wohlfühlroman mit Japan-Flair

Das Kamelienhaus
6

Lucy kommt nach Ausbildung und Studium heim auf die bretonische Kamelien-Insel, auf der sie die Leitung der Kosmetik-Manufaktur von ihrer Mutter übernehmen soll. Da seit einiger Zeit das wertvolle japanische ...

Lucy kommt nach Ausbildung und Studium heim auf die bretonische Kamelien-Insel, auf der sie die Leitung der Kosmetik-Manufaktur von ihrer Mutter übernehmen soll. Da seit einiger Zeit das wertvolle japanische Kamelienöl nicht mehr geliefert wird, fliegt Lucy, die sich hervorragend in der japanischen Kultur auskennt, nach Japan. Auf der japanischen Kamelien-Insel trifft sie nicht nur auf die zauberhaften Einwohner, sondern auch auf den geheimnisvollen Finn...

Die große Stärke dieses Wohlfühlromans ist das tiefe Eintauchen in die japanische Kultur, Kulinarik und Sitten und die Landschaftsbeschreibungen. Ich kenne Japan selbst nicht - der Roman hat mich beispielsweise mit der Badezeremonie und den Trauerritualen vertraut gemacht. Die bisweilen verwendeten japanischen Begriffe werden in einem Glossar erklärt.

Ebenso gibt es ein Personenverzeichnis im aufklappbaren Cover. Dieses ist sehr hilfreich, da der Roman die Fortsetzung einer erfolgreichen Serie ist, die nicht jedem Leser bekannt sein dürfte.

Außerdem hat mir der liebevoll gestaltete Farbschnitt im Japan Design sehr gut gefallen und ich habe das Buch gerne zur Hand genommen.

Ich habe mich von Tabea Bach gut unterhalten gefühlt und würde den zweiten Teil sehr gerne lesen.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

"Der Teufel trägt Prada" im Verlagswesen

Die Assistentin
0

Charlotte, eine junge Frau, tritt ihre erste Vollzeitstelle als zweite Assistentin in einem Münchner Verlag bei einem cholerischen unberechenbaren Chef an. Und der Leser begleitet Charlotte durch ihre ...

Charlotte, eine junge Frau, tritt ihre erste Vollzeitstelle als zweite Assistentin in einem Münchner Verlag bei einem cholerischen unberechenbaren Chef an. Und der Leser begleitet Charlotte durch ihre unzumutbaren chaotischen Arbeitstage, erlebt die in Andeutungen hingeworfenen nie genau erklärten Arbeitsaufträge, die passiv-aggressive Art des Chefs und die wachsende Verzweiflung der Assistentin.

Disclaimer: Ja, es ist genauso schlimm wie in "Der Teufel trägt Prada". Dieser Filmtitel wird von Charlotte/Caroline Wahl explizit auf den ersten Seiten erwähnt.

So fließen die Tage banal und sich ständig wiederholend dahin. Was mich allerdings wirklich genervt hat, waren die ständigen Vorausdeutungen. "Aber dazu kommen wir noch." "Da wusste Charlotte noch nicht, wie schlimm es einmal werden würde." Da wird irgendeine Katastrophe angekündigt, dabei ist doch von Anfang an jedem Leser, der den Film mit Meryl Streep kennt, klar, wie sich die Assistentin aufreiben und am Ende kündigen wird, um sich zu retten.

Es ist eigentlich die Geschichte einer jungen Frau, die sich nicht abgrenzen kann und permanent nach Lob oder Bestätigung von anderen sucht, ob vom Verleger oder ihrer Mutter.

Vielleicht würde ich dieses Buch jungen, in der Arbeitswelt unerfahrenen Menschen empfehlen. Lernt, auf euer Gefühl zu hören und euch die Anerkennung, nach der ihr sucht, selbst zu geben.

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