Profilbild von Stinsome

Stinsome

Lesejury Star
offline

Stinsome ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Stinsome über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2020

Gelegentlich etwas schleppend, aber die Charaktere und innovativen Ideen machen das wett!

Wer die Lilie träumt
0

Achtung! Hierbei handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zum ersten Band enthalten.

Nachdem „Wen der Rabe ruft“ damit endete, dass Ronan ein „kleines“ Geheimnis ...

Achtung! Hierbei handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zum ersten Band enthalten.

Nachdem „Wen der Rabe ruft“ damit endete, dass Ronan ein „kleines“ Geheimnis über sich selbst preisgegeben hat, werden wir in Band 2 direkt wieder ins Geschehen geworfen und mit eben jenem Geheimnis konfrontiert, das die Handlung ab hier (und eigentlich auch schon in der Vergangenheit) enorm beeinflusst. Ich denke, man kann auch mit einem größeren Abstand nach Band 1 gut in den zweiten starten, weil die wichtigsten Infos nochmal erwähnt werden, damit der Leser sich orientieren kann.

In „Wer die Lilie träumt“ erfahren wir sehr viel mehr über Ronan (was aufgrund des Titels auch anzunehmen war). Dinge, mit denen ich im ersten Band niemals gerechnet hätte. Ronan kam dort sehr selten zu Wort (kam er überhaupt zu Wort?), aber diesmal ist er der Charakter, aus dessen Sicht wir am meisten lesen, auch wenn es immer noch die gewohnten Sichtwechsel gibt. Ich bin immer noch begeistert davon, dass es der Autorin gelungen ist, ihre Charaktere so vielfältig und authentisch zu gestalten, sodass jede einzelne Perspektive einzigartig ist und jeder Charakter seine Mitmenschen und die Geschehnisse anders wahrnimmt.

Wieder einmal ist das für die Reihe typische Rätselraten angesagt, man ist eigentlich die ganze Zeit am Puzzeln und hat sicher einen Großteil des Buches keinen blassen Schimmer, was überhaupt abgeht, bis am Ende doch wieder alles einen Sinn ergibt – oder zumindest einiges, denn es bleibt natürlich genug offen, weil es noch zwei weitere Bände gibt. Ein Glück.

Gelegentlich mag in diesem Band die Handlung etwas schleppend sein, ich persönlich hatte jedoch durchgehend meinem Spaß beim Lesen, weil ich die Charaktere so stark ins Herz geschlossen habe und ihre Unterhaltungen auch dann genieße, wenn sonst handlungstechnisch gerade nicht so viel passiert. Sie machen das wett. Aber auch in diesem Band passieren wieder so unglaubliche Dinge, die man sich zu Beginn von Band 1 überhaupt nicht vorstellen konnte. Die Autorin hat hier etwas völlig Neues erschaffen, bringt immer wieder neue Ideen in die Handlung ein und macht das Geschehen damit in vielen Punkten unvorhersehbar. Mehr als einmal wurde ich wieder überrascht.

Dieser Band widmet sich beiläufig auch dieser Sache zwischen Gansey und Blue, bei der ich richtig mitfiebere. Es wird sich unglaublich viel Zeit gelassen, was die Spannung immer weiter ansteigen lässt. Ich bin einfach so gespannt, wie das alles weitergeht, und mache mich direkt an Band 3.

Fazit

Auch wenn die Handlung diesmal hier und da etwas schleppend war, wusste mich dieser Folgeband durchgehend überzeugen, weil ich die Charaktere und die innovativen Ideen der Autorin so liebe. Diese Reihe ist etwas Besonderes und mit nichts vergleichbar, was ich bisher gelesen habe. Nach dem Cliffhanger am Ende bin ich jetzt richtig gespannt auf Band 3 und vergebe diesmal 4,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.04.2020

Lädt zum Grinsen, Lachen und Schwärmen ein. ♥

Royal Blue
0

„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure ...

„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure Glücksgefühle ausgelöst hat. Das Buch ist aber noch viel mehr als die wirklich schön geschriebene Liebesgeschichte zwischen dem Präsidentinnensohn Alex und dem britischen Prinzen Henry. Es vermittelt auch Hoffnung und Optimismus für die Zukunft.

Das erste, was mich für das Buch eingenommen hat, war der Humor, der durchgehend vorhanden ist und mich nicht selten breit zum Grinsen, ja, manchmal sogar laut zum Lachen gebracht hat. Auf der einen Seite können Alex und Henry ganz schön albern sein, auf der anderen witzeln sie clever herum und nehmen beispielsweise Rollenklischees aufs Korn. Um welche Art es sich auch immer gerade handelte, ich hatte mit ihren Frotzeleien und amüsanten Schlagabtäuschen die ganze Zeit meinen Spaß.

»Achtung: Mein Abendanzug ist aus weinrotem Samt, bitte versuch nicht, mir die Show zu stehlen. Du wirst scheitern und ich werde mich fremdschämen.« (S. 111)

Das ist auch einer der Gründe, warum mich die Liebesgeschichte selbst so begeistert hat. Am Anfang können sich Alex und Henry überhaupt nicht ausstehen – oder sagen wir: Alex kann Henry nicht ausstehen, weil der sich bei ihrem Treffen arrogant und unverschämt verhalten hat. Von da an betrachtet Alex ihn als Kontrahenten und lässt Henry das nur allzu deutlich spüren. Als es in England auf der königlichen Hochzeit von Henrys Bruder zu einem Zwischenfall kommt und die Medien darüber berichten, müssen die beiden schnell Schadensbegrenzung betreiben und vortäuschen, dass sie schon seit Jahren eine enge Freundschaft verbindet. Beide sind nicht allzu begeistert davon, aber mit der Zeit muss Alex feststellen, dass er Henry völlig falsch eingeschätzt hat und er nicht nur gern mit ihm herumfrotzelt, sondern sich auch über ernste Themen gut mit ihm unterhalten kann.

Diese Neckereien zwischen Alex und Henry sind einfach göttlich, sie machen die Geschichte so unglaublich unterhaltsam. Von der ersten neckenden Bemerkung an habe ich mit den beiden mitgefiebert und jede einzelne Unterhaltung, SMS oder E-Mail genossen. Mit der Zeit verändert sich der Ton der Nachrichten, bleibt immer noch neckend, wird aber auch ernster, süßer, Herzklopfen bescherender. Manches ist vielleicht sogar gefährlich nah an der Kitschmarke, aber ich fand es trotzdem zu keinem Zeitpunkt zu viel. Es war einfach schön, welche manchmal sogar sehr poetischen Worte die beiden füreinander gefunden haben.

Sie sind beide auch einfach Sympathieträger. Auf der einen Seite haben wir Alex, aus dessen Sicht wir lesen und der sehr direkt, charmant, selbstbewusst und vor allem ehrgeizig ist. Er will der jüngste Abgeordnete der USA werden, engagiert sich im Wahlkampf seiner Mutter und hängt sich vollkommen in sein Studium rein. Vor allem aber möchte er etwas bewirken. Ich mochte Alex auf Anhieb, sein liebevoll-neckender Umgang mit seiner Schwester und seiner besten Freundin, in dessen Genuss dann auch Henry kommt, und seine lebensfrohe und lockere, aber trotzdem verantwortungsvolle Art haben mich sofort für ihn eingenommen.

Henry gibt sich im Gegensatz zu Alex eher unnahbar, gleichzeitig aber stets respektvoll und höflich, wie es von ihm als Thronerben erwartet wird. Es ist nur zu gut nachvollziehbar, warum Alex Henry völlig falsch einschätzt, denn den wahren Henry bekommen nur wenige Menschen zu sehen und Alex muss erst ein bisschen Alex sein (der weniger feindselige Alex, den Henry bisher kennengelernt hat), damit er auch zu dieser Gruppe gehört. Wie zu erwarten schlummert hinter Henrys beherrschter Fassade nämlich mehr, unter anderem auch Unsicherheit.

Die beiden sind eigentlich sehr unterschiedlich, in bestimmten Dingen dann aber doch überraschend ähnlich. Mir haben nicht nur die Momente gefallen, in denen sie ganz auf einer Wellenlänge sind, sondern auch die Harmonie ihrer Gegensätze. Während es Alex lockere, charmante Art ist, die Henrys lockere, herumwitzelnde Seite zum Vorschein bringt, trägt Henry dazu bei, dass Alex etwas Wichtiges über sich selbst lernt und sich mit seiner Sexualität auseinandersetzt. Wie die Autorin diesen Weg der Erkenntnis schildert und die tieferen Gefühle zwischen den zwei jungen Männern aufbaut, hat mir sehr gut gefallen. Es wird sich für die Entwicklung ihrer Beziehung Zeit gelassen, was sie glaubwürdig und nachvollziehbar macht und zum schwärmerischen Mitfiebern animiert. Auch wenn die erste Annäherung hinsichtlich der Seitenzahl schon relativ früh stattfindet, vergeht im Buch doch genug Zeit, um realistisch zu sein. Die Liebesszenen werden nicht im Detail beschrieben, das meiste wird lediglich angedeutet.

Mir hat es auch besonders gut gefallen, dass es relativ früh ein (wenn auch unvollständiges) Happy End vor dem endgültigen Happy End gibt, bei dem andere Bücher (unerfreulicherweise) enden würden, hier jedoch die Konflikte erst richtig losgehen. Man wird als Leser nicht um eine Lösung betrogen, die Autorin macht es sich nicht leicht, indem sie nur andeutet, dass die beiden in der Zukunft schon eine Lösung dafür finden werden, wie sie ihre Beziehung mit ihren politischen Positionen und Pflichten vereinbaren können. Der Leser darf aktiv daran teilhaben, wie die beiden ein kleines Stück Geschichte schreiben.

Aufgrund dessen bin ich nicht bloß dauernd am Grinsen gewesen, ich war an manchen Stellen auch sehr berührt und ergriffen. Alex und Henrys Geschichte ist nicht nur amüsant, sondern auch inspirierend, optimistisch und voller Toleranz und Hoffnung. Sie deutet Veränderungen in unserer Gesellschaft an und lässt sie gar nicht so unmöglich erscheinen. Dazu tragen auch die vielfältig gestalteten Charaktere bei wie die offen bisexuelle beste Freundin, die transsexuelle Leibwächterin, der offen schwule Senator oder der zweite Ehemann der Präsidentin, der selbstironisch von seinen Pflichten als First Gentleman spricht, die darin bestünden, an der Tischdeko zu arbeiten und sich hübsch zu machen. Mit Geschlechterrollen bzw. Rollenklischees wird also, wie schon erwähnt, ebenfalls gespielt.

Das Einzige, was mich die ersten 200 Seiten etwas geschlaucht hat, waren die vielen Details zum amerikanischen Wahlkampf, für den sich Alex so engagiert. Mit manchem konnte ich nur wenig anfangen und ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich beim Lesen unkonzentriert wurde und manches überfliegen wollte. Das wurde mit der Zeit aber definitiv besser und ab der Hälfte etwa fand ich das Buch durchgehend fesselnd. Es gibt Spannung und große Emotionen und das Buch habe ich – wie schon angedeutet – aufgedreht und rundum glücklich beendet. Ich hoffe auf weitere Bücher von der Autorin.

Fazit

Eine süße, zum Schwärmen animierende Liebesgeschichte, eingebettet in den amerikanischen Wahlkampf, die voller Romantik, Hoffnung und Optimismus ist. Das Buch lässt mich glücklich zurück und wird von mir sicher nochmal gelesen, ich hoffe aber trotzdem auf weitere Bücher der Autorin – ich liebe ihren Humor. 5 Sterne gibt es von mir!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2020

Wenn der Junge das Mädchen ausnutzt, weil es sich gut als Taschentuch eignet…

Until Friday Night – Maggie und West
0

Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich ...

Gleich vorab: Ich habe bis Seite 133 gelesen und dann abgebrochen, weil mir meine Zeit dann doch zu schade ist, um mir auch noch den Rest zu geben. Schon einige Seiten lang habe ich gemerkt, dass mich das Gelesene eigentlich nur noch nervt und ich keine Freude mehr daran habe. Warum? Ganz einfach:

1. Das Buch weist einige Übersetzungs- und Grammatikfehler auf, die mich beim Lesen sehr gestört haben. Da wird das Footballteam als „Fußballteam“ übersetzt (S. 51), nur um einige Seiten darauf wirklich von „Fußball“ zu sprechen und den Leser damit vollkommen zu verwirren.

»Doch auch so war klar, dass sie offensichtlich nicht an mir interessiert war. Komisch. Normalerweise waren die Mädchen doch ganz wild darauf, von mir geküsst zu werden!« (S. 21)

»Tja, sie war eben völlig versessen auf mich.« (S. 125)

2. West ist einfach nur ätzend. Er ist oberflächlich, behandelt Frauen absolut respektlos (mit der Entschuldigung, dass er ja wegen seines kranken Vaters leidet und seinen Frust irgendwie loswerden muss) und nutzt diese aus. Das gilt auch für Maggie. Vor allem sie wird von ihm wie der letzte Fußabtreter behandelt. Erst lässt er seinen ganzen Frust an ihr aus und ist fies zu ihr, dann redet sie mit ihm und ist auf einmal die einzige, die ihn wirklich versteht. Sie haben kaum miteinander geredet und auf einmal kann er einfach nicht mehr ohne sie. Er braucht sie unbedingt. Damit er sich bei ihr ausheulen kann.

»Als gute Freundin brauchte er mich dagegen, weil ich wusste, wie man den Verlust eines Elternteils überlebte. So einfach war das.« (S. 116)

3. Ich fand es absolut unglaubwürdig, dass Maggie als die einzige angepriesen wird, die ihn wirklich versteht. Genau genommen gründet sich diese „Tatsache“ nur darauf, dass sie eben auch Verluste erlitten hat und seine Situation nachvollziehen kann, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass sie dies in ihren Bemerkungen wirklich „bewiesen“ hat. Insgesamt wirkt die Darstellung der tragischen Umstände der Protagonisten pseudotiefgründig und melodramatisch. Die Autorin hatte da eine gute Idee, hat diese aber absolut grauenhaft umgesetzt, denn ich habe den Charakteren ihre ach so herzzerreißenden Qualen und nachdenklichen Unterhaltungen, die kein Mensch so führen würde, kein bisschen abgekauft. Es wirkte wie gewollt und nicht gekonnt. Ich meine: West ruft sie an und das nahezu erste, was er sagt, ist:

»Hat es je Zeiten gegeben, in denen du nicht atmen konntest? […] Wenn dir die Verzweiflung die Kehle zugeschnürt und nicht lockergelassen hat?« (S. 101).

Sowas fragt kein Mensch (ohne jegliche Überleitung!), das ist pure Melodramatik. Für mich hat es einfach nicht gepasst, dass West sich jedes Mal, wenn er überhaupt mit Maggie redet, sofort auszuheulen beginnt. Das vermittelt den Eindruck, dass er sie einfach nur als Taschentuch benutzt, während er mit irgendwelchen anderen Mädchen in die Kiste hüpft.

4. Maggie lässt sich das fröhlich gefallen. Anfangs dachte ich noch, dass sie eine echt coole Protagonistin sein könnte, als sie völlig richtig festgestellt hat, dass West kein guter Mensch ist, weil er seinen Frust bewältigt, indem er andere Menschen (vor allem Frauen) grausam behandelt. Aber auf einmal ist das überhaupt nicht mehr schlimm, weil er zu ihr dann ja doch nett ist (wenn sie ihm schön brav gestattet, dass er ihr sein Herz ausschütten kann. Wenn sie ihm nämlich zu verstehen gibt, dass sie ihre Mittagspause lieber mit einem guten Buch verbringt als an seinem Tisch, an dem auch sein derzeitiges Betthäschen sitzt, dann darf sie sich auch mal wieder einen spitzen Kommentar von ihm anhören.)

»West war mein Untergang. Meine Empfindungen für ihn hatten die so gefürchtete Verknalltheit einfach übersprungen und sich in tiefe Gefühle für ihn entwickelt. Er benahm sich aber auch so verdammt süß! Wie hätte es sich da verhindern lassen sollen?« (S. 116)

5. Ich habe keine Ahnung, warum sie so empfindet, denn West ist alles, aber nicht süß.

6. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich mit Mutismus sonderlich gut auskenne (gar nicht, um genau zu sein), aber die Art und Weise, wie Maggie wieder anfängt zu sprechen und das nur mit West, wirkte auf mich irgendwie unauthentisch, vor allem auch, weil es so früh passiert. Es wird damit begründet, dass er sie wütend gemacht hat, aber dass sie SO wütend wird, dass sie sogar spricht, konnte ich nicht nachvollziehen. Das hätte man noch umfangreicher beschreiben müssen, es hätte sich irgendwie hochschaukeln müssen, um ihren Ausbruch wirklich glaubwürdig zu machen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich die Autorin wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt, sondern es einfach nach ihrem Belieben dargestellt hat. Ich kann mich natürlich irren, aber das ist einfach mein persönlicher Eindruck.

7. Und zu guter Letzt hat mich Maggies Cousin Brady auch ganz schön genervt, weil er so überbeschützend ist. Bei seinen Kumpels ist das noch verständlich, weil die meisten von ihnen Frauen wie Dreck behandeln (er selbst eingeschlossen), aber bei einem lieben Kerl wie Charlie fand ich das unnötig und mehr als unverständlich. Als West ihn dann um Erlaubnis bittet, mit Maggie befreundet zu sein, gibt er im Vergleich viel zu schnell nach, was überhaupt nicht gepasst hat.

Das Buch hat mich also, wie man vielleicht sieht, nur aufgeregt, weshalb ich mich letztendlich dazu entschlossen habe, meine Zeit nicht weiter damit zu verschwenden. Eigentlich hatte ich noch zu Beginn die anderen Teile der Reihe auf meine Wunschliste gesetzt, aber die werde ich da ganz schnell wieder herunternehmen, denn die männlichen Protagonisten der Folgebände – Gunner und Brady – sind nicht besser als West. Sie sind genauso oberflächlich und respektlos Frauen gegenüber wie er. Danke, aber nein, danke.

Fazit

Ich konnte das Buch nicht beenden. Die Umstände der Protagonisten werden melodramatisch und pseudoherzzerreißend dargestellt, die vermeintlich tiefgründigen Gespräche sind unglaubwürdig und nicht authentisch. Das Schlimmste ist aber, dass der oberflächliche Protagonist Frauen, inklusive Maggie, wie Fußabtreter behandelt. Das ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Anleitung, wie man sich am besten in den Typen verknallt, der einen als Taschentuch verwendet. 1 Stern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.04.2020

Typisches Schema der Autorin nochmal neu, amüsant, aber auch berührend umgesetzt.

Das Monster im 5. Stock
0

Wenn man gerne Gay Romance und Hassliebe-Geschichten liest, wird man wohl früher oder später auf Regina Mars stoßen. Bisher war jedes ihrer Bücher, das ich gelesen habe, eine Enemies-to-Lovers-Geschichte ...

Wenn man gerne Gay Romance und Hassliebe-Geschichten liest, wird man wohl früher oder später auf Regina Mars stoßen. Bisher war jedes ihrer Bücher, das ich gelesen habe, eine Enemies-to-Lovers-Geschichte und auch „Das Monster im 5. Stock“ fällt in diese Kategorie. Auf seine ganz eigene amüsante, aber diesmal auch berührende Weise, die mich trotz kleinerer Kritikpunkte wieder gut unterhalten konnte.

Da das Buch aus der dritten Person Singular und mal aus der Sicht von Wastl, mal aus der von Adrian geschrieben ist, hätte ich es gut gefunden, wenn es vor Beginn jeden Kapitels einen kurzen Hinweis gegeben hätte, aus wessen Perspektive man liest. Bei zwei Männern kann die dritte Person Singular da etwas verwirrend sein, weshalb ich hier und da ein paar Seiten gebraucht habe, um zu wissen, wer das Geschehen gerade aus seiner Sicht schildert.

Regina Mars‘ Schreibstil liest sich gut und vor allen Dingen humorvoll, gelegentlich habe ich mich jedoch bei manchen Ausdrücken, die sie z.B. für Genitalien verwendet, innerlich gekrümmt, weil ich sie eher geschmacklos fand. Das hat mein positives Lesegefühl hier und da etwas zum Flackern gebracht, grundsätzlich überwiegen jedoch die guten Momente.

Vielleicht ist es schon ein wenig angeklungen: Regina Mars hat ein bestimmtes Schema, nach dem ihre Bücher aufgebaut sind. Erst können sich die Protagonisten nicht ausstehen, dann fangen sie eine Affäre miteinander an und schließlich verlieben sie sich ineinander. Ich habe bisher noch keine Ausnahme gefunden, bei der das nicht so gewesen ist. Und trotzdem ist jede ihrer Geschichten individuell, es gibt keine Szenen, die sich doppeln, keine Charaktere, die sich haargenau gleichen. Natürlich sind auch die Charaktere oft sehr ähnlich angelegt, aber jeder hat seine eigene Geschichte und seine Eigenarten.

Hier sind es eine griesgrämige „Miesmuschel“ (Adrian), die mit trockenen (und – für den Leser – ungewollt lustigen) Sprüchen daherkommt, und ein hartnäckiges, liebenswertes „Landei“ (Wastl bzw. Sebastian), das ein großes Herz für Tiere hat und deshalb immer wieder neue Haustiere anschleppt, obwohl die Wohnung, die er besetzt, ja gar nicht seine eigene ist, sondern eben die der Miesmuschel. Adrian war diesmal mein absoluter Favorit (aus allen Büchern, die ich von Regina Mars bisher gelesen habe), weil ich seine trockenen, grummeligen Bemerkungen ganz besonders amüsant fand. Seine Vielschichtigkeit, die Tatsache, dass hinter jeder miesgelaunten Bemerkung noch etwas anderes steckt, war nicht nur spannend und interessant, sondern auch authentisch. Genau wie seine Entwicklung, an der Wastl natürlich nicht unbeteiligt ist.

Adrians persönliche Entwicklung (neben der glaubwürdigen Entwicklung von Adrians und Sebastians Gefühlen) war es auch, die mir in diesem Buch besonders gut gefallen hat. Die Autorin schneidet hier ein Thema an, bei dem man zwangsläufig etwas in die Tiefe gehen muss. Das ist ihr meiner Meinung nach sehr gut gelungen, ohne den generellen lockeren Unterhaltungscharakter der Geschichte zu gefährden. Adrians Gefühle – die Schuld und der Selbsthass – werden überzeugend (und berührend!) dargestellt und sind beim Lesen auch auf mich übergegangen. Umso schöner war es zu beobachten, wie Wastl langsam aber sicher eine Veränderung herbeiführt und Adrian aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Zwar geht am Ende vieles Schlag auf Schlag, aber ich habe das trotzdem als realistisch empfunden, weil diese Entwicklung auf den vorherigen Seiten authentisch vorbereitet wurde.

Insgesamt gab es sowohl witzige Momente, die mich laut zum Lachen gebracht haben, süße, die mir ein Schmunzeln entlockt haben, als auch ein paar Fremdschäm-Momente, bei denen ich mich innerlich gewunden habe. Und dann gab es wiederum ein paar Momente, in denen ich mit Adrian, aber auch mit Wastl mitgelitten habe. Obwohl vor allem Adrians Vergangenheit, seine selbstauferlegte Einsamkeit und sein Selbsthass durchaus auch bedrückende Gefühle aufkommen lassen, gelingt der Autorin der Balanceakt zwischen drückender Tiefe und entspannender Leichtigkeit. Letzteres überwiegt am Ende aber natürlich und das Buch wird mit einem schönen Happy End geschlossen, das mich glücklich und zufrieden zurückgelassen hat.

Fazit

Von Regina Mars sollte man sich keine tiefgreifenden, innovativen Dramen erwarten, sondern unterhaltsame Liebesgeschichten, die alle nach einem bestimmten Schema aufgebaut, letztendlich aber doch immer etwas ganz Eigenes sind. Mehrere ihrer Bücher sollte man aber (meiner persönlichen Meinung nach) nicht direkt hintereinander lesen, weil das ähnliche Schema dann auf Dauer doch ermüden könnte. Mit etwas Abstand zwischen ihnen habe ich sie aber bisher immer überzeugend gefunden und mich jedes Mal gut unterhalten gefühlt. Hier überzeugen aber vor allem auch Adrians authentischen aufwühlenden Gefühle und seine spannende Entwicklung. Ich vergebe 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2020

Lockerleichte Sommerlektüre zum Abschalten.

Café au Love. Ein Sommer in den Hamptons
0

Ich habe bereits „All I Want for Christmas” von Julia K. Stein gelesen, das für mich ein 4,5-Sterne-Volltreffer unter den weihnachtlichen Liebesromanen war. Von Café au Love habe ich mir deshalb einen ...

Ich habe bereits „All I Want for Christmas” von Julia K. Stein gelesen, das für mich ein 4,5-Sterne-Volltreffer unter den weihnachtlichen Liebesromanen war. Von Café au Love habe ich mir deshalb einen süßen, sommerlichen Liebesroman erwartet – und genau das auch bekommen. Nicht mehr und nicht weniger. Das Buch könnte hier und da definitiv etwas mehr Tiefe vertragen, aber es ist super als Strand- oder Balkonlektüre geeignet, wenn man sich einfach nur berieseln lassen möchte.

Julia K. Steins Schreibstil ist angenehm zu lesen, jugendlich und lockerleicht. Durch die Kulisse in den Hamptons – Hitze, Strand und Meer – wird man als Leser (auch im April) perfekt auf den Sommer eingestimmt.

Emma verbringt den Sommer nach ihrem Abschluss bei ihrem Dad in den Hamptons und möchte die nicht ganz so rosige Zeit in Deutschland bei ihrer schwierigen Mutter hinter sich lassen. Sie trifft ihre beste Freundin Jen wieder, die ihr verspricht, für den besten Sommer in Emmas Leben zu sorgen. Neben Partys und Strandbesuchen möchte Emma jedoch auch Geld verdienen, um selbst für ihren Unterhalt sorgen zu können, wenn sie in New York aufs College geht, damit sie ihrem Vater nicht auf der Tasche liegt. Bei dem Vorstellungsgespräch im Bitter End-Café begegnet sie jedoch Leo wieder, der am Strand eine Unterhaltung von Jen und ihr belauscht hat, die sie nicht in dem besten Licht dastehen lässt.

An Emma als Protagonistin habe ich nichts auszusetzen. Ich fand ihr Verhalten stets nachvollziehbar, sie macht Fehler, spielt aber keine Spielchen und ist noch dazu nicht auf den Mund gefallen. Mit ihren Freunden (die im Bitter End nicht mitgezählt) hatte ich dagegen so meine Probleme, weil sie doch schon sehr oberflächlich daherkommen – hier fand ich es andererseits aber erfrischend, dass diese Oberflächlichkeit nicht gleich mit arroganter Feindseligkeit daherkommt, wie man das so oft in Büchern zu lesen bekommt. Man kann den Figuren einiges vorwerfen, aber im Grunde genommen sind doch alle irgendwie … nett. Leo mochte ich auch gleich von Beginn an, weil mir seine ironische Art sehr gefiel. Im Gegensatz zu Emma war ich mit seinem Verhalten aber nicht immer einverstanden, auch wenn ich es – in Hinblick auf die Hintergründe – trotzdem irgendwie verstehen konnte. Er begegnet Emma mit einigen Vorurteilen, aus denen sie sich erst mit der Zeit lösen kann.

Insgesamt ist die Geschichte eigentlich genau so, wie man sie anhand des Klappentextes erwartet, man ahnt recht früh, auf welchen Konflikt es am Ende hinauslaufen wird. Die Liebesgeschichte ist süß, es gibt keine Liebe auf den ersten Blick (nicht wirklich jedenfalls), sondern die Gefühle zwischen den beiden entwickeln sich erst, auch wenn das Buch ein paar Szenen mehr vertragen könnte, die Herzklopfen auslösen und Funken sprühen. Es wird nicht wirklich in die Tiefe gegangen – weder in Bezug auf die Beziehung zwischen Emma und Leo noch in Bezug auf die (Familien-)Umstände, in denen die beiden sich befinden. Vieles wird nur angedeutet (z.B. Emmas Zeit in Deutschland), für das mehr Potential vorhanden gewesen wäre. Möglicherweise wollte man hier die sommerliche Lockerheit der Geschichte nicht gefährden.

Am Ende hatte ich leider wieder einmal das Gefühl, dass man das Drama verkürzen könnte, wenn Emma einfach nur mal den Mund aufmachen würde, anstatt kryptische, kurze Sätze von sich zu geben, die natürlich absichtlich so kryptisch und kurz gewählt sind, um das Ganze noch ein wenig hinauszuzögern. Auch an dem leichten Gesülze und der Pseudotiefgründigkeit mancher Aussagen habe ich mich gegen Ende noch etwas gestört, weshalb ich die Abschlussszene nicht hundertprozentig genießen konnte. Das Buch schließt leider recht unspektakulär, insgesamt ist das Buch aber entspannend und perfekt zum Abschalten.

Fazit

Eine lockerleichte, sommerliche Liebesgeschichte, die sich perfekt zum Lesen am Strand oder auf dem Balkon eignet (oder wenn man sich einfach auf den Sommer einstimmen möchte), von der man aber nicht viel Tiefe oder große Gefühle erwarten sollte. Ich vergebe 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere