Würdest du dein bisheriges Leben ändern, wenn du wüsstest wann es tatsächlich endet?
VorsehungLiane Moriarty ist eine bekannte australische Autorin, die mit ihren Romanen bereits mehrfach internationale Bestsellerlisten anführte. Viele von uns kennen auch die gelungenen Filmadaptionen ihrer Werke, ...
Liane Moriarty ist eine bekannte australische Autorin, die mit ihren Romanen bereits mehrfach internationale Bestsellerlisten anführte. Viele von uns kennen auch die gelungenen Filmadaptionen ihrer Werke, wie zum Beispiel „Big Little Lies“ und „Nine Perfect Strangers“.
Das Cover hat mich sofort an die Theorie des Schmetterlingsflügelschlags erinnert, die vom Meteorologen Edward Lorenz entwickelt wurde und auch in der Philosophie häufig Anwendung findet. Es zeigt einen kleinen, zarten Schmetterling, der durch die sanfte Berührung des Wassers Wellen auslöst.
Und so ergeht es auch den verschiedenen Protagonisten, die alle zur selben Zeit Passagiere desselben Fluges sind. Was zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Flug erscheint, entwickelt sich für sie alle zu einer außergewöhnlichen Reise. Denn als eine ältere Dame aufsteht und jedem Einzelnen den erwarteten Todeszeitpunkt sowie die Ursache erklärt, müssen sich die Passagiere fragen: Glaube ich an die Vorsehung? Leben wir in einem deterministischen Universum, in dem bereits alle Ereignisse – auch zukünftige – vorherbestimmt und unabwendbar sind? Oder haben wir unser Schicksal selbst in der Hand?
Als sich die Vorhersagen der Dame zu bewahrheiten beginnen, wird die Situation ernst, und Bewegung kommt ins Spiel.
Den Ansatz, den Frau Moriarty in ihrem neuesten Werk gewählt hat, finde ich sehr interessant. Er hat bei mir die Frage ausgelöst: Würde ich es wissen wollen? Und wie würde ich mich dann verhalten? Stasis - passiv und abwartend oder würde (blinder) Aktionismus verfallen?
Der Schreibstil von Frau Moriarty ist typisch für ihre Romane. Er ist leicht zugänglich, flüssig zu lesen und enthält immer wieder eine kleine Prise Humor, die sowohl aktuelle Themen als auch die Vergangenheit aufgreift. Die Autorin bietet eine abwechslungsreiche Mischung aus den Abgründen ihrer Figuren, Vielschichtigkeit und gut gesetzten Cliffhangern, die die Atmosphäre spannend steigern.
Leider verliert mich die Autorin manchmal durch ihre kurzen, schnellen Kapitel. Das stört den Lesefluss mich erheblich, denn immer wenn ich das Gefühl hatte, eine Figur richtig zu packen, reißt der Text unvermittelt ab und wechselt zur nächsten Figur. Natürlich ist der Wechsel zwischen den verschiedenen Protagonisten lebendig und abwechslungsreich. Allerdings verliert sich dadurch der Text auch manchmal in unwichtigen Details, die eher wie leere Füllmenge wirken.
Für mich war das Leseerlebnis insgesamt gemischt.
Der grundlegende Gedanke hat mich neugierig gemacht und zum Nachdenken angeregt. Dennoch blieben die meisten Figuren zu blass und konnten mich nicht wirklich fesseln.