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Veröffentlicht am 12.11.2021

Einfach leichtsinnig oder lebensfroh?

Franz
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Franz Doms ist jung, lebensfroh und homosexuell. Und das in einer Zeit, wo bereits geringere Dinge für eine Inhaftierung und Verurteilung reichen.
Im Jahr 1944 wird der 21jährige, nach einer ihm durch ...

Franz Doms ist jung, lebensfroh und homosexuell. Und das in einer Zeit, wo bereits geringere Dinge für eine Inhaftierung und Verurteilung reichen.
Im Jahr 1944 wird der 21jährige, nach einer ihm durch die Polizei gestellten Falle, zum Tode verurteilt. Bis zuletzt blieb er dabei loyal darüber hinaus und hat niemanden verraten.
Der Autor verbindet reale Belege wie Originalzitate oder Dokumentenabschnitte mit einer möglichen (Lebens)Geschichte. Diese Rekonstruktion des Geschehens kann dabei stellvertretend für viele Opfer stehen.
So vieles was für uns heute so selbstverständlich ist gab damals Anstoss zu Denunzierung. Mit seiner Lebenseinstellung war Franz dafür etwas zu sehr seiner Zeit voraus, was ihm letztendlich zum Verhängnis wurde.
Gerade durch die eingefügten Originalbelege wirkt die ganze Geschichte sehr authentisch. Mich hat dieses Buch sehr gefesselt und berührt. Gern empfehle ich es weiter.

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Veröffentlicht am 12.11.2021

Wunderbar geschriebener Roman - fesselnder als jede Fiktion

Die vergessene Prinzessin
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Obwohl ihre Eltern sie noch für zu jung zum Heiraten halten, gelingt es Alice von Battenberg sie zu überzeugen und heiratet 1903 Prinz Andreas von Griechenland. Schon da lässt sich erahnen, welche Kraft ...

Obwohl ihre Eltern sie noch für zu jung zum Heiraten halten, gelingt es Alice von Battenberg sie zu überzeugen und heiratet 1903 Prinz Andreas von Griechenland. Schon da lässt sich erahnen, welche Kraft und Zielstrebigkeit in dieser jungen, taub geborenen Frau steckt. Unabhängig von ihrer Herkunft und gesellschaftlichen Stellung unterstützt sie in den vielen Kriegen, welche Griechenland führt, den Aufbau der Lazarette.
Bisher wusste ich über Alice von Battenberg - ausser das sie Prinz Phillips Mutter war - nicht viel. Die Möglichkeit mehr über sie zu erfahren sowie Andeutungen zu ihrer Erkrankung machte dieses Buch sehr interessant für mich.
Jedoch war es Anliegen der Autorin sich im Roman auf die bisher eher unbekannteren Aspekte aus Alice's Lebens zu beschränken, was meiner Meinung nach trotzdem zu einer sehr lesenswerten Geschichte geführt hat. Die relativ kurzen Kapitel, lassen sich sehr flüssig und zügig lesen, dementsprechend rasch hatte ich dieses Buch auch ausgelesen.
Gern nehme ich solche Bücher dann als Anlass mich noch gezielter dazu im Internet zu informieren.
"Die vergessene Prinzessin" bekommt von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Klassisches Tätermotiv

Seelenschrei
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Ein vermutlicher Unfall mit Fahrerflucht entpuppt sich rasch als versuchter Mord, nachdem der Täter die Polizei mit einer Art Bekennerschreiben verhöhnt.
Doch die Polizei tappt im Dunkeln, denn die einzige ...

Ein vermutlicher Unfall mit Fahrerflucht entpuppt sich rasch als versuchter Mord, nachdem der Täter die Polizei mit einer Art Bekennerschreiben verhöhnt.
Doch die Polizei tappt im Dunkeln, denn die einzige Zeugin liegt im Koma. Einziger Anhaltspunkt sind somit die eingegangenen handschriftlichen Schreiben die auf einen gebildeten Menschen, vermutlich männlich, schliessen lassen.
Diese Story wird aus Täter- und Ermittlersicht erzählt, womit sich ein regelrechter Sog des Weiterlesenwollens entwickelt. Unterbrochen wird dieses Schema von einigen privaten Einblicken zu den Ermittlern sowie wichtigen Randfiguren wie Zeugen oder der Mutter des Täters. Wobei mir letztere dann, trotz ihres Verdachtes, doch etwas zu farblos wirkt. Letztendlich kommen die Kommissare jedoch auch ohne ihre Hinweise dem Mörder auf die Spur.
Meiner Meinung nach erfährt der Leser auch über den Täter, vor allem sein - schon fast klassisches - Motiv, zu wenig, zumal es bereits zahlreiche - bessere -Thriller gibt, die selbiges als Begründung anführen.
Das Ende ist traurig, aber konsequent - alles andere wäre in meinen Augen auch unglaubwürdig gewesen.
Insgesamt ein solides lesenswertes Buch, das jedoch bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Ungeschönte Realität der Nachkriegsjahre

Der schwarze Winter
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Nachdem sie den ihnen zugewiesenen Bauernhof aufgrund von Übergriffen des Bauern verlassen mussten, kämpfen die Schwestern Silke und Rosemarie im Hungerwinter 1946/47 ums Überleben. Ihre grosse Hoffnung ...

Nachdem sie den ihnen zugewiesenen Bauernhof aufgrund von Übergriffen des Bauern verlassen mussten, kämpfen die Schwestern Silke und Rosemarie im Hungerwinter 1946/47 ums Überleben. Ihre grosse Hoffnung ist Berlin, aber auch dort werden sie nicht mit offenen Armen empfangen. Nur ihrem Mut, ihrem Fleiss und Behaarlichkeit verdanken sie, das sie im Moloch Berlin einen Fuss auf die Erde bekommen. Doch nicht jeder Freund ist wirklich einer und gönnt den Frauen den Erfolg...
Neben den obligatorischen, aber nicht zu kitschigen Liebesgeschichten besticht dieses Buch durch die ungeschönten Schilderungen des rauhen Alltags und der schon ignoranten Dominanz der Männer, die engagierten Frauen zusätzlich das Leben erschweren. In der (junge) Frauen eine Ware sind und auch dementsprechend behandelt werden. Und in der es den Besatzern nur sehr schwer gelingt, für Recht und Ordnung zu sorgen, geschweige denn genügend Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Auch wenn dies nur eine fiktive Geschichte ist, dürfte es unzählige dieser tapferen Frauen gegeben haben, die zur Rückkehr zur Normalität beigetragen haben.
Ein spannendes Buch, was ich zügig ausgehört habe.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Viel mehr als eine Erinnerung...

Hast du uns endlich gefunden
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Momentan ist es sehr beliebt, sich autobiografisch mit seinem Leben auseinanderzusetzen - was dem Leser wiederrum neben tiefen privaten auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Autors ermöglicht.
Nun ...

Momentan ist es sehr beliebt, sich autobiografisch mit seinem Leben auseinanderzusetzen - was dem Leser wiederrum neben tiefen privaten auch Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Autors ermöglicht.
Nun also das Buch "Hast du uns endlich gefunden" des bekannten Schauspielers Edgar Selge.
In Erwartung der durch den Titel suggeriertenThematik war der Einstieg für mich recht zäh und ich war kurz davor abzubrechen. Zum Glück habe ich mich jedoch durchgerungen weiter zu hören, denn mit dem Hörfortschritt wurde das Buch für mich zunehmend interessanter. Eine Verbindung des Titels mit dem Inhalt konnte ich jedoch nicht wirklich herstellen.
Nach dem etwas unspektakulären Einstieg mit der Arbeits- und Familiensituation dringt der Autor immer tiefer in die Problematik der Nachkriegsjahre, in der neue politische Ausrichtungen mit der Vergangenheit, explizit bestimmten Personen, korrelieren, alle alten Werte falsch plötzlich falsch sind und man seinen Platz erst wieder finden muss. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Eltern, deren tief verwurzelten Ansichten immer wieder zu Konflikten mit den Söhnen führen, die auch über die Vergangenheit reden wollen, anstatt sie totzuschweigen. Es wird sehr deutlich, das es noch ein weiter und schwerer Weg sein wird, sich diesem Thema unbefangen stellen zu können, die Auswirkungen des Krieges noch lange in die Gegenwart ausstrahlen werden.
Der Autor liest sein Buch selbst - und das ist in meinen Augen (oder wohl besser Ohren) sehr gelungen. Es ist vor allem die angenehme Stimme des alten Mannes, der zurückblickend mit viel Schalk von seiner Kindheit und Jugend erzählt, die sehr fesselt. Dadurch wirken die Schilderungen sehr authentisch.
Hatte ich anfänglich noch Schwierigkeiten mit dem Buch, war ich zum Schluss schon fast traurig, das es zu Ende war. Ich hätte Edgar Selge noch ewig zuhören können.

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