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Veröffentlicht am 08.11.2021

Der Papa wird's schon richten

Rue de Paradis
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Nach "Baskische Tragödie" war ich sehr gespant, wie es weiter geht mit Luc Verlain. Nun hat er einen neuen Vorgesetzten, Laurent Aubry. Man mag Aubry gleich schon von Beginn weg nicht, denn welcher Schnösel ...

Nach "Baskische Tragödie" war ich sehr gespant, wie es weiter geht mit Luc Verlain. Nun hat er einen neuen Vorgesetzten, Laurent Aubry. Man mag Aubry gleich schon von Beginn weg nicht, denn welcher Schnösel holt einen baldigen Vater aus dem Urlaub, dessen Frau hochschwanger und über dem Geburtstermin ist? Und nur um einige Bewohner einer Strasse am Cap Ferret zu besänftigen?

Nur ein Tag soll Luc weg sein, mit den Bewohnern der Rue de Paradis sprechen, damit die ihre Häuser verlassen, wenn anderentags die Bagger die ganze Strasse samt den illegal gebauten Häusern abreisen.

Doch wie es so ist im Leben: nichts ist einfach. Auch nicht für Luc, denn zwei Dinge stellen sich ihm, allein gestellt ohne Unterstützung seines Teams, in den Weg, die dazu führen, dass er am Ende einen Mordfall aufklären muss.

Das Schöne, zumindest für die Leser, ist, dass die maximal zwei Handvoll Personen, die als Täter in Frage kommen und die alle einen verdammt guten Grund gehabt hätten, den verhassten Mitbürger aus der Welt zu schaffen, sich quasi in einem Raum zusammen und von der Aussenwelt abgegrenzt befinden - so richtig nach traditionell britischer Krimi-Manier.

Somit ist "Rue de Paradis" ein klassischer Whodunit-Krimi, den Oetker spannend schildert. Ihm gelingt es, diesem fünften Band etwas Spezielles anzuheften, nämlich den "Einraumkrimi" durch die äusseren Gegebenheiten spannender zu gestalten als so manch andere Kriminalromane, die nicht auf wenige Quadratmeter begrenzt sind.

Zudem werden den Figuren nach und nach Geheimnisse entlockt, die entweder teilbekannt waren oder ganz geheim gehalten wurden, was aufzeigt, wie toll Oetker seinen Kriminalroman geplottet hat.

Inspiriert durch eine Sturmflut am atlantischen Ozean in Frankreich im Jahr 2010, schrieb der Autor diesen Krimi. Wer hätte da gedacht, dass das Thema des Krimis durch die Flut-Katastrophe im deutschen Ahrtal und an der Erft, nur einige Monate vor Veröffentlichung, aktueller ist denn je. Deshalb spendet Alexander Oetker einen Teil des Erlöses vom Verkauf des Buches an zwei stark betroffene Familien. Nicht nur deshalb ein Kaufgrund!

Fazit: Viel zu schnell war Lucs neues Abenteuer ausgelesen - ein tolles Krimivergnügen!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Geheimnisse in der Goldgräberstadt

Das Flüstern des roten Ahorns
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Ich liebe den Herbst, mag Ahornbäume und Kanada passt dabei perfekt als Kulisse, deshalb war "Das Flüstern des roten Ahorns ein totaler Cover-Read für mich.

Hannah nutzt die Semesterferien um nach Hause ...

Ich liebe den Herbst, mag Ahornbäume und Kanada passt dabei perfekt als Kulisse, deshalb war "Das Flüstern des roten Ahorns ein totaler Cover-Read für mich.

Hannah nutzt die Semesterferien um nach Hause zu fliegen und ihre Grossmutter zu unterstützen. Diese weiss aber von nichts - ihre Nachbarn haben Hannah gerufen, da Dora mit ihrem gebrochenen Arm Hilfe braucht. Aber nicht nur deswegen, denn es ist auch höchste Zeit sich endlich über den Rauswurf vor sechs Jahren zu unterhalten.

Damals verkündete Hannahs Vater eine neue Frau an seiner Seite zu haben, weswegen er sich sofort trennen würde. Dora unterstützte ihren Sohn und so zogen Hannah und ihre Mutter weg. Seither herrschte Funkstille. Als nun Hannah vor Dora steht, nimmt sie zwar ihre Hilfe an, aber schweigt nach wie vor zu den Vorkommnissen damals. Als Hannah kleine Zettelchen entdeckt, die ihr Vater ihrer Mutter geschrieben hat, spürt sie die grosse Liebe, die ihre Eltern damals verbunden hat und kann erneut nicht begreifen, wieso sie fort geschickt wurden.

Den Briten Nick, der mit seiner kleinen Tochter Maggie Gast in der Pension ist, kann Hannah überhaupt nicht einschätzen, denn einmal gibt er sich sehr nett, beim nächsten Mal herrscht er sie griesgrämig an. Hannah würde ihn am liebsten ignorieren, doch Maggie macht ihr einen Strich durch die Rechnung, so dass sie sich öfters mit den beiden abgeben muss.

In der Geschichte um Hannah und ihrer Familie sind einige interessante Komponente enthalten. Das Setting in der Nähe einer alten Goldgräberstadt ist nett und die Atmosphäre wurde gut getroffen.

Mühe hatte ich aber mit einigen Figuren. Hannah reagierte ganz oft über, Dora blieb zu stumm. Okay, man könnte sagen, es liegt in der Familie, aber die beiden hätten von mir aus schon sympathischer sein können.

Sprachlich konnte mich der Roman nicht ganz überzeugen. Oft verwenden deutsche Autorinnen in ihren in englischsprachigen Ländern angesiedelten Romanen englische Floskeln wie "Honey", "Lovely", "Great" und so was. Das kommt hier zum Glück nicht vor, aber man merkte stark, dass die Autorin Deutsche ist und unter englischem Pseudonym schreibt. Von der verwendeten Sprache bin ich nicht so begeistert, besonders bei Hannahs Dialogen kämpfte ich oft beim Lesen. Vielleicht hätte ich mich nicht nur vom Cover locken lassen, sondern mir erst eine Leseprobe ergattern sollen.

Am besten gefiel mir in "Das Flüstern des roten Ahorns" wie die Geschichte der Pension erzählt wurde. Die war toll, da passte alles, auch wenn alles ein bisschen zu glatt daher kam. Aber es war eine schöne Idee, damit der Roman rund enden konnte.

Fazit: Alles in allem ist es ein Roman mit einigen positiven Seiten und spannendem Hintergrund, aber sprachlich konnte mich die Geschichte nicht ganz abholen.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ein Muss für alle "Lost in Love"-Leserinnen

Jeder Schritt zu dir
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In diesem zwölften Band erzählt Marie Force die Geschichte von Lincoln und Molly - die Eltern der zehn mittlerweile erwachsenen Kindern, von deren in den vorherigen Bänden die Rede war.

Alle Geschwister ...

In diesem zwölften Band erzählt Marie Force die Geschichte von Lincoln und Molly - die Eltern der zehn mittlerweile erwachsenen Kindern, von deren in den vorherigen Bänden die Rede war.

Alle Geschwister haben einen feinen, einwandfreien Charakter, so dass man sich als Leserin oft fragte, wie die bloss alle so nett und hilfsbereit sein können, zudem so stark mit der Familie verbunden. Da müssen die Eltern in der Erziehung vieles richtig gemacht haben.

In "Jeder Schritt zu dir" erfährt man nun, wieso es Lincoln und Molly so wichtig war, die Familienbande zu bestärken und wie sie sich kennenlernten - eben, wie alles begann.

Jedes Kapitel wird mit einer Songzeile eines Beatles-Songs oder einem Zitat von einem der Beatles überschrieben. "Let it be" ("Lass es geschehen") ist somit auch der Originaltitel, aber auch der deutsche Titel macht Sinn. Zudem ist Lincoln ein grosser Fan der Beatles, der in jungen Jahren eigentlich nach England wollte, aber dann kam Molly dazwischen. Soviel wussten wir bereits aus den anderen Büchern.

Dass sie sich in Mississippi zum ersten Mal begegneten und was dann alles geschah, wird hingegen erst jetzt geschildert. Diese "Where we met"-Story ist spannend, aber auch traurig und hat mir gut gefallen.

Das Kennenlernen an sich aber wäre eigentlich sehr schnell erzählt. Deshalb hat Marie Force wohl in der Gegenwart noch einige Füller gebraucht - und die haben mir gar nicht gefallen. Nämlich die ausführliche Schilderung, wie alle Kinder ihren Partnern von der Familiensitzung bzw. vom Anruf von Lincolns Schwester erzählten. Das alleine hätt ich noch verschmerzt, wenn am Ende nicht wieder von jedem Paar einzeln und seitenfüllend erzählt worden wäre, wie stark sie sich vermisst haben. Da hätte sich die Autorin kürzer fassen und stattdessen etwas mehr "Vergangenheit" einweben können. Oder Stadtelch Fred etwas mehr einbeziehen, das hätte mehr Sinn ergeben.

Sehr schön fand ich, dass man ein wenig mehr über Elmer erfuhr. Insgesamt ist "Jeder Schritt zu dir" ein emotionaler und nachdenklicher Roman, passend zur Weihnachtszeit und wie ich finde, ein Muss für alle "Lost in Love"-Leserinnen.

Der nächste Band um Noah, der das Hotel aufbaut und von dem man bisher kaum etwas erfahren hatte, wird dann wohl wieder etwas flotter. Auf seine Geschichte bin ich gespannt.

Fazit: Ein emotioneller und sentimentaler Einblick in die alte Familiengeschichte.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Weihnachtszeit auf Mure

Weihnachten im kleinen Inselhotel
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Eigentlich sollte das Hotel auf Mure an Weihnachten eröffnen, doch Fintan steckt knietief in seiner Trauer und hat keine Lust auf nichts. Immerhin hat er sich um einen Küchenchef gekümmert. Gaspard, ein ...

Eigentlich sollte das Hotel auf Mure an Weihnachten eröffnen, doch Fintan steckt knietief in seiner Trauer und hat keine Lust auf nichts. Immerhin hat er sich um einen Küchenchef gekümmert. Gaspard, ein ziemlich spezieller Franzose, ein Drama-King - aber wer will schon freiwillig auf eine abgelegene Insel ziehen?

Fintan will doch bloss wieder Käse herstellen, kein Hotel führen, doch sein verstorbener Ehemann Colton hat es ihm vermacht. Flora kann die Null-Bock-Mentalität ihres Bruders nicht mitansehen und nimmt die Sache in ihre Hand, obwohl sie noch in Elternzeit wäre. Flora lässt Isla anstatt im Café am Hafen in der Hotelküche mitarbeiten, Joel verhilft zu einer Küchenhilfe. Es ist ein junger total verwöhnter Norweger, Konstantin, von seinem schwerreichen Vater zum Arbeiten verdonnert. Vom Playboy zum Tellerboy - welch Karriere!

Joel hingegen sollte sich um eine Weihnachtsbeleuchtung für Mure kümmern, ebenfalls ein Vermächtnis von Colton. Aber so kurz vor der Weihnachtszeit ist in ganz England nichts mehr zu bekommen.

Ihr seht, auf Mure schlagen sich also gerade alle irgendwie durch. Auch andere Bekannte aus den vorherigen Bänden kommen wieder vor, Agot oder auch Jan, natürlich Lorna und Saif und einige mehr.

Bis zu der Eröffnung am ersten Weihnachtstag gibt es mehr als genug zu tun. Wir Leserinnen haben nicht nur das Vergnügen, das vorprogrammierte Chaos zu verfolgen, sondern auch einige Verwandlungen zu erleben und eine kleine, süsse Lovestory zu begleiten. Wenn ihr gerade selbst im Chaos versinkt: dieser Ausflug nach Mure ist der ideale Zeitvertreib um euch davon abzulenken!

"Weihnachten im kleinen Inselhotel" fühlt sich an wie ein Nachhausekommen. Es ist die perfekte Lektüre für einen grauen Herbsttag - immer im Hinterkopf, dass es auf Mure noch dunkler und vor allem viel kälter sein könnte als bei uns. Jenny Colgan bringt die Insel-Atmosphäre auf den Punkt und ihre vielfältigen Charakter sorgen immer wieder für Überraschungen.

Es hörte sich am Ende ein wenig an, als ob man mit noch einem Roman rechnen dürfte - ich würde mich jedenfalls freuen, von Zeit zu Zeit die Entwicklungen auf Mure weiter verfolgen zu können.

Fazit: Herzerwärmend und gemütlich - lasst euch von der kleinen Insel Mure und seinen Bewohnern bezirzen.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 28.10.2021

Ein schlechtes Gewissen

kaddish.com
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Auf diesen Roman war ich sehr neugierig. Beim Lesen musste ich allerdings feststellen, dass nicht die im Klappentext angegebene Geschichte erzählt wird - jedenfalls nicht was der Zeitpunkt betrifft.

Nach ...

Auf diesen Roman war ich sehr neugierig. Beim Lesen musste ich allerdings feststellen, dass nicht die im Klappentext angegebene Geschichte erzählt wird - jedenfalls nicht was der Zeitpunkt betrifft.

Nach dem Tod seines Vaters sitzt der etwa 30jährige Larry eher gezwungenermassen Schiwa und streitet sich mit seiner Schwester. Larry würde lieber anders trauern als so streng vorgegeben wie es in der talmudischen Tradition üblich ist. Am Ende der siebentägigen Trauerzeit erwartet ihn die Ansage, dass er als Sohn des Verstorbenen die Pflicht hat, für die nächsten elf Monate täglich das "Kaddisch" (eins der wichtigsten Gebete im Judentum, ähnlich dem christlichen "Vater unser") zu beten. Larry jedoch findet schnell einen Weg, dies zu umgehen und ist ganz happy mit seiner Idee: jemanden dafür zu bezahlen, wie es auf der entsprechenden Website kaddish.com angeboten wird.

Jahre später bereut er seinen damaligen Entschluss und wird wieder fromm. Er ändert seinen Lebensstil, studiert die Thora, wird Lehrer, heiratet, hat eine Familie. Nochmals einige Jahre später - aus dem mittlerweile etwa 50 Jahre alten Larry ist Rabbi Shuli geworden - wird er an einem Anlass stark getriggert. Die zwanzig Jahre zwischen dem Tod seines Vaters und diesem Anlass ist nur kurz zusammengefasst und erst jetzt geht es eigentlich richtig los mit der Geschichte.

Seine Schuldgefühle lassen Shuli keine Ruhe mehr und er nimmt sich vor, den damaligen Jeschiwa-Schüler Chemi aufzuspüren, damit er ihm die Verantwortung für seinen verstorbenen Vater, quasi sein Geburtsrecht, was traditionell durch dem Anderen etwas in die Hand legen bestätigt wird, wieder zurück gibt.

Nun beginnt eine abenteuerliche und für die Leser, weniger für Shuli, amüsante Reise, die gleichzeitig aber auch etwas Trauriges und Tragisches an sich hat. Nathan Engländer erzählt wie Shuli sich in sein Vorhaben rein steigert, wie nicht nur seine Familie unter seinem Aktionismus leidet, sondern er sich vor lauter Besessenheit auch nicht mehr an einige seiner selbst aufgestellten Regeln wie zum Beispiel dem Thema Computernutzung hält und Schüler für ihn "arbeiten" lässt.

Ich selbst erwartete laut Klappentext eine andere Geschichte, bzw. dass es eben um "Larry, direkt im Trauerjahr" geht und nicht um "Larry, dreissig Jahre später". Mich hätte das Trauerjahr mit einem ungläubigem Larry, der Rituale und den Glauben hinterfragt und vielleicht zu einem eigenen Glaubensverständnis findet, viel eher interessiert, als einen geläuterten Rabbi mit schlechtem Gewissen.

Die Theologin in mir würde am liebsten eine Abhandlung über Shuli schreiben, denn der Roman birgt vieles. Shuli ist so fixiert darauf Abbitte zu leisten und den starren Regeln zu entsprechen, so dass er überhaupt nicht mehr frei ist in seinem Glauben. Das Zureden seiner Frau "Du darfst dir selbst vergeben" kann er mit seinen Schuldgefühlen als der vermeintlich verlorene Sohn nicht für sich annehmen. Er kann ihr nicht mal richtig zuhören und überhört das Friedensangebot vor lauter Gefangensein in seinem Sühnedenken.

Obwohl die Story zwar ganz anders als erwartet war, fand ich sie schlussendlich gut durchdacht und auf eine spezielle Art witzig. Ab einem bestimmten Zeitpunkt kam ich dem Kern der Geschichte auf die Schliche und war mächtig gespannt, wie Shuli damit umgehen wird. Diesen letzten Teil mochte ich am liebsten.

Zukünftige Leser von "kaddish.com" sollten aber unbedingt ein bisschen Ahnung vom Judentum und seinen speziellen Ausdrücken haben, sonst kann ich mir vorstellen, dass es mit dem Verständnis der diversen Rituale und Bezeichnungen enorm schwierig wird, den Zugang zu der Geschichte zu finden. Es gibt am Ende zwar ein Register, doch da müssten Leser ohne Vorwissen viel zu viel nachschlagen, um alles zu verstehen.

Fazit: Lesenswert und unterhaltend, wenn man sich mit dem Judentum auskennt, ansonsten wohl eher schwer verständlich.
4 Punkte.

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