Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2019

Die Krähe sorgt für Hochspannung

Blinde Rache
3

Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren ...

Mara Billinsky, Kommissarin im Morddezernat, ist eine außergewöhnliche Ermittlerin. Sie fällt sowohl durch ihr äußeres Erscheinungsbild auf (schwarze Kleidung, Tattoos und Piercings), als auch durch ihren gewagten Ermittlungsstil, überwiegend im Alleingang. Ihr Chef und die Kollegen, von denen sie 'Krähe' genannt wird, meiden und belächeln sie. Jeder ist überzeugt, dass sie die Frankfurter Polizei schnell wieder verlassen muss....Sie wird zunächst nur auf eine Einbruchserie angesetzt, aber dann passieren einige brutale Morde, und Mara sieht ihre Chance gekommen....Mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden begibt sie sich in Gefahr und wird trotzdem nicht ernst genommen.
Mara war mir von Anfang an sympathisch, da sie eine aufrechte Person ist, die schon einiges hinter sich hat, sich aber fangen konnte und nun ihren Beruf mit vollem Einsatz und energisch ausübt. Sie gefällt mir allein schon durch ihren Mut, anders zu sein und sich nicht unüberlegt anzupassen. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die trotz heftiger Aversionen in ihrem Umfeld nicht aufgibt, sondern kämpft.
Auch ihr Kollege Rosen gefällt mir als Charakter in diesem Thriller außerordentlich gut, zunächst äußerst reserviert, wird er immer lockerer und sogar eine große Hilfe für Mara. Ich kann mir diesen Typen deutlich vorstellen, äußerlich und temperamentsmäßig ein krasser Gegensatz zu Mara, im Inneren sind vielleicht Gemeinsamkeiten festzustellen.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und lebendig, das Buch ist ein richtiger Pageturner. Dazu trägt natürlich auch die Spannung bei, die bereits im Prolog einsetzt, sich aber immer weiter steigert, die letzten 100 Seiten konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, es hat mich total gefesselt. Und die ganze Zeit rätselt man mit, wer der Täter sein könnte, was für mich einen guten Thriller ausmacht. Ich will in Gedanken dem Täter auf die Spur kommen und seine Motive nachvollziehen können. Die Story ist logisch aufgebaut, der Täter erwächst aus dem Geschehen, und für mich ist keine Frage offen geblieben. Ich habe aber noch länger über die Beweggründe des Täters und seine Aktionen nachgedacht.
Wie schön, dass weitere Bände folgen, denn ich möchte Mara gern wiedertreffen....Und wenn ich nächstes Mal in Frankfurt bin, werde ich bestimmt an dieses Buch denken.
Ich spreche hier eine klare Lesempfehlung aus, jeder Thrillerfan sollte dieses Buch lesen. Mich hat es überzeugt, und ich schmücke es gern mit 5 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.12.2023

Mord beim Faschingsumzug

Commissario Tasso treibt den Winter aus
2

Inhaltlich geht es zurück in die 60er Jahre. Beim traditionellen Winteraustrieb in Form des Egetmann Umzugs in Tramin geht es hoch her und mitten im Menschengewühl kommt es zu einem Mord. Zunächst sieht ...

Inhaltlich geht es zurück in die 60er Jahre. Beim traditionellen Winteraustrieb in Form des Egetmann Umzugs in Tramin geht es hoch her und mitten im Menschengewühl kommt es zu einem Mord. Zunächst sieht es wie ein Unglücksfall aus, aber die Ermittlungen beweisen, dass hier Planung im Spiel war.
Commissario Tasso, der sich den Umzug auch angeschaut hat ermittelt zusammen mit Mara Oberhöller, die bereits ein Praktikum bei ihm absolviert hat, und mit seinem ehemaligen Kollegen Johann Vierweger, der sich bereits im Ruhestand befindet.
Der Schreibstil ist flüssig und einfach gehalten, teilweise sogar humorvoll und ironisierend, was mir gut gefallen hat. Den Lesefluss unterbrochen haben nur manchmal die vielen verschiedenen, sich aber manchmal doch ähnelnden Namen. Hier war es hilfreich, dass direkt am Anfang ein Namensverzeichnis gegeben war, mit Zuordnung der jeweiligen Personen.
Das Buch fängt mit dem geheimnisvollen Prolog sehr spannend an, aber leider verliert sich die Spannung sehr bald. Es folgen zähe Ermittlungen, und man hat den Eindruck, dass diese nur langsam vorangetrieben werden. Einige Verhöre oder Situationsbeschreibungen waren langatmig und extrem ausgeweitet. Mehr Spannung kam erst wieder im letzten Drittel auf, als Mara Oberhöller die Ermittlungen auf eigene Faust betreibt.
Interessant fand ich das Hintergrundwissen, das dem Leser vermittelt wird, z.B. wie die Ansiedlung von Italienern in Südtirol gesehen wurde (Verfremdung und Italienisierung). Aber das ist ja nun schon einige Jahre her....Auch die Rückblicke auf die 60er und die Rolle der Frau zu dieser Zeit waren ansprechend.
Die Figur des Commissario Tasso blieb für mich sehr blass, da hatte ich mehr erwartet. Mara jedoch wurde mir immer sympathischer, sie ist clever, unternehmungslustig und mutig. Für mich dominiert sie das Ermittlerteam. Alles in allem handelt es sich hier um einen Softkrimi, denn man konnte schon recht früh erahnen, wer der Täter war und aus welchen Beweggründen heraus. Trotzdem hatte ich angenehme Lesestunden und konnte einiges erfahren, was mir bislang nicht bekannt war.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.10.2020

Mord in einer sehr speziellen Wohngegend

Das Gift deiner Lügen
2

Die Bewohner von Severn Oaks bilden eine abgeschirmte Gemeinschaft in ihrem luxuriösen Villenviertel. Jeder kennt jeden, und Klatsch und Tratsch sind an der Tagesordnung, wobei es nicht gerade freundschaftlich ...

Die Bewohner von Severn Oaks bilden eine abgeschirmte Gemeinschaft in ihrem luxuriösen Villenviertel. Jeder kennt jeden, und Klatsch und Tratsch sind an der Tagesordnung, wobei es nicht gerade freundschaftlich zugeht. Den Umgang miteinander könnte man mit folgenden Adjektiven beschreiben: zänkisch, boshaft, gehässig, missgünstig und heuchlerisch. Lügen und Intrigen bestimmen den Umgang miteinander.
Der unspektakuläre Alltagstrott wird unterbrochen, als eine von ihnen im Rahmen einer Party von einem Baumhaus stürzt und stirbt. Noch ungemütlicher wird es, als ein Podcast auftaucht, in dem behauptet wird, dass es kein Unfall war, sondern Mord. Alle geraten in Aufruhr, und im Verlaufe der Podcast-Veröffentlichungen hat man fast das Gefühl, dass jeder der Mörder sein könnte.
Spannung ist schon vorhanden in diesem Buch, denn man ist ja auf die Auflösung gespannt und möchte unbedingt wissen, wer der Podcaster ist, aber die Einordnung als Psychothriller erscheint mir falsch. Des öfteren hatte ich das Gefühl, ein Buch vor mir zu haben, das sich in die Rubrik 'Comedy' einordnen ließe, denn vieles wirkt wie an den Haaren herbeigezogen und nicht überzeugend. Ein Klischée reicht dem nächsten die Hand, so dass man bisweilen ein Lächeln der Ungläubigkeit auf den Lippen hat. Mit zunehmender Tendenz!
Positiv ist außerdem, dass man mitgerätselt hat, wer und aus welchem Grunde der Mörder sein könnte. Hierzu konnte man viele Theorien entwickeln, die dann aber schnell von der Autorin wieder als Sackgasse gestoppt wurden. Gegen Ende hatte ich dann keine Lust mehr, Detektiv zu spielen, da mir alles zu unglaubwürdig war.
Gut gelungen fand ich den Perspektivwechsel, der so manche Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete und beleuchtete. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und gut verständlich. Die Charaktere werden ausgiebig beleuchtet in all ihrer Heuchelei und Verlogenheit, ab und an auch etwas überzogen. Wirklich sympathisch war mir keiner der Protagonisten, ganz im Gegenteil, ich würde keinen von ihnen gern in meinem Bekanntenkreis haben.
Die Polizei kommt nur am Rande vor, man erhält beinahe den Eindruck, als wären sie nicht befugt, in dieser Severn Oaks-Gemeinschaft zu ermitteln, da sie ihre eigenen 'Gesetze' des Umgangs miteinander haben.
Alles in allem hat mich das Buch zwar unterhalten, aber es hat keine bleibenden Spuren hinterlassen, die mich noch nach der Lektüre beschäftigt hätten. Als leichte Lektüre für zwischendurch kann ich es empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2019

Magie im 21. Jahrhundert!

Im Schatten des Schleiers
2

Als das Buch vor mir lag, habe ich mich darauf gefreut, es zu lesen. Das Cover gefiel mir, eine Frau mit ausdrucksstarken Augen und die Farben schön aufeinander abgestimmt. Ich fühlte mich erinnert an ...

Als das Buch vor mir lag, habe ich mich darauf gefreut, es zu lesen. Das Cover gefiel mir, eine Frau mit ausdrucksstarken Augen und die Farben schön aufeinander abgestimmt. Ich fühlte mich erinnert an die Mahmoody Zeit Ende der 80er Jahre, als jede Frau im Bekanntenkreis dieses Drama gelesen hatte und man eifrig darüber diskutierte...
Meine Enttäuschung war groß! Denn der Erzählstil ist teilweise sehr langatmig und oftmals eine Aneinanderreihung von unwichtigen und sich ähnelnden Fakten. Inhaltlich geht es um Maryam, die der Volksgruppe der Ahwazi angehört, die im Iran als Minderheit unterdrückt und verfolgt werden. Maryams Schulzeit ist durchsät von Bespitzelungen und haarspalterischen Vorschriften. Aber sie rebelliert dagegen und begibt sich somit immer ein wenig in Gefahr. Meist geht es dabei um relativ unwichtige Dinge: Schminken in der Schule, das korrekte Tragen des Hadschib oder Mitbringen von verbotenen Sachen in die Schule (z.B. einen Lippenstift). Nach Beendigung der Schulausbildung lässt sie sich im Schnelldurchgang zur Kosmetikerin ausbilden und eröffnet in ihrem Elternhaus einen Salon. Diese Salons sind wohl im Iran bei den Frauen sehr beliebt, weil sie dort unter sich sind, sich austauschen können oder evtl. auch Hilfe bekommen.
Und hier setzt nun das ein, warum das Buch für mich nicht zu empfehlen ist. Da Maryam keine Kunden in ihren Salon locken kann, versucht sie es mit der Magie. Die Doanevis Malihe kommt ins Spiel und diese Person hat 'magische' Kräfte, sie kann einen Platz im Salon mit einem Fluch belegen oder unliebsame Personen 'wegzaubern'. Kunden kommen zu ihr wegen unerfüllter Kinderwünsche o.ä. und gegen Geld vermittelt die Dämonenbeschwörerin fast alles......Unfassbar! Ich kann nicht glauben, dass Maryam, die als so weltoffen und rebellisch rüberkam, hier mitmacht und dieses Handeln unterstützt. Dies ist für mich nicht realistisch und passt auch nicht zu ihrer Konversion zum Christentum! Diese haarsträubenden Geschichten rund um die Magie füllen weite Teile des Buches.
Hier hätte ich die Lektüre am liebsten beendet, denn (schwarze) Magie ist nicht mein Fall. Ich habe trotzdem weitergelesen in der Hoffnung, wieder positivere Aspekte in Maryams Leben zu entdecken. Aber auch ihre Zeit der Inhaftierung und der Flucht haben viele Elemente, die mir nicht authentisch erscheinen und die viele Fragen offen lassen. Sie erscheint hier auch sehr emotionslos, denn sie lässt ihren geliebten Ehemann im Iran zurück und auch der fehlende Kontakt zu ihrem Sohn während der Gefängniszeit scheint ihr nicht viel auszumachen.
Bittere Enttäuschung meinerseits! Da ich jedoch einige Einblicke in den Iran der heutigen Zeit erhalten habe und ich auch das Selbstbewusstsein der jungen Frau anerkennen möchte (dieses Buch zu schreiben), gebe ich 2 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 21.03.2024

Mutter-Tochter-Beziehungen über Generationen hinweg

Wir sitzen im Dickicht und weinen
1

Im erster Linie geht es in diesem Buch um die schwierige Beziehung von Valerie zu ihrer Mutter Christina, die an Krebs erkrankt und dadurch teilweise auf die Unterstützung ihrer Tochter angewiesen ist. ...

Im erster Linie geht es in diesem Buch um die schwierige Beziehung von Valerie zu ihrer Mutter Christina, die an Krebs erkrankt und dadurch teilweise auf die Unterstützung ihrer Tochter angewiesen ist. Diese Hilfe fällt Valerie nicht leicht, da sie nicht nur positive Erinnerungen an die Zeit mit ihrer Mutter hat. Valerie ist Ende 40 und hat einen 16-jährigen Sohn, den sie sehr stark an sich bindet.
Die Autorin beleuchtet allerdings nicht nur diese Beziehung, sondern geht noch zwei weitere Generationen zurück, um die Mutter-Tochter Beziehungen zu beleuchten. Und hier wird es beim Lesen etwas kompliziert, denn es regnet Namen, und man sollte sich eine Skizze anfertigen, um den Überblick zu bewahren. Es wäre schön gewesen, wenn ein Stammbaum im Buch vorgegeben wäre.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut, er ist leicht und angenehm lesbar. Auch muss ich sagen, dass mich der Inhalt so sehr angesprochen hat, dass ich immer weiterlesen wollte. Da war stets eine gewisse Spannung, weil man mehr über die jeweiligen Beziehungen erfahren wollte.
Ich fand zwar keine der Protagonistinnen wirklich sympathisch, aber ich finde, das ist auch nicht notwendig, um ein Buch zu genießen.
Alles in allem beschreibt das Buch sehr realistisch, wie prägend die emotionale Mutter-Tochter Beziehung sich auf folgende Generationen auswirken kann. So kann vergangenes 'Fehlverhalten' noch in der Gegenwart Auswirkungen zeigen. Die detaillierten Beschreibungen der Gefühlsstrukturen haben mich öfters dazu gebracht, über meine eigenen Beziehungen zu meiner Mutter und meiner Tochter nachzudenken, Vergleiche anzustellen und im Rückblick Fehler zu erkennen.
Im Hintergrund spielt auch die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft eine Rolle, die sich im Laufe der Jahre doch stark gewandelt hat.
Das Buch wirkt nach, es beschäftigt den Leser auch außerhalb des Lesens, und deshalb gefällt es mir sehr gut. Eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
  • Cover