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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2021

Spannend und ungewöhnlich

Der rote Raum
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Dies war mein erster Band der Ermittler Nyström/Forss, was aber nichts ausmachte, da in Rückblicken die ersten 8 Bände beleuchtet wurden. Ich denke, dass ich noch einige davon lesen werde, da die Spannung ...

Dies war mein erster Band der Ermittler Nyström/Forss, was aber nichts ausmachte, da in Rückblicken die ersten 8 Bände beleuchtet wurden. Ich denke, dass ich noch einige davon lesen werde, da die Spannung in diesem Fall groß war. Die beiden Ermittlerinnen, die früher im Team arbeiteten, sind mit verschiedenen Fällen beschäftigt, die aber letztendlich doch eine Verbindung aufweisen. Geschickt wird ein Berührungspunkt gelegt.
Nyström bearbeitet den Fall eines einsamen Informatikers, dem sein Herz entnommen und durch einen Stein ersetzt wurde, während Forss einen vermeintlichen Unfall näher untersucht und vor einer unbeantworteten Frage steht, die viele gefährliche Situationen heraufbeschwört. Forss arbeitet mit gefährlichen Alleingängen, was die Handlung aber umso spannender macht. Diese Spannung hält bis zum Schluss an, und als Sahnehäubchen werden noch ungewöhnliche Motive offen gelegt. Das dramatische Ende hat mich begeistert, zudem wurden öfters falsche Fährten gelegt
Leider sind die Vorfälle im letzten Drittel so ominös, dass sie realitätsfern erscheinen, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Die Geschehnisse waren so nervenaufreibend, dass ich alles um mich herum vergessen habe.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht gefiel, war das pubertäre Verhalten zweier Kommissare, denn eine neue Kollegin erweitert Nyströms Team. Sie ist jung und schlau, und die beiden werben um ihre Gunst auf extrem niedrigen Niveau.
Alles in allem hat mich das Buch jedoch gut unterhalten und mich miträtseln lassen. Für die oben erwähnten Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab.

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein umfassender Rückblick auf die 1920er

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man ...

Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man erhält sehr tiefgreifende Einblicke in die Probleme dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg anhand einzelner Schicksale und Beobachtungen. Waren die Menschen zunächst noch froh, den Krieg hinter sich zu haben, und konnten wieder Spaß am Leben empfinden, kam es ganz schnell zu desolaten Zuständen, wie Hunger, Geldentwertung, Wohnungsnot usw.
Sehr schön wird dargestellt, in welch misslicher Lage sich viele Frauen befanden, die meist in völliger Abhängigkeit von ihren Männern lebten, so wurde z.B. Celia das Studieren von ihrem Ehemann verboten!!! Eine Abtreibung durfte nur mit Zustimmung des Ehemannes erfolgen!!! Eine Frau, die allein ins Kino oder in eine Kneipe ging, war äußerst ominös...es gibt noch viele Beispiele. Demzufolge sind die weiblichen Hauptprotagonisten als emanzipiert anzusehen, denn sie sind nicht bereit, sich unbegründet unterzuordnen, sondern haben ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein mit der Zielsetzung eines sinnerfüllten Lebens.
Auch die Aufklärung über körperliche Schutzmaßnahmen, wie z.B. Verhütung, war noch in den Anfängen, so dass die Zahl der Abtreibungen hoch war, meist natürlich illegal. Allen Ernstes wurden Kniebeugen gegen eine ungewollte Schwangerschaft empfohlen! Magda als Ärztin befindet sich in ständigem Dilemma: Abtreibungen sind verboten, aber ihr Herz möchte den Frauen helfen.....
So weit, so gut und sehr interessant. Was mir allerdings gefehlt hat, war ein roter Faden durch das Buch, die einzelnen Szenen wurden aneinandergereiht, teilweise sogar ohne deutlichen Zeilenabstand, so dass man dann plötzlich 'umschalten' musste. Außerdem fehlt mir in weiten Bereichen eine gewisse Spannung, die zum Lesen verlockt. Die Handlung plätschert gemütlich vor sich hin. Da ist z.B. der sogenannte frauenattackierende 'Schlitzer', der einen spannenden Einstieg bietet, dann aber nur noch untergeordnet erwähnt wird. Schade! Daraus hätte man mehr machen können.
Trotzdem ist das Buch lesenswert und informativ, ein Sternchen allerdings abgezogen aus oben genannten Gründen.

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Entfremdung in der eigenen Familie

Wenn ich wiederkomme
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Die Rumänin Daniela ist die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie mit ihrer Familie lebt, leid und verlässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Heimat, ihren Mann und ihre Kinder, um in Italien als Altenpflegerin ...

Die Rumänin Daniela ist die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie mit ihrer Familie lebt, leid und verlässt in einer Nacht- und Nebelaktion ihre Heimat, ihren Mann und ihre Kinder, um in Italien als Altenpflegerin Geld zu verdienen und somit die finanzielle Situation aufzubessern. Besonders ihre Kinder sollen davon profitieren. Zunächst läuft alles noch gut, die Kinder freuen sich über ein wenig westlichen Luxus und ihr Mann fängt an, das Haus zu renovieren. Aber schon bald verlässt auch der Vater die Familie, um im Osten Geld zu verdienen. Mehr und mehr entfremden sich die Kinder von ihrer Mutter und versagen ihr sogar weitgehend den gewünschten persönlichen Kontakt per Telefon. Was bleibt, ist nur oberflächliches Gerede.
Zunächst wird das Leben der Kinder beleuchtet, die ohne elterliche Führung zurechtkommen müssen, wobei Sohn Manuel gerade in der Pubertät steckt und Unterstützung gebrauchen könnte. Er leidet am schlimmsten, er erscheint mir einsam und hilflos, besonders nachdem dann sein geliebter Opa noch stirbt. Ohne jegliche Zuwendung wird er depressiv und versucht, diesem Zustand zu entfliehen. Mit schrecklichem Ergebnis!
Seine ältere Schwester Angelica erträgt die Situation besser, sie hat einen Freund und studiert, so dass sie nicht in Einsamkeit verfällt. Trotzdem wird auch von ihr viel verlangt, denn sie muss sich um alles kümmern und nebenbei studieren. So entwickelt sich ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter. Während sie früher ihre Vertraute in ihr sah, geht sie nun auf Abstand und nimmt ihr Lebensglück selbst in die Hand, soweit es geht.
Im zweiten Teil sehen wir die Geschehnisse aus Sicht der Mutter, und meine Gefühle sind hier zwiegespalten. Auf der einen Seite sehe ich sie als mutige und aktive Frau, die sich für ihre Familie mancher Entbehrung unterzieht, auf der anderen Seite zeigt sich mir eine gewisse Rücksichtslosigkeit und Dominanz. Sie bestimmt über das Leben der anderen, bzw. sie möchte darüber bestimmen, denn immer klappt es nicht. Sympathisch ist Daniela mir nicht, obwohl ich ihre Beweggründe gut verstehe. Ihre anfänglichen Träume platzen, und was bleibt übrig?
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, der Autor versteht es, die Emotionen der Protagonisten deutlich werden zu lassen. Man fühlt sich in diesem Roman verankert und empfindet mit den Personen, variierend zwischen Mitleid, Verständnis bis hin zur Verachtung. Auf diese Weise hat mich das Buch regelrecht gefesselt, und ich habe es als spannend und informativ empfunden. Informativ insofern, als ich einen Einblick in das schwierige Leben der Pflegekräfte aus Osteuropa bekommen habe.
Ein sehr lesenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 08.10.2021

Cosy Crime zum Schmunzeln

Hamish Macbeth geht auf die Pirsch
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In diesem Band trifft Hamish auf einen Rivalen, denn er ist ja verliebt in Priscilla, die Tochter des Schlossbesitzers, die aber nun mit einem Verlobten nach Hause kommt, und Hamish ist verärgert. Natürlich ...

In diesem Band trifft Hamish auf einen Rivalen, denn er ist ja verliebt in Priscilla, die Tochter des Schlossbesitzers, die aber nun mit einem Verlobten nach Hause kommt, und Hamish ist verärgert. Natürlich zeigt er dies nicht, aber insgeheim leidet er.

Abgelenkt wird er aber durch einen Mordfall, der während einer Moorhuhnjagd erfolgt und viel Arbeit mit sich bringt, da der Tote sehr unbeliebt war, und viele als Täter in Frage kommen. Der lokale Polizeibeamte Hamish, bekannt für seine ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, wird wieder aktiv, und wir können mit ihm gemeinsam auf die Suche nach dem Mörder gehen. Da geht es nicht um groß angelegte Aktionen, sondern um feinsinnige Ermittlungen, die schließlich zum Ziel führen, und Hamish sehr erfreuen!

Der Schreibstil ist bildhaft und fließend, so dass es eine Freude ist, das Buch zu lesen. Nebenbei wird die schottische Landschaft beschrieben, auch ein Genuss, was sich auch auf dem Cover zeigt! Am allerbesten sind aber die Charakterisierungen der schrulligen, skurrilen und originellen Protagonisten, die zwar überzeichnet dargestellt werden, aber gerade deshalb immer wieder zum Schmunzeln anregen. Herrlich!

Eine unterhaltsame Lektüre zum Miträtseln, die ich gerne empfehle.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Anna und Marie, zwei unterschiedliche Welten

Wellenflug
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Der Roman berichtet in zwei getrennten Teilen über das Leben von Anna Eisner und Marie Stahmann. Beide Frauen sind durch Familienbande miteinander verknüpft, denn Marie ist die Frau, in die sich Annas ...

Der Roman berichtet in zwei getrennten Teilen über das Leben von Anna Eisner und Marie Stahmann. Beide Frauen sind durch Familienbande miteinander verknüpft, denn Marie ist die Frau, in die sich Annas Sohn Heinrich verliebt, die aber aus einer anderen sozialen Schicht stammt und somit von Anna nicht als Schwiegertochter akzeptiert wird.
Anna ist mir zunächst sympathisch, sie ist aufgeweckt, klug und interessiert sich als Mädchen sehr für den Beruf ihres Vaters, der Tuchhändler ist. Ich hatte erwartet, dass sie gegen die üblichen Rollenzuweisungen ihrer Zeit rebelliert und die Firma ihres Vaters übernimmt. Aber stattdessen heiratet sie in die wohlhabende Familie Reichenheim ein, bekommt viele Kinder, und ihr Leben besteht nur noch aus gesellschaftlichen Verpflichtungen und Sorge um den Erhalt des guten Rufs der Familie. Diesen sieht sie in Gefahr, als ihr Lieblingssohn Heinrich sich in Marie verliebt, die als Garderobiere in einem Varieté arbeitet. Anna bekämpft diese Liaison mit extremer Härte. Überhaupt entpuppt sie sich als strenge Mutter und scheint mit ihrem Leben unzufrieden, da sie sich ihrem Mann stets unterordnet und keine Freiheiten genießt wie ihre Freundin Josephine, die sie darum beneidet. Sie kann es nicht tolerieren, dass Heinrich versucht, den gesellschaftlichen Zwängen zu entkommen, und bekämpft den einstmals so verwöhnten Sohn.
Marie ist allem Neuen aufgeschlossen, aber ihre Beziehung zu Heinrich ist weitgehend durch seine Dominanz geprägt. Zwar hat sie viele Freiheiten und genießt diese, aber sie folgt Heinrichs Entscheidungen, die er allein trifft und wie selbstverständlich erwartet, dass Marie einverstanden ist. Sie geht mit ihm in die USA und dann wieder nach Deutschland zurück, obwohl sie lieber in Erie bliebe. Heinrich möchte nicht, dass sie arbeiten geht, das ist unter seiner Würde. Insgesamt macht sie sich also auch von ihrem Mann abhängig und lebt nicht das aus, was sie eigentlich möchte. Bis sie etwas erfährt, das sie so aus der Fassung bringt, dass sie sich voller Energie für ihren eigenen Standpunkt einsetzt.
Ich finde diese Darstellung der beiden Frauenbilder interessant, aber besonders am Anfang hat mich das Namengewirr sehr gestört. Da wäre eine Auflistung der Personen und ihrer Verflechtungen miteinander hilfreich gewesen, denn das ständige Zurückblättern hat den Lesefluss gestört.
Auch gestört haben mich die ständigen Zeitsprünge, da wären häufigere Jahresangaben sinnvoll gewesen. Am Anfang dachte ich sogar, ich hätte vielleicht eine Seite übersprungen, wenn plötzlich wieder eine neue Tatsache im Raum stand.
Der Schreibstil ist klar und unmissverständlich. Das hat mir gefallen, obwohl bisweilen eine gewisse Monotonie in den Beschreibungen auftauchte. Der historische Hintergrund wurde nur gestreift, mir persönlich hätte ein wenig mehr gut gefallen.
Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten, aber auf Grund meiner Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab. Lesenswert ist das Buch auf jeden Fall.

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