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Veröffentlicht am 15.06.2022

Aufgeben oder kämpfen?

Die Landärztin - Der Weg ins Ungewisse
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Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose ...

Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose 'Kinderlähmung' mündet. Thea muss um ihr Leben kämpfen und hat Erfolg, aber es bleiben Lähmungen zurück, die sie psychisch so treffen, dass sie sich aufgibt. Nur dank des selbstlosen Einsatzes ihrer Schwester Katja empfindet sie nach und nach wieder Freude am Leben....
Am Schreibstil der Autorin gibt es nichts auszusetzen, der Roman liest sich flüssig und erfasst alle Details, besonders auf der Gefühlsebene. Spannung ist auch vorhanden, denn man möchte immer weiter lesen, um zu sehen, ob alles wieder besser wird. Manchmal hatte ich sogar ein Tränchen der Rührung im Auge. Was mir nicht so gut gefällt, ist die Voraussehbarkeit vieler Handlungen, wirklich überraschend ist wenig. Es könnte ja auch mal etwas nicht so gut laufen....Besonders am Ende passt alles optimal zusammen, nichts geht schief, sogar Geld ist kein Problem in dieser wirtschaftlich schweren Zeit. Das war mir eindeutig zu viel Gelingen.
Dem Roman liegen intensive Recherchen zu Grunde, so habe ich sehr viel über die Gefährlichkeit der Kinderlähmung erfahren, was mir bisher nicht in seinem ganzen Ausmaß bekannt war. Und auch die Überschreitung der Regeln in Kinderheimen hat meinen Wissensstand erweitert.
Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Reihe um Friederike Matthée derselben Autorin besser gefallen hat, da sie irgendwie realistischer war. Trotzdem war dieses Buch lesenswert und ist etwas fürs Herz.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Die nordirischen 'Troubles' im Angesicht der Kinder

Amelia
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Nachdem ich den Klappentext gesehen hatte, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Da mich der Nordirlandkonflikt immer wieder mal beschäftigt hat, erwartete ich viel historischen Hintergrund und gleichzeitig ...

Nachdem ich den Klappentext gesehen hatte, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Da mich der Nordirlandkonflikt immer wieder mal beschäftigt hat, erwartete ich viel historischen Hintergrund und gleichzeitig mehr über die Wirkung auf die Heranwachsenden zu erfahren. Das auf den ersten Seiten vorgestellte Mädchen Amelia war mir sympathisch, wenn auch etwas außergewöhnlich mit ihrer Sammelleidenschaft und ihrem Spielverhalten.
Meine Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Die Autorin zeichnet ein grauenvolles Bild der Troubles, die sich von 1969 bis in die 90er Jahre hinzogen, wobei sie hauptsächlich die Verrohung der Kinder bzw. Jugendlichen beschreibt. Es ist die Zeit des sinnlosen Abschlachtens und der puren Verzweiflung, die sich natürlich auf die Kinder überträgt.
Im Laufe der Seiten meint man nur noch auf Psychopathen zu treffen, die ihr soziales Umfeld bedrohen und auch vor lebensbedrohenden Aktionen nicht zurückschrecken. Dabei hatte ich zunehmend das Gefühl, dass es sich überwiegend um Gewaltphantasien handelte, aus denen der Leser mühsam die Realität rausfiltern sollte. Aber wo ist die Grenze? Das wurde mir nicht klar. Ebenso wenig wurde mir klar, warum diese Gewaltexzesse ihren Platz in diesem Buch finden, denn man hätte sich ja auch mit den Traumata der Heranwachsenden, deren Ursachen und Auswirkungen beschäftigen können. Das hätte mir besser gefallen.
Ganz im Gegenteil werden hier jedoch perverse Spielchen beschrieben, die von kleinen Kindern mit ihren Puppen nachgespielt werden, oder brutale Attacken mit diversen Gegenständen, die großen Schaden anrichten, und verbreitet widerlichen Missbrauch. Sehr makaber fand ich den Auftritt von Mary, die ihr Baby im 'Plastikbeutel' spazieren fährt, wobei wahrscheinlich die Plazenta gemeint ist.
Amelia kann einem Leid tun, denn sie hat keinen, der wirklich zu ihr steht. Sie driftet jedoch nicht in Gewalttätigkeiten ab, sondern flieht in Anorexie und Alkoholabhängigkeit. Sie möchte nach London, um dem Grauen zu entkommen. Zunächst wird sie nur belächelt und nicht ernst genommen. Als sie schließlich den Ausbruch schafft, ist nicht sicher, ob es ihr gelingt, die traumatisierenden Erfahrungen zu vergessen oder zumindest zu bekämpfen.
Die Atmosphäre in diesem Buch ist durchgehend niederdrückend, keine unbeschwerte oder sachliche Lektüre. Das Buch zeigt auf erschreckende Weise, was ein kriegerisches Umfeld aus einem Menschenleben machen kann, was gerade in dieser Zeit hochaktuell ist. Mir waren jedoch die Brutalität und die Gewaltbereitschaft, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, eindeutig 'too much'.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Abgründige Geheimnisse im Bergdorf

Talberg 2022
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Das Buch fängt bereits sehr spannend und aktuell an, als im albtraumhaften Horrorszenario eines Unwetters Knochen angespült werden, die von Dorfpolizist Adam Wegebauer unter schwierigen Bedingungen geborgen ...

Das Buch fängt bereits sehr spannend und aktuell an, als im albtraumhaften Horrorszenario eines Unwetters Knochen angespült werden, die von Dorfpolizist Adam Wegebauer unter schwierigen Bedingungen geborgen werden. Diese Knochen spielen bis zum Ende eine tragende Rolle und führen tief in die finsteren Machenschaften einiger Dorfbewohner.
Das Buch hat mich sehr gefesselt, aber auch betroffen gemacht, es zieht den Leser in seinen Bann und entpuppt sich als regelrechter Pageturner. Es handelt sich hier um den letzten Teil der Talberg-Trilogie, und ich habe mich gefragt, wieso mir die beiden ersten Bände nicht aufgefallen sind. Ich muss diese Lektüre unbedingt nachholen.
Die Kapitel sind überschaubar lang, bieten Perspektiven- und Zeitenwechsel und sind so spannend geschrieben, dass ich vor einer Lesepause immer noch in das nächste hineinlesen musste. Der Schreibstil ist gut verständlich, auch wenn hin und wieder der Ortsdialekt durchkommt, was man aber durch den Zusammenhang trotzdem versteht. Der Autor experimentiert mit der Sprache, benutzt sie, um die düstere Atmosphäre zu schaffen. Aber auch bedeutungsvolle Wortspiele finden Platz ('Adam und Eva', Talberg usw.)
Die Spannung, die sich zusehends stärker aufbaut, hält bis zum Ende an. Dieses ist in sich schlüssig, für mich wurden alle Fragen geklärt. Aber selbst zum Ende hin gibt es noch überraschende Wendungen.
Die Charaktere sind für mich alle überzeugend, auch wenn sie teilweise etwas skurril daherkommen, aber so ist das eben in einem abgeschiedenen Bergdorf. Ich konnte mir den Ort in seiner Weltfremdheit gut vorstellen. Allein schon die Reaktionen auf das Unwetter waren authentisch. Erfreulich ist das Namensregister in der vorderen Umschlagseite, so bewahrt man den Überblick.
Alles in allem bin ich begeistert von diesem Buch und werde es sehr gern weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Cosy Crime au Périgord

Kalte Blüten
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Dies ist der zweite Kriminalroman um die sympathische Kommissarin Marie Mercier, die nach ihrem Sabbatjahr nun endgültig Paris verlassen hat, um im Périgord zu arbeiten, wo sie den Hof ihrer Großmutter ...

Dies ist der zweite Kriminalroman um die sympathische Kommissarin Marie Mercier, die nach ihrem Sabbatjahr nun endgültig Paris verlassen hat, um im Périgord zu arbeiten, wo sie den Hof ihrer Großmutter renoviert hat und wo auch ihr Herz wohnt. Sie leitet nun das Kommissariat der Region.
Bei Bauarbeiten für eine Ölmühle wird ein Skelett freigelegt, sodass die Polizei ermitteln muss. Marie sieht sich jedoch bei den Besitzern des Grundstücks schroffer Abwehr ausgesetzt, als ob irgendetwas verborgen bleiben sollte. Das Grundstück gehört vier Schwestern, den Barthes Schwestern.
Julie Dubois Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Man liest immer weiter, als würde man sonst etwas verpassen. Dabei läuft aber alles sehr gemächlich ab, keine Action-Szenen oder wilde Schießereien. Sehr intensiv ist auch das Lokalkolorit, das die spezielle Atmosphäre dieser französischen Region im Südwesten Frankreichs treffend einfängt.
Die Spannung entwickelt sich langsam, am Anfang für mich sogar zu schleppend, aber sie nimmt stetig zu und hält bis zum Ende an, zwischendurch gibt es noch so einige überraschende Wendungen. Als Leser kann man auch gut miträtseln, wer als Täter in Frage kommt. Das ist für mich immer sehr verlockend und hat mir gut gefallen. Dieses Mal lag ich allerdings lange falsch und wurde in Erstaunen versetzt, denn mit diesem Täter hatte ich nicht gerechnet.
Fast alle Figuren sind sympathisch gezeichnet, so dass man sich dadurch in diesem Dorf heimisch fühlt. Es gibt auch bizarre Charaktere, wie z.B. Rose, eine alte Dame, die immer bestens informiert ist und sich gemäß ihres Namens stets in rosa kleidet. Auch Georges ist ein Ausnahmecharakter, denn man trifft ihn selten ohne seinen besten Freund, das Trüffelschwein Augustine, an. Ihn möchte ich hier besonders hervorheben, denn die Szenen mit ihm bringen den Leser immer wieder zum Schmunzeln.
Es geht auch um kulinarische Genüsse, was mich im Allgemeinen nicht stört. Wenn aber Rezepte mit Gänsestopfleber verherrlicht werden, ist mir das ein Störfaktor, denn man weiß, dass dies mit Tierquälerei einhergeht.
Alles in allem ein gemütliches Krimigeschehen, das den Leser gut unterhält.

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Ein sehr gemächlicher Krimi

Tiefes, dunkles Blau
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Der Arzt einer Kinderwunschklinik, Dr Jansen, wird tot im Zürichsee gefunden, und bald stellt sich heraus, dass er viele Drogen im Körper hatte. Zufällig hat Seepolizistin Rosa kurz zuvor bei diesem Arzt ...

Der Arzt einer Kinderwunschklinik, Dr Jansen, wird tot im Zürichsee gefunden, und bald stellt sich heraus, dass er viele Drogen im Körper hatte. Zufällig hat Seepolizistin Rosa kurz zuvor bei diesem Arzt Eizellen einfrieren lassen. Wer wollte ihn aus dem Weg räumen und warum? Zunächst führt eine Spur zu seiner Noch-Ehefrau, aber es gibt außerdem weitere Spuren, vor allem auch ins Rotlichtmilieu. Skurrilerweise führen alle Verdächtigungen nur zu Frauen, die dem Gynäkologen nach dem Leben getrachtet haben könnten.
Nach dem noch spannenden Prolog, in dem ein Toter in einer Fischreuse gefunden wird, sinkt die Spannungskurve, was verständlicherweise der Einführung des Settings geschuldet ist. Man muss ja erst einmal die Protagonistin, ihr Umfeld und den Handlungsort kennenlernen. Dies erfolgt sehr ausführlich und gut vorstellbar. Spätestens jetzt müsste der Spannungsbogen wieder ansteigen, aber da ist nichts! Die Ermittlungen laufen nebenher, im Mittelpunkt stehen in meinen Augen dagegen ein umfassendes Bild von Zürich und von der Ermittlerin Rosa. Die Geschehnisse plätschern dahin, und besonders die Ausführungen zur Gentechnik und ihrer Gefahren fand ich recht langatmig. Vergebens wartet man auf überraschende Wendungen oder andere krimitypische Stilmittel.
Meine Erwartungen wurden enttäuscht, das Buch konnte mich nicht in seinen Bann ziehen. Trotz des mörderischen Geschehens ordne ich dieses Buch eher dem Genre Roman zu.
Die Protagonistin und Ermittlerin Rosa Zambrano ist sympathisch, lebt naturverbunden und hat viele Hobbys, die in diesem Buch auch intensiv beschrieben werden. Vor allem scheint sie das Kochen und Schlemmen zu lieben, allerlei Rezepthinweise machen Lust aufs Ausprobieren. Die Beschreibung Zürichs ist ebenfalls verlockend, man möchte sich das mal vor Ort ansehen und in den gemütlichen Lokalen einkehren. Aber ich hatte ja einen Krimi lesen wollen.
So hat das Buch mich partiell gut unterhalten, aber es konnte absolut kein Krimi-Feeling aufkommen. Schade!

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