Profilbild von TheCoon

TheCoon

Lesejury Profi
offline

TheCoon ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TheCoon über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2017

Picoult Fans werden nicht enttäuscht sein

Kleine große Schritte
0

Ruth Jefferson ist Hebamme und Säuglingsschwester mit Leib und Seele. Sie liebt ihren Beruf und ist stolz auf alles was sie sich hart erarbeitet hat. Verständlicherweise ist sie bestürzt und wütend, als ...

Ruth Jefferson ist Hebamme und Säuglingsschwester mit Leib und Seele. Sie liebt ihren Beruf und ist stolz auf alles was sie sich hart erarbeitet hat. Verständlicherweise ist sie bestürzt und wütend, als der frisch gebackene Vater Turk Bauer ihr verbietet sich um sein Baby zu kümmern, denn Ruth ist schwarz. Als kurz darauf das Baby nach einem Routineeingriff stirbt, macht er sie dafür verantwortlich. Es kommt zu einem nervenaufreibenden Prozess.

Dieses Buch hat mich sofort an „die Jury“ von John Grisham erinnert, was den Prozess und den Rassenkonflikt angeht.
In vielen Hinsichten haben wir hier aber auch wieder einen typischen Picoult-Roman vor uns. Ein schwieriges Thema, dass genauso vielschichtig wie zwiespältig ist. Erzählt wird die Geschichte sowohl aus der Sicht von Ruth, als auch von Turk Bauer und der Anwältin Kennedy. Die Geschichte aus diesen extrem unterschiedlichen Blickwinkeln zu lesen macht sie sehr komplex und umso interessanter.

In Turks Abschnitten erfahren wir auch viel über seine Vergangenheit, wie er zu seinen extremen Ansichten kam. Auf der eine Seite ist er der brutale und intolerante Nazi, auf der anderen Seite jedoch auch der verzweifelte Ehemann und Vater.

Ruth musste sich alles was sie bis jetzt erreicht hat hart erarbeiten, was zu großen Teilen ihrer Hautfarbe geschuldet ist. Trotzdem versucht sie gutmütig und verständnisvoll gegenüber allen Mitmenschen zu sein. Nach und nach bricht jedoch immer mehr ihre unterdrückte Wut über all die Ungerechtigkeit zu Tage, die sie schon lange in sich trägt.

Kennedy trägt die Rolle, mit der sich der Leser, denke ich, identifizieren soll. Weiß, privelligiert, intelligent und der Meinung kein Rassist zu sein, da sie Turks Ansichten zutiefst ablehnt. Von Ruth wird ihr allerdings immer wieder vor Augen geführt das Rassismus auch unterschwellig existiert und dass die meisten Weißen auf diese Weise schon rassistisch gehandelt haben oder diesen zumindest toleriert zu haben.

Es handelt sich auf jeden Fall wieder um eine spannende Geschichte in der die Details und Persönlichkeiten hervorragend herausgearbeitet werden. Das Ende war mir allerdings etwas zu einfach gestaltet. Ein so komplexes und schwieriges Thema hätte ein originelleres und realistischeres Ende verdient.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Durch und durch lesenswert!

Das Seelenhaus
0

Island 1828, Agnes, eine verurteilte Mörderin, soll ihre letzten Tage im Haus einer isländischen Familie verbringen und dort auf ihre Hinrichtung warten.

Ich fand es allein schon spannend das zum Tode ...

Island 1828, Agnes, eine verurteilte Mörderin, soll ihre letzten Tage im Haus einer isländischen Familie verbringen und dort auf ihre Hinrichtung warten.

Ich fand es allein schon spannend das zum Tode Verurteilte in Island zu dieser Zeit tatsächlich in normalen Haushalten aufgenommen wurde. Agnes Existenz und Verurteilung sind ebenfalls geschichtlich belegt, es handelt sich hier also um eine Geschichte die auf wahren Begebenheiten beruht. Das machte es für mich umso spannender.

Das Leben von Agnes vor ihrer Tat, sowie der Tathergang selbst werden nach und nach aufgedröselt. Obwohl sie eine verurteilte Mörderin ist und auch einige seltsame Seiten an sich hat, ist sie keineswegs eine brutale Verbrecherin. Im Gegenteil wirkt sie durch ihr Verhalten wie eine intelligente junge Frau, der das Schicksal allerdings nur schlechte Karten austeilt. Nach und nach bringt man immer mehr Verständnis für sie auf und schließt sie ins Herz.

Hannah Kents Schreibstil ist dabei klar und schnörkellos, was perfekt zu der düsteren und drückenden Geschichte und dem rauen Leben in Island passt.

Ein durch und durch außergewöhnliches Buch!

Veröffentlicht am 07.12.2017

Ein unglaublich berührende Geschichte

Die Geisha
0

Wir begleiten ein junges Mädchen, dass zusammen mit ihrer Schwester aus ihrem bitterarmen Heimatdorf fortgerissen wird um sich als Geisha ausbilden zu lassen. Das Ganze spielt in Japan kurz vor dem Ausbruch ...

Wir begleiten ein junges Mädchen, dass zusammen mit ihrer Schwester aus ihrem bitterarmen Heimatdorf fortgerissen wird um sich als Geisha ausbilden zu lassen. Das Ganze spielt in Japan kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Wir begleiten Chiyo durch alle Qualen und Schikanen, denen sie auf diesem steinigen Weg ausgesetzt ist. Eine schicksalshafte Begegnung mit einem Fabrik-Direktor gibt ihr dann die Motivation zu einer der bekanntesten Geishas Japans zu werden.

Man hat hier fast den Eindruck als würde man eine Biographie lesen, so tief taucht man in das Leben von Chiyo ein. Sie ist eine sehr zarte Person, die sich nur nach Sicherheit und Zuneigung seht. Doch sie muss sich in der rauen Welt, in die sie hineingestoßen wurde, zurechtfinden und entwickelt einen Kampfgeist um ihr Ziel zu erreichen.

Gleichzeitig tauchen wir tief in die Kultur Japans ein, erfahren wie Geishas gelebt haben und wie sie überhaupt zu Geishas werden. Die Kultur mit ihren Bräuchen und Sitten und wie sich diese durch den zweiten Weltkrieg und die nachgehende Besatzung ändern werden unglaublich spannend erklärt.

Arthur Golden hat einen wundervollen Schreibstil, der sehr berührend und tiefgehend ist. Ich hatte diese 600 Seiten in wenigen Tagen durch, da ich fast schon süchtig nach dieser Geschichte wurde.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Ein Muss!

Beim Leben meiner Schwester
0

Diese Geschichte beschreibt den Alptraum aller Eltern, die eigene Tochter erkrankt im Alter von nur 2 Jahren an Leukämie und ihre Tage scheinen gezählt. Die Eltern entscheiden sich ein zweites Kind, ein ...

Diese Geschichte beschreibt den Alptraum aller Eltern, die eigene Tochter erkrankt im Alter von nur 2 Jahren an Leukämie und ihre Tage scheinen gezählt. Die Eltern entscheiden sich ein zweites Kind, ein sogenanntes „Designer-Baby“, zu bekommen, dass Kates Leben retten soll. Anna wächst als lebensfrohes Mädchen auf und liebt ihre Schwester Kate über alles, trotz der vielen Krankenhausaufenthalte und Schmerzen, die sie über sich ergehen lassen muss. Doch eines Tages beschließt sie einen Anwalt aufzusuchen um sich frühzeitig vor dem Gesetz als Erwachsene erklären zu lassen und das Recht auf ihren Körper einzufordern. Der Grund ist die Niere, die sie ihrer totkranken Schwester spenden soll. Sie hat also die Wahl zwischen einem Leben mit nur einer Niere oder dem sicheren Tod ihrer Schwester.

Wie immer in Jodi Picoults Büchern geht es um schwere und anspruchsvolle Themen. Krebs, das Leid zweier junger Mädchen, ein Kind, das über ihren eigenen Körper bestimmen will. Die Familie stürzt von einem Drama in das nächste und niemand möchte sich auch nur vorstellen in ihrer Haut zu stecken.

Ebenfalls üblich für Jodi Picoult ist es, die Geschichte aus vielen Perspektiven zu erzählen. Anna, ihre Eltern, ihr Bruder, ihr Anwalt und ihre Jugendhilfe kommen zu Wort und werfen unterschiedliche Lichter auf diese tiefgehende Geschichte. Obwohl es hier viele Fronten gibt, kann man sich in jede Person hineinversetzen und versteht die Zwickmühlen in denen sie stecken.

Es ist eine Geschichte die ans Herz geht und sehr berührt. Zu Anfang scheint es, dass das ganze Drama aufgedeckt vor einem liegt, doch es kommt trotzdem zu Wendungen mit denen man nicht rechnen kann.

Veröffentlicht am 03.12.2017

Der Marsianer

Der Marsianer
0

Mark Watney wird beim Abbruch seiner Marsmission verletzt. Die Crew denkt er wäre tot und lässt ihn schweren Herzens zurück. Allerdings kommt er wieder zu sich und muss irgendwie versuchen sein Überleben ...

Mark Watney wird beim Abbruch seiner Marsmission verletzt. Die Crew denkt er wäre tot und lässt ihn schweren Herzens zurück. Allerdings kommt er wieder zu sich und muss irgendwie versuchen sein Überleben zu sicher. Wie er im ersten Satz seines Logbuches ganz richtig feststellt: Er ist total am Arsch!

Marks Logbuch ist quasi sein Tagebuch, er hält alles was er denkt, fühlt und tut darin fest. Alleine auf einem unbewohnten Planeten, unendlich weit von der Erde entfernt, auf der jeder zunächst denkt er wäre tot hat er natürlich eine ganze Menge Emotionen. Angst, Trauer, Wut, Hoffnung und Glück. Und wir dürfen die komplette Bandbreite hautnah miterleben. Wäre das alles wirklich passiert, könnte Marks Erfahrungsbericht über dieses Ereignis nicht mitreisender sein.

Mark erklärt alles was er tut, und das hat natürlich eine ganze Menge mit Wissenschaft zu tun. Er muss komplexe Geräte reparieren, Pflanzen anbauen, Wasser und Sauerstoff gewinnen und den Mars erforschen um überhaupt den Hauch einer Chance zu haben. Auf der Erde rauchen den NASA Wissenschaftlern natürlich auch ordentlich die Köpfe. Ich kann nicht beurteilen ob all die verrückten Dinge die getan und erfunden werden tatsächlich in der Realität so funktionieren würden (ich schätze mal eher nicht) aber es wird doch alles so erklärt, dass es nicht komplett an den Haaren herbeigezogen rüberkommt. Kein Problem wird auf magische Art und Weise gelöst, sondern aufgedröselt und schlüssig Stück für Stück abgearbeitet.

Trotz seiner Lage ist Mark ein unglaublich interessanter und lustiger Mensch. Es gab einige Momente, in denen ich beim lesen wirklich lachen musste. Und das ist natürlich eine schöne Abwechslung zu seinen Marserkundungen und Forschungen.

Was kommt als nächstes? Wie geht es weiter? Wann bahnt sich die nächste Katastrophe an und wie will er sich dieses Mal daraus retten? Ich konnte dieses Buch kaum aus der Hand legen, man will einfach mehr, mehr, mehr…

Diese Geschichte hat einfach alles was man sich wünschen kann. Durch den tagebuchartigen Stil wird man richtig mitgerissen und fiebert die ganze Zeit mit. Vielen Dank Andy Weir für die wundervollen Lesestunden, die ich durch dieses Buch hatte.