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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2021

Kaum Lesefluss und Emotionen durch fehlende Hintergrundinformationen und sehr abgehackten Sprachstil im klischeehaften Setting.

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Dieses Buch geisterte schon eine Weile in den sozialen Netzwerken rum und erweckte deswegen auch mein Interesse. Als ich es dann auch auf Netgalley fand, habe ich es kurzerhand angefragt und durfte es ...

Dieses Buch geisterte schon eine Weile in den sozialen Netzwerken rum und erweckte deswegen auch mein Interesse. Als ich es dann auch auf Netgalley fand, habe ich es kurzerhand angefragt und durfte es nun freudigerweise lesen. Ein herzliches Dankeschön an den DRAGONFLY Verlag für das Vertrauen! Die Autorin Stefanie Neeb ist mir noch nicht bekannt, umso gespannter war ich nun auf diesen Titel. Es ist der erste Band einer Dilogie.

Coverbild
Das gesamte Bild ist in sehr dunklen Farben gehalten. Dunkelblaue geschwungene Ornamente verschlingen sich ineinander. Darüber ist in großen Lettern der Titel in jeweils zwei Buchstaben in drei Zeilen großflächig verteilt. Es ist mystisch, dunkel, erinnert zwar eher an ein Dark Romance, ist es aber (zumindest in diesem Teil) nicht. Mir gefällt es sehr gut.

Handlung
In Xenias Nachbarschaft zieht eine Gruppe junger Menschen, die nicht nur sehr seltsam sind, sondern auch noch gesammelt in ihrer Schule als neue Schüler auftauchen und dort einiges durcheinander bringen. Das Merkwürdigste ist aber, dass wenn Xenia diese Personen berührt, keine Geräusche hört. Denn das ist ihre Gabe. Sobald sie jemanden berührt, hört sie bei jedem unterschiedliche Geräusche. Gerade Jael zieht ihr Interesse magisch an, da er so ruhig wie eine Kathedrale ist. Aber Jael und seine Mitbewohner müssen ihren Mitmenschen die Liebe klauen, und dabei dürfen sie sich selber keine Gefühle leisten. Nach einer Einweihungsparty in dieser seltsamen WG überschlagen sich die Ereignisse und Jael kommt ins Straucheln, da er Xenia nicht in Gefahr bringen möchte, aber gerade ihre Gefühle würden ihn bei seiner Mission weiter bringen.

Buchlayout / eBook
Die Gestaltung des eBooks ist sehr schlicht. Die 421 Seiten werden in 83 - wenn ich mich jetzt nicht verzählt habe - recht kurze Kapitel und einem Prolog aufgeteilt und nur mit dem Namen der Person betitelt, aus dessen Sicht der Abschnitt handelt. Ansonsten bleibt es ohne weitere Ausführungen oder Anhänge.

Idee / Plot
Leider kann ich zu der gesamten Idee noch nicht wirklich viel sagen, da es in diesem ersten Band noch nicht vollständig zur Aufklärung des Ganzen gekommen ist, man bekommt nur ansatzweise eine Ahnung. Aber der Ansatz ist recht interessant: Was passiert, wenn jemand seiner Liebe beraubt wird? Das kann die Liebe zu seinem Kind, oder die romantische Liebe sein, aber auch die freundschaftliche und jede weitere Facette von Liebe. Und was passiert, wenn man sich in eine Person verliebt, der man eigentlich die Liebe stehlen soll? Warum allerdings der PARTEM diese Liebe sammelt, und warum die WG Mitbewohner ihre Mitmenschen anscheinend nicht freiwillig entleeren, und welche Rolle die Immuniten - zu der Xenia angehört - dabei spielen, bleibt noch absolut unklar. Genauso, was mit den Personen passiert, denen man die Liebe beraubt hat. Das wird total unter den Tisch gekehrt. Ist diese Liebe für immer verloren? Was passiert dann mit der Menschheit, wenn ein Großteil keine Liebe mehr empfinden kann? Oder können sie die Liebe wieder neu erlernen?

Emotionen / Protagonisten
Es gibt vier Protagonisten, die jeweils zu einem romantischen Paar zusammengehören: Jael und Xenia, Chrystal und Felix.

Chrystal und Jael sind Bewohner der WG, dabei ist Jael der Anführer der Truppe und hat das meiste Sagen, und spielt seine Macht auch gerne aus. Chrystal hingegen hat wohl einen geheimen Auftrag innerhalb der WG der Entleerer zu erledigen und muss Jael das ein oder andere Mal hintergehen.

Xenia und Felix haben keine romantische Gefühle zueinander, ihre Beziehung ist eher geschwisterlicher Natur. Vor allem, da Xenias Mutter psychisch sehr labil ist und Xenia kaum Gefühle entgegenbringen kann, ist Felix für sie immer zur Stelle und der emotionale Halt.

Plötzlich tritt in Xenias Leben aber dieser unverschämte Jael, der ihr anfangs aus dem Weg geht. Und trotzdem ziehen sich beide magisch durch eine höhere Kraft an. Und klar, allen Versuchen zum Trotz, sich von ihr fern zu halten, werden seine Gefühle ihr gegenüber nur mehr angefacht. Und obwohl sich Jael ihr gegenüber oft echt scheiße verhält, entwickelt sie auch Gefühle für ihn. Leider kann ich das nicht so ganz nachvollziehen, zumal die Anziehung nicht aus natürlichem Ursprung kommt, sondern wohl eine höhere, magische Macht dahinter steckt.

Bei Chrystal und Felix finde ich die Entwicklung natürlicher und kann ich besser nachvollziehen, was mir deswegen auch besser gefällt.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Die Handlung baut sich über das Buch eher sanft auf. Durch den ständigen Perspektivenwechsel haben wir auch mehrere Handlungsstränge, vor allem die beiden Liebesgeschichten zwischen Jael und Xenia, und Felix und Chrystal. Daneben gibt es aber auch den Handlungsstrang zwischen den Sammlern, die die Liebe einsammeln, und dem PARTEM, oder auch der Konflikt zwischen Mutter und Xenia.

Für mich wirkt deswegen alles wie ein Flickenteppich und kann bei mir kaum Spannung oder Emotionen erzeugen, zumal die Autorin sich mit Hintergrundinformationen bis zum Schluß sehr zurückhält und für mich lange alles sehr verwirrend war. Wir erfahren zwar, dass der PARTEM Gefühle, insbesondere Liebe sammelt und eine Untergrundorganisation sind, die auch vor Mord nicht abschrecken. Aber wofür diese Organisation diese Gefühle benötigt, und warum die Jugendlichen zu Entleerer ausgebildet wurden, bleibt immer noch ein absolutes Geheimnis.

Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Pärchen entwickelt sich sehr sanft, was ich im Grunde ganz gut finde, vor allem bei Felix und Chrystal gefällt mir der Aufbau und die Entwicklung sehr gut. Bei Jael und Xenia ist mir das zu ambivalent und unrealistisch. Der Mutter-Tochter-Konflikt wird gar nicht weiter ausgebaut, obwohl hier die Autorin ein paar Andeutungen macht.

Es gibt für mich aber keine wirklichen Spannungshöhepunkte oder interessante Plottwists. Auch das Ende ist einfach plötzlich da, ohne Cliffhanger oder Showdown. Das Buch endet einfach. Das spannendste am Buch war tatsächlich der Prolog, der einen richtig gebannt in die Geschichte einsteigen ließ, der aber im gesamten Buch nicht mehr aufgetaucht ist.

Szenerie / Setting
Wir sind irgendwo in irgendeiner Großstadt. Vom Gefühl her hätte ich gesagt Deutschland. Vielleicht Hamburg? Aber richtig klar wird es nie benannt. Ansonsten könnte man das Setting auch als typischen London-Highschool-Romantasy bezeichnen. Eine Highschool-Schülerin trifft auf einen mysteriösen absoluten bad-boy der sie magisch anzieht, er sie aber einfach scheiße behandelt. Der Grund bleibt ihr verborgen und sie weiß auch nicht, dass sie eine besondere Gabe besitzt und einer Personengruppe angehört, die der größte Feind der Gemeinschaft ist, der der junge Mann angehört. Und wahrscheinlich liegt die Wahrheit genau darin, dass nur sie beide gemeinsam die Welt retten können, weil sie wie auf magische Weise zusammengehören. Leider schon zu oft gelesen.

Sprache / Schreibstil
Sprachlich hatte ich auch immer wieder meine Probleme mit der Geschichte. Stefanie Neeb benutzt die Multiperspektive als personaler Erzähler im Präteritum. Dabei hat sie einen extrem abgehackten Sprachstil, die Sätze sind oft sehr kurz und werden aneinandergereiht. Gedanken werden oft nur in Einwortsätzen formuliert. Das beeinträchtigt meinen Lesefluss total und hat mich zeitweise auch genervt. Vor allem konnte ich dadurch auch wenig Zugang zu den Protagonisten aufbauen, und kaum die Emotionen nachempfinden, da es auf mich doch ziemlich distanziert wirkt.

FAZIT
Leider für mich nicht so sehr überzeugend, weil mir doch zu viele Hintergrundinformationen fehlen und ich durch den sehr abgehackten Sprachstil kaum Lesefluss und Emotionen aufbauen konnte. Die Idee fand ich super interessant, aber bis zum Ende wird daraus noch ein zu großes Geheimnis gemacht, so dass es mich nicht so wirklich fesseln konnte. Ob ich den zweiten Band noch lesen werde, weiß ich nicht.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

BUCH VERSCHLINGT LESER - Berührend, mitreißend und spannend wie ein Thriller

Der Junge, der das Universum verschlang
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Dieses Buch zog schon mit seinem Cover im Adventskalender von Netgalley meine Aufmerksamkeit voll auf sich. Da ich in letzter Zeit nur fast ausschließlich Romance oder Romantasy lese, wollte ich gerne ...

Dieses Buch zog schon mit seinem Cover im Adventskalender von Netgalley meine Aufmerksamkeit voll auf sich. Da ich in letzter Zeit nur fast ausschließlich Romance oder Romantasy lese, wollte ich gerne mal wieder das Genre wechseln. Der australische Journalist Trent Dalton debütiert mit diesem Roman sehr erfolgreich und es wurde schon in mehrere Sprachen übersetzt. Mein Dank geht an den HarperCollins Deutschland Verlag und an Netgalley für das Rezensionsexemplar. Gelesen habe ich das Buch bereits im Dezember.

Coverbild
Das Cover ist schrill und bunt, geprägt durch knalliges Magenta bis hin zu Rot- und Blautönen. In der Mitte sitzt ein farbenprächtiger Türkisstaffelschwanz auf einem weißen Punkt, in dem das Zitat “Dein Ende ist ein Blauer Zaunkönig” steht. Jetzt weiß ich nicht, ob ein Türkisstaffelschwanz auch hierzulande Blauer Zaunkönig genannt wird, oder die Übersetzung nicht richtig ist, oder lediglich ein falscher Vogel abgebildet wurde. Der Türkisstaffelschwanz ist ein nur in Australien, vor allem in Queensland - wo sich diese Geschichte abspielt - beheimateter Vogel. In großen serifenlosen Lettern steht der Titel des Buches “Der Junge, der das Universum verschlang”. Leider wurde hier der Originaltitel “Boy Swallows Universe” nicht richtig übernommen. Denn gerade die Tatsache, dass der (Original) Titel nur aus drei Wörtern besteht, ist ein elementarer Bestandteil der ganzen Geschichte und ein sich durch den ganzen Roman ziehendes und wiederkehrendes und vor allem wichtiges Element.

Handlung
Eli Bell lebt mit seinem stummen Bruder August und seiner Mutter Francis bei Lyle, dem neuen Mann der Mutter und Elis Vaterersatz in Darra, einem Vorort von Brisbane in Queensland. In einer sozial schwachen Gegend, in der sich die Eltern mit Drogengeschäften über Wasser halten. Doch sein großes Vorbild und Vaterersatz ist der alternde “Slim”, Arthur Halliday, ein Exknacki, der wegen seinen mehrfachen Ausbruchversuchen zu einem zweifelhaften Ruhm gelangte. Elis großer Traum ist Journalist zu werden, weil er sich viele Details merken kann, auf viele Einzelheiten achtet. Mit dieser Fähigkeit drängt er sich bei den Geschäften seines Stiefvaters mit auf, was der Familie aber zum Verhängnis wird. Seine Mutter landet im Knast und Lyle ist verschwunden. Sein Bruder August und er gehen zurück zum leiblichen Vater, den von Panikattacken und Alkohol verlotterte Robert Bell. Eli kämpft sich weiter und will seinen Traum, Journalist zu werden, nicht aufgeben, vor allem nachdem er die Kriminalreporterin Caitlyn Spies kennen gelernt hat. Aber seine Vergangenheit holt ihn ein und alte Rechnungen wollen beglichen werden.

Buchlayout / eBook
Die Aufmachung des eBooks ist eher schlicht. Die 512 Seiten werden in 23 Kapitel aufgeteilt, die jeweils in mehrere Abschnitte durch ein Sternchen getrennt werden. Die Kapitel werden konsequent nur mit drei Wortsätzen in Versalien betitelt, bei dem der Satz immer mit “JUNGE” beginnt.

Idee / Plot
Trotz Gewalt, Dreck und Drogen lieben Kinder unvoreingenommen ihre Eltern, ihre Vorbilder, ihre Bezugspersonen. Auch wenn ihnen traumatische Erlebnisse zugeführt wurden, die sie unterbewusst in Ersatzbilder überführen müssen, um die seelischen Verletzungen ertragbar zu machen, um den Blick auf das Gute nicht zu verlieren. Der Glaube, dass das Verhalten der Peiniger aus Liebe zu ihnen geschieht ist die treibende Kraft, und wird von den Erwachsenen auch bewusst als Druckmittel eingesetzt.

Emotionen / Protagonisten
Der 11-jährige Eli ist mit seinem ein Jahr älteren Bruder August sehr eng verbunden. Beide wachsen in einer abgewrackten Umgebung mit einer ambivalenten Beziehung zum gewalttätigen Stiefvater auf. Aber in Elis kindlichen Unvoreingenommenheit und Naivität schaut er zu seinen Vorbildern auf, sucht in jedem Menschen das Gute und empfindet trotz alledem Liebe für seine Eltern. Mit seiner überbordenden Fantasie überlebt er den unterschwelligen Psychoterror nicht nur seines Ziehvaters sondern verdrängt damit auch seine traumatischen Erlebnisse aus seiner Kindheit. Genauso wie sein Bruder Gus, der beschlossen hat nicht mehr zu reden. Dieser nutzt autistische Verhaltensweisen, um sich von seinen traumatischen Erlebnissen abzuschotten.

Die Suche nach dem Guten in den Menschen, und der Überzeugung, dass auch schlechte Menschen Gutes in sich tragen, bzw. die Frage, wann der Punkt erreicht ist, bei dem ein guter Mensch böses tut, treibt den Jungen an weiter zu machen, selber Gutes zu tun.

Mich hat Elis Verwundbarkeit aber auch Stärke sehr beeindruckt. Seine anfängliche Situation tut einem als Eltern weh, die Gewalt, ob körperlich aber vor allem auch psychisch, die er erleiden musste, haben mich sehr bedrückt. Er erkennt, dass seine Fantasie sein Schutzschild ist und er trotzdem unbeirrt seinen Weg geht. Er beginnt sich abzunabeln, ohne abzustumpfen und verzweifelt nicht an seiner Situation, sondern schöpft immer neue Kraft daraus.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Am Anfang hatte ich Probleme in die Geschichte zu kommen. Das lag an den verworrenen Gedanken und Ausschnitten, die zunächst sehr zusammenhanglos erscheinen. Aber relativ bald kommt man in das Geschehen rein und beginnt den Faden aufzunehmen. Man durchlebt mit Eli seine Höhen und Tiefen. Die Geschichte nimmt immer mehr Fahrt auf, sei es emotional aber auch spannungstechnisch. Durch geschickte Rückblenden über das gesamte Buch hinweg puzzeln sich die einzelnen Handlungsstränge zusammen. Am Ende wird es sehr packend und gipfelt in einem Thriller ähnlichen Showdown.

Szenerie / Setting
Australien in den 80ern. Ich bin wahrscheinlich im ähnlichen Alter wie der Autor, und habe die Zeit gut vor Augen. Keine moderne Technik, das einzige Unterhaltungsmittel waren damals nur 3 Fernsehprogramme. Trostlosigkeit wird in Alkohol ertränkt. Ein perfektes Setting für diese Geschichte.

Sprache / Schreibstil
Trent Dalton benutzt einen sehr facettenreichen Stil. Streckenweise reihen sich elendig lange Schachtelsätze aneinander, die aber die verstrickten Gedankengänge des Jungen widerspiegeln. Daneben denkt Eli dann auch in Sätzen mit wenigen Worten, bis hin zu nur noch 3 Worten, bei denen er oft den Gedanken wiederholt, um ihn sich selber zu verdeutlichen. Es ist auch das wiederkehrende Element der Reduktion auf das Wesentliche, die Zusammenfassung eines Inhalts auf nur 3 Worte.

Die gesamte Geschichte erleben wir aus Elis Perspektive als Erzähler. Der Haupthandlungsstrang wird im Präsens dargestellt, die Rückblenden im Präteritum.

FAZIT
Ein in sich absolut gelungener, emotionaler aber auch spannender Roman, der einen berührt und mitreißt. Anfänglich hatte ich etwas Schwierigkeiten den Hauptfaden aufzunehmen, war aber dann von der gesamten Entwicklung ziemlich gefesselt.

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Stark berührende Schicksale in einer sehr emotional spannend aufgebauten Geschichte

Alle Farben des Regens
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Jessica Winter ist eine der Autorinnen, von der ich blind ein Buch lese, ohne den Klappentext vorher zu lesen, ich weiß einfach, dass Sie genau meinen Geschmack trifft und immer wunderschöne aber auch ...

Jessica Winter ist eine der Autorinnen, von der ich blind ein Buch lese, ohne den Klappentext vorher zu lesen, ich weiß einfach, dass Sie genau meinen Geschmack trifft und immer wunderschöne aber auch tiefgründige und ergreifende Drama-Romances schreibt. Als ich das neue Buch auf Netgalley gefunden habe, habe ich es gleich angefragt.

Coverbild
Das Cover ist für Jessica Winter typisch. Ein Pärchen umarmt sich und drumherum ist ein bunter Filter gelegt. Der Buchtitel ist in einer Handschrift im unteren Drittel gesetzt. Das Cover haut mich jetzt nicht vom Hocker, aber das ist mir bei Jessicas Büchern eh egal! Aber es passt zum Genre und es hat tatsächlich einen Wiedererkennungswert als ein Buch von Jessica Winter.

Handlung
Kasey und Arya kennen sich von Klein auf, bis plötzlich Kasey verschwindet und Arya ohne Erklärung verlassen hat, genauso wie ihr Vater vorher. Jahre später taucht Kasey wieder in ihrem alten Viertel auf und hat das alte Haus gekauft, in dem Arya mit ihrer Familie gelebt hat und dem sehr viele Erinnerungen mit ihrem Vater und mit Kasey anhaften.

Aber Kasey ist mit seinen zwei kleinen Kindern alleine, seine Frau ist plötzlich verstorben und er muss sich alleine durchschlagen und ist mehr als überfordert damit. Nicht nur, dass Kasey plötzlich in ihrem alten Haus lebt, sie ist auch die Vorschullehrerin seiner 4 jährigen Tochter, die vom Tod ihrer Mutter sehr traumatisiert ist.

Buchlayout / Haptik
Das Buchlayout ist schlicht aber passend. Die 316 Seiten werden in 33 Kapitel und einem Epilog aufgeteilt. Jedes Kapitel wird mit “Kapitel” und der Nummer, und dem Namen der Perspektive eingeleitet. Rückblenden erhalten noch den zeitlichen Sprung zurück als Zusatz. Ansonsten bleibt es insgesamt schmucklos.

Idee / Plot
Häusliche Gewalt kann zum einen physisch aber auch psychisch durchgeführt werden. Beide Protagonisten erleben eine traumatische Kindheit, jeder auf seine Weise. Und das Einzige, was sie hält ist die Liebe und Zuneigung des anderen. Da sie ja beide die tiefsten Geheimnisse des anderen kennen und wissen, wie der andere denkt und fühlt. Aber diese tiefe Verbundenheit erhält ein jähes Ende, in dem Kasey sang und klanglos verschwindet, ohne Ari eine Begründung zu geben. Und beide leben ein Leben mit Schuldgefühlen und verrennen sich in Beziehungen, die sie nicht erfüllen.

Das Aufarbeiten der Geschichte ist für beide Protas natürlich sehr schwer, aber Jessica Winter hat hier eine sehr schöne Geschichte um Kasey und Ari geflochten, die mich sehr berührt hat.

“Auch wenn sie älter und reifer klingt als damals. Sie ist mein Donner. Tief in mir drin ahnte ich, dass dieser Moment irgendwann kommen würde.”

Jessica Winter “Alle Farben des Regens”, Pos. 456 (kindle Edition © 2021 Jessica Winter in Selbstpublikation über Tinte & Feder)

Emotionen / Protagonisten
Arya hat große Verlustängste und lebt eine Beziehung mit Peter, in der sie sehr viel zurück steckt, nur aus Angst, er könnte sie verlassen. Sie fühlt sich minderwertig und hat die Verluste, die si in ihrem Leben schon erleben musste, nicht verarbeitet. Ich kann ihr gut nachvollziehen und verstehen, wie sie sich fühlt. Dass dann das Auftauchen von Kasey, sie sehr durcheinander bringt, ist verständlich. Und eigentlich sollte sie böse auf ihn sein, aber sie merkt, in welcher schlimmen Lage Kasey ist. Gerade die Trauerbewältigung seiner kleinen Tochter geht ihr ans Herz, da sie ja auch ihre Vorschullehrerin ist. Sie beginnt sich um die kleine Familie ein bisschen zu kümmern und empfängt wieder mehr Beachtung und Wertschätzung. Ich finde es so toll, wie sie daraus die Kraft schöpft, Peter die Stirn zu bieten!

Kaseys Schicksal ging mir wirklich sehr nahe. Auch er ist durch seine Kindheitserfahrungen nicht fähig Liebe zu empfinden und weiter zu geben. Hinzu kommt vor allem auch noch die unendliche Angst davor, genauso wie sein Erzeuger zu werden, der auch keine Minute auslässt, seinen Sohn in die psychische Spirale zu ziehen. Kasey ist alleine mit seinen zwei Kindern, die Tochter traumatisiert, und der 6 Monate alte Sohn ein Schreikind. Aber ich finde ihn so toll und mein Herz schnürt sich zu, wenn ich daran denke, dass er es seinen Kindern so schön wie möglich machen möchte - und natürlich dabei keine Hilfe annehmen kann. Aber auch er muss lernen, mit der Situation zurecht zu kommen, und das tut er, in dem er begreift was schief gelaufen ist und sehr stark reflektiert.

“»Stärke bedeutet nicht, andere niederzumachen, zu schlagen, um sich physisch überlegen zu fühlen. Stärke bedeutet, seine Fehler zu erkennen, aufzustehen und es beim nächsten Mal anders zu machen. [..]”

Jessica Winter “Alle Farben des Regens”, Pos. 3714 (kindle Edition © 2021 Jessica Winter in Selbstpublikation über Tinte & Feder)

Mich hat die ganze Geschichte der Beiden sehr stark berührt.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Jessica Winter baut die Handlung diesmal, durch den Perspektivenwechsel und die Rückblicke, ebenfalls auch in wechselnden Perspektiven, sehr geschickt auf und kreiert so auch immer wieder kleine Cliffhanger. Auch werden einige Hintergrundinformationen, die man sich zwar schon denken kann, nur tröpfchenweise ausgegeben, so dass sich das Puzzle langsam zusammenfügt und die emotionale Spannung schön über das gesamte Buch aufrecht gehalten. Trotzdem bleibt die Geschichte in einem Fluss und man spürt und fühlt mit den Protagonisten wunderbar mit.

“Sie hat mein Leben mehr als einmal gerettet, in mehr als einer Hinsicht, bevor ich der Geschichte zwischen uns ein abruptes Ende bereitet habe. Denn der Tag, bevor ich sie verlassen musste, war der Tag, an dem mein größter Albtraum Realität wurde.”

Jessica Winter “Alle Farben des Regens”, Pos. 496 (kindle Edition © 2021 Jessica Winter in Selbstpublikation über Tinte & Feder)



Szenerie / Setting
Jessicas Geschichten spielen oft in sozialen Brennpunkten, wie auch hier. Aber hier ist es eher das, was sich hinter der versteckten Fassade von “gut bürgerlichen” Häusern abspielt. Ich liebe Jessicas sozialkritischen Unterton: Die Vorschullehrerin, die immer einen Pausensnack für die Kinder dabei hat, weil die Eltern entweder kein Geld haben, oder sich schlichtweg nicht dafür interessieren und damit quasi zur Ersatzmutter vieler Kinder wird. Aber auch die Gewaltbereitschaft, sei es physisch gegen Kind und Partner, oder auch psychisch, ist oft ein präsentes Thema bei Jessica. Mir hat das Setting gut gefallen, Amerika das Land der Gegensätze und mit schlechter sozialer Absicherung ist für solche Geschichten prädestiniert.

“Letztlich zucke ich mit den Schultern. »Weil man keine Veränderung erwarten kann, wenn man nicht bereit ist, selbst etwas dazu beizutragen. Obwohl mir manche Geschichten das Herz rausreißen, habe ich das Gefühl, dass das genau deshalb der richtige Platz für mich ist.”

Jessica Winter “Alle Farben des Regens”, Pos. 2427 (kindle Edition © 2021 Jessica Winter in Selbstpublikation über Tinte & Feder)


Sprache / Schreibstil
Wie bei allen Geschichten von Jessica liebe ich ihren Sprachstil. Direkt und eingängig und authentisch. Ihre Texte gehen mir immer tief unter die Haut, ohne zu beschönigen oder zu verfälschen. Die Geschichte wird aus der Multiperspektive abwechselnd von Arya und Kasey aus der Gegenwart und in der Vergangenheit im Präsens erzählt.

FAZIT
Mal wieder ein Buch, welches mich total berührt hat und die Schickslae der Protagonisten mir sehr unter die Haut gegangen ist. Gerade der sehr interessante Handlungsaufbau mit den wechselnden Perspektiven und Rückblenden fand ich extrem gelungen und konnte mich das ganze Buch über sehr fesseln. Absolut empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 25.05.2021

Schön berührende Drama-Romance in einer sprachgewaltigen Umsetzung

What if we Drown
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Diese Reihe hatte ich nun in letzter Zeit schon öfter in den Social Medien gesehen, und als mir meine Buchseelenschwestern es auch empfohlen haben, da habe ich es kurzerhand auf meinen kindle geladen. ...

Diese Reihe hatte ich nun in letzter Zeit schon öfter in den Social Medien gesehen, und als mir meine Buchseelenschwestern es auch empfohlen haben, da habe ich es kurzerhand auf meinen kindle geladen. Sarah Sprinz kenne ich noch nicht, die What-If-Reihe ist ihr zweites Reihenprojekt, erschienen bei LYX (BasteiLübbe). Unter dem Pseudonym Sarah Heine hat die Autorin bereits bei mtb (HarperCollins) veröffentlicht.

Coverbild
Auf einem taubengrauen unregelmäßigen Hintergrund steht großflächig der kupferfarbene Buchtitel in einer Serife, das Wort “if” ist in einer Handschrift dargestellt. Ein bisschen ist es ein typisches LYX Cover, aber es gefällt mir ganz gut. Aber die LYX-Cover gleichen sich in großen Teilen doch oft sehr, da fehlt mir dann das Besondere, was diesen Roman ausmachen könnte.

Handlung
Die junge Studentin Laurie zieht von Toronto nach Vancouver, um dort das Medizinstudium anzufangen. Es ist eine Flucht von ihrem erdrückenden Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Halbbruders Austin, der durch einen tragischen Unfall in seinen Einführungswochen als Medizinstudent in Toronto ums Leben gekommen ist. Ihr Start in Vancouver ist bilderbuchhaft und sie findet sofort Freunde. Vor allem der sportliche und sympathische Sam schleicht sich in ihr Herz. Aber Sam hat ein Geheimnis und als ihr plötzlich klar wird, welche große Last Sam mit sich trägt, gerät sie in eine Gefühlszwickmühle. Und eine Lüge, die Sie nicht aus dem Weg räumen kann, lastet schwer auf ihren Schulten.

Buchlayout / eBook
Das eBook ist recht schlicht layoutet. Die Kapitel werden lediglich mit der Kapitelnummer und “Kapitel” abgesetzt. Die gut 400 Seiten werden durch 40 längere Kapitel und 6 Zwischenschübe aufgeteilt. Ansonsten bleibt es schmucklos.

Idee / Plot
Es gibt immer 2 Seiten einer Medaille, 2 Versionen und Sichten auf Geschehnisse. Das Gefährliche ist, wenn man sich nur auf die eine eigene Wahrheit versteift und andere Wahrheiten nicht zulassen möchte. In dieser Geschichte muss Laurie lernen, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt und diese auch weh tun können. Und jeder seine eigene Sicht auf Dinge oder Ereignisse hat. Und jeder seinen eigenen Antrieb hat, warum er etwas macht oder nicht macht. Es ist eine sehr schöne Idee, die der Leserschaft vor Augen führt, dass jeder im Leben Entscheidungen trifft, die er später bereut, von denen er aber die Auswirkungen zunächst nicht einschätzen konnte. Aber in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu ersticken nicht der richtige Weg ist um es zu verarbeiten.

Emotionen / Protagonisten
Laurie war mir anfangs zu sehr deprimiert und in ihrem Verlust um ihren Bruder und ihre Schuldgefühle wegen seinem Tod zu sehr gefangen. Aber ich verstehe, warum die Autorin dies am Anfang etwas überzeichnen musste, um den Zwiespalt, in dem sich die Protagonistin befindet, deutlich hervorheben zu können.

Sie beginnt sich in Sam zu verlieben, drängt sich selber damit aber in eine Zwickmühle. Nicht nur Sam hat ein Geheimnis, auch Sie war ihm gegenüber nicht ganz ehrlich und die Gewissensbisse sind ihr förmlich nachzuspüren. Ja, sie macht vieles schlimmer und ich bin nicht mit allen ihren Handlungen einverstanden. Aber ich finde es super, dass die Autorin hier bewusst keinen “Engel” als Protagonisten geschaffen hat, sondern einen Menschen, der auch Fehler macht.

“Ich presste die Worte so schnell hervor, dass er mich unmöglich verstanden haben konnte. Die Lüge war heraus, bevor ich es realisierte. Sie hinterließ eine brennende Spur auf meinen Lippen. Noch nie hatte sich etwas so schrecklich angefühlt. Ich verleugnete Austin.”

Sarah Sprinz “What if we Drown (What-if-Reihe 1)” S.196-197. (©2020 LYX.digital, Kindle-Version)

Sam ist ein unheimlich sympathischer und hilfsbereiter junger Mann, der im letzten Jahr seines Medizinstudiums ist. Er öffnet sich Laurie gegenüber sehr schnell und macht sich ihr gegenüber verletzlich, bekundet damit aber seine tieferen Gefühle ihr gegenüber. Selbst seine besten Freunde wissen nichts von seinem Geheimnis, denn er steckt voller Zerwürfnisse und Schuldgefühle, die sehr schön im Laufe der Geschichte deutlich hervorkommen. Und Sam tut mir tatsächlich wirklich richtig leid!

“»Es ist so scheißegal, wie viel ich tue, wie sehr ich versuche, das wiedergutzumachen. Es wird nie mehr gut, es wird für immer da sein, es wird …«
»Hör auf damit, hör auf! Jemanden zu verlieren ist furchtbar. Aber sein ganzes Leben Schuldgefühle zu haben, das bringt ihn auch nicht mehr zurück.«”

Sarah Sprinz “What if we Drown (What-if-Reihe 1)” S.225. (©2020 LYX.digital, Kindle-Version)

Ich fand die Entwicklung beider Charaktere und als Paar wunderschön und hat mir insgesamt gut gefallen. Auch die intimen Szenen fand ich super passend.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Einstieg ist flüssig und ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Der Aufbau ist eher sanftl. Es wird schnell klar, welche Rolle Sam in Lauries Leben schon gespielt hat und noch spielen wird, kann aber ihr Gefühlschaos ihm gegenüber sehr gut verstehen. Wobei die Autorin zunächst sehr geschickt mit den Details zurückhält, und die Puzzleteile sich dann bis zu ca nach dem ersten Drittel langsam zusammen fügen. Lauries Lüge wird dann immer mehr zu einem heißen Eisen und durch einige Vorfälle und Umstände kann sie Sam nicht die Wahrheit sagen. Das deutet natürlich schon recht früh auf ein dramatisches Ende, welches dann auch - wie erwartet - kommt, aber für mich absolut stimmig ist. Gott sei Dank hinterlässt uns die Autorin nicht mit einem fiesen Cliffhanger, sondern hält uns ein Happy End bereit, das mir aber dann zu hoppladihopp kommt. Hier hätte ich mir noch mehr Drama gewünscht. Trotzdem habe ich am Schluß mich sehr gefreut und war auch wirklich ergriffen.

Szenerie / Setting
Das Uni-Setting passt natürlich sehr gut zu dieser Geschichte und einem New Adult Roman. Es sind junge Erwachsene, die das Leben auskosten wollen. Das Studentenleben ist nicht immer einfach, und so ist es verständlich, dass die Studierenden auch gerne mal über die Stränge schlagen, um einfach mal die Sau raus zu lassen. Dass das auch nach hinten losgehen kann, zeigt uns hier die Autorin sehr deutlich und eindrucksvoll. Mir hat das kanadische Setting gut gefallen, obwohl ich nicht sehr viel davon mitbekommen habe.

Sprache / Schreibstil
Sarah Sprinz eine einen wirklich tollen Sprachstil, der mich von anfang an super begeistert hat! Sie ist wortgewandt und kann mir die Gefühle sehr schön bildhaft vermitteln. Wir erleben Lauries Geschicht aus ihrer Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum.

FAZIT
Auch wenn ich mit der Protagonistin nicht immer einverstanden war, war die Geschichte insgesamt sehr berührend und ergreifend und hat mir super gut gefallen. Gerade der sehr schön flüssige und tolle Sprachstil von Sarah Sprinz hat mich sehr überzeugt!

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Spannende Grundidee aber insgesamt noch sehr holprig in der Umsetzung

Ardantica
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Eine meiner lieben Buchseelenschwestern hat mir den Debütroman der Autorin Carolin A. Steinert “Ardantica - Der Obsidian” empfohlen, und so habe ich ihn kurzerhand als eBook gekauft.

Coverbild
In der ...

Eine meiner lieben Buchseelenschwestern hat mir den Debütroman der Autorin Carolin A. Steinert “Ardantica - Der Obsidian” empfohlen, und so habe ich ihn kurzerhand als eBook gekauft.

Coverbild
In der oberen Hälfte sieht man ein in monochrom rot gehaltenes weibliches Profil, welches einen direkt anblickt. In die Haarpartie sind Baumstämme eines Waldes ineinandergeblendet, darunter sieht man einen Panther. In der Mitte steht der Buchtitel in einer Antiqua, die durch Effekte plastisch dargestellt wird. Ebenfalls der Untertitel und der Autorenname. Das Cover ist zwar interessant gestaltet, gefällt mir aber nicht so wirklich gut. Es ist handwerklich nicht ganz sauber ausgearbeitet, und vor allem gefällt mir die plastisch wirkende Schrift gar nicht. Die Buchdesignerin Casandra Krammer ist mir bisher noch nicht bekannt.

Handlung
Die junge Studentin Leyla stolpert in der Uni aus Versehen durch einen Riss in der Menschenwelt in die magische Parallelwelt Naurénya. Aber das Universitätsgebäude und Gelände, in der sie hineingestolpert, ist komplett in schwarzen Stein verwandelt. Dort begegnet sie dem Gestaltwandler Pan, der mit ihr gemeinsam den unheimlichen Ort verläßt, um Aston von Reiken und seinen Sohn Theodor zu besuchen, die letzten Überlebenden am Rande der in Obsidian verwandelten Gegend. Gemeinsam mit Theodor und Leylas besten Kumpel Majik gehen die beiden auf die Suche nach dem Bösewicht, der die Welt in Obsidian verwandeln kann. Denn beide Welten beginnen zusammen zu brechen, wenn sie es nicht schaffen, die magische Verwandlung rückgängig zu machen.

Buchlayout / eBook
Das eBook ist sehr schlicht gehalten. Die 333 Seiten werden in 15 Kapitel, Prolog und Epilog aufgeteilt. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, ansonsten bleibt es ohne weitere Ausstattung oder Verzierung.

Idee / Plot
Ganz klar, es ist ein typisches Urban-Fantasy. Es wird schnell klar, dass Leyla eine besondere Kraft hat - von der sie noch nichts weiß - da nur sie in beide Welten gehen kann. Und wahrscheinlich ist dann sie diejenige, die beide Welten noch retten kann. Leider haut mich so ein Plot nicht mehr so wirklich vom Hocker. Da muss die Umsetzung schon wirklich perfekt sein. Ob Leyla wirklich die Eine ist, ist am Ende des Buches aber auch noch nicht ganz klar. Ansonsten vermisse ich so ein bisschen den roten Faden.

Emotionen / Protagonisten
Ich bin mit Leyla nicht so warm geworden. Das liegt vor allem daran, dass vieles auf mich sehr hölzern wirkt, ich kaum wirklich inneren Monolog und Reflexion von ihr miterlebe und nicht mitempfinden kann, was sie denkt und fühlt. Sie wirkt dadurch auf mich teilweise sehr naiv und unreflektiert. Mir fehlen da unheimlich viele Zwischentöne und Gedanken, um das Drumherum einfach besser zu verstehen. Leyla weiß plötzlich Sachen, die vorher nicht erwähnt wurden.

Bei den weiteren Protagonisten muss ich sagen, komme ich ebenfalls nicht so klar. Außer Pan, den ich sehr witzig finde und für mich der interessanteste Charakter darstellt, bleiben alle anderen für mich sehr blass. Die Dialoge sind doch oft holprig für mich, so dass ich kaum mehr Einblick in die Gefühlswelt der anderen Figuren bekommen kann. Theo wirkt künstlich auf arrogant getrimmt, ebenso die Fehde zwischen Pan und Theo.

Ob es überhaupt einen love interest geben soll, weiß ich bis zum Ende des Buches nicht. Leyla fühlt sich manchmal in Theos Gegenwart zu ihm hingezogen, aber mir bleibt da die Spannung zwischen den beiden völlig aus. Ebenso könnte auch Pan der love interest werden. Majik wirkt extrem blass auf mich, und so ganz habe ich nicht verstanden, warum sie ihn überhaupt mitschleppt.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Der Einstieg ist zwar typisch Urban-Fantasy, aber dennoch fand ich ihn sehr interessant und gut umgesetzt. Der Wechsel zwischen dieser und der magischen Welt war für mich gut nachvollziehbar und auch spannend aufgebaut. Ab dem Zeitpunkt aber, als Leyla mit Pan und Theo unterwegs ist, beginnt für mich die Spannung abzubauen und sich auch bis zum Ende nicht mehr zu heben. Es wird streckenweise langatmig und es passiert kaum was. Es gibt einen Showdown, der zwar ein bisschen noch was rausholt, aber mich nicht wirklich gepackt und überzeugt hat. Ich kann viele Entscheidungen und Handlungen kaum nachvollziehen und plötzlich tauchen Dinge aus dem Nichts auf. Ich verstehe nicht wirklich, warum die Gruppe überhaupt in den Wald gegangen ist. Das Ende ist dann einfach so da, aber für mich irgendwie etwas zusammenhanglos.


Szenerie / Setting
Die einzelnen Szenen wirken auf mich eher etwas zusammengesetzt. Mir fehlt das große Ganze, der Zusammenhang und vor allem der rote Faden. Viele Informationen werden mir vorenthalten und dann einfach so in den Raum geworfen. Ansonsten konnte mir die Autorin die Umgebung gut darstellen und ich konnte mir alles bildlich vorstellen.

Sprache / Schreibstil
Am Anfang fand ich den Schreibstil sehr gut. Die Autorin hat schöne Sätze und bildhafte und passende Metaphern verwendet. Leider kam ich mit der Sprache dann im Laufe des Buches nicht mehr so gut zurecht. Es gab sehr viele Wortwiederholungen, vor allem sehr viele “doch” und “kurz”, ungewohnte Wortverwendungen, und oft wirkte es dann auf mich etwas verschwurbelt. Es gibt so ein paar Handlungssprünge und die Dialoge waren für mich oft recht hölzern. Hier hätte ich mir mehr “show, don’t tell” gewünscht. Die Autorin erzählt die Geschichte als personaler Erzähler aus der Sicht von Leyla im Präteritum, wobei ich an einigen Stellen das Gefühl hatte, dass die Autorin in den auktorialen Erzähler gehüpft ist. Leyla wusste plötzlich Dinge, die vorher nie erwähnt oder angedeutet wurden. Auch empfand ich es als merkwürdig, dass eigentlich alle Personen aus Hamburg recht fantasievolle Namen besitzen, im Gegensatz zu den Bewohnern in Naurénya.


FAZIT
Es tut mir wirklich leid, aber mich konnte das Buch leider nicht überzeugen. Der Einstieg war super und auch echt vielversprechend. Aber im Laufe des Buches konnte es mich nicht mehr fesseln. Die sprachlichen Ungereimtheiten und einige andere Aspekte hatten mir das Lesevergnügen dann doch etwas erschwert. Aber ich sehe definitiv Potenzial und wünsche der Autorin weiterhin ein gutes Gelingen und viel Erfolg mit Ihren doch fantasievollen Geschichten.

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