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Veröffentlicht am 09.11.2025

Fiktiver Einblick in das Leben einer sehr besonderen Frau

Prinzessin Alice
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Aus meiner Sicht ist Prinzessin Alice von Battenberg, spätere Königin von Griechenland, eine außerordentlich interessante historische Figur - leider eine ausgesprochen tragische! Und zwar bereits von Geburt ...

Aus meiner Sicht ist Prinzessin Alice von Battenberg, spätere Königin von Griechenland, eine außerordentlich interessante historische Figur - leider eine ausgesprochen tragische! Und zwar bereits von Geburt an, kam sie doch bereits gehörlos zur Welt.

Quasi als Ausgleich wurde ihr (aus damaliger Sicht) ungeheure Schönheit geschenkt, aufgrund derer sie viele Männer begehrten und ebenso viele Frauen beneideten.

Was aber wahrscheinlich für die meisten Leser am interessantesten ist: sie war die Mutter von Prinz Philipp, dem langjährigen Ehemann der britischen Queen Elizabeth.

Für mich persönlich jedoch ist deutlich bemerkenswerter, dass sie in in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern geehrt wird, da es ihr während des Zweiten Weltkriegs gelang, einige Juden in ihrer damaligen recht ärmlichen Bleibe in Athen zu verstecken und damit zu retten, was allerdings Jahre nach dem hier geschilderten Lebensabschnitt von Alice geschah.

Dieser faszinierenden Person, einer Mutter von fünf Kindern, deren Mann, der griechische Prinz Andreas, sie bereits vor der Volljährigkeit der jüngsten Kinder verlies, widmet Autorin Irene Dische nun ihren neuen Roman.

Hier wird Alice, die viele Jahre lang als wunderlich oder gar schizophren galt, als leidende, gleichwohl den meisten Menschen geistig weit überlegene Person dargestellt, die nach der Abkehr ihres Gatten mittellos mit den Kindern klarkommen muss und einen ganz eigenen Weg geht. Einen, der einigen ihrer Kinder durchaus peinlich ist. Wir begleiten Alice in eine Klinik und auch wieder dort hinaus, treffen sie in Paris zunächst als mittellose Mutter, dann als von den meisten, auch von ihren Töchtern verstoßene Person, die auf die Unterstützung zweier Schwägerinnen, Mary und Edwina angewiesen ist, mit denen sie es auch nicht gerade leicht hat.

Ich glaube, wenn ich nicht schon vor Jahren eine umfangreiche Biographie über Alice gelesen hätte, wäre ich hier vollkommen verloren, wobei ich nicht weiß, ob das besser oder schlechter wäre. Denn so war ich der mehrfachen eleganten Volten der Autorin gegenüber doch sehr misstrauisch und habe überlegt, ob das nun Fiktion ist oder einen wahren Kern hat.

Ein Roman, der keine leichte Kost ist, aber durchaus lesenswert für Rezipient:innen, die auch mal gerne fiktive Werke über reale Persönlichkeiten lesen!

Veröffentlicht am 08.11.2025

Überraschende Impulse

Die 1-Minuten-Strategie gegen mentale Erschöpfung
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Ich habe sehr darauf gehofft, dass hier nicht der "übliche Mist" wiederholt wird und erfreulicherweise ist es so!

Kleine Petitessen wie weise Worte eines asiatischen Meisters, praktische Tipps für den ...

Ich habe sehr darauf gehofft, dass hier nicht der "übliche Mist" wiederholt wird und erfreulicherweise ist es so!

Kleine Petitessen wie weise Worte eines asiatischen Meisters, praktische Tipps für den Alltag oder Listen aus verschiedenen Bereichen der Selbsterkenntnis (diese brauche ich nicht unbedingt) wechseln einander ab. Mir gefallen die immer wieder eingebauten kleinen Übungen, die tatsächlich nicht länger als eine Minute dauern müssen (aber durchaus können) - kleine Erfrischungen oder auch Entspannungen immer dann, wenn es nötig ist - das sind aus meiner Sicht richtiggehende kleine Geschenke - und zwar welche für meinen Geist!

Ich kann längst nicht alles brauchen, picke mir aber so einiges raus und genau so ist es auch gut für mich. Als bereichernd empfinde ich auch die originellen Fotos, die sowohl witzig als auch zutreffend sind!

Veröffentlicht am 06.11.2025

Erschreckend - traurig -tief berührend

Da, wo ich dich sehen kann
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Es ist nicht so, dass man den neuen Roman der Autorin Jasmin Schreiber nicht als solchen erkennen könnte - an ihrer Art zu schreiben, an bestimmten, von ihr bevorzugten Themen, z.B. den Naturwissenschaften. ...

Es ist nicht so, dass man den neuen Roman der Autorin Jasmin Schreiber nicht als solchen erkennen könnte - an ihrer Art zu schreiben, an bestimmten, von ihr bevorzugten Themen, z.B. den Naturwissenschaften. Auch hier ist sie vertreten mit dem Fach Astrophysik, aber es ist eher ein marginaler Aspekt des Romans.

Liv, eine der Protagonistinnen des Romans, ist nämlich Astrophysikerin, wenngleich sie bereits seit einigen Jahren nicht mehr in der Forschung, sondern als Lehrerin tätig ist. Sie trauert wie einige andere auch um Emma, ihre beste Freundin und nicht nur das: Emma war auch Mutter, Tochter und Ehefrau und es war ihr Ehemann, der sie sterben ließ: ja, er hat sie ermordet.

Ganz schön schwere Kost also, aber ich konnte das Buch dennoch nicht aus der Hand legen, denn aus meiner Sicht stimmt bei diesem Roman eigentlich alles. Die Autorin behandelt ihr Thema mit großer Achtung, begegnet ihm dennoch mit schriftstellerischer Leichtigkeit: in meinen Augen eine große Kunst. Denn vor allem wahrt sie die Würde der Trauernden, aus deren Sicht die Handlung angelegt ist.

Denn es ist ein Buch über das "Danach". Der Leser begleitet die Menschen um Emma, diejenigen, die nun ohne sie leben müssen - egal wie es ihnen dabei geht. Und das tut sie mit dem nötigen Abstand und der erforderlichen Nähe. Ein grandioser Roman über ein furchtbares Thema: er wird sicher nicht das Richtige für Jeden und Jede sein, aber für mich war er das: ein ausgesprochener Gewinn

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.11.2025

Ein Weg in die Vergangenheit

Großmutters Geheimnis
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Kopenhagen 2015: Der Musiker Alexander hadert mit seinem Leben. Er hat einen Job als Musiker auf Abruf, um auf Festen bestellte Musik zu spielen. Zudem will seine Partnerin unbedingt ein Kind, das er ihr ...

Kopenhagen 2015: Der Musiker Alexander hadert mit seinem Leben. Er hat einen Job als Musiker auf Abruf, um auf Festen bestellte Musik zu spielen. Zudem will seine Partnerin unbedingt ein Kind, das er ihr auf normalem Wege nicht schenken kann, die künstliche Befruchtung bleibt erfolglos, er fühlt sich unter Druck gesetzt. Ebenso von seiner ausgesprochen egozentrischen, ja zickigen Mutter Lilian, die von ihm erwartet, auf Abruf zur Verfügung zu stehen.

Bei einem seiner Aufenthalte bei ihr fallen ihm Kassetten in die Hand, die seine Großmutter Ruth, die er noch nie getroffen hat, für ihn besprochen hat - offenbar vor Jahren.

Die Leser:innen tauchen mit ihm zusammen in Ruths Vergangenheit, ihr Leben in den 1930er/1940er Jahren ein und stoßen auf eine grauenvolle Geschichte: aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr und ihrer Familie großes Leid zugefügt.

Zunächst erfolgen Schilderungen von Alexanders und Ruths Schicksal im Wechsel, da fühlte ich mich in dem neueren Strang oft verloren, da der Eindruck entstand, dass dort eigentlich nur Menschen miteinander leben (müssen), die kreuzunglücklich sind und nicht dazu fähig, einander zu unterstützen. Etwa ab der Hälfte des Buches beginnt alles einen tieferen Sinn zu ergeben - ab da las ich mit deutlich größerem Enthusiasmus.

Für Leser:innen, die gern mehr über den Holocaust und seine Folgen erfahren möchten, ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen, aber Vorsicht: über längere Passagen hinweg sind die Schilderungen extrem schmerzlich, ich konnte sie auch als Leserin in meiner sicheren Wohnung kaum ertragen!

Veröffentlicht am 03.11.2025

Leben im fernen Indien

Wiedersehen in Rajasthan
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Der historische bzw. zeitgeschichtliche Roman von Ute Krause ist auf drei verschiedenen zeitlichen Ebenen angelegt, wovon die Erste in den 1930er Jahren angelegt ist: die 17jährige Gesa folgt ihrer ersten ...

Der historische bzw. zeitgeschichtliche Roman von Ute Krause ist auf drei verschiedenen zeitlichen Ebenen angelegt, wovon die Erste in den 1930er Jahren angelegt ist: die 17jährige Gesa folgt ihrer ersten Liebe, dem Inder Ravi, in sein Heimatland. Sie reist nicht allein, sondern mit dem gemeinsamen Sohn Ashok und begegnet dort einem ganz anderen Menschen als dem Ravi, den sie in Deutschland kennengelernt hat - er unterstützt sie wenig bis gar nicht beim Einleben in dieser so fremden Kultur - dennoch bekommen sie noch einen Sohn und eine Tochter.

In den 1960er Jahren begegnet Gesa einer deutschen Familie, die sich aufgrund der beruflichen Situation des Vaters für einige Jahre in Indien aufhält - auch wenn sie sich mit der Mutter anfreundet, bleibt diese ihr aufgrund von konträren Ansichten in verschiedenen Bereichen fremd. Doch Paula, der ältesten Tochter, fühlt sie sich bald aufgrund deren Interesse an Kunst und Kultur Indiens verbunden.

In den 1990er Jahren kehrt Paula noch einmal zurück in das Land, in dem sie als junges Mädchen lebte und kann auf so manche Frage, die sie jahrzehntelang umhertrieb, eine Antwort finden.

Der Autorin ist vor allem in Bezug auf die Darstellung des Lebens in Indien und der Einbettung des Settings in die historischen Gegebenheiten insgesamt ein farbiger und anschaulicher Roman gelungen. In Bezug auf die Darstellung der Charaktere, die teilweise etwas farblos daher kommen - vieles muss man sich dazu denken - und die Erzählweise bleibt noch etwas Luft nach oben.