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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2023

Ein Roman für Reisefreudige

Knochensuppe (Band 1)
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aaaaaaaaaaaaaaaaaaWenngleich diese sicher abschließend froh sein werden, dass sie nicht dem Protagonisten, einem jungen Mann, der ohne Familie aufgewachsen ist, folgen müssten. Denn es geht in die Vergangenheit, ...

aaaaaaaaaaaaaaaaaaWenngleich diese sicher abschließend froh sein werden, dass sie nicht dem Protagonisten, einem jungen Mann, der ohne Familie aufgewachsen ist, folgen müssten. Denn es geht in die Vergangenheit, und zwar genau 40 Jahre - von 2064 nach 2024. Für Lee Uhwan, so heißt unser einsamer und unglücklicher junger Mann, ist es ein Arbeitsauftrag: er soll für seinen Chef ein ganz besonderes Rezept finden, das einer schmackhaften Knochensuppe - und es natürlich zurückbringen.

Diese Zeitreisen sind nicht ohne, es sterben mehr Menschen, als dass sie diese überleben und zurückkehren. Doch Lee Uhwan hat so wenig Freude am Leben, dass ihm diese Gefahr nichts ausmacht.

Er kommt auch tatsächlich an in der zurückliegenden Zeit und lernt so einiges über seine Vergangenheit.

Ein interessantes, ungewöhnliches Buch, das ich nicht unbedingt unter Science Fiction einordnen würde, es könnte auch eher unter eine psychologische oder soziale Richtung eingeordnet werden. Allerdings fand ich keinen rechten Zugang, mir blieben Stil wie auch Protagonist überaus fremd, wenngleich ich mir der Qualität des Textes durchaus bewusst bin. Ein Buch, dem ich zahlreiche Leser wünsche!

Veröffentlicht am 18.03.2023

She lived on a boat house, down by the river

Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss
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Falsch! Hier ist es ein "He", der auf dem Hausboot im Norden von Amsterdam lebt, nämlich Arie, ehemaliger Polizist. Besonders glücklich ist er damit nicht, denn sein jetziger Wohnort ist eng ...

Falsch! Hier ist es ein "He", der auf dem Hausboot im Norden von Amsterdam lebt, nämlich Arie, ehemaliger Polizist. Besonders glücklich ist er damit nicht, denn sein jetziger Wohnort ist eng verknüpft mit der Trennung von seiner Frau und dem Verlust seines Jobs kurz vor einer entscheidenden Beförderung.

Da kommt ihm der zündende Gedanke - warum nicht eine Detektei gründen. Er sammelt ein paar Leutchen um sich, zunächst einmal ähnlich jämmerliche Kreaturen wie er selbst, doch das bleibt nicht so. Die fünf bauen sich mehr und mehr gegenseitig auf und ihr Wissen über Kriminalfälle aus.

Und dann kommt auch schon der erste Fall, eine Art Betriebsspionage nämlich!

Eine super Idee, dieser Plot, doch leider ist die Ausführung aus meiner Sicht noch nicht ganz auf den Punkt gebracht, es wabert alles nämlich ein wenig vor sich hin, gerät auch mal aus dem Fluss (beziehungsweise aus den Grachten - wir befinden uns ja in Amsterdam=

Sicher, Humor ist vorhanden (wenn auch der manchmal etwas treffender sein könnte), aber die Spannung bleibt irgendwie so ziemlich aus.

Ich bin der Ansicht, dies ist ein verheißungsvoller Start, der allerdings durchaus noch ausbaufähig ist. Der nächste Band soll in einigen Monaten erscheinen und ich erwarte mir Großes davon. Gelegenheit zum Training hatte die Autorin Amy Achterop ja schließlich bei der Schaffung dieses ersten Teiles!

Veröffentlicht am 14.03.2023

Ein brandaktuelles Thema

Puls der Arktis
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Ylva Nordahl hat ihr berufliches Ziel erreicht: sie ist Pilotin bei der NATO. Während eines Manöverflugs im Norden Norwegens, ihrer Heimat, gerät ihr Flugzeug aus der Bahn und sie muss gemeinsam mit ihrem ...

Ylva Nordahl hat ihr berufliches Ziel erreicht: sie ist Pilotin bei der NATO. Während eines Manöverflugs im Norden Norwegens, ihrer Heimat, gerät ihr Flugzeug aus der Bahn und sie muss gemeinsam mit ihrem Kollegen notlanden. Allerdings auf der russischen Seite der Grenze, wo das gleich als Angriff aufgebauscht wird: Russland mobilisiert seine Truppen, ein Krieg scheint unausweichlich.

Für Ylva ist klar, dass sie von einem russischen Flugzeug aus der Bahn gebracht wurden - was soll erreicht werden.

Ihr amerikanischer Kollege verletzt sich beim Absprung. Eine Flucht vor den Russen, die ihnen zweifellos bereits auf der Spur sind, scheint unausweichlich. Aber nicht für Ylva: Sie kennt die Gegend noch aus Kindertagen, als sie mit ihrer Mutter eine Zeitlang bei samischen Verwandten lebte. Und sie kann die Zeichen der Natur deuten.

Teilweise gemahnte mich das Werk an die reißerischen Bücher von Heinz Konsalik aus den 1970er Jahren, die ich freilich nie gelesen, dafür jedoch im Detail nacherzählt bekommen habe. Und das mehrfach. Ich würde der norwegischen Autorin Grethe Boe nicht unbedingt eine literarische Begabung bescheinigen. Was das Buch allerdings interessant macht, ist der darin thematisierte bevorstehende militärische Konflikt zwischen der NATO und Russland.

In Norwegen erschien das Buch 2021, also ganz klar vor dem russischen Überfall auf die Ukraine, als eine mögliche Eskalation bereits befürchtet wurde. Hier geht sie einen interessanten Weg und folgt auch den Kräften der Natur, was interessant hätte sein können. Jedenfalls bei einer eloquenteren Autorin mit mehr Phantasie und weniger Hang zum Reißerischen.

Veröffentlicht am 19.02.2023

Caros Fitnessküche

Iss dich fit mit Caro
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Influencerin Caro Günther geht in der Fitnessküche ihren eigenen Weg, der allerdings nicht sonderlich originell ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Rezepte auf Ausgewogenheit der Zutaten getestet ...

Influencerin Caro Günther geht in der Fitnessküche ihren eigenen Weg, der allerdings nicht sonderlich originell ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Rezepte auf Ausgewogenheit der Zutaten getestet wurden - es gibt sehr viel "neumodische" Zutaten wie Pflanzendrinks (die man natürlich immer mit Milch ersetzen kann, wenn man will). Auch Kokos wird sehr ausgiebig genutzt, wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob das in der Menge so gesund ist, wobei da das unangenehme Gefühl der Kokosflocken zwischen den Zähnen noch dazukommt.

Das Gros der Rezepte ist leicht und schnell zuzubereiten und so ist es sicher am ehesten was für junge Berufstätige, die nach unkomplizierten, dabei gesunden Mahlzeiten, teilweise auch zum Mitnehmen, suchen.

Ich finde einige der Frühstücksrezepte (besonders Porridges und Bowls) sehr lecker, auch manche Hauptgerichte wie Buchweizencrepes und Mandellachs.

Der Einführungsteil mit sachlichen Erläuterungen ist für mich allerdings völlig zu vernachlässigen.

Veröffentlicht am 28.01.2023

Josef - ein Kind, das für den Krieg büßen muss

Sibir
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Josef ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie am Kriegsende aus dem Warthegau nach Sibirien verschleppt wird. Dort wartet noch nicht einmal ein Heim auf die Familie Ambacher - sie müssen ...

Josef ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie am Kriegsende aus dem Warthegau nach Sibirien verschleppt wird. Dort wartet noch nicht einmal ein Heim auf die Familie Ambacher - sie müssen selbst sehen, wo sie unterkommen und wie sie sich arrangieren - und irgendwie gelingt es ihnen tatsächlich, sich einzuleben und mit der kasachischen Bevölkerung überraschend gut zu arrangieren.

"Nur" zehn Jahre müssen sie dort verbringen und werden dann zuruck nach Deutschland, diesmal in ein niedersächsisches Dorf gebracht - aus dem Leila, die Tochter des inzwischen längst erwachsenen Josef und seiner polnischen Frau, berichtet.

Diese Ereignisse haben mich sehr berührt, denn auch meine Familie musste sich nach dem Krieg in einem neuen Umfeld arrangieren und konnte nicht immer selbst entscheiden, wenn es für sie auch nicht nach Sibirien ging. Aus Josef hat sich ein Eigenbrötler mit starkem Helfersyndrom entwickelt, der es weder Frau noch Tochter leicht macht mit seinen häufigen spontanen Entscheidungen. Vor allem, als nun wieder Spätaussiedler aus Kasachstan eintreffen und er sich wie selbstverständlich um sie kümmert. Schmerz, Schuld und Verlust - das sind immer wiederkehrende Empfindungen und damit auch Grundlagen zum Handeln - nicht nur bei ihm.

Ich habe bisher zwei Romane von Sabrina Janesch gelesen und habe ihren sehr eigenen, skurrilen, durchaus auch geheimnisvollen und immer mutigen, da keinem Trend folgenden Stil sehr genossen. Diesmal etwas weniger - es blieb mir dann doch insgesamt zu viel im Nebulösen - nicht nur Emma, Josefs Mutter, die im sibirisch-kasachischen Dunst verschwindet und nie wieder auftaucht.

Auch hier schreibt sie warmherzig und originell, doch bleibt vieles im Diffusen, im Unklaren - ein wenig kommt es mir vor, als ob ich einen zweiten Band eines Werkes lese, ohne den ersten zu kennen. Vieles wird nicht nicht vorbereitet, ich fühlte mich als Leserin oft vor vollendete Tatsachen gestellt.

Sabrina Janesch kann nichts Schlechtes schreiben - dennoch, ich durfte sie schon deutlich stärker in Form erleben bzw. -lesen!