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Veröffentlicht am 04.01.2020

Ein Freund ist gegangen

Der Freund
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Der Förderer und ehemalige Lehrer, der der Protagonistin vor allem jedoch ein langjähriger Freund war, ist gegangen - selbst hat er ein Ende gesetzt, sich das Leben genommen. Es ist nicht so, dass sie ...

Der Förderer und ehemalige Lehrer, der der Protagonistin vor allem jedoch ein langjähriger Freund war, ist gegangen - selbst hat er ein Ende gesetzt, sich das Leben genommen. Es ist nicht so, dass sie es gar nicht kommen sah, dennoch geschieht es überraschend. Und noch überraschender ist, was, beziehungsweise wer übrigbleibt. Seine Frau natürlich, die Dritte, aber nicht nur sie. Nein, er wird auch von einem, von seinem Hund betrauert, den die Witwe nicht behalten will. Im Gegenteil, der Verstorbene hatte ihn gegen ihren Willen behalten, ein Fund im Park sozusagen. Und zwar nicht irgendeiner, sondern eine riesige Dogge, älteren Semesters noch dazu - Apollo mit Namen

Angeblich war es der Verstorbene selbst, der mal bemerkt hatte, dass im Fall der Fälle die Protagonistin sich um das Tier kümmern würde. Und das, obwohl sie in ihrer winzigen New Yorker Wohnung gar kein Tier halten darf.

Nun, es kommt, wie es kommen muss, irgendwann ist Apollo da und nimmt gleich das Bett in Beschlag. Die beiden gewöhnen sich rasch aneinander, sie sind beide schon in dem Alter, in dem sie gemächlicher spazieren, gerne zu Hause sind und sich irgendwann aneinander gewöhnen. Abgesehen von der nächtlichen Ruhe im Bett mag Apollo es, vorgelesen zu bekommen. Ob er Musik mag, lässt sich hingegen nicht so recht herausfinden.

Auf jeden Fall verleitet er die Protagonistin zu diversen Überlegungen und Bezugnahmen zum Werk anderer Autoren, sowohl im Hinblick auf Hunde als auch auf weitere Themen , die sich ihr ohne Apollos Anwesenheit möglicherweise nicht erschlossen hätten.

Bald schon kann sie gar nicht mehr ohne den Hund sein - obowohl es Hürden gibt. Aber auch Wunder.

Ich habe mich wirklich schwer getan in dieses Buch hineinzufinden, irgendwann jedoch konnte ich nicht mehr davon lassen. Es ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Haben Sie schon oft vernommen, diese Worte? Ich auch - aber wagen Sie sich heran, es ist wirklich komplett anders. Eine Mischung aus Memoir. Oft habe ich mich gefragt, ob das tatsächlich alles Fiktion ist, was hier vorkommt. Um plötzlich, schon ziemlich zum Ende hin, zu erkennen, dass die Autorin mich ganz schön an der Nase herumgeführt hat. Oder doch nicht?
Fakt ist, dass das Werk ein absolutes Novum in vielerlei Hinsicht ist und schon deswegen - und natürlich auch wegen der Erzählkunst der Autorin -den National Book Award 2018 vollkommen zu Recht errungen hat!

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Veröffentlicht am 04.01.2020

Freuleinwunder-same Rezepte

Das Freulein backt! zur Weihnacht
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Hier backt das Freulein, also die Bloggerin Sandra Nauheimer, die schon einige Zeit unter diesem Nick im Netz unterwegs ist und mit diversen Köstlichkeiten überrascht.

Gleichwohl ist der Titel des neuen ...

Hier backt das Freulein, also die Bloggerin Sandra Nauheimer, die schon einige Zeit unter diesem Nick im Netz unterwegs ist und mit diversen Köstlichkeiten überrascht.

Gleichwohl ist der Titel des neuen Backbuchs ein wenig ungerecht, denn das Freulein Sandra backt hier nichtnur eigene Rezepte - nein, sie hat eine ganze Reihe hessischer Hausfrauen hinter sich, die hier Rezepte für Erprobtes und Bewöhrtes eingereicht haben. Das wurde mir erst klar, als ich das Buch durchgeblättert habe - ein Umstand, der aus meiner Sicht ein wenig prominenter hätte herausgestellt werden können.

Ebenso, wie ich Originelles und Unbekanntes vermisst habe - hier ist das Meiste in irgendeiner Form bereits dagewesen. Ich bin froh, dass ich jetzt alle bekannten Rezepte in einem Backbuch habe - auch wenn viele davon sich sehr ähneln.

Was wirklich toll ist - die Rezepte sind überwiegend unkompliziert und es kommt auch Salziges auf den Tisch. Ich habe so einiges davon auf die vorweihnachtliche Kaffeetafel gebracht und werde das auch im nächsten Jahr wieder tun! Vielleicht mit weiteren Impulsen vom Freulein?

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Abnehmen plus

Pinch of Nom
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Ein wirklich tolles und unkonventionelles Kochbuch, das sicher nicht nur Übergewichtigen gefällt. Es ist innovativ, witzig und optisch attraktiv gestaltet - und enthält eine Menge "Plus". Das ist in diesem ...

Ein wirklich tolles und unkonventionelles Kochbuch, das sicher nicht nur Übergewichtigen gefällt. Es ist innovativ, witzig und optisch attraktiv gestaltet - und enthält eine Menge "Plus". Das ist in diesem Fall nicht als eine positive Benotung zu verstehen, sondern als Zusatz- bzw. Ersatzstoff.

Ja, die Briten: dass die ein bisschen anders ticken als wir Mitteleuropäer, das ist uns wohl bekannt. Vor allem im Hinblick auf die Politik. Aber auch in anderen Disziplinen. Ich besuche England seit Jahrzehnten und habe mich dort von jeher mit Kochbüchern eingedeckt. Da gab es viel, wovon man hier nur träumen konnte wie tolle vegetarische Kochbücher bereits in den 1980er Jahren sowie auch solche zur internationalen Kochkunst. Meine ersten drei Kochbücher zur arabischen Küche hatte ich von dort, ebenso wie die für das vegetarische Kochen.

Alles super, auch wenn es hier nicht immer alles zu kaufen gab. Aber es gab immer Wege zu variieren. Das ist auch hier der Fall und aus meiner Sicht dringend Notwendig. Denn Produkte wie Kochspray und fettarmen Käse habe ich nicht aus meiner Küche verbannt - die gab es dort nie!
Zudem habe ich ein anderes Problem - hier wird haufenweise blähendes Gemüse verwendet - wenn man während der Diät auf diese Rezepte angewiesen ist, ist das nicht nur ein Problem für Magenkranke - nein, auch der Magen kräftigerer Menschen wird in dieser Zeit empfindlicher.


Dennoch sicher für viele ein gefundenes Fressen - für mich eher nicht, denn die meisten Rezepte passen nicht so ganz zu mir.

Veröffentlicht am 29.12.2019

Norwegen unter den Nazis

Schicksalstage am Fjord
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Eine schwere und tragische Zeit, über die ich trotz wiederholter Lektüre noch viel zu wenig weiß. Hier geht es um Familie Bakken, die mehrheitlich im Widerstand tätig ist. Vater, Sohn und Schwiegersohn ...

Eine schwere und tragische Zeit, über die ich trotz wiederholter Lektüre noch viel zu wenig weiß. Hier geht es um Familie Bakken, die mehrheitlich im Widerstand tätig ist. Vater, Sohn und Schwiegersohn bringen sich wieder und wieder in Gefahr.

Auch die Frauen hoffen auf baldige Befreiiung des Landes und die Rückkehr einer norwegischen Regierung. So auch Ingrid, die jüngste Tochter der Familie. Ihre jahrelange Freundschaft zu Solveig, ihrer Freundin aus Kindertagen, möchte sie dennoch nicht aufgeben Und das obwohl deren Familie eng an den Nazis hängt. Aber Solveig hilft in schwierigen Zeiten. Und durch sie lernt Ingrid Georg aus Hamburg kennen. Der gehört zu den Besatzern, ist aber alles andere als ein Nazi. Und er findet, dass die Liebe trotz der schwierigen politischen Situation möglich ist und bringt Ingrid damit in eine Zwickmühle - und das ist noch mild ausgedrückt.

Ein Roman, in dem das Dilemma des Einzelnen besonders deutlich zum Ausdruck kommt. In dem wir es mit Wendehälsen, Verrätern, aber auch Unterstützung von unerwarteter Seite zu tun bekommen.


Nicht immer vermag die Autorin die Atmosphäre eindringlich genug zu transportieren, auch stilistisch werden die vielen Ideen und gut entwickelten Spannungsbögen nicht immer passend transportiert. Dennoch ist dieser Roman ausgesprochen lesenswert, weil er so nah ist an der Realität. Er macht das Dilemma Ingrids deutlich, ihre Unfähigkeit, sich zu entscheiden. Ein besonderer Roman, den ich nicht so schnell vergessen werde!

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Veröffentlicht am 28.12.2019

Neue Sphären für Ophelia

Die Spiegelreisende 3 - Das Gedächtnis von Babel
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Beziehungsweise eine neue Welt. Denn es hat sie auf eine fremde Arche verschlagen, die sowohl für sie als auch für den Leser völlig neu ist. Denn die Uhren dort ticken vollkommen anders als auf Pol und ...

Beziehungsweise eine neue Welt. Denn es hat sie auf eine fremde Arche verschlagen, die sowohl für sie als auch für den Leser völlig neu ist. Denn die Uhren dort ticken vollkommen anders als auf Pol und erst Recht als auf Anima.

Auf Babel hofft sie, ihren Ehemann Thorn wiederzufinden, von dem sie seit fast drei Jahren getrennt ist - unfreiwillig, denn er fiel auf Pol, seiner Heimatarche, in Ungnaden und musste verschwinden. Alles deutet darauf hin, dass er auf Babel ist. Oder doch nicht? Es ist sehr schwer für Ophelia, dort Fuß zu fassen, da sie völlig auf sich allein gestellt ist - nicht einmal ihre Patentante begleitet sie diesmal.

Insidergerede meinerseits? Nun ja, aber wir befinden uns ja auch schon im dritten Teil der Saga, also mittendrin im Epos um die Spiegelreisende von der Arche Animanämlihc und den Intendanten der Arche Pol. Anders kann man da kaum drauf zugehen, denn es ist, wie es ist: zu diesem Zeitpunkt steckt der Leser mittendrin und hat auf jeden Fall bereits die Entscheidung getroffen, sich auf diese Story voll einzulassen. Wer so weit gelesen hat, will auch die ganze Geschichte, also alle vier Teile. Denn mittendrin kann man hier nicht starten, dann kapiert man nämlich gar nichts mehr!

Ophelia muss sich richtig auf Babel einlassen, eine freundlich und hell wirkende Arche, hinter deren Fassade leider Intrigen und Missgunst lauern und das nicht zu knapp. Aber es gibt auch ein paar Wesen, die anders ticken, Ophelia muss sie nur finden! Und findet sie auch Thorn? Oder führt ihre Reise zu ihm sie doch nur wieder auf eine weitere Irrfahrt?

Diese intelligente Fantasygeschichte macht wirklich Spaß, denn sie spinnt die politischen Intrigen von uns Erdenbürgern weiter und treibt sie in neue Räume, nämlich auf die 21 Archen. Autorin Christelle Davos gelingt es aufs Prächtigste, politische Ränke und Verschwörungen, aber auch Alleingänge irgendwelcher Machthaber oder auch Möchtegerns zu karrikieren und in eine andere Welt zu übertragen. Ein Epos, das nicht nur Jugendliche lieben werden, sondern alle, die sich gerne mal die ein oder andere neue Welt erschließen - wenn diese schlüssig und sinnvoll konstruiert ist und mit Stil und Humor dargeboten wird. All das schafft Christelle Davos mit ihrer Spiegelreisenden!

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